Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”

  • Hallo zusammen,


    wie einige von euch wissen, habe ich vor einigen Monaten Äthiopien bereist. Die Tour hat mich so stark beeindruckt, dass ich nach langer Zeit wieder mal einen Reisebericht geschrieben habe.


    Erhards Anregung ihn hier zu posten, nehme ich gerne auf und freue mich, wenn sich Begleiter finden.

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Neues Land, fast neuer Kontinent, für mich in jedem Fall unentdecktes Terrain: Äthiopien.


    Ich will in das “Land of Origins”: Anfang der Menschheit, denn hier wurde “Lucy” gefunden, die vor 3,2 Millionen Jahren mit ihren nur etwas mehr als 1 Meter Körpergröße bereits aufrecht gehen konnte.


    Äthiopien ist der Anfang des Kaffees. Hirten haben festgestellt, dass ihre Ziegen nach dem Fressen der Kaffeebohnen aktiviert waren und haben herumexperimentiert, wie man die Wirkung nutzen kann. Schließlich sind sie auf das Rösten und Mahlen der Bohnen und das Zubereiten des Kaffees gekommen. Und ich versichere euch, dass Äthiopien heute noch den besten Kaffee der Welt hat, und zwar in Geschmack und Wirkung!


    Und Äthiopien ist der Anfang des längsten Flusses der Welt. Der Nil, also der Blaue Nil entspringt im Tanasee bei Bahir Dar.


    Äthiopien ist das einzige Land Afrikas, das niemals kolonialisiert war. Und das merkt man den Menschen an. Die Landesfarben erinnern an diese Unabhängigkeit, die die Menschen hier so stark macht. Grün steht für die Erde, gelb für die Liebe zum Land und rot für die Opfer für das Land.


    Ihr seid herzlich eingeladen mit mir alle diese Anfänge, den Anfang meiner neuentdeckten Liebe zu diesem Land, die faszinierenden Landschaften, die wunderbaren Menschen und die uralte Kultur zu entdecken.


    Aber ich beginne von vorne:


    Dezember 2017: Das Jahr der hässlichsten Wintererkältungen seit Menschengedenken, und auch mich hat es erwischt. Ich liege mit Fieber im Bett und träume von besseren (Jahres)Zeiten. Und so erinnere ich mich, dass ich schon vor Jahren fasziniert war von Bildern des Erta Ale und der Dallol.


    Und nach kurzer Nachfrage in einer Facebookgruppe, ob das individuelle Reisen in Äthiopien inzwischen möglich ist ohne arm zu werden einerseits und ohne verrückt zu werden andererseits, liegt ohne es in letzter Konsequenz durchdacht zu haben das Ticket nach Addis Abeba und zurück Mai 2018 in meinem Postfach und der vor Jahren schon gekaufte Reiseführer neben mir auf meinem Krankenlager.


    Und nun geht die Planung los. Verschiedene lokale Anbieter werden angeschrieben, letztlich antwortet nur einer mit einem wirklich professionellen Vorschlag, zuverlässig, umgehend, super herzlich und in fast perfektem Deutsch: Muller Marelign von Simien Eco Trek.


    Ich versuche es noch bei einer deutschen auf Äthiopien spezialisierten Agentur. Deren Vorschlag ist auch gut, soll aber bei fast gleicher Leistung fast doppelt so viel kosten wie bei Muller. Und für DAS Geld müsste man mir wirklich einen roten Teppich auf den Erta Ale auslegen und mich im Helikopter von Ort zu Ort fliegen.


