Reisebericht Tajikistan- Wakhan Tal- Pamir Highway- Kirgistan

  • Moin Moin!
    Nun hab ich meinen "großen" Urlaub in diesem Jahr hinter mir. Für zweieinhalb Wochen verschlug es mich nach langer Zeit mal wieder nach Zentralasien. Angefangen hatte alles vor langer Zeit, als ich zum ersten Mal auf den Spuren der Seidenstrasse in der chinesischen Provinz Xinjiang entlang reiste. Ein paar Jahre später gönnte ich mir in Usbekistan dann das volle Programm mit den klassischen Destinationen und dann war bis Anfang Juli diesen Jahres Pause was diese interessante Gegend betraf. "Stan"- Länder und Ostblock sind vielleicht nicht jedermanns Sache, ich hoffe mein kleiner Bericht kann dazu beitragen, daß einiges vielleicht doch die Neugier weckt.
    Den Bericht schreib ich wieder in kleinen Etappen, es wird etwas dauern, aber ich fange jetzt einfach mal an. ;)


  • Wenn man nach Flügen nach Dushanbe sucht ist die Auswahl nicht besonders groß. Schaut man nur auf den niedrigsten Preis, servieren die Suchmaschinen Airlines, deren Namen ich noch nie gehört hatte und die Verbindungen waren auch nicht so der Brüller.
    Also war die Entscheidung schnell klar, daß nicht der Preis das ausschlaggebende Element sein durfte, sondern gaben der Turkish den Vorzug und konnten bequem ab Bremen über Istanbul nach Dushanbe fliegen.
    Morgens um 3:30 kamen wir in der Hauptstadt an. Ich hatte am Tag zuvor das Hostel angeschrieben, mit der Bitte um Abholung am Flughafen und das klappte auch reibungslos. Unser Zimmer war natürlich um diese Uhrzeit noch nicht frei, also gab man uns einfach ein anderes, wo wir dann bis zum späten Vormittag etwas Schlaf nachholen durften.
    Das fand ich sehr angenehm.
    Was macht man nun in Dushanbe? Im Grunde genommen kann ich das nicht so richtig beantworten, denn die Stadt bietet eigentlich.... nichts :ops:
    Bei unserer ersten Exkursion kamen wir auch gleich vom Wege ab, da die Strassennamen gut versteckt oder gar nicht vorhanden waren. Die Hitze tat ein übriges und so gaben wir nach einer Stunde auf und hielten ein Taxi an.
    Na also, geht doch....








    Die Stadt wirkt sehr steril und künstlich. Komische Denkmäler und Protzbauten sind nicht unbedingt das was man so sehen möchte. Zumindest hier wurde der allgemeine Eindruck eines "Stan" Landes erst einmal bestätigt ;) . Mit der Unabhängigkeit Tajikistans wurde Dushanbe in den Rang einer Hauptstadt katapultiert und seit dem wird alles getan um die "Moderne" in die Stadt zu holen.
    Im Hostel trafen wir auf eine Mitbürgerin, die vor langer Zeit in Dushanbe für einige Zeit gearbeitet hat. Sie schwärmte von dem ehemaligen Dorfcharakter der Stadt, als die Strassen noch von hohen Bäumen umgeben waren und man im Schatten in kleinen Teeküchen und Strassenrestaurants diverse Leckereien verzehren konnte. Davon ist in der City nichts mehr zu sehen. Man geht jetzt in Cafe's oder Restaurants mit abgedunkelten Scheiben und Klimaanlage.
    Aber auch abseits davon gibt es nicht viel zu sehen und die brütende Hitze verhinderte auch größere Exkursionen ganz von selbst. :shock:





  • Im Hostel ist man ja Selbstversorger. Die Küche war gut bestückt, der Kühlschrank bot ausreichend Stauraum für Kaltgetränke und so machten wir uns auf den Weg zum Bazar.
    Auch dieser hat ein neues Gebäude spendiert bekommen. Auf dem alten Gelände in der City wird wahrscheinlich ein neuer Wohnklotz hochgezogen.




  • Die Auswahl war riesig und wir deckten uns mit reichlich leckerem Obst ein. Der Preis war gering, Tajikistan ist in diesen Dingen ein sehr günstiges Reiseland.









    Getrocknete Käsebällchen. Nomadenessen und eine gute Proteinbombe!



  • Man durfte auch reichlich probieren. Es gab natürlich ein Sprachproblem, allerdings wußten sich die Verkäufer mittels Smartphone und Google zu helfen.
    Allerdings weiß auch Google nicht alles ....
    eine kleine Fehlerquote muß man wohl hinnehmen ;)

  • Das Hostel war richtig schön. Es gab einen großen Garten mit Lümmelecke, die wir auch gerne genutzt haben. Da uns die Hitze ein wenig zu schaffen machte, war es ganz gut, daß die Unterkunft so schöne schattige Plätze bot.







