• Hallo ReisefreundeInnen,
    ich plane dieses Jahr nach Moldawien zu reisen. Ein Kollege aus Rumänien hat mich letzte Woche verunsichert, weil er meinte, dass Deutsche von dem Land enttäuscht seien. Meine Erwartungen an Moldawien sind: Natur, Ursprünglichkeit, Tradition.
    Könnt ihr mir bitte eure Eindrücke nennen, wenn ihr schon dort wart und einen Reiseführer empfehlen?
    Ich freu mich auf euren Input! Susanne :thumbsup:

    Bleibt reiselustig und interessiert!
    Hürmel (Susanne) 8o

  • Hallo Susanne,
    ich weiß nichts über Moldawien, wahrscheinlich wirst du hier auch kaum Leute finden, die darüber berichten können.
    Bewertungen und Eindrücke sind immer subjektiv, da würde ich nichts drauf geben.
    Es ist doch immer sehr spannend, ein Land zu erkunden, welches noch nicht in Reiseforen "breitgetreten" wurde.
    Fahr einfach ohne große Erwartungen nach Moldawien und mach deine eigenen Erfahrungen.
    Ich würde mich dann anschließend über einen kleinen Reisebericht freuen!


    Lg kiki

  • Hallo Susanne, in Moldawien waren wir auch noch nicht. Wir waren im Norden Rumäniens , dort, wo die Moldauklöster sind. Das hat jetzt nix miteinander zu tun. Es war aber eine Tolle Reise. Ich habe ein bisschen gegoogelt. Was ich gelesen habe klingt alles interessant. Evtl. planst du mal eine oberflächliche Route und schaust, was es da gibt.
    Ich würde mich dafür interessieren, wie du dich entscheidest. Die Interessen auch hier im Forum sind so unterschiedlich, mach es auf deine Art
    LG margarete

  • Hallo Susanne!
    Ich kenne zwei aus meinem engeren Verwandtenkreis, die öfter nach Moldawien in den Urlaub fahren. Sie sprechen allerdings auch rumänisch, so dass das Reisen dann einfacher ist.


    Ich denke Ursprünglichkeit und viel Natur wirst Du dort noch finden, aber ebenso auch Armut. Es ist ja eins der ärmsten Länder in Europa und wird am wenigsten bereist. Daher ist es auch noch nicht so touristisch geprägt.


    Das hat sicher auch seine Vorteile. Mein Vater ist zu Lebzeiten auch gerne dorthin gefahren.


    Viele Grüße
    Petra

  • Ich würde versuchen bei Youtube Reportagen zu finden, würde nach Podcasts, Blogs, Bildern und Reiseberichten suchen.


    Den einen oder anderen Reiseführer gibt es ja, das ist ja erstmal kein schlechtes Zeichen!

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Hallo Susanne!
    Meine Freundin war letztes Jahr dort und ich habe für sie ein Fotobuch davon gemacht.
    Ihr hat es schon gefallen aber das war eine Busrundreise.
    Wenn ich die Fotos anschaue sehe ich dass sie in vielen Orthodoxen Kirchen und Klöstern waren.
    Es gab tolle Märkte mit vielen Früchten und Gemüse, schöne Trachten der Einheimischen, Störche hat sie fotografiert und auch schön verzierte Häuser. Obelisk und Denkmäler sowie eine Himbeerplantage und eine Teeverkostung gab es. Viel Natur, ganz viele Rosen und Blumen.
    Nach ihren Erzählungen und Fotos würde ich auch gerne hinreisen.
    Liebe Grüsse, Maxi.

  • Hallo liebe Reisenbegeisterte! Vielen, vielen Dank für euer Feedback!
    Ich habe nach Moldawien eingecheckt! Im Oktober geht's los! 10Tage in Moldawien mit festem Ausgangspunkt Chisinau. Wir haben uns einen persönlichen Guide für diese Zeit "geleistet", der als Hiesiger sicherlich viel über sein Land erzählen kann! Darauf freu ich mich.
    Den Reisebericht verspreche ich euch schon jetzt!!! Schönen Sommer! 8)
    Susanne

