Memories - Libanon 1973

  • Hallo,
    ausgelöst durch kikis Reisebericht vom Libanon habe ich mich mal auf die Suche gemacht und ja, ich habe meine Erinnerungen aufgefrischt. Im November 1973 war ich auch im Libanon und habe mich dort umgesehen. Fortan habe ich von den Zedern, ihren Wäldern und den Altertümern geschwärmt. Leider habe ich es nie wieder dorthin geschafft, denn schon zwei Jahre später gab es die ersten Gefechte und bei mir ohnehin andere familiäre Prioritäten.


    1973 kaufte ich mir meine erste Spiegelreflex-Kamera, es war eine Praktica LTL, die in der DDR für die BRD hergestellt wurde. Ich habe sie immer noch mit den beiden Objektiven, einmal ein 50er F=2,8 (aus Jena) und ein 135er (aus Japan) ebenfalls sehr lichtstark mit F-2,8. Die Belichtungsmessung erfolgte "through the lens" (TTL) und was mir gut gefiel, es gab eine Anzeige zur Belichtungsmessung im Sucher. Wenn der Zeiger in einem kleinen Ring erschien, dann war die Belichtung optimal eingestellt. Meine letzte ASA-Einstellung für den Film war 21 DIN oder ASA 100.



    Am ersten November ging die Reise los, dank meiner Aufzeichnung weiß ich ich, dass wir mit einer 707 und auch einer Caravelle der MEA geflogen sind. In meinem alten Pass (ja, ich habe sie noch alle!) fand ich den Sichtvermerk für die Einreise. Ich war im Jahr zuvor volljährig geworden, daher konnte ich mich auf diese Reise begeben, vorher hatte ich keine Erlaubnis bekommen. Ich habe die Sorge meiner Eltern zu dieser Zeit aber verstanden. Immerhin haben sie mir Reisen innerhalb Europas, außer in die DDR, in die USA und Brasilien erlaubt, das war in ihren Augen nicht ganz so gefährlich.


    Die Bilder, die ich im Libanon gemacht habe, fand ich damals toll, man sieht jedoch, dass ich wenig Ahnung hatte. Egal, ich bin froh, dass ich überhaupt eine Erinnerung an diese Reise habe. Nach 45 Jahren, das muss ich jetzt leidvoll gestehen, verblasst nämlich so manches, was ich jetzt durch die Bilder wieder auffrischen konnte.


    Ich war auch einige Zeit in Beirut, habe mir Byblos, Baalbck, Anjar angeschaut und war auch in Tripolis. Mit der Teleferique Jounieh ging es nach Harissa einer Pilgerstätte auf dem Berg nahe bei Beirut. Aber, besonders in den Bergen bei den Zedern hat es mir gut gefallen.


    So oft nehme ich meine alten Fotoalben nicht mehr in die Hand, aber wie gesagt, manchmal findet man einen Anstoß, wenn man von manch anderen Reisen liest.


    1973 bin ich noch recht unbeschwert in diesem Land gereist, würde ich heute reisen, sähe es anders aus.


    Viele Grüße
    Petra


    Ich habe mal ein paar Bilder aus meinem Fotoalbum von damals herausgesucht, weitere findet ihr in meinem Blog:
    Ein Blick in mein Fotoalbum - Libanon 1973








  • Wirklich hübsches "Fotobuch" um es "neudeutsch" auszudrücken!


    So viel Mühe habe ich mir mit meinen Reiseerinnerungen nie gemacht. Hast du für den Text diese Schablonen genommen? Selbst damit wäre bei mir wohl leider auch alles krumm und schief geworden...


    Aber wie bist du denn 1973 ausgerechnet auf die Idee gekommen in den Libanon zu wollen? Ich fand mich mit Syrien und Jordanien etwa 20 Jahre später schon superexotisch...

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Danke :) Ja das waren Schablonen, die man in der Architektur benutzt hatte und heute auch noch nutzt.


    Warum der Libanon, das weiß ich auch nicht, anderthalb Jahre später war ich dann in Israel und für Ägypten habe ich damals kein Visum bekommen.


