Farbe oder s/w?

  • Hallo!


    Um noch mal auf NoDurians Fotos zurück zu kommen: Ich wäre bei dem Motiv nie auf schwarz/weiß gekommen, mir gefallen die roten Felsen. Aber trotzdem muss ich sagen, das Schwarz/weiß-Foto sieht auch sehr gut aus.


    Ich seh das so: Das Farbfoto ist das, was ich nach dem Urlaub haben will, die Erinnerung an schöne Plätze, an tolle Landschaften und Menschen.


    Das Schwarz-weiß-Bild hat für mich mehr mit Kunst zu tun und gefällt mir daher auf eine ganz andere Weise.


    Wenn ich mir in Linz jedes Jahr die Fotoausstellung im Herbst im Rathaus anschaue, dann beeindrucken mich aber eher die richtigen Schnappschüsse, nicht so die bearbeiteten Fotos. Ich bin da altmodisch.


    Bei manchen Fotos denke ich mir einfach, Wahnsinn! Der Fotograf hat einen tollen Blick und hat dieses Farbenspiel gesehen beim Abdrücken. Das Nachbearbeiten ist eine interessante Variante, für mich hats aber eher was mit Malerei zu tun, also mehr in die Richtung Kunst.


    LG Quaxi

  • Hi,

    Durch die Digitalisierung ist heutzutage in der Fotografie irgendwie alles möglich. [...] Eigentlich sollte das einen riesigen Vorteil bieten, aber ich habe eher den Anschein, daß es nur undurchsichtiger geworden ist.

    Früher beschäftigte man sich zuerst mit einer (Bild-) Idee, dann mit den möglichen (technischen, gestalterischen) Ansätzen zur Umsetzung um schlussendlich oft mangels entsprechend ausgestattetem Reprolabor, Lehrmeister, Fähigkeiten, Inspiration und Transpiration dann doch scheitern. Heute wird man von Drei-Klick-Tools erschlagen und weiß oft nicht, was man damit anfangen soll. Dabei wäre die Antwort so einfach: Gar nichts, wenn die (Bild-) Idee noch nicht geboren ist. Wenn das alle beherzigen würden, wären uns unzählige schaurig-skurrile HDR-Bilder erspart geblieben.


    Ein anderer Punkt: Wir werden ja nicht nur von einem übermächtigen Berg schlechter Bilder geflutet, sondern auch wirklich gute Bilder sind an jedem Kiosk und auf vielen Webseiten allgegenwärtig. Und natürlich messen wir uns eher an den Bildern, die uns begeistern. Hier hat aber die Digitalisierung eigentlich gar nichts gebracht, denn Bilder, die uns im innersten anrühren tun das nicht, weil Photoshop so viel Funktionen hat, sondern weil der Fotograf sein Handwerk beherrschte. Weil er mehr Künstler als Techniker ist.

    Na gut, die meisten denken bei s/w wohl eher an die eigene Kindheit und haben mit dem Ganzen heute nichts mehr am Hut. Schon witzig das solche Assoziationen kommen, damit habe ich nicht mit gerechnet. :D

    das bestärkt mich in dem Gedanken, dass das ein Generationen-Ding sein muss. Die erste Assoziation, wenn ich ein SW-Bild sehe ist (überspitzt): "Kann sich der keinen Farbfilm leisten"? Weil IMO wirklich ganz oft (fast immer) das Bild durch den Verlust seiner Farben nicht gewinnt. Von einer Urlaubsreise nur mit SW-Bilder heim zu kommen oder eine HDAV-Show in SW zu erstellen ... nicht weil es gut ist, sondern weil es möglich ist ... wäre für mich ein komplett abwegiger Gedanke. Die Bilder von Sebastiao Salgado sind traumhaft schön, aber hier war ein Meister des Lichts und der Graustufen am Werk und jedes einzelne Bild ist ein Kunstwerk. Das hat nichts mehr mit der Alltagsknipserei zu tun.


    Wäre mal eine interessante Wochenend-Aufgabe, eine/zwei/drei Bilder im Sebastiao-Salgado-Stil zu erstellen. Man würde sofort merken, dass alleine die Vorbereitung und Motivauswahl viel komplexer ist, als die normale Fotografie.


    Ciao
    HaPe

  • Habe jetzt erst den Thread über das Thema s/w gesehen und finde es auch total spannend.
    Bei Portraits kommen oftmals die Gesichtszüge in s/w sehr gut zur Geltung.
    Deshalb fiel mir das Foto dieser alten Nepalesin ein was ich vor ein paar Jahren gemacht habe und habe
    es mal in s/w umgewandelt.