    Über das Hostel buchten wie auch Auto und Fahrer für unsere Tour durch die Berge. Von Dushanbe sollte es über Kalai Khum, Khorog, Langar, Mughab bis nach Osh in Kirgistan gehen. Der Preis von 970$ war in Ordnung.

  • Wir hatten noch etwas Zeit und schauten im Reiseführer nach, ob man auch etwas in der Umgebung der Stadt besichtigen konnte.
    Wir entschlossen uns das alte Fort in der Stadt Hissar anzuschauen, welches sich ca. 30km von Dushanbe entfernt befindet.
    Der Reiseführer warnte uns vor, es soll dort sehr touristisch zugehen.
    Was wir sahen, waren Bauten die perfekt und steril wirkten, nur die Touristen, die waren nicht da. :shock:




    Was es mit "touristisch" in Tajikistan auf sich hatte, bemerkte ich, als ich mich hinter der Festung ein wenig umsah :D





    Schon schräg so ein Rummelplatz mitten in der Wüste. Hatte allerdings keine Lust auf's Karussel ;)

  • Das fängt ja spannend an.
    Allemal interessant - da freut man sich auf mehr :thumbsup:


    LG
    Gusti

    redfloyd.........................................................................................Gusti
    redfloyd.gifGusti.gif


    Heaven is where the police British, the cooks Thai, the mechanics German, the lovers Italian and it is all organised by the Swiss.
    Hell is where the cooks are British, the mechanics Thai, the lovers Swiss, the police German and it is all organised by the Italians.

  • Tagsdrauf ging es dann endlich los in die Berge. Man wird bei der Buchung des Wagens natürlich gefragt, welches Modell in Frage kommt. Ganz preisbewußte könnten wohl auch einen Lada nehmen, das wird auf den erbärmlichen Pisten aber sehr schnell zur reinen Tortur. Was in der Karte als Strasse eingezeichnet ist, verdient oft den Namen nicht. Die folgenden Tage rumpelten wir also ab jetzt in einem dicken Toyota Landcruiser über Schotter und Stein.
    Erste Station sollte der Ort Kalai Khum sein. Es gibt zwei Routen um dort hin zu kommen. Die südliche Route wird auch von den Öffis bedient. Meist sind es Sammeltaxen, die anstatt 4 eher 6-7 Leute in den Wagen pressen, Fahrzeit so ca. 12-15 Std. Für die landschaftlich schönere Nordroute braucht man schon ein eigenes Fahrzeug, das war auch der Grund für uns den Wagen schon in Dushanbe anzumieten.





    Der höchste Pass auf dieser Strecke mit Bushaltestelle, Sagirdasht 3252m hoch. Im Hintergrund eine alte Militärstation der Sowjets. Das Gelände drumherum ist vermint, diverse Schilder warnen eindringlich davor die Wiesen zu betreten.



    Dann ging es wieder bergab, wir kamen am frühen Abend in Kalai Khum an und sortierten unsere Knochen neu. :roll:


  • Bei solch "netten" Strecken, kann man ja am Abend immer froh sein, wenn man wohlbehalten am Ziel ankommt. Mir bereitet solch eine Fahrerei immer Bauchschmerzen, vor allem, wenn ich als Beifahrer zuschauen muss.
    Du hast Dir wieder ein ungewöhnliches Ziel ausgesucht. ;)
    VIele Grüße
    Petra

  • Das was ich hier präsentiere ist bei Fahrradfahrern ganz hoch im Kurs. Habe dutzende gesehen. Da sitz ich dann doch lieber im Landcruiser und lasse mich durchschütteln. :D
    Aber Hut ab vor denen die das per Pedes schaffen. Für mich altes Weichei wär das nix. :whistling:

  • Das Homestay wurde vom Fahrer ausgesucht. Die haben da ihre Kontakte. Vielleicht bekam er auch eine kleine Provision dafür, keine Ahnung. Es ist eigentlich egal wo man übernachtet. Man bekommt immer ein einfaches Zimmer und es gibt Gemeinschaftsbäder.



  • Am nächsten Tag fuhren wir durch die Vanch Region in Richtung Khorog. Die Landschaft wurde schroffer. Der Fluß ist hier auch gleichzeitig Grenzregion. Auf der anderen Seite befindet sich Afghanistan.