    Die Tour, wie ich sie letztlich gemacht habe:


    FR Fahrt nach Frankfurt, abends Abflug
    SA Landung morgens, Sightseeing in Addis
    SO Flug nach Bahir Dar
    MO Bahir Dar
    DI Fahrt nach Gondar und Sightseeing
    MI Fahrt in die Simien Mountains und kurze Wanderung
    DO Fahrt nach Axum, kurzes Sightseeing
    FR Weiterfahrt nach Mekele mit Besichtigung einer Felsenkirche in der Tigray-Region
    SA Beginn der Tour in die Dallol
    SO Besteigung des Erta Ale
    MO Rückfahrt nach Mekele
    DI Fahrt nach Lalibela
    MI Besichtigung Lalibela
    DO Flug nach Harar
    FR Besichtigung Harar
    SA morgens Flug nach Addis, abends Weiterflug nach Deutschland.
    SO Morgens Landung in Frankfurt und Rückfahrt


    Die Monate gehen ins Land, ich bin immer wieder hin- und hergerissen, ob ich nicht das Ganze wieder abblase: So fremd, so teuer, und dann die immer wieder als sauanstrengend beschriebene Tour in die Afarregion (Erta Ale und Dallol)… Will ich nicht lieber doch in mein geliebtes Indien? Und um mich herum wird gefrotzelt: 'Gib Fersengeld, sobald jemand mit begierigem Blick auf dich einen Topf mit Möhren aufsetzt' bis hin zu offen rassistischen Äußerungen wie 'Ach, mit Ethiopian Airlines fliegst du? Haben die wenigstens weiße Piloten?’


    Aber nein, bis heute habe ich die Entscheidung nicht bereut. Und dass ich nach langer Zeit wieder mal einen Reisebericht schreibe, ist einerseits das riesige wohlverdiente Dankeschön an Muller und andererseits ein Mutmacher an alle, die auch mal nach Äthiopien wollen oder allgemein vor der Entscheidung stehen sich zu trauen in unbekannte Gefilde aufzubrechen oder nicht. Meine Antwort: Traut euch!

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • 18.5. und 19.5.: Von Erfurt nach Addis Abeba


    Selbstverständlich hat mich auch dieses Mal wieder eine Erkältung im Griff, die aber schon wieder am Abklingen ist, als ich meinen Koffer packe.


    Am Freitag setze ich mich mittags in den Zug, treffe mich, der Tradition gehorchend, noch mit Tanja und checke ein. Nun ja, soooo perfekt ist leider die Organisation der Airline nicht:


    Eine Minireisegruppe regt sich auf, die drei Reihen mit insgesamt 9 Sitzen in der Mitte seien extra für die 4 Personen geblockt worden, zudem ist mein Platz an einen der Menschen dieser Gruppe vergeben worden. Ich bleibe sitzen. Immerhin beschert mir das in der ohnehin nicht ausgebuchten Maschine einen freien Sitz neben mir, sodass ich die Beine nachts zum Schlafen ein bisschen hoch nehmen kann.


    Am Gate lerne ich zuvor noch Isabell kennen, eine sehr, sehr Nette aus der 'Wenn Frauen solo reisen’-Gruppe und 'Reisen in Äthiopien’ auf Facebook, die ihren äthiopischen Ehemann besucht. Die Äthiopiengruppe kann ich übrigens wärmstens empfehlen, kein Gezicke, nette, prompte und hilfreiche Antworten in kürzester Zeit und ‘Wenn Frauen solo reisen’ ist ja ohnehin der Dauerbrenner.


    Der Flug ist ruhig, das Essen gut, ich kann noch ein bisschen Schlaf abgreifen.


    Landung im Morgengrauen, Isabell weist mir noch eine Abkürzung zur Immigration, und dank des vorher schon bestellten und in den Pass eingetragenen Visums bin ich in 3 Minuten eingereist und habe weitere 10 Minuten später meinen Koffer.


    Noch fix zum ATM und den Maximalbetrag ziehen, 4000 Birr in Hunderterscheinen, der größten Banknote, umgerechnet etwa 120 Euro.



    Ich verlasse den Airport und bekomme, wie in vielen Ländern, erst einmal ein Taxi angeboten. Aber Muller, mit dem ich zuvor immer wieder per WhatsApp Kontakt hatte, holt mich ab, begleitet von einem Fahrer. Mullers Lachen sehe ich schon von Ferne, aufgrund eines zuvor geschickten Fotos erkennen wir uns gleichzeitig. Der hat echt Ausstrahlung!


