Farbe oder s/w?

  • Hier mal etwas, wo es meiner Meinung nach auch überhaupt keine Farbe braucht. :thumbsup:
    Ich hoffe der Link ist oK, das Video ist jedenfalls öffentlich. Sonst einfach wieder löschen.


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  • Im Grunde genommen wollte der Fotograf das Spiel mit Licht und Schatten zeigen. Das bei solchen Geschichten natürlich auch das eigene Empfinden eine Rolle spielt, sollte klar sein.
    Auf mich wirken diese Bilder unheimlich kraftvoll, sie mögen düster anmuten, aber nicht im negativen Sinne. Zumindest empfinde ich das so.
    Ich war ja vor vielen Jahren selber in Helsinki. Hab natürlich einiges geknipst, aber als ich diese Bilder sah, merkte ich sofort, daß sie wesentlich eher an meinen Erinnerungen lagen, als meine eigene kleine Ausbeute. So habe ich Helsinki in Erinnerung, diese tiefstehende Sonne, die den ganzen Tag dort dominiert und eben solche Eindrücke liefert.

  • Hi,


    Hannes Heikura ist ein Fotograf mit einem großen Wiedererkennungswert, weil seine Bilder schon sehr speziell sind. Soweit ich weiß, kommentierte er seine Bilder nie. Wenn man nicht sah, was gemeint ist, dann war es für ihn auch schon egal.


    Bei seinen Bildern hat man den Eindruck, dass die pechschwarze Nacht der Normalzustand ist und sich das Licht als Störenfried hin und wie Bahn bricht um zu zeigen, dass doch Leben in der Dunkelheit möglich ist ... wenn man es unbedingt positiv ausdrücken will. Deshalb laufen seine Aufnahmen zumeinst in einem immer dunkler werdenden Rand aus ... nicht das jemand auf die Idee käme, es gäbe außerhalb des Bildes noch mehr Licht. Ansonsten sind seine Bilder wahlweise geprägt von einer übermächtigen, anonymen Architektur oder Natur, in denen sich einzelne Personen verlieren. Menschliche Gestalten sind oft gebeugt, werden an den Rand des Bildes verbannt oder man sieht sie im Gegenlicht nur als Silhouette. Zwar zeigt er oft Menschen, aber nicht als Individuum mit menschlichen Emotionen, sondern eher unpersönlich als Statisten in einer oft monströsen, erdrückenden urbanen Umgebung.


    Heikura lebt nicht mehr. Er wurde nicht einmal 60 Jahre alt. Einerseits muss man sich fragen, wie es in ihm ausgesehen hat, wenn diese (für ihn typischen) Bilder sein Vermächtnis an die Nachwelt sind. Andererseits zeigt es doch immer wieder, welches kraftvolle Medium die Fotografie ist, die auch weit abseits des Mainstream noch funktioniert und kreativen Raum für ganz unterschiedliche Ansätze lässt.


    Ciao
    HaPe

  • Moin!
    Ich wollte die Bilder von Hannes Heikura hier nur einmal kurz vorstellen um zu zeigen, was s/w Aufnahmen überhaupt für eine Dynamik und Kraft entwickeln können und wo Farbe mit Sicherheit völlig überflüssig ist. :thumbup:
    Vielleicht ist der Fotograf in dieser Serie auch durch die langen skandinavischen Winter geprägt worden.
    Wenn überhaupt Licht, dann nur kurz und nur sehr tiefstehend. Hier spielt m.M.n die s/w Fotografie ihren großen Vorteil aus. Wie er das hier auf diese diese Art und Weise künstlerisch/dokumentarisch verewigt, zeigt einmal mehr seine große Klasse im Umgang mit Licht und Motivgestaltung.
    Es sind mit Sicherheit keine Wohlfühlbilder, aber sie erzeugen dennoch eine starke Emotion beim Betrachter, man ist regelrecht gefesselt von seinen Aufnahmen, ohne daß etwas wirklich "spektakuläres" gezeigt wird. Einiges ist mit Sicherheit inszeniert, das ist klar, dadurch merkt man aber auch sehr schnell, daß hier erst über lange Zeit ein Thema geplant wurde und erst dann wurde die Kamera in die Hand genommen. Manch einer wird sich mit Sicherheit durch diese Bilder etwas verstört fühlen, ich bin aber der Meinung, daß auch in der Fotografie sowas erlaubt ist.
    Wenn es nur um niedliche, biedere Wohlfühlbilder ginge, wäre die Fotografie längst tot.