    In Khorog blieben wir 2 Tage. Wollten uns noch ein wenig Erholung gönnen, bevor es dann in's Wakhan Tal weiter gehen sollte. Falls man dies plant, sollte man schon bei der Beantragung des Visums drauf achten, daß man sich gleichzeitig ein sog. GBAO Permit ausstellen läßt. Das wird auf dem Visum vermerkt und nun darf man die Region Gorno Bakdashan erkunden.
    Die Beantragung des Visums war sehr einfach. Man erledigt dies direkt bei der Botschaft auf elektronischem Wege. Man lädt einen Scan des Reisepasses (nicht größer as 2MB) hoch, bezahlt mit Kreditkarte und fertig. Mein Visum war schon eine Stunde später im Postfach. Ausdrucken und am Flughafen bei der Immigration vorzeigen, das war's.

  • Stadtbummel in Khorog. Es galt, die Essensreserven wieder aufzufüllen.





    Taxis braucht man nicht. Geht alles zu Fuß.



    Alte Kriegsgeschichten



    Tajikisch-Russische Freundschaft



    Alte Monumente ohne Funktion



    Ein wenig Amerika


  • Khorog ist im Allgemeinen ein guter Punkt um von hier aus das Wakhan Tal zu erkunden. Die Möglichkeiten sind hier wesentlich größer als in Dushanbe. In der Touristeninformation ist man behilflich einen geeigneten Transport zu finden, ebenso auch in der Pamir Lodge wo viele Reisende absteigen. Falls jemand eine Mitfahrgelegenheit sucht, kann man sich am besten dort erkundigen. Die Touren sind teuer, also ist es besser man organisiert sich mit mehreren Touristen um die Kosten zu teilen.
    Wir brauchten das nicht mehr und gönnten uns in der Pamir Lodge das Deluxe Zimmer mit eigenem Bad.



    Lümmelecke vor der Terrasse



    Harte Beinarbeit


  • Khorog liegt auf etwas mehr als 2000m Höhe und es war auch dort brütend heiß. Ich hatte die leise Hoffnung, daß es im Gebirge etwas eträglicher wird, aber auch hier brannte die Sonne gnadenlos. Tagsüber kletterten die Temparaturen weit über 30C, also gab es an beiden Tagen mittags eine ausgiebige Siesta.
    Am letzten Tag nutzten wir den späten Nachmittag und fuhren mit der Marschrutki in den Botanischen Garten.
    Nicht wegen den Pflanzen, sondern wegen der Aussicht.
    Hier schlug dann Murphy zu und spendierte uns einen kräftigen Gewitterrregen.




    Patschnass latschten wir zurück zur haltestelle und warteten auf die nächste Marschrutki. Statt dessen hielt ein nettes Ehepaar mit ihrem Jeep spontan an und nahm uns kommentarlos mit in die City. Fand ich sehr sehr freundlich. Das macht nicht jeder.

  • Bevor wir nun am nächsten Tag in Richtung Langar fuhren, machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Afghanen Markt.
    Tajikistan hat ja mehrere Grenzübergänge zu den Afghanen, in Khorog ist einer davon. Je nach politischer "Wetterlage" kommen dann jeden Samstag die Afghanis über die Brücke und bieten ihre Waren an. Es gab in der Vergangenheit auch einen Markt in Ishkashim, der ist aber schon seit ein paar Jahren dicht.
    Der Markt ist klein, aber sehr sehenswert. Es laufen dort auch Militärs und Polizisten herum, davon braucht man sich aber nicht irritieren lassen.











    Es gibt ih Khorog auch ein Afghanisches Konsulat. Dort bekommt man eigentlich problemlos ein Visum. Viele die das Wakhan Tal bereisen, sind natürlich neugierig, wie es auf der anderen Seite aussieht. Man kann mittlerweile kleine Touren zur afghanischen Seite buchen. Ist allerdings kein billiges Vergnügen und natürlich auch sehr von der politischen Situation abhängig.

  • Musste erstmal auf der Karte nachsehen wo du dich da rumgetrieben hast, :) :P alles unbekannt aber dadurch sehr spannend.
    Ich fahre gern Rad aber dort würd ich es lassen. ;(


    Freu mich auf mehr!

  • spannende Tour, klasse Fotos Kiki, da wäre ich auch gerne dabei!
    Wer fährt den mit dem Fahrrad durch diese Ecke der Welt, waren das Euros?
    Gibt es in diesem muslimischen Land auch ein Bier zu kaufen?
    Was sind das für Leute auf dem Gruppenbild oben? Du hast ja schöne Aufnahmen von den Eingeborenen gemacht. Hast du die etwas um Erlaubnis gefragt oder machst du es wie früher und wie ich, naiv und einfach drauf los.
    Gute Weiterreise, ich lese mit
    horas