    Ich checke ins Hotel Eliana International ein, das hätte ich mir sicher auch selbst gebucht.


    Vom Flug bin ich ziemlich durch, aber Sightseeing ist angesagt. Also hilft es nix, nach einer Stunde im Zimmer mit kurzer Dusche und einer 'Ich bin gut angekommen’-Meldung nach Hause geht es wieder los.


    Ein erster äthiopischer Kaffee aus der unscheinbaren, aber innen sehr ursprünglichen traditionellen Kaffeebar Tomoca nebenan soll mich wieder auf Trab bringen und macht seinen Job zuverlässig.


    Addis wird sicher nicht eine meiner Lieblingsstädte, aber interessant ist es schon. Ich bin ganz froh, dass ich dieses Mal nicht ganz auf eigene Faust unterwegs bin, und herumgefahren zu werden, hat schon viele Vorteile!


    Erst geht es mit Muller an meiner Seite auf den Mercato, und wieder tun sich Erinnerungen an indische Märkte einerseits und die Slums in Mumbai andererseits auf. Hier wird alles verkauft, einfach alles! Und es wird recycelt und gebastelt.





    Dann fahren wir nach Entoto, wo eine Kirche und der alte Kaiserpalast warten.Hier ist es deutlich kühler, denn wir sind hier nochmals einige hundert Meter höher als die Stadt, nämlich auf etwa 3000 Metern. Kirchenschätze breiten sich vor mir aus und ich erfahre einiges über die Geschichte des Landes.






    Es geht noch in zwei Museen, und Muller berichtet mir tapfer, was es hier alles zu sehen gibt, von A wie Ackerbau bis Z wie Zupfinstrument. Ich gebe es zu, ich schalte zwischendurch ab, so viel Input nach dem Flug verarbeite ich gerade nicht.


    Im Nationalmuseum kann ich aber noch Lucy hallo sagen. Lucy heißt Lucy, da die Archäologen bei den Arbeiten die Beatles gehört haben, also kenne ich Lucy in the Sky nun auch with diamonds. Das finde ich sehr schön!


    Und außerdem lerne ich die Unterschiede zwischen Axum-, Gondar- und Lalibelakreuzen kennen.


    Und dann finde ich noch die äthiopische Legende von der Königin von Saba sehr niedlich, die stammt nämlich aus Axum, jawohl! Aber die berichte ich, wenn wir in Axum sind.


    Nur als es hier nochmals in eine Etage mit irgendwelchen Sensen oder Waffen geht, kann ich nicht mehr und winsele um Gnade. Diese wird mir gewährt, und ich darf im Hotel essen und ein paar Stunden Nachtschlaf nachholen, bevor es abends in ein traditionelles Restaurant geht.




    Die Uhr im Auto zeigt immer eine völlig andere Zeit, und ich lerne, dass die Uhr hier anders gelesen wird. Der Tag beginnt mit 0 Uhr, wenn es nach herkömmlicher Zeitrechnung 6 Uhr morgens ist, die Nacht beginnt um 18 Uhr. Mittag ist also 6 Uhr. Hier ist es nun 8 Uhr, um 1 Uhr werden wir wieder starten. Ich finde es logisch und werde mich im Laufe der kommenden Tage sehr schnell damit anfreunden.


    Im Restaurant abends gibt es einen ersten Eindruck von äthiopischem Essen, natürlich mit Injera, und ich bin froh, dass ich dreimal im Trainingslager war in Restaurants in Berlin, Los Angeles und Frankfurt und dort das Essen mit der bloßen Hand vorher schon geübt habe.


    Kleiner Tipp: Da es nachmittags zu regnen begonnen hat, sind viele der Wege hier schlammig. Bei Regenwetter bietet es sich also an, nicht unbedingt die Riemchensandaletten zum Ausgehen anzuziehen, lieber Gummistiefel oder die praktischen abwaschbaren Crocs.


