Totaler Nepp und Dekadenz in Mykonos

  • 11 tolle Urlaube hatten wir bisher auf Mykonos verbracht, den letzten vor 7 Jahren.
    Also dachten wir, es wird Zeit, dass wir wieder mal nachschauen, wie sich die Insel verändert hat.


    Als wir im Februar die Unterkunft buchten, schluckten wir schon das erste Mal bei den Zimmerpreisen. Wir wussten natürlich das Mykonos teuer ist.
    Wir buchten in einem einfachen 3 Sterne Hotel (Hotel Elena) ein Doppelzimmer für 180 Euro die Nacht. Ein Schnäppchen, denn es war ja noch Vorsaison.
    Das Frühstück war für diese Hotelklasse in Ordnung. Wenn man aber bei Tripadvisor nachliest, wie das Hotel und das Frühstück hochgejubelt werden, haben wir schon unsere Zweifel, wie so etwas zustande kommt.


    Noch was zur Insel im Allgemeinen. Die Insel ist ausserhalb der Stadt total verdreckt und vermüllt. An den Strassenrändern und freien Stränden liegen überall Plastiktüten und sonstiger Sperrmüll rum.
    Auf den noch immer sehr schlechten schmalen Strassen voller Schlaglöcher sind anstatt wie früher, 50 ccm Roller und Kleinwagen, nun die big big Autos wie Porsche Cayenne, Hummer-Jeeps, und alle anderen Nobelmarken vertreten. Entsprechend ist die Fahrweise, ausserdem wurden auch die Parkplätze an den Stränden entsprechend angepasst, samt Parkwächtern und Einparkern. Wir waren da mit unserer 50 ccm Roller-Krücke für allerdings stolze 28 Euro pro Tag (Naxos 20 Euro 125 ccm) hoffnungslos untermotorisiert.


    Es gibt nur noch wenige Abschnitte an den Stränden die für Normalos zugänglich sind. Fast überall trendige Beachclubs mit Eintritt, noblem Ambiente. Dauerbeschallung und entsprechenden Preisen ( ½ Ltr. Wasser 7 Euro). Überall das junge Partyvolk die sich schon ab Mittag den Champagner servieren lassen. Anscheinend gibt es hier genügend zahlungskräftiges Publikum, denn es war alles bummvoll.


    Irgendwie kamen wir uns zum Teil schon wirklich deplatziert und wie aus der Zeit gefallen vor. Sogar im Supermarkt legte ein DJ trendige Musik auf samt den dazugehörigen Lichteffekten. Wo sonst Inselwein und Ouzo verkauft wurden gibt es jetzt Magnumflaschen Champagne, Wodka und Cognac etc. natürlich nur im oberen Preissegment.


    Viele der normalen Tavernen machen den Hype mit und haben sich in Lounges verwandelt wo man dann für 2 kleine Bier und ein Cola 12,7 0 Euro bezahlt. Dafür genießt man aber wieder die Dauerbeschallung. Selbst in der Taverne in Agrari die noch eine Taverne /Restaurant geblieben ist bezahlten wir für gegrilltes Gemüse 12 Euro. In Naxos dagegen nur 4,50 Euro für das Gleiche.


    Auch in Mykonos Town selbst hat sich viel geändert, klar kann man nach den vielen Jahren der Abstinenz nicht erwarten dass alles so geblieben ist wie damals, aber die meisten der Lokale/Bars von damals waren verschwunden oder bis zu Unkenntlichkeit „modernisiert“
    Auch das Publikum nicht mehr chic und edel gekleidet, sondern mehr Masse als Klasse, obwohl ja die Kohle da ist, aber man legt anscheinend keinen Wert mehr darauf, lieber feiert man am Beach ab und ist abends/nachts in kurzen Hosen und Turnschuhen unterwegs.


