Reif für die Insel II

  • Ich möchte jetzt aber mal "für" die Fotografen sprechen, dazu gehörst Du ja ebenso wie ich auch. Es sind nicht alle Fotografen so und ich war oft genug auf dieser Insel und habe ganz andere Dinge beobachten können. Die wenigsten Touristen haben sich an die 30 m Regel gehalten, egal welchem Beruf sie nachgingen.


    Dass das nun mit den Robbennachwuchs etwas Besonderes ist und noch mehr Touristen/Fotografen anzieht, kann man teilweise auch verstehen.


    Für mich nach wie vor ein Grund, nicht in dieser Zeit dorthin zu reisen, mögen die Bilder hinterher auch noch so "knuffig" sein.

  • Das ist richtig, Petra. Die Touristen sind da genauso bescheuert.
    Aber, im Winter sind wenig Besucher dort und die Situation unter den Tieren ist eine völlig andere. Sie sind aggressiv und liegen weit verstreut auf der Insel herum. Rudel, wie im Sommer lassen sich da nicht beobachten. Das ist auch für Fotografen gefährlich, die nur das EINE Motiv im Auge haben.
    Der Großteil der Besucher im Winter kommt zum Fotografieren. Ist aber gemessen an der Gesamtzahl äußerst gering.
    Laß es die Tage vielleicht 20 Leute gewesen sein, die nun wirklich professionelles Gerät mit sich rumschleppten.
    Man hat wirklich überall freie Schußbahn, nur sollte man sich an die Regeln halten. Natürlich war es früher einfacher, als noch nicht so viele Tiere dort waren. Im Sommer sind es die Touristen und Smartphoneknipser, die sich nicht an die Regeln halten. Im Winter wagt so etwas niemand. Das gibt einem die Stimmung unter den Tieren schon zu verstehen. ;)
    Auch wenn man im Winter viel über die kleinen Kegelrobben berichtet wird, die Wintertage auf einer Hochseeinsel sind auch ohne Viehzeug eine wunderschöne Zeit. So viel Ruhe hat man selten. Natürlich ist das Angebot an Abwechslung äußerst gering. aber ich mag es so lieber, als mich im Sommer mit den Massen um die Strandkörbe zu drängeln.

  • Winni, ich freu mich auch für den Lütten, daß er jetzt aufgepäppelt wird. Das war schon eine traurige Szenerie am Strand.
    Falls du wirklich mal auf die Insel möchtest, mach das zur Vorsaison und check den Wetterbericht.
    Mein Favorit wird der Winter bleiben, auch wenn es diesmal etwas knifflig mit der An-und Abreise war.

  • Die wenigsten Touristen haben sich an die 30 m Regel gehalten

    Ich weiß was du meinst. Das kann man im Sommer sehr gut beobachten. Da wartet ein Fotograf in einem vernünftigem Abstand zu den Tieren auf ein gutes Motiv, dann kommt ein Tourist herbeigelatscht und geht mit dem Smartphone auf die Tiere zu und sie flüchten in's Wasser. Das ist ebenso ein no go. Daß man sich als Fotograf über solch ein Fehlverhalten ärgert, wo man selbst vielleicht schon über eine Stunde im Sand gehockt hat, ist sehr verständlich. Solche Szenen bleiben einem im Winter erspart und so wie es jetzt geregelt ist, haben alle was davon.


    Strandtouristen und Tierfotografen geraten auf der Düne ja schon mal aneinander, dafür ist das Gelände einfach zu klein.
    Da fällt mir ein kleiner Schmunzler aus dem letzten Jahr ein. Es gibt anscheinend auch Konfrontationen unter Fotografen und Strandtouristen, die nix mit den Robben zu tun haben. :D


  • Während sich Touristen und Fotografen um die besten Plätze streiten, hat der Flughafen tatsächlich ein ernsteres (Robben)Problem.
    Hier der neueste Versuch:



    Geholfen hat es bisher eher.... weniger... ;)



    Er peilt gerade die Lage und ich vermute, er wird auch sein Schlupfloch finden ;)


  • Am Nachmittag erkundete ich dann noch den Südstrand. Bei bester Wintersonne ist das immer ein Genuß für mich. Hier gibt es noch keine Absperrung, da nur wenig Tiere sich hier herumtreiben. Daher bleibt hier noch eine Gelegenheit für kleine Standspaziergänge.