    Im Lokal wird plötzlich wie wild heimlich gefilmt vom Fahrer und Muller, und ich wundere mich, warum die beiden gebildeten Jungs mit den tollen Umgangsformen plötzlich anfangen, wie wild runde Frauenpos in stramm sitzenden Glitzer-Leggings zu filmen. Das Rätsel wird schnell gelöst: Es handelt sich um eine bekannte Schauspielerin, die hier in Begleitung einer großen Handvoll sie anhimmelnder Herren isst und unter anderem eine ganze Flasche Whisky bestellt.


    Ich überlege zwischendurch, ob ich Muller lieber frage, wann er in Deutschland war oder eher, wie lange er in Deutschland war, und schon erzählt er mir, dass er nie im Ausland war, Deutsch lediglich 6 Wochen lang im Goethe-Institut gelernt habe und den Rest sich selbst beigebracht habe. Wow!


    Und im Laufe der Reise wird nicht nur er mir am eigenen Beispiel zeigen, dass Bildung und Erfolg hier ein Geschenk und eine Ehre ist, nicht nur er wird mich fast fassungslos vor Bewunderung zurücklassen, welch wirklich starke Menschen dieses raue und manchmal auch unerbittliche Land hervorgebracht hat.


    Übrigens ist für mich das Beste des ganzen Tages die Menschen zu beobachten. Mullers Blick funkelt, wenn er lacht. Und das tut er oft und schaut mich immer direkt an. Der Fahrer, eigentlich Bachelor in Psychologie und Wirtschaft ohne Aussicht auf einen adäquaten Job, ist zu Herzen gehend sanft und freundlich. Wenn Menschen die Ferenji (mich) sehen, lachen sie. Es wird gebettelt wie in Indien, aber ganz oft wird mir nur 'hello’ oder eine beliebige anderen englische Vokabel zugerufen.


    Nach der Rückkehr ins Hotel genehmige ich mir in der Bar noch einen Gin Tonic, beobachte nun gut lebende reiche feiernde Äthiopier in der Hotelbar und chatte noch ein wenig mit Muller und den Lieben daheim. Und hurra, das bislang störrische Whats App (offenbar wird das Internet hier sehr kontrolliert) macht nach dem Installieren einer VPN-App wieder mit!

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

    Edited once, last by Inspired ().

  • In Äthiopien war ich bisher immer nur zum Umsteigen, aber Freunde von mir waren in einer individuellen 4erGruppe in den letzten 5 Jahren 3mal dort und so habe ich schon einiges gehört und gesehen.


    Doch was, und vor allem, wie Du es beschreibst, begeistert mich!


    Hoffentlich kommt bald mehr!

  • Mir gefällt dein Bericht sehr, und ich freue mich auf die Fortsetzung. Unter dem Aspekt "allein reisende Frau in Afrika" wird das Ganze noch spannender.

    Äthiopien ist das einzige Land Afrikas, das niemals kolonialisiert war.

    Aber an dieser Stelle stimme ich dir nicht zu. Meines Wissens nach war auch Liberia in Westafrika nie kolonisiert worden, es sei denn, man bezeichnet die Rückkehr der Nachkommen der afrikanischen Sklaven aus den USA und die damit einhergehende Unterwerfung der einheimischen Ethnien als Kolonisierung Liberias.
    Viele Grüße
    horas

  • Angelika, na klar kommt bald mehr. Der Reisebericht ist ja im Grunde fertig, sodass ich "nur" noch alles hier einfügen muss. Danke dir erstmal fürs Motivieren. Freut mich, dass dir gefällt, was du bisher gelesen hast.


    Horas, letztens erzählte eine Freundin, Lesotho sei auch niemals kolonialisiert gewesen. Nun habe ich das mit Äthiopien so von mehreren Seiten so gesagt bekommen, und zwar im Land und auch auf verschiedenen Internetseiten.