    LG kiki

  • Ein Graustufenbild hat immer eine andere Wirkung als ein Farbiges, das kann oft auch von Vorteil sein, zumindest wenn man Kontraste, Licht, Strukturen besonders betonen möchte und wo die Farbe vielleicht eher den Blick ablenken würde.


    Hier noch ein paar Bilder, wo ich meine, dass die Farbinformation nur abgelenkt hätte. Um die farbigen Versionen gegenüberzustellen, müsste ich allerdings tief in meinem Archiv graben:





    Noch eine Anwendung für SW-Fotos: Wenn ich nur ein JPG zur Verfügung habe, und mich beim Weißabgleich extrem vergriffen habe. :P


  • Noch eine Anwendung für SW-Fotos: Wenn ich nur ein JPG zur Verfügung habe, und mich beim Weißabgleich extrem vergriffen habe. :P

    Genau dann mache ich schon mal aus einem Buntbild ein Schwarz-Weißes, allerdings mit einer RAW-Vorlage. Das habe ich dann und wann schon mal gehabt, das es einfach sch... in bunt aussieht. Meist wandert es jedoch in den Papierkorb, aber manchmal hat man nicht anderes. Ich vertue mich ab und an mal bei den ISO-Zahlen, wenn ich in einem Gebäude war und dann vergesse die ISO wieder zurückzustellen. :/


    Viele Grüße
    Petra

  • Genau dann mache ich schon mal aus einem Buntbild ein Schwarz-Weißes, allerdings mit einer RAW-Vorlage. Das habe ich dann und wann schon mal gehabt, das es einfach sch... in bunt aussieht. Meist wandert es jedoch in den Papierkorb, aber manchmal hat man nicht anderes. Ich vertue mich ab und an mal bei den ISO-Zahlen, wenn ich in einem Gebäude war und dann vergesse die ISO wieder zurückzustellen. :/

    Naja Petra, du hast dir deine Frage ja schon selbst beantwortet. Wenn's in Farbe schon doof aussieht, macht es in Graustufen nicht unbedingt einen besseren Eindruck und dann ist meistens der Papierkorb die beste Wahl. Das muß man sich dann auch eingestehen können und nicht noch lange an dem Bild herumfummeln. Ist ja auch eine gute Übung... einfach zu wissen, wann man aufhören sollte :thumbup:
    Was die ISO angeht, könntest du aber Glück haben wenn der Betrachter s/w sowieso als etwas nostalgisches betrachtet. Dann stört auch das "Korn" nicht mehr. :D

    Noch eine Anwendung für SW-Fotos: Wenn ich nur ein JPG zur Verfügung habe, und mich beim Weißabgleich extrem vergriffen habe. :P

    Das wäre jetzt vielleicht eher ein Grund auf RAW zu setzen, um dies im Anschluß so zu korrigieren, wie man es gerne möchte. 8)
    Es ist natürlich schade, daß es keine Farbbilder gibt. Beim ersten wäre ein Vergleich interessant gewesen, um wirklich mal zu schauen, wie sich die Kontraste darstellen.
    Beim 2. Bild passt es gut zur Bewegungsunschärfe, beim 3. bin ich mir nicht schlüssig, ob man vielleicht beide Varianten hätte nehmen können. Es kommt ja auch immer drauf an, was man mit Farben so alles anstellen kann. Man muß es ja nicht so nehmen, wie es aus der Kamera kommt.
    Das "Problem" ist aber auch, daß hier ein Thema gezeigt wird, wo s/w überproportional vertreten ist. Es gibt natürlich auch gute Beispiele in Farbe, aber die sind m.M.nach "gefühlt" in der Unterzahl.