    Bleibt reiselustig und interessiert!
    Hürmel (Susanne) 8o

  • Ich habe meinen Urlaub letzte Woche genutzt und endlich den versprochenen Reisebericht verfasst. Wünsche euch viel Spass dabei:


    Eckdaten (in Anlehnung an Wikipedia „Republik Moldau“):

    • „Moldau“ leitet sich von dem Fluss Moldova ab, der die Republik heute nicht mehr berührt und nichts mit der Moldau/ Tschechien zu tun hat
    • Umschlossen von Rumänien im Westen und der Ukraine ohne direkten Zugang zum Schwarzen Meer
    • Ca. 33.800 km² Fläche mit ca. 3,5 Mio. Einwohnern, 350km x 150km x 420m
    • Sprache: rumänisch, russisch, ukrainisch, regional auch gagausisch
    • Hauptstadt Chişinău [kiʃiˈnəu̯] mit ca. 550.000 Einwohnern
    • Religion: orthodox
    • Besonderheiten sind die Regionen Transnistrien (de-facto-unabhängiges Gebiet) und Gagausien (autonomes Gebiet), die zur Republik Moldau zählen


    • 1. Tag:
      Wir sind in München gestartet und über Wien nach Chişinău geflogen, wo uns unsere Reiseleiterin Larisa und unser Fahrer Eduard herzlich begrüßten. Wir hatten uns eine Individualreise gegönnt, weil wir nicht nur hauptsächlich Weingüter sehen wollten, sondern auch nach Transnistrien und Gagausien reisen wollten Das Fahren auf eigene Faust war uns wegen der beiden „extra“-Gebiete zu riskant.
      Larisa zeigte uns auf dem Weg ins Hotel gleich eine Handvoll Kirchen in Chişinău, Eduard chauffierte uns an den wichtigsten Punkten der Hauptstadt vorbei, um einen groben Überblick zu erhalten. Das Hotel lag sehr zentral am „Gradina Publica“. Alles war fußläufig zu erreichen, d.h. die Abende wurden auch immer schön abwechslungsreich!
      Nach dem Check-in im Hotel machten wir uns zusammen mit Larisa auf einen Stadtrundgang – das hiesige Weinfest und das schöne Wetter luden dazu ein. Wir konnten schon einige moldawische Spezialitäten probieren und landestypische Trachten sehen. Dabei erklärte uns Larisa beinahe beiläufig die Geschichte der Stadt.
    • 2. Tag:
      Nach einem opulenten Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Museeumskomplex „Altes Orhei“. Dort besuchten wir ein Höhlenkloster. Orthodoxe Mönche haben dort das Kloster Maria Dormata gegründet und immer wieder erweitert. Es wurde in steile Felshänge am Fluss Raut geschlagen. Heute ist es für Gläubige wieder geöffnet. Ein ziemlich kurioser Ausblick und sehr, sehr ruhig gelegen (Foto). Hier vergisst man jede Hektik!Larisa zeigte uns auf dem Weg ins Kloster von oben eine Naturbühne (Foto) im Ort Butuceni, auf der im Sommer Festspiele stattfinden und die Akustik ganz einzigartig sein soll.


    • Nachmittags ging es dann weiter nach Clisova Noua zur Besichtigung einer Teppichweberei, die im Handwerkszentrum „Arta Rustica“ beherbergt ist. Die Museumsleiterin ist eine ausgesprochen engagierte Frau, die mit viel Hingabe die Schritte erzählte, die bis zu einem fertigen Teppich gemacht werden müssen.
      Es folgte der Besuch des Klosters Curchi (Foto), das erst vor kurzem renoviert wurde und aktuell von 30 Mönchen bewohnt wird. Die Darstellung des Jüngsten Gerichts ist besonders spektakulär. Die Mönche kümmern sich sehr um die Instandhaltung des Klosters. Es ist besonders sehenswert, weil es nicht weit von Chişinău entfernt ist und sich schön in die Natur einfügt.



