World Press Foto 2017 - Burhan Ozbilici

Ab morgen (und bis 22.10.) gastiert die Ausstellung der weltbesten Pressefotos wieder in Wien – bereits zum sechzehnten Mal in Folge ist das Fotomuseum WestLicht Schauplatz von World Press Photo.

Heute gab es eine Pressekonferenz und die offizielle Eröffnung durch Bundeskanzler Christian Kern. Mir gefiel der Gedanke des Bundeskanzlers zum Siegerfoto (das die Ermordung des russischen Botschafters in der Türkei, Andrey Karlov, durch den 22-jährigen Polizeibeamten Mevlüt Mert Altıntaş zeigt):

Wenn jemand - wie der ermordete Botschafter - ein öffentliches Amt bekleidet, wird er nicht mehr als menschliches Individuum wahrgenommen, sondern auf seine Funktion reduziert. Fotografen wie Burhan Ozbilici stellen den Mensch wieder in den Fokus. Auch den zahlreichen Fotoreportagen zur Flüchtlingsthematik und den vielen anderenThemen gelingt das und Fotografien schaffen damit etwas, das mit Worten alleine nicht gelingt.

Das Foto ist ja nicht das beste (im ästhetischen oder fototechnischen) Sinne. Genau wie das Napalm-Mädchen oder das tote syrische Flüchtlingskind am Strand hat auch das heurige Siegerfoto das Zeug zu einer Fotoikone, WEIL es verstörend und brutal ist.

Die Jury sprach in ihrer Begründung von einem "explosiven Bild, das den Hass in unserer Zeit ausdrückt".

Ein Artikel aus der heutigen Ausgabe der Tageszeitung "Die Presse": Burhan Ozbilici über die Entstehung des Bildes, zur Kontroverse um sein Siegerfoto und zur Situation des Journalismus in der Türkei: KLICK

Alle Siegerfotos von 1955 bis heute: KLICK

Na geh, das ist jetzt aber schon lächerlich. Und unlogisch. Wenn Burhan Ozbilici nur deshalb nicht bestraft wurde, weil er Fotograf ist, dann hätten ja die anderen anwesenden Personen, die keine Fotografen waren, alle bestraft werden müssen. Und wofür überhaupt? Dass sie sich nicht auf einen bewaffneten Attentäter gestürzt haben? Dafür, dass sie nicht versucht haben, Andrey Karlov zu reanimieren, während ein Irrer mit gezückter Waffe direkt daneben stand?

Grundsätzlich: Ja! Die Gafferei ist übel und gehört bestraft. Teilweise wird das ja auch schon gemacht. Nur auf diese Situation ist das Argument nicht anwendbar. Das war eine Ausnahmesituation. Er hätte auch rennen können oder sich zusammenkauern, wie die anderen. Aber in dieser Situation sicher nicht helfen.

Ja, klar! Das ist für mich durchaus nachvollziehbar und die Diskussionen gibt's eh immer wieder.

Die Debatte ist also so alt wie der Wettbewerb. Sehr schön.