Als Rentner auf Gran Canaria

  • Ich bin seit Oktober 2015 Rentnerin und bin einen Monat später nach Gran Canaria umgezogen. Hier lässt es sich als Rentner gut leben, das Klima trägt natürlich sehr viel dazu bei. Aber ich finde, es ist auch ein anderes Lebensgefühl und die meisten Menschen sind einfach „gut drauf“. Mittlerweile habe ich einen großen Bekanntenkreis, viele leben auch dauerhaft hier, andere kommen ein paar Monate im Winter, um dem kalten Deutschland zu entfliehen. Ich weiß aus vielen Gesprächen, dass immer mehr Menschen den Wunsch haben, für längere Zeit oder sogar dauerhaft auf Gran Canaria zu leben. Vielleicht kann ich mit meinem Bericht ein paar Tipps dazu geben. Einiges ist auch sicherlich für einen kürzeren Urlaub hilfreich.


    Meine Auswanderung war lange vorbereitet. Ich wusste, dass auf Gran Canaria die meisten Wohnungen möbliert vermietet werden. Daher wurde es kein großer Umzug, ich nahm nur das Notwendigste an Hausrat sowie persönliche Sachen mit. Vieles habe ich neu gekauft, das war günstiger als die gebrauchten Sachen zu transportieren. Alles, was nicht ins Gepäck passte, wurde mit DHL verschickt. Für ein 20-Kilo-Paket habe ich ca. 50 Euro bezahlt. Meine Wohnung in Köln habe ich nicht gleich gekündigt, ich hatte mir für den Winter einen Bungalow mit zeitlicher Befristung gemietet. So konnte ich mich vor Ort nach einer dauerhaften Bleibe umschauen, um dann meine Wohnung zu kündigen. Dieser Bungalow war in Sonnenland, dort habe ich die ersten Monate auf der Insel verbracht. Der Ort ist aber ziemlich abgelegen, mittlerweile habe ich eine schöne Wohnung mit Meerblick in San Agustin gefunden. Nach meinen Erfahrungen würde ich jedem einen Makler für die Wohnungssuche empfehlen.
    Ich bin nicht alleine umgezogen, mein Hund Rox kam natürlich mit. Er musste in der Transportbox im Frachtraum reisen und hat es gut überstanden. Als Hundehalter muss man hier einiges beachten. Der Vierbeiner benötigt eine Impfung gegen den Herzbandwurm und er sollte eine regelmäßige Prophylaxe gegen Flöhe bekommen. Es gibt hier deutschsprachige Tierarztpraxen und die Auswahl an Hundefutter und diversem Zubehör ist groß. An den meisten Stränden sind Hunde nicht erlaubt. Hier in San Agustin gibt es eine schöne Grünanlage zum Spazierengehen, in Sonnenland gibt es sogar einen eingezäunten Hundespielplatz.


    Formalitäten waren nicht so schlimm, wie ich befürchtete hatte. Spanien ist ein EU-Land und innerhalb der EU kann man seinen Aufenthalt frei wählen. Als erstes benötigt man die NIE-Nummer, die Identifikationsnummer für Ausländer. Sie ist für geschäftliche Belange nötig wie z.B. die Eröffnung eines Bankkontos. Man beantragt sie bei der Nationalpolizei. Falls die Sprachkenntnisse nicht ausreichen, muss man jemanden mitnehmen, der hilft. Für solche Behördengänge gibt es etliche Büros, die diese Dienstleistungen anbieten. Als ich meinen Wohnsitz in Deutschland abgemeldet habe, konnte ich die Residencia beantragen und habe mich im Rathaus angemeldet. Mit der Residencia bekomme ich Rabatte bei Inlandsflüge oder Fährfahrten.


    Ich werde immer wieder nach der medizinischen Versorgung gefragt. Die ist hier gut, die Klinik San Roque in Meloneras gehört zu den besten Kliniken Spaniens. Ich bin dort auch schon behandelt worden, sprachlich ist das kein Problem, denn es stehen Dolmetscher zur Verfügung. Ansonsten gibt es sehr viele deutsche oder deutschsprachige Ärzte hier im Süden von Gran Canaria. Als gesetzlich versicherter Rentner bleibt man Mitglied der jeweiligen Krankenkasse in Deutschland. Nach Erhalt der Residencia wird man in das spanische Gesundheitssystem umgeschrieben und bekommt eine entsprechende Karte. Damit kann man sich im Centro de Salud behandeln lassen. Wer mehr Leistungen will, kann natürlich eine private Zusatzversicherung abschließen.