  • Kiki für uns ist das ja mit einer relativ weiten Anreise verbunden. Aber wir sind nächstes Jahr Ende Oktober auf Rügen und wenn mein Chef noch eine Woche zusätzlichen Urlaub raus tut könnten wir vielleicht für ein paar Nächte nach Helgoland gehen.Auf jeden Fall steht die Insel auf unserer Liste und irgendwann klappt es sicher.

    Ja, ihr wohnt tief im Süden, da muß man das schon sehr sorgfältig abwägen, ob sich der Weg überhaupt lohnt. In Kombination mit Rügen ist das natürlich eine ganz tolle Reise, da ihr total unterschiedliche Eindrücke geliefert bekommt. Ende Oktober kann es allerdings schon sehr ungemütlich mit dem Wetter sein. Ohne Puffertage würde ich das nicht wagen. Ich bin ja diesmal auf den Flieger ausgewichen, weil in stürmischen Zeiten hier noch ein Rest von Zuverlässigkeit geboten wird. Aber auch das kann daneben gehen.

  • Am nächsten Tag war alles anders. Eine dicke Wolkensuppe drängte sich um die Insel. Es war der letzte Tag, bevor der Sturm einsetzte. Ich war ganz happy über meinen Flug am nächsten Tag und machte erst einmal wieder einen großen Rundgang über den Klippenrandweg.
    Viel sehen konnte ich allerdings nicht. :shock:






  • Den Nachmittag verbrachte ich auf der Düne. Hier war nichts mehr los. Fast alle machten sich auf den Heimweg, da heute die vorerst letzte Gelegenheit war, um mit dem Schiff das Festland zu erreichen.


    Ein Jungtier, was so langsam in's Lümmelalter kommt. Bald ist der Knuddelfaktor weg.




    er sucht wohl schon schutz vor dem Sturm




    Er läßt es sich bei Mutti gut gehen ;)


  • Am späten Nachmittag spazierte ich bei den Landungsbrücken entlang und betrachtete die abreisenden Touristen. Wie ein Flüchtlingstrek bewegten sich die Leute in Richtung Schiff. Nachdem sich die Funny Girl mit einem lauten Signalton von der Insel verabschiedet hatte, war es schlagartig still auf der Insel.
    Zurück blieben nur Rentnertouristen mit genügend Zeit und meinereiner, die ganz selbstsicher auf das Flugzeug gesetzt hatte. :confused:





    So langsam dämmerte mir, daß die Entscheidung für den Flug vielleicht doch etwas zu mutig war. Die Sicht war schlecht und der Wetterbericht für das Wochenende eine Katastrophe. Im Hotel war ich der einzige Gast und spielte somit den Hausgeist. Ein merkwürdiges Gefühl.
    Am nächsten Tag gab es gleich am Morgen die Nachricht, daß alle Flüge für diesen Tag abgesagt wurden. Die Sicht war einfach zu schlecht. Ich wurde auf Samstag umgebucht. Ausgerechnet auf den Tag wo die stärksten Böen erwartet wurden. :shock:
    Jetzt haderte ich doch etwas mit meiner Entscheidung und informierte zur Sicherheit auch meinen Arbeitgeber, daß es nicht sicher war, ob ich Montag meine Schicht antreten kann. Ich hab natürlich vorher durchgerechnet. Flug und Zimmer canceln hätten mich schon gutes Geld gekostet. Irgendwie war ich nicht dazu bereit. Als ich dann aber alleine durch's Hotel schlich, war ich nicht mehr sicher, ob diese Entscheidung die richtige war.
    Ich war ja vor vielen Jahren auch ein Opfer der Flughafenbesetzung in Bangkok. Damals habe ich sofort alle Schritte unternommen, um aus diesem Dilemma herauszukommen. Auf dieser kleinen Insel 50km vor dem Festland hielt ich das nicht für nötig....