    Aber stimmt, wenn man das nochmals gezielt sucht, findet man dann Quellen, die besagen, dass Liberia und Äthiopien niemals kolonialisiert waren.


    Bleibt als Fakt: Äthiopien war niemals kolonialisiert, lediglich einige Jahre besetzt, darauf können wir uns gerne einigen :)

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Hallo Inspired,
    deinen Bericht verfolge ich mit gr. Interesse. Es muss ein faszinierendes Land sein und viel bieten an Natur und bes. Kultur. Vor einigen Jahren habe ich von M.Winnemuth "Das große Los" gelesen und war begeistert von ihrem Äthiopienbericht, auch wenn sie dort beklaut worden ist.
    Ich freue mich auf deine Fortsetzung.
    LG
    margarete



    Ja, die ungefähren Kosten wären für mich auch interessant.

  • Vor einigen Jahren habe ich von M.Winnemuth "Das große Los" gelesen und war begeistert von ihrem Äthiopienbericht, auch wenn sie dort beklaut worden ist.

    Das mit dem Buch wollte ich auch gerade schreiben, weil mich damals die Beschreibung der Autorin über das Land so begeistert hat. Bist du auch bei dieser Kirche gewesen, die in die Erde hinein gebaut wurde?
    Wenn ich Bilder von Äthiopien sehe, packt mich echt die Sehnsucht.


    Mich würde interessieren was du für die Reise bezahlt hast, gerne auch per PN ;)

  • Hui wow, so viel Interesse.


    Hätte ich das gewusst, hätte ich hier früher zu schreiben begonnen!


    Serenity, das absolut Tollste waren die Dallol und der Erta Ale. Da dachte ich anschließend aus ganzem Herzen: Was soll das Reisen noch mehr bringen? Eigentlich kann ich aufhören zu reisen.


    Liebe Margarete, ja, Meike Winnemuth war die zweite Quelle neben den Bildern der Dallol und des Vulkans, die mich angefixt hatten. Ich weiß nicht mehr, was zuerst kam, das Staunen über die Afar-Region oder die Erkenntnis, dass man Äthiopien wie sie als Tourist bereisen kann. Ich weiß noch, dass ich bei "Das große Los" erst dachte: "Upps, was will die denn ausgerechnet in Äthiopien zwischen vertrockneten Sträuchern und Kindern mit Hungerbäuchen?" Dann habe ich bei ihrem Bericht gedacht: "Oh, cool, da gibt es was zu sehen und man kann das Land bereisen!" Ich habe dann in Vorbereitung meiner Reise das Äthiopien-Kapitel noch mehrfach gehört (habe es als Hörbuch) und die eine oder andere Anregung bekommen. Letztlich hat Meike Winnemuth die gleiche Tour gemacht ohne den Abstecher in die Afar-Region.


    Cyriax, der Preis ist kein Geheimnis und ich nenne ihn auch im Reisebericht noch einmal. Muller hat von mir 2940 Euro bekommen. Das ist wohl sehr OK, denn eine deutsche Agentur (Muka-Travel) hatte 6200 für ein ähnliches Programm gewollt. In Äthiopien fährt man mit einem 4X4, den man in der Afar zwingend braucht und in den Simien Mountains auch gut gebrauchen kann. Der soll, meiner Info aus verschiedenen Quellen zufolge, mit Fahrer allein locker 150 USD pro Tag kosten. Hinzu kamen die Kosten für den internationalen Flug (500 Euro), meine Inlandsflüge (zusammen ca. 160 Euro, die Flüge kosten einen Spottpreis (pro Leg 40 Euro), wenn man den großen Flug auch mit Ethiopian gebucht hat) und Essen, Taschengeld, Trinkgelder, Souvenirs (ich meine, das waren bei mir unter 500 Euro).


