Strassenhändler

  • Hi,

    "Ändern kann ich's eh nicht!"

    das ist wieder unser alter Dissens. Nur weil Du akut und im konkreten Fall nicht einen bestimmten Markt ad hoc in Luft auflösen lassen kannst bedeutet das nicht, dass Du nichts ändern kannst. Aber es ist ja noch viel schlimmer. Wir alle zusammen sind mit unserem Verhalten der Grund, warum es solche Märkte gibt ... sind also nicht nur passive Beobachter, sondern der treibende Motor. Das Problem ist nicht, dass es wir nicht ändern können, sondern dass wir weit davon entfernt sind es ändern zu wollen.


    Zuhause im zivilisierten Europa gibt es solche Märkte nicht. Wir verlagern das Grauen in abgeschlossene und abgeschirmte Räume tarnen sie mit einem Tierschutzgesetz und sehen das Ergebnis dann frühestens an der Kühltheke im Supermarkt mit dezenter Musik im Hintergrund. Der Übergang vom Tier zum Fleisch ist in unserer Erfahrungswelt nicht mehr präsent.


    Wenn ich Ente wäre und mir ein Schicksal aussuchen könnte, dann würde ich den Knüppel auf dem asiatischen Markt wählen. Das scheint mir humaner und ehrlicher zu sein als das was hierzulande geschieht.


    Ciao
    HaPe

  • Wenn ich Ente wäre und mir ein Schicksal aussuchen könnte, dann würde ich den Knüppel auf dem asiatischen Markt wählen.

    Die Ente hat am Markt keinen Knüppel gesehen. Die durfte noch mitsamt ihrer Beilagen nach Hause watscheln.


    Ansonsten volle Zustimmung! Ich will nix ändern und die Zustände in europäischen Tier-KZ's sind grauenhaft. Was ich für mich schon geändert habe: Ich kaufe kein Fleisch im Supermarkt. Ich bin in der glücklichen Lage, einen Fleischer in Gehweite zu haben, der regionale Produkte verarbeitet. Aber wenn ich mein Essen selbst schlachten müsste, wäre ich schon längst Vegetarier.

  • Ich habe meinen Fleischkonsum, auch aus o.g. Gründen reduziert und konsumiere bewußt. Und es gibt Regionen auf diesem Planeten, wo man als Vegetarier außerhalb einiger teurer Edelhotels schlicht verhungern würde. Soll man die meiden? Ich versuche auf Reisen immer, mich so landestypisch wie möglich zu ernähren, ist, je nach Klima, das gesündeste, und kulinarisch sicher das beste. In Indien oder in den Anden z.B. hat vegetarisches Essen Tradition, und ist in guter Qualität überall zu haben. Andere Regionen sind dagegen überwiegend von Carnivoren geprägt. Und wenn ein Trekkingguide nach 1100 Metern Aufstieg durch den Regenwald (fast Canyoning rückwärts) dann im Camp eine Hühnersuppe kocht, frage ich nicht, wie das Huhn zu Tode gekommen ist.

  • Wer sehr zart besaitet ist, sollte die normalen Märkte "Wet Markets" am besten meiden. Denn überall in Asien werden Tiere gegessen, die wir uns (noch) nicht auf unseren Tellern vorstellen können und überall in Asien wird ein erheblicher Teil davon noch lebend auf den Märkten verkauft.


    Das hängt u.a. damit zusammen, dass ein Koch/eine Köchin ganz sicher sein möchte, dass das Lebensmittel wirklich frisch ist - und bei den dortigen Temperaturen ist das in der Regel nur bei lebenden Tieren gewährleistet. Wer in Thailand oder anderern Ländern Südostasiens, aber auch in China, auf einen Lebensmittelmarkt geht, weiß schnell, warum kaum jemand das von Fliegen umschwirrte und offen, ohne Kühlung, da liegende Fleisch kauft, sondern lieber ein lebendes Huhn oder einen noch zuckenden Fisch.


    Schön und farbenfroh sind allerdings die Gemüse- und Obstmärkte - auch davon gibt es reichlich. In Bangkok z.B. der riesige Gemüsemarkt in der Nähe der Memorial Bridge und dahinter anschließend der ebenso riesige Blumenmarkt. In Nonthaburi kann man auf dem sehr lebendigen und recht untouristischen Markt die Fisch- und Fleischecke einfach meiden und sich stattdessen durch den restlichen Markt treiben lassen - da gibt es jede Menge wirklich Leckeres, mit und ohne Fleisch, siehe "Gut angekommen" (ziemlich unten auf der Seite).


    Und auf dem Taling Chan Foodmarket hab ich weder lebendige Tiere noch irgendwelche Quälereien gesehen - stattdessen einfach nur super-leckeres Essen in allen Variationen! Zwar viel Fisch, aber auch viel fleischlos - und für Süßschnäbel ist das sowieso ein echtes Paradies!

  • Ich sage nur, wenn Männer so zart besaitet sind... aber mit Blumen und Obst kann ich ihn auch nicht locken. Da wäre ein Motorradmarkt mit vielen Ersatzteilen schon angebrachter. Mal schauen, es gibt ja sicher noch anderes in Bangkok zu sehen, vor allem wenn man das erste Mal da ist.


    Viele Grüße
    Petra

  • Petra, wir waren 1995 auch mal auf einem Fleischmarkt in Hongkong, das war in einer Halle. Auch unfassbar eklig, gestunken hat's. Den gibt es jetzt wohl nicht mehr.


    Klar findet ihr in Bangkok genügend :thumbup: Mein Lieblingsmarkt ist inzwischen der Rot Fai Night Market. Entspannt, unaufgeregt, nicht nur geschmacklose Billigware, super Restaurants und Bars im Freien bzw. in Containern. Gefällt glaube ich einfach jedem!

  • Hi,

    Wir alle zusammen sind mit unserem Verhalten der Grund, warum es solche Märkte gibt ... sind also nicht nur passive Beobachter, sondern der treibende Motor.

    Glaubst du das wirklich? 8|
    Dass jene Märkte aussterben würden, würden wir europäischen Touris sie nicht besuchen, zum Schauen? Oder vielleicht weniger Tiere sterben müssten, würden wir nicht kommen? Kein Touri kauft auch nur ein Stück Fleisch, weder zappelnd noch frisch geschlachtet.
    Die Marktbetreiber machen das doch nicht für die Touristen, verdienen keinen Cent an uns.

  • Klar findet ihr in Bangkok genügend :thumbup: Mein Lieblingsmarkt ist inzwischen der Rot Fai Night Market. Entspannt, unaufgeregt, nicht nur geschmacklose Billigware, super Restaurants und Bars im Freien bzw. in Containern. Gefällt glaube ich einfach jedem!

    Danke, das hört sich schon mal gut an, kommt erst einmal auf meine Liste. :)

  • NoDurians bezog sich mit seiner (von dir zitierten Aussage) ja wohl ganz klar auf einen Markt in Südostasien!? Und um einen solchen geht es hier ja auch :confused:
    Der erste Teil deines Postings ist m.E. völliger Nonsens. Lies gerne nochmal, du hattest in deinem ersten Absatz ebenfalls sehr wohl von den Märkten im Ausland gesprochen. Erst im Anschluß hast du dich auf Europa bezogen. Na egal. Wir werden jedenfalls gar nix ändern, denn wir sind de facto nicht die Konsumenten.

  • Hi,


    Du meinst, die genannten Märkte in Thailand und "der Markt" hier zuhause würde auch existieren, wenn es keine entsprechenden Konsumenten gibt?


    Ciao
    HaPe

  • Hallo,


    ja, es geht um Märkte in SOA und dass sich manche davor etwas gruseln vor dem, was man da so sehen (und riechen und schmecken) kann. Und dass sich die gleichen Personen eher nicht vor dem gruseln, was sie zuhause im Supermarkt finden.


