Eindrücke aus Seoul

  • Nun blieb uns ja noch ein weiterer Tag für Seoul - eigentlich hatten wir ja vor gehabt, den 4. Tag für einen Ausflug zur innerkoreanischen Grenze, bzw. der "JSA" - Join Security Area - zu nutzen.
    Für diese Touren muß man zwingend eine geführte Tour bei einer Agntur buchen, mit Angabe Passnummer usw.
    Leider jedoch werden diese Touren derzeit nicht angeboten, erst wieder ab Mai. Was auch immer die Gründe sein mögen.


    Da uns eine "einfache" Tour in die DMZ / Demilitarisierte Zone, die jederzeit möglich ist, nicht interessierte, beschlossen wir, stattdessen einen Ausflug nach Suwon zu unternehmen.


    Suwon ist eine Stadt im Großraum Seoul, etwa 50 km südlich, und noch angebunden an das Metronetz. Das Besondere dieses Zieles sollte die Festung Hwaseong sein, eine Art Mini-chinesische-Mauer mit Toren und Festungsanlagen.
    Soweit,sogut.
    Mit der Metro zuckelten wir also gemütlich dahin, eine gute Stunde dauerte die Fahrt.
    Bereits kurz nach Seoul-Station fuhr die Bahn oberirdisch, so daß wir auch die endlosen Wohnsilos in der ausufernden Stadt sehen konnten.


    Angekommen in Suwon jedoch waren wir tatsächlich mal mit unserem Latein am Ende.
    Angeblich würden ab dem Bhf. Busse verkehren... Jaaa, sicher. Da waren Busse. Viele. Und sie pendelten im Sekundentakt.
    Mindestens 20 Haltepunkte, kein einziger für uns lesbarer Buchstabe.


    Hm. Es gab eine Tourist-Info, nur war die fest verschlossen.
    Nach längerem planlosen Starren also in das Bahnhofsgebäude zurück, auch dort gab es einen Info-Schalter. Der allerdings hatte Mittagspause.
    Als die Mitarbeiter wieder erschienen, erklärten sie sich freundlich, aber bestimmt, für unzuständig.


    OK, was nun. Wieder raus, in der vagen Hoffnung, daß auch der Infoschalter draußen vielleicht nur Pause hatte? Nein, zu. Jetzt aber entdeckten wir in einer Ecke ein winziges Schild, man möge doch bitte die Info an Exit 4 nutzen.
    Ein Lichtblick, immerhin. Die Suche nach Exit 4 dauerte wieder eine Weile,denn dieser war diametral am anderen Ende des Bahnhofsgebäudes... langer Rede, kurzer Sinn - dort bekamen wir einen Zettel in die Hand gedrückt, auf dem 2 Busnummern notiert waren. Sollte es darüber hinaus noch weitere Informationen gegeben haben, etwa, wo man aussteigen müsse, so haben wir beide sie nicht verstanden.
    Und so begann noch eine Irrfahrt durch die Stadt....
    Erst mal sind wir ausgestiegen, als wir das erste Festungstor sahen - aber - da war weit und breit nix drumherum außer bunter Stadt.
    Also - nächster Bus rein.... Beim nächsten Tor sind wir nicht ausgestiegen, obwohl es vermutlich richtig gewesen wäre. Schließlich landeten wir weit außerhalb an einem Stausee.
    Nett, aber nicht, was wir gesucht hatten.
    Bus also zurück, inzwischen war die T-Money-Card leer.


    Na ja.


    Ihr könnt Euch vielleicht vorstellen, daß uns an diesem Punkt längst schon jegliche Freude an diesem kleinen Ausflug vergangen war.


    Im nächsten Bus war der Fahrer schon total genervt, da wir nun mit Scheinen hantieren mußten, dann nahm ihm noch eine andere Busfahrerin die Vorfahrt und es folgte ein etwa 5-minütigs Intermezzo des gegenseitigen Anschreiens beider Busfahrer. Erst nur durch die Fenster, dann mit aussteigen.
    An diesem Punkt spätestens traf ich meine Wahl zwischen "jetzt reicht es" oder Humor. Und ich glaube, daß war die bessere Wahl, auch wenn redfloyd noch eine Weile weiter schmollte.


    Irgendwann sind wir dann nach Gefühl aus dem Bus raus, haben zumindest einen kleinen Teil der Festungsanlage gesehen (wenn auch nicht daß eigentliche volle Programm).
    Und was soll ich sagen - der nächste Bus, der uns dann zurück zum Bahnhof brachte, hatte so einen netten Fahrer!
    Er wartete geduldig, bis ich mein Geld vorgekramt hatte und schenkte uns sogar noch leckere Bonbons.