    So wenig Wert man auf die Kleidung legt, so wenig Wert legt man anscheinend auch aufs Essen. Qualität steht nicht im Vordergrund man bezahlt ohnehin jeden Preis.
    Uns war klar, dass wir hier richtig Geld lassen müssen wenn wir uns nicht von Burger und Gyros ernähren wollen. Sind ins ehemalige Philippi, jetzt Avra zum Abendessen gegangen. Das Gartenlokal kannten wir ja noch. Es war bestens besucht und wir bekamen gnädiger weise auch ohne Reservierung noch einen Tisch. Das Essen zwar normaler Standard aber einfach nur auf die Teller geklatscht, sehr lieblos alles angerichtet, kein Brot oder sonstige kleine Schlemmereien vorher und ohne Nachfrage, obs recht war oder ob wir noch was zum Dessert oder Espresso etc. wollen, kam unaufgefordert die Rechnung. Wahrscheinlich haben wir zu wenig teuer konsumiert. Bezahlten aber trotzdem für Vor- und Hauptspeise samt ½ Ltr. Hauswein stolze 96 Euro für 2 Personen. Für den Preis könnte man unserer Ansicht nach doch mehr erwarten. Aber das interessiert hier keinen.


    Am nächsten Abend gingen wir dann zu Niko, dem Platzhirschen oben bei der Kirche. Hier gibt es „traditionelle griechische Küche“ und es sollte alles noch sehr authentisch sein, war damals schon so ein Mythos. Na ja, eher Kantinenküche im unteren Qualitätssegment aber auch hier 45 Euro , Masse statt Klasse. Das Lokal ist der Renner und bestimmt 3-4 mal am Abend ausgebucht. Tranken dann wie immer nach dem Essen eine Ouzo irgendwo, aber auch der war bei weitem nicht so strong wie sonst, z. B. auf Naxos, eher immer 2 Eiswürfel mehr und dafür weniger Quzo.


    Alles in allem war unser Mykonos Aufenthalt ja als Sentimental Journey gedacht, aber das war wohl nix. Mykonos ist für uns over und vorbei.

  • Hallo Vivien,
    eigentlich sollte ich hier keinen Gefällt mir-Button drücken, denn das hört sich ja schrecklich an. Die Preise sind jenseits von Gut und Böse. Ich frage mich nur, wie kommt so etwas zustande? Was sind denn das für Touristen, die dort urlauben? Irgendwie ist dort das Preisgefüge völlig aus den Fugen geraten.
    Schade eigentlich. Ich war ja nur mal einen Tag auf Mykonos und damals hat es mir gut gefallen. Wir sind auch mit den Motorrollern herumgefahren.
    Wirklich schade ..
    Viele Grüße
    Petra

  • Das klingt nicht so als ob ich da hin müßte. Dabei ist Mykonos so ein Ort, wo man immer denkt da will ich auch irgendwann hin - jetzt nicht mehr.
    Gut dass es noch so viele andere Ziele gibt.


    Danke für eure Ehrlichkeit, da könnt ihr andere davor bewahren ähnliches zu erleben.

  • Das klingt nicht einladend. Wir waren bisher immer nur auf der Durchfahrt in Griechenland. Im Norden gab es Anfang der 90er Jahre schon so gut wie nix "Griechisches" zu Essen und alles war furchtbar touristisch.
    Im tiefsten Süden allerdings war es in der Vorsaison so wie man sich das vorstellte.
    Allerdings waren wie nie wieder dort.


    Unsere Bekannte aus Singapore allerdings, reist jedes zweites Jahr auf die Inseln. Sie schwärmt in höchsten Tönen von "ihrem" Griechenland. Das passt zu dem was Du so schreibst.Denn sie weiss ganz bestimmt nicht wie zB griechische Küche schmeckt und was Griechenland ausmacht. Hauptsache die Gerichte klingen griechisch, sind Schickimicki und immer noch preiswerter als in Singapore.
    Ich habe es nicht glauben wollen, was sie beschreibt. Aber es deckt sich mit dem,was Du schreibst.
    Nur - sie findet es toll :-/

  • Wir haben 1992 von Santorini aus einen Tagesausflug nach Mykonos gemacht und es war uns damals schon zu trubelig.
    Ich erinnere mich noch, als wir dort in einem Restaurant saßen und eine deutsche Touristin am Nachbartisch verzweifelt versuchte, einen "türkischen" Kaffee zu bestellen :cry:

  • Leider ist es so, wie an vielen Orten der Welt, vieles verändert sich zum Nachteil. Aber das klingt ja wirklich fürchterlich, schade. Von wo kommen denn diese reichen Gäste in Mykonos? Auch die Preise!



