Impressionen aus Nordperu – ein Reisebericht

  • Huanchaco (Teil 1)


    Das kleine Fischerdorf Huanchaco liegt ca. 13 km westlich von Trujillo. Aufgrund der hier vorherrschenden hohen Wellen hat es sich zu einem beliebten Surfer-Treff entwickelt. Nun, wenn ich irgendwo surfe, dann ist das ausschließlich im World Wide Web, aber ich habe natürlich nichts dagegen, mir großartige Wellenreiter auch einmal live anzusehen.






    Wer es noch nicht so beherrscht, kann es in diesem Ort auch lernen. Es gibt zahlreiche Surfschulen, teilweise sogar mit Erfolgsgarantie, ansonsten gibt es das Geld zurück: „If you don’t stand up you don’t pay!!!“




    Auf einem Hügel oberhalb des Ortes thront in einem Park die kleine Kirche. Von hier aus überblickt man die Häuser bis zum Meer.







  • Huanchaco (Teil 2)



    Eine Besonderheit dieses Ortes – und damit auch beliebtes Fotomotiv – sind die kleinen Schilfboote ‚Caballitos de Totora‘. Sie werden schon seit Jahrtausenden von den Fischern als Fortbewegungsmittel genutzt. ‚Caballito‘ bedeutet ‚Pferdchen‘; man sitzt auf den Teilen wie auf einem Pferd.



    Bei näherer Betrachtung erkennen wir, dass sie mit Styropor gefüllt sind.







    Zum Abschied gibt es noch einen schönen Sonnenuntergang hinter dem historischen Pier, bevor wir unsere Weiterfahrt mit dem Nachtbus antreten.




  • Huaraz (Teil 1)


    Die ca. 8stündige Busfahrt von der Küste in die Berge legen wir diesmal in der 1. Klasse zurück. Die extra flachen Schlafsitze befinden sich in der unteren Etage. Man kann die Sitze wirklich sehr schön flach kippen, aber Platz für die Beine ist nicht viel. Auch für das Handgepäck gibt es gar keine Ablagen, daher müssen sich unsere Rucksäcke und Jacken den knappen Platz mit unseren Beinen teilen. Zeitweise kann ich tatsächlich schlafen, bekomme aber trotzdem mit, wie wir wieder über unzählige Serpentinen fahren.


    Am Morgen erreichen wir Huaraz. Die Stadt ist umgeben von hohen Bergen (bis über 6000 hoch) und Ausgangspunkt für Touren in die Hochgebirgslandschaft der Cordillera Blanca. Über 3000 Höhenmeter haben wir während der Fahrt hinter uns gebracht. Huaraz liegt 3052 m hoch.


    Einen Überblick verschaffen wir uns auf einer Wanderung zu einem Aussichtspunkt. Die ersten schneebedeckten Berge – unter ihnen den höchsten Berg Perus – sehen wir von hier aus ebenfalls.







    Huaraz gefällt uns auf den ersten Blick eigentlich ganz gut. Wir können uns kaum vorstellen, dass diese Stadt schon ein paar Male von Lawinen getroffen und 1970 durch ein Erdbeben fast komplett zerstört worden ist.


    Auf der Plaza de Armas ist viel Betrieb und es findet ein Fest statt, wo regionale Spezialitäten präsentiert werden und es Tänze und Musik gibt.




    Zweimal geraten wir in einen farbenfrohen Umzug. Der Anlass hierfür bleibt uns unbekannt, aber schön ist es trotzdem, das bunte Treiben zu verfolgen.





  • Huaraz (Teil 2)


    Auch die große Markthalle gefällt uns gut. Wir besichtigen zunächst die Nonfood-Abteilung. Aber die Übergänge sind tatsächlich fließend. An einer Stelle werden feine Anzüge verkauft, zwei Meter weiter liegen Schweineköpfe auf dem Tresen – eine äußerst interessante Mischung!


    Ansonsten spielt sich das Markttreiben hier eher draußen auf den Straßen ab. Die Marktfrauen sitzen auf den Bürgersteigen und bieten die Waren häufig vor sich auf einer Decke ausgebreitet an.



    Typischerweise tragen sie hier wieder besondere Hüte. Sie sind kleiner als die Hüte in Cajamarca und weisen auf der rechten Seite eine auffällige Verzierung auf.