  • Das darfst du auch.
    Es entsteht dadurch nur der Eindruck, daß man s/w notfalls auch als allgemeine "Verlegenheitslösung" benutzen kann. Meiner Meinung nach läßt sich das so nicht einfach darstellen. Ein verhunzter Weißabgleich wirkt sich ebenfalls negativ auf die s/w Konvertierung aus, dazu noch mit den knappen "Reserven" im jpeg ist das eher suboptimal.
    Die Infrarotfotografie ist jetzt vielleicht etwas sehr speziell, aber wenn man dort ohne vorherigen Weißabgleich oder Kameraprofil arbeitet, muß man den kompletten Workflow umkrempeln um das gewünschte Ergebnis zu erzielen und da geht es um RAW... jpeg wäre gleich für die Tonne!
    Graustufenbilder haben eine andere Anmutung und Motivdarstellung als das Bunte, mit eigenen Entwicklungs- und Gestaltungselementen und daher auch nicht unbedingt als 2.Wahl geeignet.


    Das nur am Rande, jeder soll das machen, was ihn zufrieden stellt. :thumbup:

  • Noch keiner irgendwelche Versuche gestartet?
    Sommerzeit ist Plüüümchenzeit. Gibt immer genug zum Gucken. Ich hab allerdings eine Grünallergie :D
    Deshalb sieht es bei mir so aus:



    Im Original:




    Weitere Beispiele dürfen (sollen!) gerne gezeigt werden. Wär doch schade, wenn das hier wieder einschläft :thumbup:

  • Auch wenn ich mich jetzt in die Nesseln setze, mir gefällts mit Farbe besser.
    Ich will auch kurz erläutern warum. ;)
    Wenn man sich in der s/w Variante die linke Wade der vorderen Fußgängerin anschaut, da fehlt der Kontrast zwischen der Haut und dem Zebrastreifen. Das geht irgendwie ganz eigenartig ineinander über. Man könnte jetzt natürlich lokal dort etwas nachbessern, aber in der Farbvariante gibt es dieses Problem nicht.
    Ganz ehrlich, so viel Farbe gibt es in der Aufnahme ja nicht zu sehen und die rote Tasche find ich als zweiten Blickfang in der Ecke sehr schön anzuschauen. Wirkt vielleicht im ersten Moment etwas beiläufig oder gar zufällig, hat aber Wirkung. Das geht in s/w völlig unter.


    Es wäre jetzt natürlich gut zu wissen, was hier der Grund für eine s/w Bearbeitung war. Linien und Kontraste sind für mich auch im Farbbild ausreichend vorhanden. Schon allein die Tatsache, daß sich zweit fast gleiche Kleidchen gegenüber stehen, bleibt auch in der Farbvariante erhalten und wird dadurch sogar noch verstärkt.

  • Hätten die beiden Kleidchen jetzt unterschiedliche Farben, wäre die besondere Wirkung des Farbfotos in diesem Fall nicht mehr da. Auch die Tasche würde dann keine Aufmerksamkeit mehr erregen.
    Hier ist es wirklich der besondere Zufall, der diese Farbaufnahme auszeichnet und da muß ich mich der Bemerkung von HaPe ein paar Seiten zuvor einfach anschließen und bestätigen: im Zweifelsfall IMMER für die Farbvariante.


    Die Schatten finde ich in diesem Fall eher etwas unspektakulär, zumindest zeigten die hier keine besondere Wirkung auf mich.
    Es stellt sich natürlich bei "street" ( ich vermute mal in diese Kategorie soll das Bild eingeordnet werden) immer die Frage, ob ALLES zwangsläufig in s/w umgewandelt werden muß, da dieser Effekt in diesem Genre geradezu inflationär angewendet wird und anscheinend alle anderen Möglichkeiten fast kategorisch ausschließt.
    Hier ist es spannender mal genau das Gegenteil zu wählen. So bunt ist es ja auch nicht. ;)