  • Bei Portraits kommen oftmals die Gesichtszüge in s/w sehr gut zur Geltung.

    Meinst Du damit, dass die Gesichtszüge im s/w Bild aussdrucksstärker sind als in Farbe?


    Viele Grüße
    Petra

  • Mir gefallen da beide Aufnahmen, wobei die s/w Aufnahme etwas flau wirkt. Es ist jetzt aber sehr müßig darüber zu diskutieren, was man da verbessern könnte/müßte, zumindest am Hautbild könnte man schon etwas mehr "Licht" bzw. eine leichten Kontrast herauskitzeln. Ebenso bei den weißen Haaren. Es gibt da rechts an der Schläfe so eine Strähne, die wirkt etwas ausgefressen, das ist allerdings in beiden Aufnahmen sichtbar. Was überhaupt nicht fehlt, ist die Farbe im Hintergrund.
    Hast du es nur umgewandelt, oder auch ein wenig "Feintuning" betrieben?

  • Hi,

    Früher beschäftigte man sich zuerst mit einer (Bild-) Idee, dann mit den möglichen (technischen, gestalterischen) Ansätzen zur Umsetzung um schlussendlich oft mangels entsprechend ausgestattetem Reprolabor, Lehrmeister, Fähigkeiten, Inspiration und Transpiration dann doch scheitern. Heute wird man von Drei-Klick-Tools erschlagen und weiß oft nicht, was man damit anfangen soll. Dabei wäre die Antwort so einfach: Gar nichts, wenn die (Bild-) Idee noch nicht geboren ist. Wenn das alle beherzigen würden, wären uns unzählige schaurig-skurrile HDR-Bilder erspart geblieben.

    Als ich vor ca. 4 Jahren meine alte A1 in Rente schickte um mir eine Digitalkamera zu kaufen, wurde ich bei vielen Modellen schon von den Funktionen regelrecht erschlagen. Motivprogramme mal als Beispiel, mit... Sonnenuntergang, Portrait, s/w, Panorama... und auch HDR 8| Da fragte ich mich als erstes, wozu ich das brauche und ob ich in all den Jahren schon so viel verpasst habe ;( Ein Mobiltelefon, welches meint, nachträglich noch die Schärfentiefe regeln zu können krönt das ganze jetzt noch. Daß ich mich auch mit einem Autofokus beschäftigen muß, war mir klar, aber den gab's ja schon zu analogen Zeiten. Das nur so nebenbei. :D
    Heute sind es Dinge wie die von dir vorgestellten HDAV Shows, von denen ich noch nie zuvor gehört habe. Eine kurze Zeit widmete ich mich der Panoramafotografie. Nicht weil ich Architektur oder Landschaft knipsen möchte, sondern ich bin durch meinen "Freistellbokehfimmel" bei den Brenizern gelandet. Knipsen war ja nicht das Ding, aber das Stichingprogramm trieb mich zur Verzweiflung, ich hab's wieder ganz weit weg geschoben. Brauche erst einmal Literatur und neuen Mut. Das kann dauern. ;(

    Die erste Assoziation, wenn ich ein SW-Bild sehe ist (überspitzt): "Kann sich der keinen Farbfilm leisten"?

    Du bist ja einer... :D Wenn früher der s/w Film das Fahrrad war, könnte bei heutigen Bildern evtl. auch ein "Bike" in Form einer M Monochrom dahinter stecken. Hier ist jetzt vielleicht etwas Vorsicht geboten. :whistling:


    Eine HDAV Show komplett in s/w kann ich mir bei einer Urlaubsreise auch nicht vorstellen. Wüßte jetzt auf Anhieb auch nicht ob sich evtl. ein Mischmasch anbietet. In manchen Bildbänden funktioniert das, allerdings sind die selten chronologisch angeordnet. Spätestens wenn du auch "Füllmaterial" für die Übergänge brauchst, wird es wohl ein größeres Problem geben.
    Ich denke auch, daß man die Präsentation der s/w Fotografie nicht 1:1 in jede digitale Medienform übertragen kann. Da gibt es dann schon eine gewisse Grenze. Als eigenständiges Stilmittel hat sie aber für mich auch dort ihren Platz gefunden.

    Wäre mal eine interessante Wochenend-Aufgabe, eine/zwei/drei Bilder im Sebastiao-Salgado-Stil zu erstellen. Man würde sofort merken, dass alleine die Vorbereitung und Motivauswahl viel komplexer ist, als die normale Fotografie.