    Am kleinen Río Quilcay wurde ein kleiner Park zum Flanieren angelegt …




    … und einige hübsche Kirchen gibt es auch:



    Iglesia Nuestra Señora De Belen



    Iglesia La Soledad

  • Hallo Gundi,
    bisher brachte ich Peru immer nur mit Titicacasee und Machu Picchu in Verbindung.
    Aufgrund deines Berichts weiß ich jetzt, dass es mehr gibt.
    Vivien sagt immer, man müsste 200 Jahre alt werden, um noch vieles zu sehen.
    Vielen Dank für den Bericht und den Bildern, nur wunderschön!


    :thumbsup:

  • Laguna Wilkacocha


    Und wieder einmal werden wir in einer neuen Umgebung auf einer Wanderung die Höhe testen, bevor es später richtig hoch hinausgehen soll.


    Nach dem Frühstück geht es in Richtung Markt. Ab hier soll ein Colectivo nach Chiwipampa fahren, von wo aus man die Wanderung zur Laguna Wilkacocha unternehmen kann. Das erste Problem für uns besteht darin, das richtige Colectivo zu finden. Von allen vier Straßenecken fahren Colectivos ab und jeder, den ich frage, schickt mich an eine andere Ecke. Das bekommt wohl auch eine Frau mit, die uns dann anspricht und uns den Rat gibt, bei der Polizei nachzufragen. Sie geht sogar mit uns über die Straße und erklärt der Verkehrspolizistin, wohin wir möchten. Diese telefoniert dann und meint, wir müssten Bus No. E nehmen. Zum Glück zeigt sie uns dann auch noch die richtige Straßenecke. Klasse, wie hilfsbereit die Menschen hier sind. Und wieder einmal bin ich froh, dass ich ein paar Brocken Spanisch spreche und verstehe. Es dauert auch nicht lange, bis ein E kommt. Er ist nicht überfüllt und die Fahrt dauert gut 20 Minuten. Wir werden direkt an der Brücke des Rio Santa herausgelassen, von wo der Wanderweg startet.




    Der Weg ist mit blauen Pfeilen und blauen Wasserhähnen markiert und führt ständig bergauf. Schon nach kurzer Zeit können wir sehen, was wir an Höhe geschafft haben. Wir kommen auch an einzelnen kleinen Höfen und Häusern vorbei. Immer wieder haben wir schöne Ausblicke auf die schneebedeckten 5000er und 6000er Berge des Nationalparks. Es ist klasse!




    Nach 2 Stunden und 15 Minuten haben wir die Laguna in 3750 m Höhe erreicht. Sie ist nicht besonders spektakulär, aber man kann einen kleinen Aussichtsberg erklimmen, wo man einen schönen Blick auf den See, die schneebedeckten Berge sowie das Tal des Rio Santa bis hin nach Huaraz hat. Viele wilde Hunde laufen hier herum und betteln um Essen. Eine ganze Reisegruppe hat sich am See niedergelassen und ist am Picknicken. Die Guides haben sogar extra einen Tisch aufgebaut.







    Wusstet ihr eigentlich, dass in Peru mehr als 3000 verschiedene Kartoffelsorten angebaut werden? Viele davon wachsen aufgrund ihrer besonderen Ansprüche ausschließlich in den peruanischen Anden. Auf den Märkten haben wir tatsächlich Kartoffelvarianten in allen möglichen Farben, Formen und Größen sehen können.



    Wir halten uns an der Laguna ca. 45 Minuten auf, bevor wir uns wieder an den Abstieg zur Bewältigung von wiederum 650 Höhenmetern machen.



    Der Rückweg ist natürlich weniger anstrengend als der Hinweg, so kommen wir zügig voran. Irgendwo passen wir aber anscheinend nicht richtig auf und landen auf einer uns vom Hinweg nicht bekannten Strecke. Hier fahren auch Autos und nach einer Weile überholen uns mehrere Taxis, die die Reisegruppe von der Laguna abgeholt haben. Zurück an unserer Brücke müssen wir aber auch nicht lange auf ein Colectivo zurück nach Huaraz warten.


    Unser Fazit nach dieser Wanderung: Höhenluft schnuppern – hat gut geklappt :thumbup: .

  • Wusstet ihr eigentlich, dass in Peru mehr als 3000 verschiedene Kartoffelsorten angebaut werden? Viele davon wachsen aufgrund ihrer besonderen Ansprüche ausschließlich in den peruanischen Anden. Auf den Märkten haben wir tatsächlich Kartoffelvarianten in allen möglichen Farben, Formen und Größen sehen können.