      3. Tag
      Wir freuten uns an diesem Tag auf ein sehr großes Ereignis!! Außerdemwaren wir auch ein wenig aufgeregt. Larisa und Eduard fragten beim Einsteigenins Auto gleich, ob wir die GÜLTIGEN Reisepässe dabei hätten: es ging heutenach Transnistrien.
      Dieses Land liegt in Moldau zwischen dem Fluss Dnestr und der Ukraine, ist vonder Zentralregierung in Chişinău unabhängig und verfügt über eine eigeneRegierung, Währung (das Kleingeld Rubel ist aus Kunststoff und fühlt sich wiedünnes, sehr dünnes Spielgeld an!), Verwaltung und Militär. Transnistrien wirdallerdings von keinem anderen Staat als souverän anerkannt.
      An der Grenze mussten wir aus dem Auto aussteigen und persönlich unsere Pässean einem Schalter vorzeigen. Wir bekamen dann einen Zettel, eine ArtTagesvisum, den wir im Pass mitführen mussten.
      Zuerst fuhren wir zur Festung Bendery bei Tighina Sie steht aufmilitärischem Sperrgebiet, dennoch können Touristen zur Besichtigung in dieFestung. Baron von Münchhausen ritt übrigens von da aus auf der Kanonenkugel(Foto) zur belagerten Krim-Festung Ocakiv, um Informationen einzuholen… Wirkletterten auch gleich auf die Kugel. Sie war an dem schönen, sonnigenOktobertag gerade schön warm zum Aufwärmen. Wie viele Touris sich da wohl schonim Hochsommer den Allerwertesten verbrannt haben?

      Zum Mittagessen fuhren wir in die Hauptstadt Tiraspol, besuchten jedoch vorher nochden hiesigen Markt. Das Kurioseste, was wir da gesehen haben, waren getrockneteWalnusskernzwischenwände, die zum Färben hergenommen werden.
      Wir machten einenStadtrundgang und mussten feststellen, dass man hier ganz normal, unbeschwertund unproblematisch umhergehen kann. Die Leute sind ganz normal, freundlich undaufgeschlossen. Ein ganz entspannter, schöner Tag in einem de-facto-unabhängigenGebiet!

    • 4. Tag
      Frühstarteten wir zu Fuß vom Hotel aus, um in das Museum für Geschichte zu gehen. Eswurde ein breites Spektrum an archäologischen Funden ausgestellt. Danach fuhrenwir durch das Codrii-Naturreservat ins Kloster Capriana in idyllischerLage. Der Bau des Klosters wurde von Stephan dem Großen veranlasst Deshalb istes von großer kultureller Bedeutung und ziert daher auch die Rückseite des 1Leu-Scheins. Die Bemalung des Innenraums war für meinen Geschmack zubunt und bubblegummäßig. Hier wollte man im Rahmen der Restaurierung vielleichteinen Hauch Disneyworld versprühen!?



      Wir machten anschließendeine kleine Wanderung durch das Naturreservat.
      Den Tag schlossen wir mit einem Besuch des Klosters Hancu ab. Dabeihandelt es sich um ein Nonnenkloster mit einem prächtigen Blumenschmuck. Esbefindet sich im Wiederaufbau und wir konnten nur über die neuerbautenKirchenschiffe im Betonlook staunen.

