Von Braunschweig nach Ausstralien über den Landweg mit dem Rad (20.000km in 365Tagen)

  • Ein Bekannter von mir ist am 1.April 2006 von Braunschweig aus in Sein Abenteuer gestartet. Info´s über seine Route uns seine Eindrücke und Erlebnisse auf seiner homepage.


    Von Braunschweig durch Polen.......China....nach Ausstralien in 365 Tagen.


    " Der Weg ist das Ziel "


    Mit freundlichen Grüßen


    anbee



    PS: Wer seine Berichte liest wir sehr schnell unruhig auf seinem Stuhl.....man möchte es Ihm gleichtun....


    Das Fernweh erwacht.... ;o)



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    "Ich, Timo Müller, gerade erst einmal blutjunge 20 Jahre alt, habe mich am 01. April 2006
    auf eine Solidaritätsbekundung für die unglaublich lobenswerte Arbeit aller Menschenrechtler der Welt begeben. Auf mich allein gestellt werde ich mit dem Fahrrad über dem Landweg von Braunschweig nach Australien fahren: 20.000 Kilometer, 365 Tage!!!
    Jeder Kilometer wird dabei für einen Euro verkauft.


    Ich hoffe, dass ich Ihr Interesse wecken konnte und lade Sie für nähere Infos auf meine Page ein.
    Über eine Reaktion würde ich mich sehr freuen.


    Mit freundlichem Gruß
    Timo Müller


    http://www.cyclingforhumanrights.de/


    Dies ist der Link zu Timo Müllers Homepage


    die Werbung unter anderem auch Werbung für "ai" , seine Sponsoren und evtl auch von Spendern enthält.

  • Foto aus der Wüste Gobi


    So weit das Auge reichte, es herrschte nur weite, flache Schotter- und Sandebene, einzig "begrünt" durch die Strommasten und Eisenbahnschienen, die dem ganzen ein wenig mehr Aussehen gaben.
    Ich hangelte mich also von Wüstendorf zu Wüstendorf im Abstand von 70- 80 km (dazwischen nichts als Leere), einzig besucht durch maximal 4 Autos am Tag und den so dämlich winkenden Touristen in der Trans- Mongolischen Eisenbahn.
    Die Piste konnte nur mit durchschnittlich 10 km/h besiegt werden. Dem Namen Wüste wurde die Strecke teilweise mehr als gerecht. Ich fiel nicht nur einmal brüllend zu Boden. Die Kunst des Fluchens erlernt man dabei erschreckend schnell. In diesem überdimensionalen Sandkasten war oftmals nur SCHIEBEN der einzige Ausweg.


    Doch die warme Herzlichkeit in den sich im Nirgendwo befindenden Wüstendörfern war mir ein mentaler Treibstoff. Sie gaben mir Shelter, Wasser, Mut, neuen Aufwind und vor allem Wodka mit auf den Weg.
    Ich war ein Highlight, ja gar ein Event, für die Kinder in diesen so trostlosen Ansiedlungen, wo die Menschen selbst träger essen und schlafen. Alles verläuft langsamer, ruhiger. Sie gamnmeln, hocken vor dem Fernseher und lassen den Tag an sich vorüberziehen. Durch die harten Bedingungen hier draußen ist eine Subsistenzwirtschaft, wie es so viele Mongolen betreiben, kaum möglich. Daraus folgt eine hohe Arbeitslosigkeit und Niedergeschlagenheit.


    10.07. Pures Wüstenerlebnis und heftiger Motivationseinbruch:
    Eine neue Info erreichte mich gegen 14 Uhr. Timo sitzt im heftigsten Wüstensturm, Sicht miserabel und die Motivation ist ziemlich eingebrochen. Er kommt stündlich ca. 6 km vorwärts und ca. alle 12 km trifft er auf Nomaden, die ihn motivieren und äußerst nett zu ihm sind. Auch die heutige Nacht ist bei einer Nomadenfamilie gesichert.
    Sichtverhältnisse: um ihn herum nichts und vor ihm endloser Schotter.



