Reise nach Äthiopien

  • Hi,
    hier im Forum wurde kürzlich eine Reise nach Ätiopien angekündigt.


    Als ich heute Morgen die Schlagzeilen - Wirbelstürme, Fluten und große Dürre - in der Zeitung las, habe ich mich gefragt, warum jemand in ein Land reist, das von Hungersnöten, Überschwemmungen und instabiler politischer Lage heimgesucht wird?
    Wie ist Eure Meinung dazu? In Äthiopien sterben Tausende von Menschen und Millionen sind obdachlos, kann man in solch einem Land eine teure Urlaubsreise unternehmen, ohne das Elend rechts und links der Straßen zu sehen?


    Dies ist nur ein Beispiel, es gibt sicher einige Länder, in denen es ähnlich aussieht. Es gibt sogar Reiseveranstalte, die in Kriegsgebiete Reisen anbietet, da manch einer mittlerweile das besondere Erlebnis haben will, was nicht jeder macht.
    Mir geht es oft ähnlich, das gebe ich zu. Auch ich fahre gerne in Länder, die nicht unbedingt von Touristen überlaufen sind.


    Mich würde wirklich mal interessieren, warum solch eine Reise gebucht wird.


    Viele Grüße
    Petra

  • Tja, hab die Bilder von den Überschwemmungen heute im Fernsehen gesehen, ist aber 1200km südlich von Addis Abeba und ich fahr von dort nach Norden. Trotzdem kanns wohl sein, daß diese Reise ins Wasser fallen wird. Mal zuwarten, was der Reiseveranstalter macht.
    Irgendwie find ich, ists ein Kuriosum, daß ausgerechnet die schönsten und interessantesten Länder der Welt so häufig auch zu den ärmsten Ländern gehören. Äthiopien soll das landschaftlich mit Abstand schönste Land Afrikas sein und ethnologisch ganz bestimmt das Interessanteste (allerdings hauptsächlich im Süden, dorthin komm ich nicht und dort scheint sich die Katastrophe abzuspielen) . Klar ists die Exotik die uns anzieht, und je ärmer ein Land, desto ursprünglicher bleibt es auch. Wie ich 1985 das erste Mal in Bejing war, war ich von dieser STadt fasziniert, heute ists nur mehr eine "Nichts-wie weg-Stadt" wie hunderte Metropolen auch.
    Eine Reise nach Äthiopien erwarte ich punkto Armut nicht anders wie nach Nepal, Indien, Myanmar, Kambodscha, Mali, Tibet, Sri Lanka, Brasilien, Pakistan, Argentinien, dem Jemen oder auch Südafrika und Namibia, wenn man genauer hinschaut. Und das sind nicht gerade Länder, wo der Tourismus so fremd ist. Wo viel Licht ist, ist viel Schatten. In Agra wohnten wir in einem Hotel wo rundum lauter Armenküchen waren, vor denen die Bettler warteten, daß einer was spendet. Eine halbe Stunde später waren mit vor dem prächtvollsten Gebäude das ich jemals gesehen hab. Trotz diesem Zwiespalt würd ich jedem anraten, sich das Taj Mahl unbedingt anzuschaun.
    Gruß Franz

  • Hallo Franz,
    das sollte weder Kritik an Deiner Reiseplanung sein, noch wollte ich Dich persönlich angreifen.
    Mir fiel heute morgen, als ich den Artikel in der Zeitung gelesen habe, ein, dass hier eine Reise nach Äthiopien erwähnt wurde. Und die Beweggründe haben mich einfach mal interessiert.
    Viele Grüße
    Petra
    PS. Für mich ist das Taj Mahal eines der beeindruckendsten Gebäude der Welt gewesen. Wer einmal das Taj Mahal gesehen hat, kann nie mehr im Leben so richtig unglücklich werden...

  • Hallo,
    spiele ja auch mit dem Gedanken, nach Äthiopien zu fahren. Das mit den Überschwemmungen hab ich gar nicht mitbekommen, war ein wenig von den Medien abgeschnitten. Muss ich nachher gleich mal googeln.
    Aber Franz hat eigentlich schon die Gründe genannt. Man kann das noch ein wenig in die eine oder andere Richtung drehen - aber irgendwie ist es schon so: Je rückständiger, des lohnendwerter. (Ok, es gibt Ausnahmen.) Insgesamt aber ist die Situation in Äthiopien gar nicht so schlimm - wenn die Menschen und ihre Machtgeilheit nicht wären. Seit der Bürgerkrieg beendet ist, hat sich die Lage wesentlich gebessert. Und ein bescheidener Tourismus, Strände gibt es ja keine, würde da sicher noch ein wenig helfen können. Aber Afrika ist sicher sehr extrem in der Hinsicht.

  • Ja, jetzt wieder aus Äthiopien zurück kann ich eine fundiert Antwort geben. Es ist mit Garantie landschaftlich eines der schönsten Länder der Welt und kulturell sicher das interessanteste interessantesten Land Afrikas. Ich bin noch immer ganz fasziniert und werd wohl im März nochmals angreifen. Dann wirds weniger um die landschaftliche Schönheit die ich diesmal im Norden genossen habe gehen, sondern eher um die ethnologische Vielfalt im Süden. Natürlich gibts auch Armut, wie an fast allen interessanten Reisedestination auch, aber wie überall streift man da Tourist wenig an. Ich kann das Land jedenfalls mit sehr gutem Gewissen empfehlen, natürlich nur für Leute die bereit sind, beim Hotelkomfort starke Abstriche zu machen.