    Ach ja, und wenn ich schon mal dabei bin: Muller kann wohl auch ein Auto zum Selbstfahren organisieren, was meiner Einschätzung nach außer in Addis und natürlich der Afar, wohin man ohnehin nur organisiert fährt, auch von den Straßenverhältnissen her OK ist, wenn man sich mit dem Land und den Gepflogenheiten befasst hat. Und selbst Motorräder kann er dort zum Leihen organisieren.


    Man kann auch statt zu fahren zu den einzelnen Städten fliegen, was dann aber immer über Addis geht, ein Taxi in die Stadt nehmen und diese auf eigene Faust erkunden. In den Simien Mountains und der Afar allerdings braucht man zwingend Guide und Geleitschutz, ist Vorschrift und auch sinnvoll, weil man sonst alleine keinen Weg findet und auch insbesondere in der Afar weit weg ist von jeder Zivilisation, also unter Umständen 6 Stunden Weg hat zur nächsten käuflich zu erwerbenden Wasserflasche.


    Und ja, die Kirche, die in die Erde hineingebaut wurde, da meinst du sicher die Georgskirche, eine kreuzförmige monolithische Kirche in Lalibela. In Wirklichkeit ist in Lalibela aber ein "afrikanisches Jerusalem" nachgebaut worden voller Symbolik und bestehend aus 11 solchen Kirchen, die teilweise durch Gänge und Tunnel miteinander verbunden sind. Bis Lalibela brauchst du aber noch ein wenig Geduld und "musst" dir vorher mit mir noch einiges andere ansehen!


    Freue mich darauf mit euch allen weiterzufahren!


    Liebe Grüße


    Birgit

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Hui wow, so viel Interesse.


    ....


    Freue mich darauf mit euch allen weiterzufahren!


    Da spring ich doch direkt auch noch mit auf und fahre mit! ;)


    Für Äthiopien interessiere ich mich auch schon sehr lange, freu mich auf weiteren Bericht & Bilder von dir!

  • Da spring ich doch direkt auch noch mit auf und fahre mit

    Ich auch!!!!!


    Hallo Inspired!
    Habe mich gerade sehr, sehr gefreut, dass Du einen Reisebericht über Äthiopien schreibst! Danke schon jetzt für Deine Mühe und fürs Teilhaben lassen! Bin sehr gespannt!


    LG Quaxi

  • Hallo Birgit!


    Auch ich bin sehr gespannt auf Äthiopien und Deinen Bericht!
    Außer Nordafrika kenne ich nur Tansania (was uns nicht so gut gefallen hat) und Addis nur von einer Zwischenlandung und Nase an die Flughafen-Fenster pressen.
    Da gilt es also eine Lücke zu schließen :thumbsup:


    Katharina

  • 20.5: Reise nach Bahir Dar


    Selbst Schuld, ich habe heute sicher einiges an Zeit verloren durch Buchen des späten Fluges. Aber das Ausschlafen war mir heute wichtig und auch es langsam angehen zu lassen. Gut, dass mir das vorher schon klar war, dass ich wieder mal völlig gestresst und KO in den Urlaub starten würde.


    Muller und ich treffen uns am Hotel um die Tour zu besprechen. Er hat offenbar ein wenig Sorge etwas falsch zu machen. Aber das muss er gar nicht, er macht alles wunderbar, fast schon ein wenig überfürsorglich. Ich könne ihn jederzeit anrufen oder ihm schreiben und vielleicht kommt er selbst nach Harar um auf mich aufzupassen und zeigt mir die Hyänen.