    Das klingt nicht einladend. Wir waren bisher immer nur auf der Durchfahrt in Griechenland. Im Norden gab es Anfang der 90er Jahre schon so gut wie nix "Griechisches" zu Essen und alles war furchtbar touristisch


    Aber ich glaube man kann nicht ganz Griechenland über einen Kamm scheren. Es gibt noch viele schöne Plätze, viel uriges Griechenland, mit gutem Essen und schönen Stränden und viel Platz. Wir haben früher immer jene Inseln ausgesucht, die von Linz aus angeflogen wurden, weil wir dort mit dem Auto nur 10 Minuten zum Flughafen haben. Wir waren in Samos, Karpathos, Korfu, Zakynthos, Chalkidiki (gibt's jetzt nicht mehr ab Linz), Kreta (mal im Norden, mal im Süden). Aber in den letzten Jahren gibt's ab Linz nicht mehr viel Auswahl, deshalb fliegen wir jetzt ab Wien. Und siehe da! Jetzt haben wir wieder die Auswahl in ganz Griechenland, das ist toll. Seither waren wir in Thassos, am Pilion, Peloponnes, Lesbos, und viele Male in Chalkidiki. Und ich finde gerade der Norden Griechenlands, das Festland hat viel zu bieten. Dort machen die Griechen Urlaub, dort brauch ich nicht erst ins Bergdorf fahren um eine urige Taverne zu finden, wie es in Kreta teils der Fall ist, ich finde das auch noch am Strand. :)


    LG Quaxi

  • Da bewährt sich mal wieder die Einsicht, dass man nicht zweimal irgendwohin fahren sollte, wo es einem besonders gut gefallen hat. Das kann nur zur Ernüchterung führen, wie wir selber schon des öfteren erlebt haben. Es ist besser, man behält diese schönen Urlaube im Gedächtnis. Deine Beschreibung klingt wirklich schauerlich und die Erlebnisse grenzen an einen Albtraum. Es passiert, glaub ich, zur Zeit mit so vielen ehemals schönen Destinationen, dass dort durch ein Zuviel an Touristen das Vergnügen doch stark beeinträchtigt wird. Gestern erst hörte ich , dass jemand auch von der Toskana, die ich immer noch romantisiere, Schreckensmeldungen berichtete. Rs gibt sicherlich immer noch wunderschöne Orte, man muss sie nur finden.

  • So ganz möchten wir deinen Bericht nicht unkommentiert lassen. Deine Beschreibung Vivien passt sicherlich zu 100 % in den Sommermonaten ab Ende Juni bis Ende august. Vorher und nachher zeigt sich die Insel ganz anders.
    Natürlich könnten Sie bei dem vielen Geld was da reinkommt die Straßen sanieren.
    Die Dekadenz ist im Sommer geradezu fürchterlich, das haben wir auch so erlebt. Was an den superreichen Gästen liegt. Die Hoteliers passen sich dementsprechend an.
    Wir haben z.b. Im Oktober in einem 5 Sterne Hotel 170 Euro bezahlt mit 3 Personen und einem super Zimmer mit Blick auf das Meer und sagenhaft gutem Frühstück.


    http://www.myconianambassador.gr/de/


    Da sind wir aber auch vorgefahren und haben verhandelt. Die guten Restaurants gibt es auch noch, z.b. Das avli tou Dori am Platz yialos oder am Ornos Beach das supergute beachrestaurant kuzina.
    Zu Ostern dieses Jahr haben wir z.b. Für ein ganzes Haus mit sagenhafter Lage mit Blick auf Platz yialos und nammos 1.000,00 Euro bezahlt, das Haus hatte 3 Schlafzimmer war super ausgestattet und war einfach herrlich.


