Reisebericht Tajikistan- Wakhan Tal- Pamir Highway- Kirgistan

  • Ich fahre gern Rad aber dort würd ich es lassen. ;(

    Dann sind wir jetzt schon zwei, Maxi. :whistling:


    Horas, die Fahrradfahrer kamen aus Deutschland, Holland, Skandinavien, Australien, China, Spanien, Frankreich, Japan und sonstwo her. Alles durchtrainierte, zähe Leute.... wenn ich da so meine eigene Kondition betrachte.... ach lassen wir das! :ops:
    Biertraining ist aber auch in diesem Land gut möglich. Ich gönnte mir oft ein Baltika7. Das schmeckt ganz gut. War allerdings nicht immer so kühl, wie ich es gerne gehabt hätte.
    Die enge Beziehung zum Bruderstaat Russland sorgt auch für ausreichend Wodkareserven.
    Die Leute auf dem Gruppenbild waren Studenten, irgendwas wurde gefeiert, so richtig hab ich das nicht verstanden.
    "Ja nje panimaju" und so.... :ops:
    Wenn ich die Leute fotografieren möchte, frag ich vorher artig nach. Meist ist die Antwort positiv. Es kommt natürlich auch vor, daß jemand das nicht möchte, da bleib ich freundlich und verabschiede mich.
    Einfach drauf los schieße ich so im Getümmel, meist ist den Leuten das egal. Auf dem Afghanenmarkt hatte ich erst Hemmungen, als ich dann mit einem von denen kurz in's Gespräch kam und er mir erklärte, daß das Fotografieren hier kein Problem darstellt, hab ich auch ganz naiv drauflos geknipst. Hat niemanden gestört. Nur den Grenzübergang sollte ich nicht ablichten. ;)

  • Nach dem Markt ging es dann weiter nach Ishkashim wo wir ein paar Kilometer weiter die alte Festung Qakha besichtigten. Viel ist nicht mehr davon übrig. Eigentlich ging es uns auch nur um die gute Aussicht. Hinter Ishkashim öffnet sich das Wakhan Tal und rechts kann man jetzt die gewaltigen Gipfel des Hindukush bestaunen.
    Als wir oben an der Festung angekommen waren, deutete uns ein Polizist an, daß wir von hier nicht fotografieren dürfen. Erst als wir die Mauern wieder herabgestiegen waren durften wir in Richtung Tal fotografieren. Was das sollte konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Wir wurden jedoch genau beobachtet und nach 2 Schnappschüssen verabschiedeten wir uns dann auch.




    Der Wakhankorridor ist ein Relikt aus den Zeiten des "Great Game". Zwischen dem russischen Zarenreich und den Engländern wurde hier eine sog. Pufferzone errichtet. Marco Polo soll auch durch diese Gegend gereist sein, auf seinem Weg zum Kublai Khan. Egal was damals noch so alles passiert ist, es ist ein wirklich wunderschönes Fleckchen Erde.
    Mit Freude bemerkte ich ganz nebenbei, daß es teilweise einen Hauch von richtigem Asphalt gab.



    Auch ein Sandsturm schaute vorbei.



    Nach den engen Schluchten war der Blick durch das weite Tal eine echte Abwechslung.


  • Zwei weitere Besuche widmeten wir den heißen Quellen von Bibi Fatima und dem Yamchum Fort.
    Das heiße Wasser sprudelt direkt aus dem Berg und wird leider von einem Badehaus etwas versteckt. Im Badehaus tummelten sich dutzende Menschen in einem kleinen Pool. Mir war schon warm genug, daher verzichtete ich auf einen Sprung in's Wasser. Die Quelle soll außerdem die Fruchtbarkeit erhöhen, auch das war nicht unbedingt in meinem Sinne ;) Die Fahrt war spektakulär. Über engste Serpentinen ging es 7 km steil bergauf. Die ausgewaschenen Sandwege waren sehr schmal, der Abgrund sehr nah und ich war froh, daß uns kein Fahrzeug entgegen kam.



    Also ging es schnell weiter zum Yamchun Fort, welches sich gleich in der Nähe befindet. Das erkundeten wir etwas genauer.



    Gleichzeitig genoß man immer wieder den Blick auf den Hindukusch.




    Irgendwie nah und doch gleichzeitig eine ganz andere Welt, die kleinen Dörfer am afghanischen Ufer.