  • Am nächsten Morgen war es kaum auszuhalten. Ich konnte nicht einmal in Ruhe eine Zigarrette auf dem Balkon rauchen, so stark kam der Wind um die Ecke. Die OFD verkündete mir fröhlich, daß es bis jetzt keine Ausfälle für den Tag gibt. Da ich auf Nachmittag gebucht war, sollte ich aber die Dünenfähre im Auge behalten. Bei solch starkem Wellengang kann es sein, daß die Überfahrten irgendwann abgesagt werden und wenn das passiert, kommen auch keine Flieger mehr. Von daher machte es auch keinen Sinn schon morgens auf die Düne überzusetzen.
    Die Dünenschiffer bestätigten dies und meinten, daß über Mittag der Schiffsverkehr ausgesetzt wird, man bemüht sich aber für später noch ein paar Verbindungen bereit zu stellen. Gegen Mittag rief ich noch einmal bei der OFD an und mir wurde bestätigt, daß es gegen 14:00 eine Überfahrt geben wird, die auschließlich Flugtouristen befördert.
    Also konnte ich mich heute doch auf den Heimweg machen.
    Vorher wollte ich mich mit einem kleinen Rundgang von meiner Insel verabschieden.


    Ein Zoom zur Düne. Der Nordstrand ist komplett unter Wasser.



    Das Licht wechselte sehr häufig an diesem Tag. Ich fand die Sicht nicht so dolle, aber für die Piloten hat es anscheinend gereicht. Der wind war furchtbar. Die kleinen Regentropfen prasselten wie Nadelstiche in's Gesicht. Ich kam ständig vom weg ab und taumelte in's Gras hinein, so brachten mich die Böen aus dem Gleichgewicht. Trotz schwerer Objektive konnte ich kaum die Kamera halten. Für ein paar Bilder hat es gereicht.













    Heimweg



  • Die Überfahrt zur Düne war wild. Was für eine Schaukelei. Es hat auch ziemlich gedauert, bis das kleine Schiff an den Landungsbrücke so festgezurrt war, daß man als Tourist gefahrlos einsteigen konnte.
    Am Flughafen hatte ich dann sogar die Möglichkeit einen früheren Flug zu nehmen. Eine der zusätzlich eingesetzten Maschinen hatte noch Plätze frei und so kam ich schon eher von der Insel weg.
    Vorher wurde aber mal wieder das Gepäck gewogen. :ops:



    Das größte Gepäckstück ist meins :ops: . Ich hatte natürlich für eine Schiffsüberfahrt gepackt. Da gab es ein zweites Paar Schuhe, damit man nicht nur in klobigen Doc Martens herumstapfte, natürlich etwas Garderobe für den Abend, inkl. Zweitjacke für die Raucherpausen vor der Türe.
    Nun hatte ich Flugtickets und die OFD erlaubt nur 10kg Freigepäck. Allein die Fototasche brachte 7kg auf die Waage....
    Also kamen zu den 220€ Flugpreis noch einmal 45€ Extrakosten für's Gepäck dazu.


    Tja, man gönnt sich ja sonst nichts :thumbup:

  • Unser Pilot trug einen dicken Batzen Kotztüten unter dem Arm, als er in Richtung Flieger ging.
    Ich fragte ganz vorsichtig, ob es bei so einem Wind Probleme gibt, schließlich hatten wir Windböen von über 100km/h. "Och das büschn Wind...ein 300kg Robbenbulle mitten auf der Landebahn, DAS ist ein Problem....!" :o


    Dann ging es los!






    Das Smartphone war eine gute Ablenkung. Mir wurde einige Male echt ein wenig kodderig, mit dem tollen ruhigen Flug 4 Tage vorher, hatte das hier nichts mehr zu tun. Ich hab einfach nur dumm rumgeknipst, da war ich gut abgelenkt.






    Zum Glück war recht bald wieder das Festland in Sicht.



    Angekommen!



    Das solls jetzt auch gewesen sein. Ohne Gebrauch der Kotztüte wohlbehalten das Festland erreicht.
    Mit 3 netten Mitreisenden konnte ich mir das Taxi zum Bahnhof teilen, wo der Zug schon auf mich wartete.


    Mal schauen was mich im nächsten Jahr auf der Insel so alles erwartet.
    LG kiki

  • Hi Kiki,


    irgendwie bin ich jetzt erst auf deinen Thread aufmerksam geworden: Obwohl ich ursprünglich ein Nordlicht bin, war ich wohl seit etwa 1992 nicht mehr auf Helgoland, sodass ich beim Lesen dachte, dass es wirklich mal wieder Zeit wird!