    http://www.villathelgomykonos.…lgo-in-mykonos-the-villa/


    Für uns bleibt es unsere Insel, aber nur in der Vorsaison oder später Nachsaison ab Ende September.
    Für parken haben wir mit Ausnahme direkt unterhalb der Windmühlen noch nirgendwo bezahlt, 10 Euro, das ist aber okay.
    So sind wir immer schnell in der Stadt und im caprice, unserer Lieblingsbar.
    Die Taverne tassos am Paranga ist nach wie vor zu empfehlen, dort bezahlen wir ca. 60-80 Euro zu dritt mit allem schnick schnack.
    Der dreck hält sich zu diesen Zeiten auch in Grenzen, verfüllt kennen wir die Insel nicht, bzw. Nur im Sommer, was sicherlich an diesen schrecklichen Touristen liegt, das sogenannte partyvolk, ganz besonders tun sich da die jungen Italiener aber auch aus den arabischen Staaten besonders hervor.
    Also macht uns die Insel nicht zu schlecht, in der vor und Nachsaison ist es dort nach wie vor wunderschön, und wir lieben es durch die kleinen Gassen zu schlendern.
    Im Oktober geht es wahrscheinlich wieder für eine Woche dahin.
    Dann wieder nur mit Buchung des Fluges und vor Ort Wahl der Unterkunft.


    In diesem Sinne, allen einen schönen Sommer und ganz viel liebe im herzen.

  • Da hab ich direkt drauf gewartet.
    Dachte sofort an euch und dass ihr ja begeisterte Mykonosfans seid. :)
    Hauptsaison ist fast überall schlecht.
    Mallorca jetzt und im Oktober ist der gleiche grosse Unterschied.
    Allerdings dehnen sich die Saison schon ganz schön aus. Wars früher eben Juli u. August, ist es jetzt oft Mai bis September.

  • ......Also macht uns die Insel nicht zu schlecht, in der vor und Nachsaison ist es dort nach wie vor wunderschön, und wir lieben es durch die kleinen Gassen zu schlendern...


    Nein, das war nicht unsere Absicht. Wir wissen wie schön die Insel sein kann, sonst hätten wir nicht 11 Urlaube dort verbracht.
    In Vor- und Nachsaison ist sicher vieles anders. Aber wir waren geschockt, wie sich die Insel entwickelt hat, zumal noch nicht wirklich Hauptsaison ist.


    ;)

  • Quote from Silke und Roland

    Wir haben z.b. Im Oktober in einem 5 Sterne Hotel 170 Euro bezahlt mit 3 Personen und einem super Zimmer mit Blick auf das Meer und sagenhaft gutem Frühstück.


    myconianambassador.gr/de/


    Bei den Preisen bleibt mir die Spucke weg.... das günstigste Zimmer hier im Oktober für 265€ für 2 Leute für E I N E Nacht ... und es geht tatsächlich bis über 1000 Euro pro Nacht. Okay wer das mag.


    @Vivien und Erhard : Danke für den Bericht. Ich bin "gewarnt". Wir haben bis jetzt noch kein Ziel für einen Urlaub im Oktober/November. Mykonos wird es sicher nicht.

    Schöne Grüße von Annette

  • Angekommen und hier die ersten Eindrücke, es ist zwar noch sehr belebt, aber das typische partyvolk, die Massen sind weg. Am Beach ist es ganz ruhig, beschaulich und wir fühlen uns sehr gut. Temp.: ca 30 grad, leichter Wind, so soll es die ganze Woche bleiben.
    Gestern zur Einstimmung in tassos Taverne am paranga, danach noch ins caprice. Sundowner.......herrlich.




  • Danke für Eure Eindrücke und die Bilder.
    Geniesst die Zeit und die Wärme auf eurer Lieblingsinsel.
    Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit hatten wir 5,5 Grad C Aussentemperatur....


    :thumbsup: