5 Tage in Saigon

  • mit Zitaten aus unserem Reisetagebuch.
    Ich beginne mit dem Ende. ;)
    Die letzten Tage unserer 10-wöchigen Reise waren wir in HCMC. Wir hätten aus Angst vor dem schrecklichen Verkehr Saigon am liebsten ausgelassen. Aber wenn man 9 Wochen im Delta – Bericht folgt später - in den großen Städten sicher die Straßen queren konnte, dann ist Saigon gar nicht so „schlimm“.
    Wir wohnten im District 2im Manor 2 im 21. Stock. Manor 2 ist genau gegenüber vom Vinhomes Central Park. Dort sind auf engem Raum 10.000 Wohnungen auf ca 20 Hochhäuser,mit je37 bis 50 Stockwerken, verteilt. Das elfthöchste Gebäude der Welt mit 69 Stockwerken, Landmark 81,soll in diesem Jahr fertig werden undstehtquasidirekt vor unserer Haustür. Auf direktem Wege konnten wir nicht hingehen, da alt und neu strikt getrennt sind. In diesem „Park“ gibt es:Läden mit Schaufenstern, ordentliche Gehwege und Straßen, kein Müll(!), keine Motorräder,kaum Verkehr, gut angezogene Kinderund Teenager, deren Väter keine Fischer sindund deren Mütter keine Straßenküche betreiben. Was wir bisher im Delta alles gesehen und erlebt hatten, nichts davon gab es in dieser sterilen Parallel-Welt. Genau so steril die dazugehörige Park-Anlage,diean denSong Sai Gon grenzt: gepflegterRollrasen, Brücken über Wasser, europäische Parkbänke,Mülleimer, im Doppel nebeneinander stehend, forderten zur Mülltrennung auf: Recyclebar und Waste; Holzpanel-Wege führten zum Saigon-River, entlang des Flusses ein klassisches Edelstahl-Geländer, Ruhezonen überall, eineTennis-Anlage, ein 2-Loch-Golfplatz (zum Putten üben),Security gewährt Sicherheit, kleinePavillons in umgestürzter U-Form schützen vor Sonne und Regen, beschnittene Bäumchen, Palmen, Goldfische im Wasser, in sich selbst verliebte Teenies -beiderlei Geschlechts -ließen sich fotografieren oder taten es selbst -alle paar Meter Mädchen in Pose, Jungs ließen sich vor dem Fotografieren schminken. Wenn die Sonne untergehtbeginntdie Zeit der Jogger, Geher undSchlenderer.Wir konnten gut sehen, wie diesesneue, reicheViertelsichrigoros gegen die alte, armseligeUmgebung abgeschottethatte.Nirgends gab es einen Durchschlupf - rundum eine hüfthohe Mauer mit Zaun, der Zaun bis in halbe Höhe mit Holzplatten lückenlos dicht gemacht, davor und dahinter rankte Grünes. Überm Zaunsah man Fenster, Wäsche,und Dächer von ärmlichen Häusern, deren Abriss nur eine Frage der Zeit ist.Innerhalb der Anlage parkten wahrlich hochpreisige Autos: Mercedes, Porsche, Audi und hochwertige Japaner. In einer beleuchteten Schwimmanlage zwischen zwei Hochhäusern, plantschten Kinder und Erwachsene.





    Am nächsten Tag sind wir in die andere Richtung gegangen, in dienächsteSeitenstraße abgebogen undentdeckten den dreckigsten, vermülltesten, stinkensten Bach, den wir jemals gesehen haben. Mehrschichtig lag der Styropor- und Plastik-Müll auf dem Wasser, von dem nicht ein Tröpfchen mehr zu sehen war. Geht man dann weiter ist man wiederin „Vietnam“: auf schmalen Straßen wird Essen verkauft, daneben geschweißt, Haare geschnitten, Nägel lackiert, Tiere auseinander genommen u.v.m. Und dazwischen bewegen sich in beide Richtungen Motorräder, Menschen und wir zwei. Es war Rush Hour: Arbeiter mit gelben Bauhelmen hatten Feierabend und wollten essen, andere wollten den Markt absuchen, wieder andere nur die Straße von A nach B durchfahren...viele werden in der Straße auch gewohnt haben - Häuser hatte sie ja genug. Manchmal waren wir zwischen Motorrädern eingekeilt, gingen dann so lange, bis wir zur Seite ausscheren konnten.




    DieAussichtvon unserer Wohnung war morgens und abends genial. Ichbaute ein abenteuerliches Stativ für Nachtaufnahmendurch das gekippteFenster. Ein Hocker auf dem Fenstersims, mehrere Lagen aus Büchern und Keksschachtel bestehend und ganzoben zwei Päckchen Tempo.




    Von unserer Wohnung aus sind wir immer mit Taxi/Grab/Uber in die Stadtmitte gefahren. So wie ich das sehe, gehört Grab zu der Taxi-Gruppe Mai Linh. Wenn wir ein Grab-Car grabten, kam immer ein Mai Linh-Auto und wir mussten auch den angezeigten Preis zahlen. Die einzige Taxifahrt mit Vinasunwar okay, wir zahlten den angezeigten Betrag. Uber war einiges billiger und man erfährt den Preis schon vor der Buchung.

  • District 1.
    Binh Thanh Markt Wir lieben bunte Märkte, aber nach den besuchten Städten des Deltas wollten wir keine Märkte mehr sehen. So waren wir doch angenehm überrascht, dass man diesen Markt gefahrlos passieren kann. Es ist genug Platz, und Motorräder sind nicht erlaubt. Er ist allerdings sehr touristisch. Einheimische Kunden haben wir nicht gesehen.
    Der Zoo:Lange blieben wir enttäuscht – von den Gehegen, den Tieren und Pflanzen, dem allzu vielen Kirmeskramund den Kiosken. Der Botanische Garten istein Rondell von 5 Metern im Durchmesser. Ein spätes erste Highlight gab es bei den weißen Tigern, da gab es gleich 3 in einem mit Glas gesichertem Gehege. Die lagen nicht nur faul herum, sondern ritten immer mal wieder eine Attacke, um die Hierarchie klarzustellen. Nachher entdeckten wir ein Orchideenhaus mit Bonsai-Garten, war auch nicht schlecht, aber den Höhepunkt bescherten uns weder Fauna noch Flora, sondern Kindergartenkinder. Sie kamen in großen Gruppen und hielten sich alle an einem Seil fest, dessen Enden in der Erzieherinnen Händen endeten (was für ein Satzteil: … dessen Enden in der Erzieherinnen Händen endeten). Die über 100 Kinder trugen alle das Gleiche: weiße Polo-Shirts, die meisten Hüte mit Krempe in weinrot und in gleicher Farbe einen kurzen Rock. Jungs waren auch dabei, mit weißem Hemd und weinroten Hosen. Sie waren wegen der Elefantenvorstellung gekommen und nahmen auf einer Tribüne Platz. Dort saßen dann ca. 120 gleich aussehende Kinder und wurden von den Erzieherinnen und mitgekommenen Eltern, mit Wasser und Häppchen versorgt. Die Elefanten machten ihre Zirkusnummern und Kinder, die was sahen klatschten und die die nichts sahen, klatschen mit. Der Abmarsch der Kinder war ein Höchstmaß an Organisation: keines ging verloren, keines stürzte auf der Tribüne, keines tanzte aus der Reihe … Mittlerweile waren zwei Zoo-Bähnle mit je 4 Wagen vorgefahren und die Kleinen gingen, sich hinten in das Shirt des vorgehenden Kindes krallend, geordnet zum Bähnle und ließen sich von Erziehern und Eltern beim Einsteigen helfen. Zum Team gehörende Fotografen umrundeten die Wagen, Eltern die fotografierten ebenfalls und wir auch. Die Kinder waren gesittet, stritten nicht, tauschten nicht die Plätze, winkten nicht, schrien nicht … da freut sich doch jede Erzieherin und jeder Erzieher. Ein Erzieher war dabei, eine Langnase, den wir aber nicht ansprechen konnten. Die Erzieherinnen sahen aus wie die Motorradfahrerinnen: total vermummt im Gesicht und überm Kopp. Als die Kinder weg waren, machten wir uns auf den Weg zum Ausgang.





    Tao Dan Park-Anlage in der Nähe des Wiedervereinigungspalastes.Der war länger als breit, hatte schattenspendende Bäume, und wenn man so will, ein paar Attraktionen: ein Tango übendes Paar, ein Kindergarten mit Lehrstoff Baumblätter, wissbegierige alte Männer, die von mir wissen wollten, warum wir unser Ferien in Saigon verbringen, Frauen in bunter Tracht, die sich zum Fotoshooting trafen, europäische Bänke in der Sonne und im Schatten, Touristen auf dem Durchmarsch, Springbrunnen die nicht sprangen, ein Kakteengarten … und viele Gartenarbeiter und -arbeiterinnen, die den Rasen pflegten oder mit breitem Strahl wässerten. Über eine Straße hinweg, setzte sich der Park in einem kleinen Anhang fort. Der war sehr sonnig und sah geschlecktaus. Männer mit schweren Teleobjektiven zielten in einen Baum, dort waren Vögel; Bülbüls, sagte einer, sie hätten Junge und zeigte uns unscharfe Fotos auf dem Display; sein Tele sei so schwer, entschuldigte er die Qualität. Ein junger Mann übte auf einer hölzernen Querflöte; er spielte ein bekanntes Stück - weiß aber nicht welches - vom Notenblatt.






    Ins Hauptpostamt gingen wir,um zu sehen, ob der alte Briefeschreiber (über 90) noch lebte. Und als wir eintraten saß da tatsächlich, wie im Film gesehen, Herr Duong Van Ngo am Ende eines langen Holztisch unter einem Wandbild von Ho Chi Minh. Herr Ngo, so hatten wir erfahren,begann mit 17 im Postamt als vielsprachiger, öffentlicher Briefschreiber zu arbeiten. Als der letzte Briefschreiber in alten Saigon, ist er eine Quelle von Geschichten, aber wie man weiß, weiß er zu schweigen. Da saß er also und ordnete konzentriert seine Papiere, Kundschaft hatte er noch keine.
    Den neuen Wasserbus haben wir auch getestet. Wir kauften ein Ticket für eine Hin- und Rückfahrt von Bach Dang bis Linh Dong (Endstation).Kurz vor Acht legte das Kabinenboot an. Die Scan-Anlage war so neu, dass sie noch gar nicht in Betrieb war;unsere Karten wurden wie Kinokarten gerissen. Die Fahrt auf dem Fluss mit drei Anlegestellen, war so, wie Flussfahrten sein können: am Anfang noch etwas Sky-Line, dann mal ‘ne Werft, ein Hafenkran, ein ankerndes Schiff mit Sandladung, eine Brücke … Beim Betreten wurden wir gleich ins Innere des Bootes gebeten, später saßen wir hinten im Freien, auf der einzigen Bank außerhalb der Kabine. An der Endstation war es ländlich. Die Stege aller Anlegestellen waren großzügig gebaut, lange Wege führten vom und zum Boot. Auf Touristen ist man hier noch nicht eingestellt. Wir mussten lange eine Dorfstraße entlanggehen, bis wir was zu Essen fanden. Es gab eigentlich genug, aber immer nur Fleisch, Fleisch, Fleisch … dann entdeckten wir eine große Pfanne mit Gemüsereis. Nach dem Essen schlenderten wir zum Boot zurück. Zehn vor Zehn fuhren wir zurück. Erst im vergangenen November nahm der Wasserbus seinen Dienst auf. Nur eine vermummte Frau benutzte das Boot als Bus, alle anderen Passagiere waren Touristen, darunter viele Asiatinnen,die nicht fertig wurden mit Gruppen- und Einzel-Fotos.



    Bis die Fotos richtig ausgewählt und in der Homepage sind und der Bericht über das Mekong-Delta fertig ist, wird es noch dauern. ;)

  • Der Blick ist ja grandios! Bis zum Fluss? Oder täusch ich mich da?
    Und dein tolles Stativ hat offenbar durchgehalten !
    Wir überlegen uns auch gerade, mal wieder nach Vietnam zu reisen ... im nächsten Winter ...


    Du weißt ja - nach der Reise ist vor der Reise

  • Dein provisorisches Stativ ist perfekt und hat seine Funktion voll erfüllt.
    Wie heißt es immer so schön: Nichts hält länger als ein Provisorium.


    Der Blick von Eurer Wohnung ist ein Traum. Hätte mir auch gefallen.


    Lass die schöne Reise Revue passieren und genieße die Erinnerungen
    gudi ;)


    P.S. Bist Du eigentlich in HCMC zum Ohrenarzt gegangen oder erst in D?

    Einmal sehen ist mehr Wert, als hundert Neuigkeiten hören.
    (Japanisches Sprichwort)