    12.07. Anruf aus der Gobi:
    "Kopier doch bitte die erste Seite aus dem Buch "Durchgetreten"( Markus Möller
    und Ronald Prokein), damit jeder weiß, wie es mir hier geht! Ich kann es im Moment
    nicht besser beschreiben, denn es ist genau so und nicht anders!"
    Meine Texte kann ich erst in China ins Netz setzen - leider kein "Internetcafé in der Gobi",
    wer doch mal was!
    Gruß aus der Wüste!


    Also, hier der Text :
    "Wie groß nur ist dieser verdammte Planet? Nimmt das denn garkein Ende? Ich presse die Lippen zusamnen, damit diese schwarzen dreckigenFliegen aufmeinem Gesicht nicht in den Mund hineinkriechen. Sie versuchen es durch die Nase.
    Drückende Hitze lastet auf der Wüste. Meine rechte Hand rutscht vom Lenker. Krampfhaft wische ich sie am Hosenbein trocken. Schütteltes mich eigentlich seit fünf, zehn oder fünfzig Kilometern so durch? Ich weiß es nicht. Eine Blutblase platzt. Ich schreie auf und spucke zwei Fliegen aus.Mein Kopf sackt auf die Brust. Die Beine, sie treten noch. Großer Gott, ich sehe vier!
    Der leere Wasserkanister in der Vordertasche klappert vor sich hin, der Sattel ächzt. Der Sand knirscht, die Fliegen summen. Ich hasse diese Geräusche und hebe mein Gesicht. Ich hasse diese Gegend, in der ich mich seit Tagen wie in einem Bild an der Wand fühle! Ich reiße den Kopf hoch. Ich hasse den ständig blauen Himmel. Und
    dann, verdammt nochmal, hasse ich dieses ewige Rütteln und Schütteln, hoch und runter, auf und ab!!! Ein Schrei entringt sich meiner Kehle, die so trocken ist wie diese elende Wüste, grell und lang. Mein Blut pocht im Kopf. Ich springe vom vollbepackten
    Fahrrad. Es fällt um. Es interessiert mich nicht. Ich weiß nur eins: Dieses braune, gefaltete, gemeine Ding, der sogenannte Weg nach Peking, ist an allem schuld! Ich trete und beschimpfe ihn. Mein Körper vibriert wie bei Schüttelfrost. Ich gehe in dieKnie, schleppe mich auf allen vieren zum Fahrrad, krame in der Rahmentasche
    nach meinem Messer. Wie wild steche ich auf den Sand ein. Meine Hände zittern, sind schweißgebadet. Die Piste soll leiden, genau wie ich. Ich merke nicht einmal, daß ich mich selbst an der Klinge schneide. Meine Augen suchen die Gegend ab. Irgendwo in der Ferne sehe ich Ronald. Meine Hände hacken langsamer werdend, weiter.
    Mein Gott! Sind wir wirklich so einsam?"


    Kurz vor Ziel sollte die Gobi mich noch einmal das Fürchten lehren: Rechtzeitig in einem Haus untergekommen, fing einer dieser besagten Wüstenstürme an zu wüten und katapultierte einen Stuhl so dermaßen hoch und weit, dass er das Fenster des Nachbarn durchschlug (s. Galerie "Gobi"). Ein Schulterzucken war das Höchste der Gefühle, was dem Gobiopfer zu entlocken war.


    Alles in allem, eine sehr anstrengende, aber auch gewaltig intensive, erste Wüstentour.

  • anbee


    21.07.: " Super krasser Tag!"
    Timos Anruf / einige Inhalte:


    "Bin in Hubai in der City, ist wie auf einem Weihnachtsmarkt. Innerhalb von Minuten wurde ich von ca. 200 Chinesen umringt, die mich alle neugierig anstarrten. Eine Frau schafft es mit mir in Englisch zu sprechen, ist hier sonst so gut wie unmöglich. Hier gibt es nur Räder und sogar Parkplätze für Räder. Ein Rad angekickt und es gibt einen Dominoeffekt.
    Habe jetzt 5054 km geschafft und bin in 2 Tagen in Peking. Die Städte hier sind der Hammer / Wirschaftswachstum, zum Teil aber auch sehr dreckig. Die Leute laden mich zum Frühstück und Essen ein, es ist der pure Wahnsinn. Alle sind wahnsinnig nett.
    Ich stehe jetzt immer um 7 Uhr auf und radel um 8 Uhr los. Es macht super viel Spaß, die Landschaft hier ist toll."