    Als wir in Langar ankamen, war es schon dunkel. Kurz hinter dem Fort mußten wir in einem kleinen Dorf anhalten, weil unsere Maschina einen Schaden an der Hinterachse hatte. Unser Fahrer lag mit Werkzeug bewaffnet eine Stunde unter dem Wagen und schraubte herum. Einige Dorfbewohner leisteten ihn dabei Hilfe. Man unterstützt sich hier gegenseitig in solchen Dingen. Wir blätterten derweil im Reiseführer was auch große Aufmerksamkeit hervorrief. Ein paar Dorfbewohner blätterten mit neugierig leuchtenden Augen durch die Bilderseiten und ich mußte ihnen erklären, was auf den Bildern dargestellt ist. "Das ist in Dushanbe?" es schien fast so als hätten die Menschen noch nie so richtig Bilder aus ihrem eigenen Land gesehen. Internet ist hier zumindest aus technischer Sicht noch ein absolutes Fremdwort. Da ist es schon fast rührend, das ein einfacher Reiseführer so viel Aufmerksamkeit erregt.

  • Am nächsten Morgen wieder das gleiche Bild. Unseren Fahrer fanden wir wieder unter dem Auto. Da es noch etwas dauerte bis die Maschina einsatzbereit war, gingen wir zu den alten Petroglyphen die hier am Hausberg zu finden waren.




    Irgendwie fanden wir aber das Dorf interessanter. ;)





    So gegen 11:00 ging es dann endlich los. Heute sollte es dann auf den Pamir Highway gehen.

  • Das ist ja mal ein Abenteuerurlaub pur. Wie man auf solche Reiserouten überhaupt kommt....


    Grandiose Bilder - sowohl von der archaischen, kargen Landschaft als auch den beinahe ebenso aus der Zeit gefallen anmutenden, wettergegerbten Menschen.
    Meine Komfortzone würde ich zugegebenermaßen für eine solche Reise nicht verlassen, aber das virtuelle miterleben ist ein Genuß.
    Vielen Dank für Eure Sicht auf ein vergessenes Ende der Welt.


    LG
    Gusti

    redfloyd.........................................................................................Gusti
    redfloyd.gifGusti.gif


    Heaven is where the police British, the cooks Thai, the mechanics German, the lovers Italian and it is all organised by the Swiss.
    Hell is where the cooks are British, the mechanics Thai, the lovers Swiss, the police German and it is all organised by the Italians.

  • Vielen lieben Dank, Gusti
    Die Route schwirrte schon einen halbe Ewigkeit in meinem Kopf herum. Was mich immer davon abhielt war die Hitze und die Tatsache, daß ich mich mehrere Tage mit einem privaten Fahrer auseinander setzen muß. Das ist nicht so mein Ding, aber hier hat man keine andere Wahl. Zumindest wenn man auf das Fahrrad verzichten will. ;)
    Es ist eine Gegend wo man eher Langzeitreisende trifft. Die meisten sind mit dem eigenen Fahrzeug auf Tour, haben schon einige tausend Kilometer hinter sich gebracht. Wäre was für das Rentnerdasein, aber so lange wollte ich auch nicht warten.
    Diese Tour kann man aber auch bei einem Reiseveranstalter buchen, z.B. Studiosus oder Diamir. Allerdings ist das nicht mein Preisgefüge. ;)

  • Kurz hinter Langar verabschiedeten wir uns vom Wakhan Tal und folgten jetzt eine Zeitlang dem Fluß Pamir, der sich an einigen Stellen einen tiefen Canyon zwischen die Berge gegraben hat. Gleichzeitig mußten wir auch den Hindukusch hinter uns lassen, allerdings blieben die hohen Gipfel noch eine Zeit lang in Sichtweite.






    Die Strasse war wieder ätzend, sehr holprig, dicker Schotter und natürlich immer nah am Abgrund. Man verzichtete freiwillig auf einige Fotostopps, da man dachte, das Auto kippt gleich zur Seite und purzelt den Abhang runter.


    Die Landschaft änderte sich zunehmend, das Schroffe verschwand so allmählich und es wurde hügeliger. Der Pamir zeigte sich hier eher von seiner "sanften" Seite, allerdings ging es stetig bergauf.





    Zwischenstop an einer Jurte. Unser Fahrer brauchte eine Teepause.




    Irgendwann ließen wir auch die afghanische Grenze hinter uns. Die Landschaft wirkte fast unwirklich, wenn man bedenkt, daß hinter dem Fluß Krieg und Elend herrscht.



    Dann waren wir ganz oben. Heiß war es trotzdem und man merkte schon etwas die "dünne" Luft. Für eine Zigarrettenpause hat es aber trotzdem gereicht. Khargush Pass, 4344m hoch.



    Dann ging es stetig bergab und bald war der Pamir Highway in Sicht. Die Schotterpisten hatten vorerst ein Ende und wir bogen auf eine Fernstrasse ab, deren Asphalt noch aus Sowjetzeiten stammte.