    Kartoffeln in verschiedensten Formen und Farben haben wir in Peru auch auf den Märkten mit großem interesse angeschaut. Wir hätten ja so gerne mal verschiedene Sorten probiert, aber haben nirgendwo ein Restaurant gefunden, wo das explizit angeboten wurde.
    Wahrscheinlich muss man irgendwo mal ganz abgelegen auf dem Land in einer kleinen Bude etwas essen, evtl. bekommt man dort dann diese Sorten auf den Teller, aber dann weiss man es wieder nicht genau, denn sie werden wohl kaum eine bestimmte Sorte anpreisen.
    Bei den wohlhabenderen Peruanern gilt die Kartoffel evtl. auch als Arme-Leute-Essen, aber das ist jetzt lediglich eine Mutmaßung von mir. Teure Fritten zu essen gilt halt vielen in den Städten als "cool" und zeigt, dass man es sich leisten kann.
    Schade, man kann nur hoffen, dass diese vielen Sorten nicht auch irgendwann aussterben werden!

  • Silke, wenn ich mich richtig erinnere, war das bei uns ähnlich. Kartoffelgerichte haben wir selten bis gar nicht entdeckt. Ich habe gerade auch noch mal meine Fotos gecheckt, die wir ab und zu von den Mahlzeiten aufgenommen haben: eigentlich war immer Reis dabei, manchmal zusätzlich Pommes Frites. Aber auf den Märkten war tatsächlich eine enorme Vielfalt zu finden. Als unser Guide (ich glaube, auf der Cumbemayo-Tour) uns von den mehr als 3000 Sorten erzählte, war ich schwer beeindruckt. Ja, ich hoffe auch, dass diese Sortenvielfalt erhalten werden kann.


    Erhard, also 200 Jahre möchte ich nicht unbedingt werden :D , aber du hast natürlich Recht: es gibt noch so vieles zu entdecken, dafür wird die Zeit nicht ausreichen.


    Viele Grüße
    Gundi

  • Jetzt habe ich auch mal meine Bilder von Peru (2016) nachgeschaut. Da Friedrich am liebsten Kartoffeln isst, habe ich auch Bilder mit Kartoffelgerichten gefunden, diese aber nur in einfachen Lokalen. So viel wie ich weiß, werden immer die verschiedensten Sorten Kartoffeln angebaut, um eine Ernte zu sichern. Das Wetter in den Anden ist unbeständig und wechselt häufig. Die verschiedenen Kartoffelsorten sind mal gegen Hitze, mal gegen Kälte, mal gegen Wind resistent. So wird das Überleben sichergestellt. Hier bei uns gibt es ja nur noch die Retortenkartoffeln.


    Ich esse kaum welche und wüsste auch gar nicht, ob sie überhaupt unterschiedlich schmecken. Ab und zu sehe ich ja auch mal lila Kartoffeln hier auf dem Markt.


    Viele Grüße
    Petra

  • Das Wetter in den Anden ist unbeständig und wechselt häufig. Die verschiedenen Kartoffelsorten sind mal gegen Hitze, mal gegen Kälte, mal gegen Wind resistent. So wird das Überleben sichergestellt.

    Das klingt sehr einleuchtend.


    Ich esse kaum welche und wüsste auch gar nicht, ob sie überhaupt unterschiedlich schmecken.

    Ich esse gerne Kartoffeln und kann dir bestätigen, dass es deutliche Unterschiede gibt.
    Zwischen den Kartoffeln aus dem Garten meiner Eltern und hier gekauften aus dem Supermarkt liegen Welten :) !



    Viele Grüße
    Gundi

  • Huascarán NP Teil 1: Lagunas Llanganuco


    Vor unserer Tour in den Huascarán NP haben wir während der Nacht (vielleicht aus Angst, den Wecker zu überhören?) kein Auge zugetan. Fehlender Schlaf ist natürlich keine so gute Voraussetzung für solch eine anstrengende Tour, wie wir sie heute vorhaben. Es soll zur Laguna 69 gehen.


    Der Minivan kommt leider nicht wie verabredet um 5:30 Uhr, sondern erst gegen 6:00 Uhr. Wir sind die letzten, die abgeholt werden und wieder einmal sind wir die ältesten. Der Altersunterschied ist diesmal extrem. Alle anderen sind zwischen 20 und 28 Jahren alt :o .