    Alles in allem haben wir so den Tag vergurkt und dabei festgestellt, daß tatsächlich außerhalb der inneren Stadt es schwierig wird, sich als Touri selbständig zu bewegen. Immerhin ist diese blöde Festung UNESCO-Welterbe - da sollte man eigentlich wenigstens mal ein Schild auf englisch aufhängen können :confused:


    Bahnhof Suwong




    erster "Fehlausstieg"





    zweiter "Fehlausstieg" am Stausee:


    Images

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    Heaven is where the police British, the cooks Thai, the mechanics German, the lovers Italian and it is all organised by the Swiss.
    Hell is where the cooks are British, the mechanics Thai, the lovers Swiss, the police German and it is all organised by the Italians.

  • Und hier nun das, was wir tatsächlich an Festungsanlage gefunden haben (der zugehörige Palast muß dann noch woanders sein, da hatten wir aufgegeben)









    Und noch der Blick von der Mauer:



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  • Zurück in die Stadt erwischten wir dann einen schnelleren Zug, der nicht an jedem Vorortbahnhof anhielt, und so waren wir am späten Nachmittag zurück im Hotel.
    Ausgecheckt hatten wir schon vormittags, unser Gepäck untergestellt, und nahmen jetzt nochmal ein Taxi, um Richtung Incheon zu fahren.
    Für die letzte Nacht hatten wir ein Hotel in Airportnähe mit Shuttle gebucht, da unser Flug nach BKK bereits am frühen Morgen ging und wir uns nicht ganz so zeitig auf den Weg machen wollten. Immerhin braucht es von der City zum Airport eine gute Stunde oder mehr - je nach Verkehr.


    Den letzten Abend verbrachten wir also in Incheon bei einem letzten BBQ.






    Das also war unsere kleine Stippvisite in Seoul
    :thumbup:




    LG
    Gusti & redfloyd

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  • Ich fand's total interessant. Danke Gusti :thumbup:
    Das mit dem Verlaufen muß man ab und zu hinnehmen, ich finde sowas nicht tragisch. dafür entdeckt man so manch andere interessante Dinge ;)
    Wie ist jetzt dein Fazit?
    Hat Südkorea eine Chance auf einen längeren Besuch?

  • Wie ist jetzt dein Fazit?


    Hat Südkorea eine Chance auf einen längeren Besuch?

    Hm, das ist tatsächlich eine nicht ganz einfach zu beantwortende Frage.
    Grundsätzlich ja.


    Aaaber - da, wie NoDurians daletzt so weise bemerkte ;) , so langsam die Zeit kommt, wo man realisiert, daß man nicht mehr die ganze Welt wird sehen können, muß man Prioritäten setzen, auch bei der Wiederholung von Zielen.


    Von daher würde ich, gerade da wir beide große Liebhaber der asiatischen Garten- und Tempelkunst sind, auch eher einer erneuten Japanreise den Vorzug geben.
    Hinsichtlich des schönen Mix aus hypermoderner Großstadt und vielen traditionellen Einflüssen kann Seoul anderen Zielen das Wasser reichen, landschaftlich bestimmt auch, das allein jedoch wird für uns in den nächsten Jahren zumindest erst mal nicht reichen, nochmal herzukommen.


    Es war eine sehr schöne kleine Visite, doch dabei wird's vorerst auch bleiben.
    Mein Herz hab ich nicht an Seoul verloren.


    LG
    Gusti

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  • Vor ein paar Tagen fiel mir zu Korea nur Samsung, Hyundai und Kia ein. Nun kann ich mir wesentlich mehr darunter vorstellen, dank eures Berichts und der Bilder.
    Eure Bustour war natürlich ein Griff daneben. Dafür werdet ihr euch in 10 jahren noch daran erinnern. ^^


    Danke fürs zeigen.


    :thumbup:

  • Mir gefallen die bunten Trachten auch sehr, allerdings die vielen bunten Herzchen und Girlanden am Berg oben sind schon etwas sehr viel.
    Schade dass es so diesig war aber der Garten, der dir nicht so gefallen hat würde mir glaub ich schon gefallen.
    Alles schon ne ganz andere Welt aber interessant.

  • Vor ein paar Tagen fiel mir zu Korea nur Samsung, Hyundai und Kia ein. Nun kann ich mir wesentlich mehr darunter vorstellen, dank eures Berichts und der Bilder.
    Danke fürs zeigen.


    :thumbup:


    Na ja, ganz so unrecht hast Du auch wieder nicht - Technik ist hier schon immens wichtig.
    Was uns auch sehr auffiel:
    Es werden große Schlitten gefahren. Autos müssen big sein, fette Limousinen, einen Kleinwagen kennt man hier nicht, und wenn, dann ist's ein teurer Mini oder ein Porsche Sportwagen.