    Das einzige, was mich Überwindung kostet und einen harten Vertrauensvorschuss erfordert, ist das Überreichen von knapp 3000 Euro in bar. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Muller will offenbar auch Devisen haben und ich sehe zudem ein, dass eine solche Summe in Drei-Euro-Scheinen nicht sinnvoll zu überreichen ist. Im Gegensatz zu mir, die ich mit so viel Bargeld in der Tasche einige Tode gestorben bin, nicht zuletzt bei der Einreise, hat er damit kein Problem. Und ich bewundere seine Fähigkeit blitzschnell die Scheine zu zählen. Inbegriffen ist alles außer den Flügen, Mittag- und Abendessen, meinen persönlichen Betrinknissen, Trinkgelder und Souvenirs. Aber er braucht Empfehlungen und hat bisher keinerlei Zweifel an seiner Seriösität aufkommen lassen. Und so vertraue ich ihm halt, nicht zuletzt wegen seines guten Rufes, der mir schon von mehreren Seiten bestätigt wurde.


    Ich sitze nach den ersten 24 Stunden hier im Flugzeug zur Destination Nr. 2, Bahir Dar, und habe schon Photobombing hinter mir, nachdem ich mich auf das Foto des vor mir sitzenden Passagiers geschlichen habe. Er hat gelacht. Überhaupt ist das Lachen hier das, was mir bisher am meisten gefällt, denn Addis ist - zugegeben - nicht gerade eine Traumstadt auf den ersten Blick.


    Ethiopian Airlines ist wieder mal unkompliziert, im Flieger sitzen nur etwa 40 Personen: Eine Handvoll Chinesen, ich und ansonsten nur Einheimische. Übrigens sind die Flüge spottbillig, wenn man nur den Internationalen Flug auch mit Ethiopian Airlines gemacht hat. Und daher geht bei so wenigen Menschen auch das Aussteigen schnell und die paar Koffer sind schnell da. Gewissenhaft wird überall überprüft, ob ich auch nicht illegal im Land bin.



    Ein wieder sehr netter Guide (Yihenew) und ein freundlicher Fahrer holen mich ab und bringen mich zum Jacaranda-Hotel. Das ist auch OK.


    Und so stromere ich wenig später los um den Tana-See und Bahir Dar kennenzulernen. Hier ist es völlig anders als in der Stadt. Menschen baden im See, andere sitzen vor schicken Cafés in der Stadt oder relaxten Locations direkt am See. Ich lasse mich treiben und kann vor einer Kirche archaische Bilder beobachten, die mich auf das Land aufmerksam gemacht haben.


    Eine Frau teilt mit mir ein Stück Brot, das hier verkauft wird. Leider habe ich die etwas komplizierte amharische Vokabel für 'danke’ immer noch nicht drauf und hoffe, mein 'Thank you’ wird verstanden.




    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)


  • Ich gehe zur örtlichen Moschee und hoffe hier ein wenig 'Leute gucken’ zu können, aber nix da, die Ferenji wird selbst zur Sehenswürdigkeit. Groß und Klein steht um mich herum. Die Kinder werden manchmal von Erwachsenen liebevoll untergehakt und weggezogen, offenbar mit mahnenden Worten mich in Ruhe zu lassen. Nach einer Viertelstunde etwa wird es mir zu viel, ich gehe.



    Übrigens beobachte ich auch immer wieder, dass bettelnde Kinder liebevoll ermahnt werden sich mir gegenüber zu benehmen.


    An einer Art Schaukasten stehen Menschen, und als ich auch reinschaue und das Amharisch nicht lesen kann, löst sich das Rätsel, indem ein junger Typ mich grinsend anquatscht 'oh, are you looking for a job?’ Das seien Stellenanzeigen, ich bin also offensichtlich beim örtlichen Arbeitsamt gelandet.




    Ich gehe selbst noch eine Pizza essen und Kaffee trinken und bin früh im Hotel. Nochmals essen gehen mag ich abends nicht, und so sitze ich einfach noch ein wenig vor dem Hotel und genieße den lauen Abend und die verhältnismäßig ruhige Stadt.


    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Hallo Birgit,
    ich konnte nur kurz reinschauen, aber das was ich gesehen und gelesen habe, finde ich klasse. Sobald ich zu Hause bin, werde ich Deinen Bericht mit Muße lesen.


    Viele Grüße aus dem heute sehr heißen Spanien
    Petra