  • Vom Pamir Highway aus machten wir noch einen kleinen Abstecher zum Bulunkul See. Nicht nur die Hitze begleitete uns durch die hohen Berge, am See fiel ein Schwarm hungriger Mücken über uns her. Muß es diese Viecher auch noch in solchen Höhen geben? ;(



    Der Aufenthalt am See dauerte auch etwas länger, da wieder Luft auf 2 Reifen gepumt werden mußte. Es war das dritte mal an diesem Tag. Unser Fahrer deutete uns an, daß wir ab jetzt bis Mughab durchfahren müssen, da es dort die nächste Werkstatt gab. Eigentlich wollten wir in Alichur übernachten und erst am nächsten Tag für eine Nacht nach Murghab, nun wurden daraus eben 2 Nächte. Die Reparatur des Wagens nahm diese Zeit in Anspruch, da auch etwas an der Achse gemacht werden mußte. Dafür hat er ja schon zwei Mal unter dem Wagen gelegen.
    Also blieb es nur bei einem kurzen Stop in Alichur.








  • Zwischenstop an einer Jurte. Unser Fahrer brauchte eine Teepause.

    Das blaue Auto ist aber nicht euer L Cruiser, gell. Ihr seid wohl über der Baumgrenze, die Landschaft ist so karg, eigentlich wüstenhaft, obwohl es ne Menge Wolken gibt, Wasser fließt, aber nur selten Gärten mit Grünzeugs auftauchen. Da wohnen wohl nur wenige Menschen. Wahrscheinlich ist die heiße Sommerzeit auch nur kurz.
    Danke für die schönen Bilder! (Wieviel Kilo Fotoausrüstung schleppst du mit dir rum?)
    Viele Grüße
    horas

  • Ne, der Landcruiser bekam während der Teepause wieder den Reifen aufgepumt....
    Im Pamirgebirge bewegt man sich immer so auf 3000-3500m Höhe, da ist mit Bäumen wohl nichts mehr. Im tiefer liegenden Wakhan Tal konnte man sehen, daß sehr viele Bäume neu angepflanzt wurden, sie brauchen das Holz wohl zum Heizen und für den Hausbau. Auch gab es reichlich Gemüse und Obstanbau. Die Leute sind dort zum größten Teil Selbstversorger. Es gibt aber auch in jedem Dorf einen kleinen Supermarkt, wo man das nötigste einkaufen kann. Sonst hätte ich abends kein Bier gehabt ;)
    Diese Tour kann man eigentlich nur in den Sommermonaten machen, da dann die Strasse meistens gut passierbar ist. Zur Übergangszeit sieht's dort schon bescheiden aus, oft sind die Wege verschüttet und der Schnee sorgt dann für den Rest.
    Die Fotoausrüstung wog 4 Kilo. Mußte die ja kaum tragen, weil ich die meiste Zeit im Auto saß. Das Fotografieren machte aber keinen Spass, weil tagsüber kontinuierlich sehr harte Lichtverhältnisse herrschten. Das ist nicht so meins... ?(

  • Nun hatten wir ja noch ein paar Kilometer vor uns. Trotzdem machten wir noch einen kurzen Halt an einer Jurte. So langsam meldete sich der Magen und wir probierten etwas Nomadenessen. Mit Gemüse ist hier oben nichts mehr, es gibt etwas selbstgebackenes Brot und das was die Tiere so hergeben.
    Produkte aus Yakmilch, sehr leckerer Joghurt und selbstgemachte Butter. War echt lecker, aber jeden Tag das Gleiche esssen, dafür bin ich schon zu verwöhnt.



    Zumindest schauten wir uns noch ein wenig die Umgebung an. Karg ist es, man hat wirklich nur das nötigste zum Leben.







    So langsam verschwand auch das Tageslicht. Wir kamen im erst im Dunkeln in Murghab an. Vorher aber noch eine lange Wartezeit zwischen Brummifahrern am Checkpoint. In regelmäßigen Abständen muß man irgendwo an der Strecke anhalten zwecks Registrierung, das übernahm unser Fahrer für uns.
    Naja , irgendwann war man angekommen...



  • Für mich war es auch einmal wieder ein Blick in eine völlig andere und fremde Welt. Man kann zwar vorher schon im Internet Fotos gucken, aber wenn man dann vor Ort ist erschlagen einen oft die Eindrücke. Ein Reisebericht kann nicht mehr tun als Neugier wecken. ;)

  • Murghab liegt auf ca. 3600m Höhe und auch hier begleitete uns die Hitze durch die Tage. Die Stadt ist zwar mit 7000 Einwohnern der größte Ort im östlichen Pamir, aber auch gleichzeitig trotzdem irgendwie isoliert vom Rest des Landes. Man lebt vom Transit. Der Pamir Highway mit der Verkehrsachse Osh- Khorog führt direkt durch die Stadt. Die Grenzen Kirgistans und Chinas sind nah und so herrscht hier einiges an Brummiverkehr.
    Passend zum Transit befindet sich der Bazar in alten ausgelagerten Containern. Wir streiften 2 Tage lang umher und genossen es mal nicht jeden Abend das Gepäck neu zu verschnüren.