    Ich habe ja schon 1970 bei Lufthansa angefangen zu arbeiten, daher waren solche Ziele für mich nicht so sehr exotisch. In Seoul, Taipeh, Tokyo und Hongkong war ich ja auch schon 1972, wobei ich das damals schon sehr exotisch fand. Nach meinem ersten Besuch in Indien (1974) wollte ich nie wieder dahin...


    Viele Grüße
    Petra

  • 1973 war ich noch nicht einmal eingeschult..... :whistling:


    Ich find es aber immer recht interessant, wenn Reisende Bilder herauskramen, die schon 20 Jahre und mehr auf dem (Papier) Buckel haben.
    Wenn man dann heutzutage den Vergleich zu früher betrachten darf, ist das schon sehr interessant.
    Ich hätte damals in der Schule besser in der FotoAG mitmischen sollen, anstatt den Versuch zu starten, eine zweite Fremdsprache zu lernen.
    Für mich ist eine Reise immer dann exotisch, wenn man einen fremden Alltag kennenlernen darf. Das muß jetzt nicht unbedingt ein für unsere Augen, völlig exotisches Land sein. Vieles im Libanon erinnerte mich irgendwie an Malta. Zumindest was Strandbebauung und Ruinen angeht. Aber der alltag tickte da schon anders und genau das machte es so spannend.
    Ob man da nun unbedingt hinfahren sollte, steht auf einem anderen Blatt. Zumindest wurden die Sehenswürdigkeiten nicht von Besuchern überrannt :thumbup: Hat alles Vor- und Nachteile.

  • Tolle Erinnerungen!!! Komisch, wofür man früher Zeit hatte bzw. sich Zeit nahm ... Texte mit Schablonen schreiben, Bilder liebevoll einkleben - und das zu Zeiten, wo man meist voll im Beruf stand, evtl. Kinder zu versorgen hatte und noch viel mehr.


    Aber es gab eben viel weniger Ablenkungen durch andere Dinge.


    Heute entstehen Fotobücher am Computer - das hat zumindest den Vorteil, dass die Bilder im Laufe der Zeit nicht so nen Rotstich bekommen! Ich finde das immer schade bei den alten Fotos, das viel die Farben nicht bewahrt haben.

  • Ich habe ja schon 1970 bei Lufthansa angefangen zu arbeiten, daher waren solche Ziele für mich nicht so sehr exotisch. In Seoul, Taipeh, Tokyo und Hongkong war ich ja auch schon 1972,

    LH wird sicherlich damals mehr denn heute ein Traumjob gewesen sein. Toll, so viele Möglichkeiten zu der Zeit gehabt zu haben.


    Meine Mutter hat alte Reiseunterlagen über Jahrzehnte aufbewahrt, unter anderem den Reisekatalog von Meiers Weltreisen aus 1982 oder so. Meine Eltern waren damals in den USA, klassische Rundreise im Süd-Westen. Als ich den Katalog irgendwann mal in die Finger bekommen habe, war ich echt erstaunt über die damaligen Flugpreise: Das waren um 1800 DM, also mehr als man heutzutage zahlt für so ein Ticket nach Los Angeles, unter Berücksichtigung der Inflation also wirklich ein sehr, sehr stolzer Preis!


    Ich kann mich auch nicht erinnern, dass es damals normal gewesen wäre, so große Urlaube als Familie zu machen, schon gar nicht regelmäßig. Diejenigen, die schon mal einen Langstreckenflug hatten, waren echt Exoten. Alles, was mit dem Auto machbar war bzw. mit LTU ans Mittelmeer, das waren damals so "normale" Urlaube...

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Das stimmt auch, Fliegen war in den 70er Jahren sehr teuer. Es gab kaum mehr als drei Preise fü eine Route und es hat keiner nach einem Rabatt gefragt, es wurde ohne Murren gezahlt. Lufthansa war damals auch noch staatlich. Die Maschinen waren selten voll. Tja, das waren noch Zeiten...


    Für mich war es mein Traumberuf und ich habe auch bis zum Ende "durchgehalten" und es nicht bereut. :thumbsup:


    Viele Grüße
    Petra