    Da kneife ich jetzt. :D


    LG kiki

  • Klasse Aufnahme!
    Ich hätte versucht das s/w Bild ganz leicht nachzuschärfen.

    Interessant Erhard, wo wolltest du denn nachschärfen?


    Was natürlich auffällt, ist die Tatsache, das das linke Auge (von unserer Sicht aus) außerhalb der Schärfeebene liegt. Das sollte bei Portraits aus diesem Blickwinkel eigentlich vermieden werden. Ich vermute mal, hier wurde spontan mit einen Zoom draufgehalten und die Blende automatisch von der Kamera gewählt. Dann passiert das halt. Nachschärfen stelle ich mir da etwas knifflig vor, zumindest mit meinem spärlichen Wissen über Bildbearbeitung.

  • Ich hätte versucht, das Bild als ganzes nachzuschärfen. Dem Gesicht hätte es gut getan und dem >Hintergrund hätte es nichts ausgemacht.
    Der Versuch kostet ja nichts....

  • Interessant Erhard, wo wolltest du denn nachschärfen?
    Was natürlich auffällt, ist die Tatsache, das das linke Auge (von unserer Sicht aus) außerhalb der Schärfeebene liegt. Das sollte bei Portraits aus diesem Blickwinkel eigentlich vermieden werden. Ich vermute mal, hier wurde spontan mit einen Zoom draufgehalten und die Blende automatisch von der Kamera gewählt. Dann passiert das halt. Nachschärfen stelle ich mir da etwas knifflig vor, zumindest mit meinem spärlichen Wissen über Bildbearbeitung.


    Richtig kiki, ich habe das Bild aus ziemlicher Entfernung spontan gemacht. Aus Zeitgründen habe ich nichts an dem Foto bearbeitet, sondern nur umgewandelt.
    @Mikado,
    mir gefällt, dass bei s/w auf die Furchen und schneeweißen Haare reduziert wird und keine Farbe stört.

  • Zur Leica M Monochrome: Ich glaub ja, das war “a b'soffene G'schicht“ auf der Betriebsweihnachtsfeier von Leica:
    Ein Produktmanager hat zu sehr später Stunde unter erheblichem Alkoholeinfluss die Idee aufgebracht, die anderen haben gesagt “Das traust Du Dich nie!“

    Ich habe da im Moment Probleme zu folgen. :ops: Worauf bezieht sich das jetzt?


    Viele Grüße
    Petra

  • Aus Zeitgründen habe ich nichts an dem Foto bearbeitet, sondern nur umgewandelt.

    Mit welchem Bildbearbeitungsprogramm arbeitest du denn?


    Was mir an dem Bild übrigens auch gut gefällt, ist der Schnitt. Viele meinen, bei Portraits muß immer der ganze Kopf auf's Foto, ich finde aber das muß nicht sein.


  • Was mir an dem Bild übrigens auch gut gefällt, ist der Schnitt. Viele meinen, bei Portraits muß immer der ganze Kopf auf's Foto, ich finde aber das muß nicht sein.


    Ich mache das am liebsten bei der Portraitfotografie. Gefällt mir am besten. Den ganzen Kopf gibt es bei mir nur bei Passfotos. ;)


    Viele Grüße
    Petra

  • Mit welchem Bildbearbeitungsprogramm arbeitest du denn?
    Was mir an dem Bild übrigens auch gut gefällt, ist der Schnitt. Viele meinen, bei Portraits muß immer der ganze Kopf auf's Foto, ich finde aber das muß nicht sein.


    die Bildbearbeitung mache ich mit ViewNX 2.


    Gruß
    Petra

  • ViewNX kenne ich nicht, da meine Knipse von einem anderen Hersteller kommt. Ich habe mich allerdings nie mit den hauseigenen RAW Konvertern beschäftigt, sondern nutze für alles Grundlegende, incl. s/w, Lightroom.
    Falls jemand Interesse hat, kann er ja mal in das Silver Efex Pro aus der NIK Collection hineinschnuppern, das ist inzwischen für umsonst zu haben. Es werden u.A auch Presets geliefert, die auf verschiedene Art und Weise schon ein vorgefertigtes Bild liefern. Die kann man dann nach eigenen Bedürfnissen zusätzlich anpassen und verfeinern. Für den Anfang ein guter Einstieg, wie ich finde.
    Allerdings ist da oft Vorsicht geboten, da einige fertige "Entwicklungseinstellungen" sehr rabiat mit den Daten umgehen, welche sich dann besonders negativ in sensiblen Bereichen, wie z.B. Himmel, auswirken können. Ein wenig Pixelpeepen muß dann schon sein ;) Für kleine "lokale" Bereiche benutze ich da gerne die "Kontrollpunkte" weil ich damit öfters besser arbeiten kann, als mit dem Lightroompinsel und seinen Einstellungen. Für Fortgeschrittene kann ich auch empfehlen, diese Vorlagen (und auch die eigenen Bearbeitungen) als extra Ebene in Photoshop zu öffnen und dann über den Maskierungsmodus nur die Bereiche zu betonen, die man wirklich haben möchte und den Effekt dann über "Deckkraft" und "Fläche" steuern.
    Wie schon geschrieben, das Programm kostet nix und ein paar trübe Tage im Jahr gibt es immer, wo es sich dann eher lohnt, vor den Computer zu setzen, statt auf Fototour zu gehen.