    Und dass man hinfliegen kann, wusste ich auch noch nicht.


    Danke dir, du hast die Insel in meinem Kopf gerade ein ganzes Stück nach vorne gerutscht!

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Danke kiki, für deinen Bericht und die Bilder.
    Hauptsache du bist gut heimgekommen, das ist das wichtigste.
    Dass da der Stressfaktor hoch war kann ich mir gut vorstellen. Ich hätte da auch ein mulmiges Gefühl gehabt.
    Nochmals Danke, dass du uns hast daran teilnehmen lassen.


    :thumbup:

  • Sehr schön das Du es gut zurück geschafft hast. Darf ich fragen wo Du immer wohnst ( auf der Insel )? Ich bin Ende März bis zum 07.04. 2019 wieder dort und freue mich schon sehr darauf. Diesmal verbinde ich den Bildungsurlaub noch mit 2 Nächten in den Mocca Stuben. Es ist immer wieder schön, egal bei welchem Wetter. Vielen Dank fürs zeigen und LG


    Kerstin

  • Hallo kiki,
    schön das Du wohlbehalten zurück gekommen bist und Dir die Fotoablenkung dabei sehr geholfen hat.


    Danke für die schönen Bilder. Die Vor- oder Nachsaison könnte ich mir auch gut vorstellen für mich, da die Touristenmassen noch nicht da bzw. wieder weg sind.


    Als Kind war ich mit meinen Eltern öfter mal an der Nordsee in den Ferien. Jedoch haben wir es nie geschafft nach Helgoland zu kommen. Jeder Versuch scheiterte an den Wetterverhältnissen und die Fährverbindungen wurden eingestellt. Vielleicht klappt es ja irgendwann mal.


    LG
    gudi ;)

    Einmal sehen ist mehr Wert, als hundert Neuigkeiten hören.
    (Japanisches Sprichwort)



  • Vielen lieben Dank euch allen.


    Ja, das Wetter dort ist launisch, da kann immer mal etwas Wind dazwischen kommen. Diesmal hat es mich wieder erwischt, allerdings ist im Herbst/Winter das Risiko auch besonders hoch.
    Trotzdem möchte ich die Tage nicht missen und es war für mich auch ein toller Abschluß meiner diesjährigen "Urlaubssaison". :thumbup:



    Und dass man hinfliegen kann, wusste ich auch noch nicht.

    Ich weiß nicht wie lange die Flieger dort schon eingesetzt werden. Die OFD, oder früher OLT gibt es ja schon länger, Ich kann mich an Helgolandflüge von Bremerhaven aus erinnern, bevor nach Nordholz gewechselt wurde. Wie lange die Verbindung von Büsum aus existiert, weiß ich auch nicht. In HB konnte man mit denen Wangerooge und Heringsdorf ansteuern. Leider wurden diese Flüge eingestellt.
    Generell ist es nun auch kein billiges Vergnügen. Für den Preis, den ich zahlen mußte, fliegen andere wahrscheinlich in die Türkei oder auf die Kanaren. Von RyanAir mal ganz zu schweigen. :roll:



    Diesmal verbinde ich den Bildungsurlaub noch mit 2 Nächten in den Mocca Stuben.

    Genau dort bin ich Stammgast :thumbsup: Hotel UND Restaurant wohlgemerkt ;)


    Danke für die schönen Bilder. Die Vor- oder Nachsaison könnte ich mir auch gut vorstellen für mich, da die Touristenmassen noch nicht da bzw. wieder weg sind.

    Du kannst auch zur Hauptsaison fahren, nur muß man sich schon sehr früh kümmern, da sonst alles ausgebucht ist. Voll wird dann es nur durch die Tagestouristen, das kann auf der Hauptinsel schon mal anstrengend sein, weil zum Teil schon ein arges Gedränge herrscht. Sind die Schiffe erst einmal weg, hat man auch wieder seine Ruhe. Am besten, man verbringt diese Stunden auf der Düne. Dort kommen nur wenige Tagesgäste hin.