  • Am 30072006 kam eine Newletter von Timo


    Gruss anbee
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    Hallo zusammen,
    ich, Timo Mueller, melde mich an meinem 121. Tag von meiner Tour aus Beijing, China nach 5258 km und habe einmal wieder die Zeit und M öglichkeit gefunden Sie/ euch über meine Tour per Galerie ("China") zu informieren.


    Nahezu die ganze Woche ueber lag ich leider krank im Bett, dementsprechend faellt das Tagebuch diesmal weg.


    Durch die mir sehr hinderliche Zensur hier vor Ort, koennen die Fotos leider auch erst am Dienstag, den 01.08.2006 erscheinen. Ich bitte dies zu entschuldigen.


    Schaut doch einfach mal vorbei: http://www.cyclingforhumanrights.de
    Ueber einen Besuch Ihrer-/ eurerseits würde ich mich sehr freuen.



    Nächste Pläne: In einer Woche weitere 700 km abspulen, um die Provinz Henan zu erreichen.



    Dies ist der Link zu Timo Müllers Homepage http://www.cyclingforhumanrights.de


    die Werbung unter anderem auch Werbung für "ai" , seine Sponsoren und evtl auch von Spendern enthält.

  • 01.08.: Reiseziel Henan wird anvisiert
    ( Entfernung ca. 700 km)


    In den frühen Morgenstunden ( 8 Uhr) ging es weiter in Richtung Henan. Dort ist ein bekanntes Shaolinkloster, in dem Timo bereits mit 15 Jahren seine Kung Fu Kenntnisse weiter ausbildete. Viele Kung Fu Kämpfer werden hier in entsprechenden Schulen unterrichtet. Timos Vorfreude auf diesen Ort ist dementsprechend groß. Er wird in den nächsten Tagen eine Strecke von ca. 700 km zurücklegen müssen. Täglich möchte er bis zu 100 km schaffen.



    Timos Route durch China
    (Karte kann aus Urheberrechtsgründen nicht dargestellt werden)

  • 03.08.2006 : Shijiazhuang erreicht


    Per E-Mail teilte Timo mit, dass er Shijiazhuang erreicht hat und sein Tacho nun 5561 km anzeigt. Es geht ihm gut.
    Vor ihm liegen allerdings noch einige Kilometer bis Zhengzhou. Knapp die Hälfte des Weges hat er geschafft.

  • Hallo anbee,
    super, dass Du uns an der Reise von Timo teilhaben lässt.
    Richte ihm alles Gute aus, wir wünschen im viel viel Glück auf der weiteren Strecke und das alles so wird, wie er sich es vorstellt.

  • 04.08.: Persönliches von Timo
    ( 120 km in den Beinen )


    Hallo,


    glaubt mir, es kann mir nicht besser gehen.