  • Wenn ich mir in Linz jedes Jahr die Fotoausstellung im Herbst im Rathaus anschaue, dann beeindrucken mich aber eher die richtigen Schnappschüsse, nicht so die bearbeiteten Fotos.

    Woran erkennst du, daß ein Schnappschuß nicht bearbeitet ist?


    Bei manchen Fotos denke ich mir einfach, Wahnsinn! Der Fotograf hat einen tollen Blick und hat dieses Farbenspiel gesehen beim Abdrücken. Das Nachbearbeiten ist eine interessante Variante, für mich hats aber eher was mit Malerei zu tun, also mehr in die Richtung Kunst.


    Jeder Mensch empfindet die Farben oft sehr unterschiedlich. Ich schreib jetzt mal ganz bewußt überspitzt, daß keine Kamera in der Lage ist, die Szene so abzulichten, wie du sie in deinem Kopf abgespeichert hast. Oft produziert sie sogar Fehler, weil evtl. der Dynamikbereich zu gering ist, oder das Objektiv unschöne Verzeichnungen oder andere Bildfehler produziert. In der Nachbearbeitung passiert jetzt eigentlich nichts anderes, als daß man diese Erinnerung/Empfindung auf das Bild überträgt und eventuelle Fehler bereinigt. Das ist der ganze Spuk an der Sache. Oft braucht es nur ein paar Klicks, manchmal ist etwas mehr Arbeit gefragt und oft ist man schon vor Ort beim fotografieren gezwungen in die eigene Trickkiste zu greifen, die man sich mühevoll angelernt hat.
    Die Kunst besteht für mich darin, sich dieses Handwerk anzueignen und lernen es zu beherrschen. Wenn man später in der Nachbearbeitung mit virtuellen Pinselwerkzeugen oder anderem Zeugs konfrontiert wird, hat das manchmal schon etwas mit Malerei zu tun. Es bleibt aber trotzalledem "nur" ein Foto. ;)

  • Hallo,


    ich höre ganz oft, dass "Bildbearbeitung" etwas böses wäre und dass dadurch die Authentizität oder der Wahrheitsgrad (was immer das ist) einer Aufnahme verfälscht werden würde. Meistens kommt diese Ansicht von Menschen, die entweder gar nicht so genau wissen, was "Bildbearbeitung" eigentlich ist oder die sich - unabhängig vom Ergebnis - aus welchen Gründen auch immer ungern an einen Rechner setzen und diese Bildbearbeitung durchführen. Und was man selbst nicht gerne tut, muss ja böse sein. Oft wird auch "Bildbearbeitung" mit "Bildretusche" verwechselt.


    Fakt ist, dass geradezu unsäglich viel Bildbearbeitung bereits in der Kamera (in jeder (!) Kamera) passiert und dass quasi keines der Bilder, vor denen wir mit staunenden Gesichtern stehen, ohne Bildbearbeitung ausgekommen ist. Alleine schon die Umwandlung in schwarz/weiß stellt eine massive Bildbearbeitung dar. Die oben mehrfach gelobten Aufnahmen von Sebastiao Salgado haben eine erhebliche Bildbearbeitung hinter sich ... und das ist auch gut so. So kommt kein Bild aus der Kamera.


    Aber warum sollte es auch? Das was aus der Kamera kommt ist das Maß von Bildbearbeitung, dass die Ingenieure der Kamera-Hersteller als gut befunden haben. Ein charakterloses Mittelmaß für alle Eventualitäten. "Eignen Bildbearbeitung" bedeutet lediglich, dass man diesen ganz wesentlichen Teil der Erstellung einer Aufnahme nicht fremden Leuten überlässt. Das war zu analogen Zeiten schon so (nur eben ungleich komplizierter ... man brauchte dazu eine Dunkelkammer) und das ist heute immer noch so.


    Ciao
    HaPe