    Wer es noch ein wenig wärmer mochte, konnte eine Banja aufsuchen.



    Ganz wichtig in dieser Gegend- Tankstellen!



    Öffis gibt es hier auch. Der Platz für die Sammeltaxen ist gleich neben dem Bazar. Man kann auf dem Pamir Highway bis Khorog oder bis Osh fahren. Egal welche Richtung man wählt, die fahrt dauert einen ganzen Tag.


  • Wir hatten uns zwei Tage im Pamir Hotel einquartiert. Am ersten Abend residierten wir in einem Luxus Zimmer mit eigenem Bad, am zweiten Tag mußten wir in ein einfaches Doppelzimmer mit Gemeinschftsbad wechseln, da das Zimmer von einer japanischen Reisegruppe gebucht war. War ein guter Deal, da man von den billigen Zimmern eine gute Aussicht auf die Berge hatte. Von den Luxuszimmern aus blickte man in den Hinterhof mit Dieselgenerator, der das Hotel von 19:00- 22:00 mit Strom versorgte.











  • Einen kleinen Ausflug in die nähere Umgebung gönnten wir uns auch. Es sollte dort kleine Felsmalereien aus der Steinzeit geben. Der Manager des Pamir Hotels sprach überraschenderweie gutes Deutsch und so besorgte er eine Taxe und wir gingen zusammen auf einen kleinen Ausflug.


    Wir fuhren ein paar Kilometer auf dem Pamir Highway bevor es dann querfeldein übers Geröll ging.




    Viel gab es nicht zu sehen. Es wirkte schon ein wenig bescheiden, obwohl es zeitgeschichtlich sehr interessant ist. In bedrohlicher Nähe waren auch schon diverse Graffiti zu sehen, ich hoffe die Zeichnungen bleiben unversehrt. Geschützt ist das Gelände leider nicht.




    Zumindest hatten wir noch einmal die Gelegenheit wunderschöne Landschaften zu genießen, die uns bei der Anreise aufgrund von Dunkelheit verborgen geblieben waren.



  • Nach 2 Tagen in Murghab war es dann soweit und wir machten uns auf nach Kirgistan. Ziel sollte die Stadt Osh sein und bis dahin hatten wir noch über 400km zu fahren. Eine sehr ambitionierte Sache bei diesen Strassenverhältnissen. Gleich als erstes galt es den Ak Baital Pass zu überwinden. Der letzte war auch gleichzeitig der höchste, 4655m :thumbup:






    Danach folgte ein kurzer Besuch des Karakul Sees. Auch hier gibt es Homestays, falls man ein paar Tage dort verbringen möchte. Eigentlich wollten wir dort auch einen kleinen Spaziergang machen, die hungrige Mückenplage am Ufer trieb uns dann allerdings doch wieder in's Auto.





    Vorbei an alten Ruinen aus der Zarenzeit, die sogar in jüngerer Vergangenheit von den Sowjets genutzt wurden. China ist nah, man konnte oft genug den Grenzzaun an der Stecke sehen. Da sind wohl einige Beobachtungsposten nötig gewesen.



    Die Piste war erbärmlich, aber nach ein paar Stunden waren wir am Ziel. Die tajikischen Grenzformalitäten gingen schleppend voran, auch wurde ein kurzer Blick in's Auto geworfen, ob man vielleicht etwas geschmuggelt hatte. Naja, was sollen Touristen schmuggeln? Wodka und Zigarretten sind zu günstig, das lohnt den Aufwand nun wirklich nicht.


    Nach ca. 1 Std waren wir fertig und es folgten 20km Buckelpiste im Niemandsland bevor wir den kirgisischen Grenzposten erreichten. Die Strasse war natürlich besonders schlecht, da sich beide Länder nicht einig sind, wer jetzt für die Instandhaltung zuständig ist. ?(


    Also noch kurz ein letzter Blick in Richtung Tajikistan, dann schlingerten wir bergab der kirgisischen Grenze entgegen.


  • Diese absolut karge Landschaft erinnert mich ganz stark an die Anden. Da konnte man auch stundenlang fahren und sah auch nicht mehr als die Formationen, nur war es dort in der Höhe sehr viel kälter.


    Ein schöner und interessanter Bericht, kiki!
    Viele Grüße
    Petra