    Bin heute nichts Böses ahnend auf einen professionellen Radler aus China getroffen und habe mit ihm, anfangs eher ablehnend, Kilometer abgrissen. Seinen Schnitt von 30 konnte ich nur mit Mühe halten.
    Wie dem auch sei, 45 km/h düste ich mit ihm voran, eigenartigerweise fuhr ein Begleitmotorrad immer neben uns her, weshalb, das sollte ich später noch erfahren.
    Wir legten also eine Wegstrecke zusammen zurück und wurden von seinen Freunden abgefangen und begleitet. So waren wir also nach einer geschlagenen Stunde um die 10 Radler.
    In Xiatan angekommen, hieß es einmal wieder "Augen zu und durch", denn eine Stadt besitzt hier mindestens eine Million und mehr Einwohner, sprich 10 Millionen Autos (naja, nicht so viel, aber schon eine erhebliche Menge mehr).
    Wir wurden immer schneller, irgendetwas stand wohl an, aber ich hatte keinen Schimmer und trat einfach mit in die Pedalen und schon waren alle am Lossprinten, 50 km/h.
    Am Horizont tat sich eine unglaubliche Menschenmenge auf, 150 und mehr Menschen, dicht zusammengedrängt standen sie an einer Art provisorischem Ziel- Einlauf.
    Mit Knallern, roter Schleife, Blumenkränzen, schönen Frauen, lauter Musik und Kameras wurden wir empfangen.
    Ein überdimensionales Fragezeichen stand dabei auf meinem Gesicht, auf deutsch gesagt: "Was geht denn jetzt ab?"
    Ich war mittendrin und überall nur gaffende Chinesen. War das noch nicht genug, so waren auch wieder Vertreter der Presse vor Ort und hielten uns Kameras und Mikrophone ins Gesicht. Hähahähhähhäh, habe ich jetzt was Falsches gemacht oder gar verbrochen?
    Bald stellte sich heraus, dass 5 angehende Profi- Radler die Provinz Hebei umrundet haben und das war Grund und Anlass zum Feiern.
    Naja, als dann meine Geschichte publik gemacht wurde, war das Geschrei groß: Morgen steh ich in der Zeitung bzw. bin ich im Fernsehen zu sehen.
    Warum? Kurz darauf gab es ein fettes Dinner mit 20 und mehr Leuten, dabei all die Pressevertereter, die (das Glück nahm kein Ende) über eine Englische Studentin mich ausfragten.
    Ich aß mir einmal wieder köstlich den Magen voll.
    Doch es nahm kein Ende: als "Hero" wurde ich darauf mit 2 anderen Radlern in ein 5 Sterne Hotel gehievt: hier gibt es selbst eine Minibar, Internet auf dem Zimmer (schreibe gerade von hier), großen Fernseher und goldene Handtuchhalter.
    Morgen gibts nach dem Frühstück im Hotel (!!!) eine Ausflugstour mit der ganzen Mannschaft irgendwohin, wo weiteres Tolles auf mich warten wird.

    Ein wirklich krasser Tag, vorallem - so völlig überraschend und plötzlich mitten umringt von Chinesen zu sein, alle klatschen dir zu und du stehst da ohne den geringsten Schimmer.
    Mit Worten kaum zu beschreiben, selbst meine dutzenden Fotos werden das niemals mehr so live dokumentieren können.

    Bis bald!
    Timo


    http://www.cyclingforhumanrights.de


    Dieder Link enthält auch Werbung !



    anbee

  • 04.08.2006 © Braunschweiger Zeitungsverlag 2006


    Timos Tour: Rückzug ins Kloster


    Rundschau-Serie – 4. Monat: Wedesbütteler verlebt spannende Tage in Peking – "Achtung: Timo in Gefahr!"

    Von Uwe Hildebrandt


    WEDESBÜTTEL/PEKING. Extremradler Timo Müller aus Wedesbüttel hat spannende Tage in Peking verlebt. Inzwischen tritt er schon wieder in die Pedalen: Er will ein Kloster erreichen, in dem er mit 15 Kung Fu erlernte. Unverändert ist die Sicherheitslage des 20-Jährigen: Er fühlt sich in China bedroht.


    Die 5000er-Marke ist geknackt: Genau 5258 Kilometer hat Timo Müller mit dem Fahrrad zurückgelegt. Und es werden jeden Tag mehr, denn der 20-Jährige will auf seiner Menschenrechtstour nun die Provinz Henan und das 700 Kilometer von Peking entfernt liegende Kloster Shaolin erreichen. Dort dürften Erinnerungen wach werden an seine Jugendzeit, als er an eben diesem Ort den asiatischen Kampfsport erlernte.


    "Die Vorfreude auf das bekannte Shaolinkloster ist bei Timo sehr groß", erzählt seine in Wedesbüttel wohnende Mutter. Viele Kung-Fu-Kämpfer würden hier unterrichtet. Vor fünf Jahren erreichte Müller den heiligen Ort allerdings mit dem Flugzeug und nicht mit Muskelkraft.


    Schwierig ist weiterhin die Sicherheitslage: "Achtung: Timo in Gefahr!" steht gar auf der Internetseite http://www.cyclingforhumanrights.de, auf der auch das Spendenkonto angegeben ist. Da der junge Wedesbütteler für Amnesty-International unterwegs ist und sich zur kritischen Menschenrechtslage in China geäußert hat, fürchtet er Sanktionen.
    Freitag, 04.08.2006

    http://www.cyclingforhumanrights.de Link zu Timos Homepage die Auch Werbung enthalten kann



    © Braunschweiger Zeitungsverlag 2006