    Ein Auto habe ich hier nicht, Bus und Taxi sind sehr preiswert und ich komme gut damit zurecht. Von meiner Wohnung gehe ich nur ein paar Schritte bis zur Bushaltestelle. Ich habe mir die Tarjeta Suma zugelegt. Das ist eine Magnetkarte zum Aufladen, damit bekomme ich 60 % Rabatt. Die meisten Supermärkte liefern die Lebensmittel ins Haus, das finde ich sehr praktisch. Man kann hier recht günstig leben, das gilt nicht nur für die Fortbewegungsmittel. Die Mieten sind niedriger als in deutschen Großstädten oder Ferienorten, Heizkosten gibt es nicht und Strom und Wasser sind normalerweise inkludiert. Vieles andere liegt natürlich an den persönlichen Vorlieben, wer überwiegend deutsche Produkte kauft, muss entsprechende Preise bezahlen. In San Fernando gibt es Lidl, er hat allerdings ein anderes Sortiment als in Deutschland. Wenn man länger hier lebt und sich auskennt, findet man auch immer mehr Lokale, um preiswert zu essen. Ich gehe beispielsweise gerne in San Fernando in der Markthalle in die Cafeteria, es gibt gutes Essen und mir gefällt die Atmosphäre.

  • Nein, außer ein "paar Brocken" konnte ich kein Spanisch. Hatte in der ersten Zeit auch sehr viel mit Wohnungssuche, Kontakte knüpfen usw. zu tun. Dann kam die Wohnungsauflösung in Deutschland, hier die Formalitäten (dazu habe ich mir professionelle Hilfe geholt) und vieles mehr, was so ein Umzug mitbringt wie z.B. notwendige Anschaffungen, Versicherungen abschließen.
    Dann habe ich es mit privatem Unterricht versucht, das hat aber nicht so geklappt. Derzeit lerne ich am PC.

  • @elke Danke für deine Ergänzungen. Ich bewundere deinen Mut! Dass man Spanisch lernen muss, wenn man dort lebt, erscheint mir zwingend. In einer Enklave würde ich nicht leben wollen ;) .
    Bei den ganzen Formalitäten der Einreise stelle ich mir das sehr schwer vor, wenn man noch nicht perfekt Spanisch spricht. Aber du schreibst ja, dass das halb so wild ist.
    Dass du das geschafft hast, Elke. Toll. Ich kenne auf La Gomera auch ein deutsches Paar, die vor einigen Jahren ausgewandert sind.
    Vielleicht überlegen wir es uns doch noch einmal. Die derzeitigen Wohnungspreise in D sind so was von erschreckend.

    Schöne Grüße von Annette

  • Man muss hier ja nicht zwangsweise spanisch lernen. Es gibt so allerhand Leute die schon mehr als 10 Jahre auf der Insel leben und kein oder kaum spanisch können. Wie Elke schreibt geht auch der Papierkram erst mal ohne spanisch zu können. Man muss sich halt dann jemand suchen der einem dabei (kostenpflichtig) hilft, da gibt's jede Menge Leute.
    Wenn man aber nicht als Dauerurlauber auf Gran Canaria leben will, "wie in Deutschland nur mit schönem Wetter", weil man ja im touristischen Süden alles auf Deutsch bekommt, ist es wirklich von Vorteil einen Teil seiner Zeit aufzuwenden um die Sprache zu lernen.



    Das Sprachproblem kommt dann besonders zum Tragen wenn wirklich grosse Probleme auftreten. Ich kenne persönlich zwei Fälle, wo Leute nach mehr als 20 Jahren auf der Insel, wieder zurück nach Deutschland sind, weil einer der beiden schwer krank wurden, und zwar so schwer, dass das die Kliniken im Süden nicht mehr hin kriegen und die Person dann ins, logischerweise, spanisch sprechende Krankenhaus nach Las Palmas mussten. Dann waren die Probleme gross, man kann kaum/kein Spanisch versteht sich nicht mit Ärzten und anderem Personal, fühlt sich schlecht behandelt etc.
    Auch das sollte man immer bedenken. Wir hoffen natürlich immer, dass dieser Fall nicht eintritt aber je älter man wird ist das auch nicht auszuschliessen.

  • @Annette, ja, die Mieten sind hier noch erschwinglich. Als großen Vorteil sehe ich auch, dass die Wohnungen hier möbliert vermietet werden. Das macht auch einen Umzug einfacher und preiswerter. Ich finde auch, dass man hier insgesamt günstiger lebt. Viele Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Rindfleisch, Meeresfrüchte sind nicht so teuer wie in Deutschland. Man braucht keine Winterjacken, Stiefel und dergleichen, fast das ganze Jahr über nur leichte Sommerkleidung. Und man hat aufgrund des tollen Klimas einfach mehr Lebensqualität.


    @Wandgcjo , ich habe auch schon viele Leute kennengelernt, die seit zig Jahren auf der Insel leben und kaum spanisch können. Manchmal habe ich den Eindruck, sie sind noch stolz darauf. Ich fand es toll, als ich zum ersten Mal einen Behördengang allein bewältigt habe. Die Rentenversicherung in Deutschland will einmal im Jahr eine Lebensbescheinigung. Ich habe sie mir im Justizgebäude geholt und es hat gut geklappt.
    Ja, im Krankheitsfall ist es dann sicherlich ein großes Problem, wenn die Sprachkenntnisse fehlen. Allein der Gedanke ist dann für mich schon ein Ansporn, mich damit zu beschäftigen.