    Thema Plastik: Niemanden hier scheint es zu kümmern, geht man die Straße entlang, begegnet einem jeder zweite Passant mit einem großen Getränkebecher in der Hand, Mehrweg benutzt niemand.


    Und - es waren im allgemeinen Straßenbild eigentlich nirgends Kinder zu sehen.
    Zwar sehr viele junge Menschen, besonders auch in der Metro, viele Studenten, die sogar klassisch noch aus gedruckten Kladden lernten, aber kleine Kinder?
    Mal ne Schulklasse im Palast, das ist alles, was mir einfällt.



    VG
    Gusti

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  • Ich hatte mich so ziemlich auf Anhieb in Seoul verliebt und deshalb beschlossen mehr vom Land sehen zu wollen.


    Und ich muss sagen, gerade wenn man Tempel liebt, gibt Korea im Herbst mit der Laubfärbung sehr, sehr viel her, wenn man einen Mietwagen nimmt. Vielleicht sollte ich doch noch einen Reisebericht schreiben?

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

    Edited once, last by Inspired ().

  • Korea ist ein schwieriges Land und hat wohl eine noch höhere Suizidrate als Japan wegen des Stresses, der Enge und der hohen Anforderungen... Kinder habe ich schon gesehen... Die kamen abends um 22 Uhr aus Schule und Nachhilfe...

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Ach ja, das Verirren hatte ich auch durch, als ich an einem meiner ersten Tage einen Tempel gesucht habe. Ich habe den Parkplatz einfach nicht gefunden, bzw. nicht gewusst, wo der Weg vom Parkplatz zum Tempel ist.


    Und auch beim N Seoul Tower ist es mir so ergangen, dass ich naiv dachte, da marschiert man mal schnell hoch. Pustekuchen! Aber nach längerer Suche hatte mir das einen wirklich schönen Weg beschert durch die bewaldete Seite bei herrlichem Wetter und mit toller Laubfärbung!

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

    Edited once, last by Inspired ().

  • .. Kinder habe ich schon gesehen... Die kamen abends um 22 Uhr aus Schule und Nachhilfe...


    Was die Sache ja nicht besser macht ?(


    Allerdings scheint mein Eindruck doch nicht falsch zu sein, hab's jetzt mal durchs Netz gejagt und mehrere Artikel gefunden, die davon sprachen, daß Korea derzeit die niedrigste Geburtenrate der Welt habe.


    LG

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  • Was die Sache ja nicht besser macht ?(


    Allerdings scheint mein Eindruck doch nicht falsch zu sein, hab's jetzt mal durchs Netz gejagt und mehrere Artikel gefunden, die davon sprachen, daß Korea derzeit die niedrigste Geburtenrate der Welt habe.


    LG

    Nein, natürlich macht es das nicht besser. Ich wollte auch damit nur sagen, dass Kinder wohl kaum Zeit haben zum Kindsein und Spielen oder draußen herumlaufen...

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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Ja, ich hatte das schon auch so verstanden.
    Wirklich traurig.


    In Japan, auch Taiwan, haben wir jedenfalls immer mal Schulklassen auf irgendwelchen Ausflügen gesehen - auch wenn dort ähnliche Nachwuchssorgen herrschen.


    Man nimmt die Dinge ja oft nicht so bewußt wahr, aber so am 3. Tag spätestens fiel mir das schon richtig auf und ich hab ab da direkt drauf geachtet. Keine schwangeren Frauen, niemand, der ein Buggy schiebt.


    LG

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  • Ach doch, Schulklassen unterwegs habe ich im übrigen Teil des Landes sehr, sehr oft gesehen. Ich habe sogar teilweise meine Besichtigungen so geplant, dass ich vor ihnen an den Tempeln etc. ankomme. Ich habe da nur teilweise bewusst Kinder fotografiert, aber ich hänge mal ein paar Bilder mit Kindern drauf an als "Beweis".


    In Jeonju:



    Maisan Provincial Park (bei Jeonju). Es ist mir nicht gelungen vor der Schulklasse dort zu sein ;) Als ich das Bild gemacht habe, waren die meisten aber schon höher geklettert in der Tempelanlage.


    Temple Stay Haeinsa:


    Foodcourt in einer Markthalle in Gyeongju:



    Wochenendvergnügen in Gyeongju:

    Folk Village bei Pohang:

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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

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  • Kein Buggy? Stimmt nicht, ihr habt selbst welche fotografiert. Und es sitzt kein Hund drin, was man in Korea sehr oft beobachten kann :P



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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)