    Und die Botschaft sollte sein, dass es keinen substanziellen Unterschied gibt zwischen dem, was in SOA und was zuhause passiert. In beiden Fällen werden gesunde, fühlende Lebewesen gegen ihren Willen vom Leben in den Tod befördert. In beiden Fällen ist das mit Angst und Stress für die Hauptakteure verbunden und in beiden Fällen hängt man sie irgendwo auf, lässt sie ausbluten, entfernt wahlweise Haut, Feder, oder Fell und zerlegt den Rest in Verkaufseinheiten. Der einzige Unterschied und wohl der Grund, warum man sich in SOA gruselt und zuhause nicht, ist IMO der, dass man zuhause den zuletzt geschilderten unappetitlichen Teil der Prozedur in Schlachthäuser verbannt, gemeinhin nicht sieht und deshalb ausblendet, wenn der Entenbraten auf den Tisch gestellt wird. Dann ist der Markt in Thailand vermeintlich weit, weit weg.


    Ich gebe Dir allerdings insofern Recht, als dass es kein wirklich erbauliches Thema für ein Internet-Forum ist. Meiner Erfahrung nach ist es für die allermeisten von uns ein emotionales Erdbeben epischen Ausmaßes, wenn so eine so elementare Angelegenheit wie der eigenen Nahrungsaufnahme hinterfragt wird. Manche ansonsten wirklich friedlichen Zeitgenossen sind dann nicht mehr wieder zu erkennen. Einen Konsens gibt es bei diesen Diskussionen eigentlich nie. Interessant aber, dass in den letzten - sagen wir mal 20 bis 30 Jahren nach meinen Beobachtungen die Reaktion der Veggies tendenziell von "aggressiv" nach "beschämt" gewechselt hat, während die Reaktion der Fleischesser genau den umgekehrten Weg einschlugen. Wie aus dem Nichts tauchen dann Begriffe wie "absurd" oder "Nonsens" auf, lassen die Stimmung kippen und ersticken jede offene Auseinandersetzung mit dem Thema im Keim.


    Insofern: Eigentlich alles normal und wie erwartet ^^ . Sicherheitshalber bin ich jetzt aber trotzdem erstmal raus aus dem Thema. Da kann keiner gewinnen.


    Viele Grüße
    HaPe

  • HaPe, solche Themen sind immer schwierig. Prinzipiell halte ich nichts davon, in einem Reiseforum darüber zu diskutieren. Wie Du schon sagst, es gibt keinen Konsens. Aber dennoch gebe ich schon - zumindest manchmal - meine Gedanken weiter, denn Denkanstöße kann man immer gebrauchen.
    Viele Grüße
    Petra
    PS. meine Enkeltochter, mittlerweile 20 geht hier in D an keiner Fleischtheke vorbei, oder wenn es nicht anders geht, wendet sie sich ab.

  • Meiner Erfahrung nach ist es für die allermeisten von uns ein emotionales Erdbeben epischen Ausmaßes, wenn so eine so elementare Angelegenheit wie der eigenen Nahrungsaufnahme hinterfragt wird.

    Schön, dass wenigstens Du das Thema so nüchtern betrachtest, denn Menschen, die Threads kapern, um andere bekehren zu wollen, finde ich für gewöhnlich ein bisserl mühsam. :D

  • Ich sage nur, wenn Männer so zart besaitet sind... aber mit Blumen und Obst kann ich ihn auch nicht locken. Da wäre ein Motorradmarkt mit vielen Ersatzteilen schon angebrachter. Mal schauen, es gibt ja sicher noch anderes in Bangkok zu sehen, vor allem wenn man das erste Mal da ist.

    Denkst du vielleicht eher an so was ...





    Da sitzen die Schrauber und Bastler - in Bangkok gibt es überall ganze Straßenzüge, wo ein bestimmtes Handwerk versammelt ist. Die hier ist ganz in der Nähe des Royal Orchid Sheraton, nah am Fluss. Ich finde das immer wieder spannend ...

  • Immerhin besser als ein Blumenmarkt würde er sicher sagen. Wir haben auf solchen Märkten schon Erstaunliches für unsere Motorrad-Oldtimer gefunden und mitgenommen. :-O