    Ca. eine Stunde fahren wir flott bis Yungay (55 km) durch. Dort biegen wir ab auf die Straße, die nach Westen ca. 28 km in den Huascarán NP führt. Die Straße ist ab hier unbefestigt und führt durch zahlreiche kleine Dörfer. Die Strecke ist stellenweise extrem schlecht, an anderen Stellen kommen wir schneller voran. Immer höher schrauben wir uns hinauf. Dann halten wir an einem Frühstücksrestaurant, unserer Ansicht nach viel zu lange. Weiter geht es, durch Löcher, riesige Pfützen und über kleinere Brücken. Nun tritt erstmalig unsere "Reiseleiterin" in Aktion und sammelt von jedem 10 S/. für den Eintritt in den Nationalpark ein. Die Eingangsschranke ist dann auch bald passiert. Und noch immer haben wir unser Ziel nicht erreicht.


    Aber irgendwann kommen dann doch zwei Bergseen (Llanganuco) in Sicht. Je nach Einfall des Sonnenlichts schimmern sie wunderschön grün bis blau. Am ersten halten wir kurz für ein paar Fotos.





    Während wir hier ungefähr auf Uferniveau entlang fahren, liegt der zweite See etliche Meter tiefer als die Straße. Irgendwann fahren wir auf einem Damm mitten durch das Wasser. Und nach 3 h 15‘ sind wir dann endlich am Ziel der Fahrt – also am Ausgangspunkt für unsere Wanderung angelangt.




  • Schöne Bilder von eurer Wanderung zur Laguna Wilcacocha, da werden Erinnerungen bei mir wach. Wir hatten die Tour auch als Vorbereitung für unsere Trekkingtour um die Cordillera Huayhuash gemacht. Die Autofahrt zum Ausgangspunkt zur Laguna 69 habe ich noch in übler Erinnerung, aber der Aufstieg zur Laguna 69 war einfach nur traumhaft schön und ließ einen die Tortur vergessen ;) Kommen noch Bilder von der Laguna 69 ???

  • Wirklich wunderschön was du uns da alles zeigst. Bin richtig gespannt wie es euch bei der Wanderung erging.


    Wir essen übrigens sehr gern Kartoffel und ich habe auch welche angebaut und freu mich schon auf die Ernte.


    In Peru haben wir auch welche gegessen, werden mit Schale serviert. Haben da ein Dorf besucht und die Bauern haben für uns gekocht. Da gab es mehrere Sorten.

  • Huascarán NP (Teil 2): Weg zur Laguna 69 (1)


    Es ist jetzt 9:15 Uhr und wir befinden uns auf 3900 m Höhe. Die Reiseleiterin zeigt in Richtung eines Weges, meint, dass es drei bis vier Stunden (6,5 km) bis zur Laguna sind, wir um 15 Uhr wieder am Bus sein müssen und wurde danach nicht wieder gesehen.


    Naja, dann mal los! Zunächst müssen wir ein kurzes Stück einen Weg steil hinunter, bis wir im Tal angekommen sind und einen rauschenden Fluss kreuzen.



    Anschließend geht es eine ganze Weile über eine Wiese am Fluss entlang. Viele Kühe grasen hier und wir müssen die ganze Zeit aufpassen, dass wir nicht in einen Kuhfladen treten. Außerdem wachsen hier schöne Blümchen.





    Der Weg verläuft ca. eine Stunde lang ziemlich eben und ist nicht anstrengend. Trotzdem haben uns schon nach kurzer Zeit alle anderen überholt. Naja, die scheinen auch nicht zu fotografieren und nicht auf kleine Blümchen zu achten. Mehrere schöne Wasserfälle begleiten unseren Weg; die ersten schneebedeckten Berge sind uns schon richtig nahe. Es handelt sich tatsächlich um die beiden Gipfel des höchsten Berges von Peru: es ist der Nevado Huascarán mit 6768 m Höhe. Wunderschön!








    Mehrfach kreuzen wir den Fluss. Dann führt der Weg in Serpentinen steiler hinauf und es wird natürlich anstrengender. Immer öfter benötige ich eine Pause. Aber wir können auch den Fortschritt erkennen, da sich das Tal mit dem Fluss immer weiter von uns entfernt. Nach wie vor überholen uns viele Wanderer, aber auch sie sind am Schnaufen. Immerhin sind wir jetzt schon deutlich über 4000 m hoch.