    • 5. Tag
      Heute fuhren wir tief in den Wald zum Kloster „Rudi“ – kann man sich endlich mal leicht merken! Esliegt im Norden der Republik Moldau und ist nur über sehr schlechte Straßen zuerreichen. Dort angekommen fanden wir uns mitten in der Natur. Das Klostergeländedurfte nur mit einem langen Rock (ggf. über der Hose) betreten werden. Hosensind für Frauen verboten. Das Kloster wird von Kräutergärten umgeben, dieGebäude sind gut in Schuss und aus Stein. An vielen Stellen wird renoviert.Rege Betriebsamkeit, dennoch konnten wir zu uns kommen, so ruhig war es dort.
      In Pocrovca lernten wir einiges über das Leben von „Altgläubigen“. Hierbei handeltes sich um eine Glaubensrichtung, die sich von der russisch-orthodoxen Kircheabgesplittet hat. Altgläubige dürfen nur Angehörige ihres Glaubens heiraten.Möchte jemand aus der Gemeinschaft austreten, so darf er das. Allerdings werdendann auch die Eltern aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Altgläubige gehenganz normalen Berufen nach, leben aber streng nach ihren Glaubensregeln.
      Nach einem sehr spärlichen Mittagessen mit Graupen und Rindfleisch imAltgläubigendorf, ging’s nach Soroca am Fluss Nistru. Auf den Weg dorthin bogEduard plötzlich rechts in dichte Apfelplantagen ab, nicht um uns dieköstlichen Äpfel probieren zu lassen, nein – vielmehr um uns den „Struve-Bogen“zu zeigen. Dies ist einer von 265 wissenschaftlichen Erdvermessungspunkten, derzur genauen Bestimmung der Erdfigur in Größe und Form diente. Bereichert umdiese Informationen stiegen wir wieder ein, um nach Soroca zu fahren. Von dakonnten wir zur Ukraine hinüberschauen. Hier besichtigten wir die gut erhalteneFestung, die von Stephan cel Mare gegründet wurde. Vorher hatten wir uns nochdie architektonischen Gebäudekünste (Fotos) der dort sesshaften Sinti und Romazu Gemüte geführt. Larisa ist selbst mit dem dort amtierenden „Zigeunerbaron“bekannt – ich dachte vorher, dass „Zigeuner“ abwertend gemeint sei, doch Larisabestätigte, dass sich die Leute dort selbst so nannten und „Zigeunerbaron“ eingängiger Begriff für den Stammesvorsitzenden sei.
      Die Atmosphäre war etwas eigenartig: die üppigen Gebäude sind meist nur ineiner Etage bewohnt, der Rest des Hauses steht leer, ist aber eingerichtet,weil es der Status so vorgibt. In den Straßen, weder geteert noch geschottert,wurde gebettelt und bei Wunsch aus den Karten gelesen. Der Pomp passte so garnicht in das Umfeld.

    Bleibt reiselustig und interessiert!
    Hürmel (Susanne) 8o

  • 6. Tag
    Die Reise führte uns an diesem Tag nach Tipova. Der Ort und dienähere Umgebung sind für Höhlenklöster bekannt. Wanderschuhe waren für dieseStrecke unumgänglich, weil man in einer felsigen Landschaft tief nach unten zumKloster steigen musste. Wir waren früh dran und der Blick vom Höhlenkloster auswar hinreißend. Der Weg nach oben war ein wenig tricky, weil einige Pilger inleichten Sandalen den Abstieg wagten.
    Saharna, das größte moldawische Höhlenkloster, schloss sich an unsereTagestour an. Dieser Klosterbereich wies neben einem hochverehrten Marienbildauch noch einen rituellen Badeplatz auf, soll heißen, das Pilgergeschäft boomtin der Saison. Während unseres Besuchs konnte man die Pilger an zehn Fingernabzählen.
    Als Highlight gab es an diesem Abend noch den obligatorischen Besuch imChateau. Glück für Larisa und mich: Eduard musste fahren, meine Schwestertrinkt keinen Wein…
    7. Tag
    EinHighlight jagte das andere – heute ging es nach Gagausien (Foto)! Aufregend! Wieder einer dieserbesonderen moldawischen Gebiete. Diesmal ein autonomes Gebiet inmitten derRepublik Moldau. Wir fuhren ohne weitere Besonderheiten direkt in dieHauptstadt Comrat. Dort schlenderten wir über den Markt und besuchtenanschließend das Ethnographische Museum in Beshalma.

    Die gagausische Bevölkerung spricht eine dem türkischen ähnliche Sprache.Dieses Gebiet pflegt eigene Bräuche und war Heimat der Bessarabiendeutschen.Passend zum Thema besuchten wir das Dorf Albota de Sus, heute noch von deutschsprechenden Leuten bewohnt.
    8. Tag
    Der Tag stand heute unter dem Motto „Jüdisches Erbe“. Wir fuhren diesmal lediglich „um die Ecke“ zu einer der Synagogen in Chişinău. Ein engagierter Rabbi führte uns durch die Räumlichkeiten und beantwortete uns bereitwillig alle unsere Fragen. Er betonte – obwohl erst einige Tage zuvor der Anschlag in Halle war – dass deren Synagoge für jede/n Interessenten/in offen sei.
    Anschließend ging es wieder nach Transnistrien in den Ort Rascov, direkt am Ufer des Dnister gelegen. Wir besichtigten die alte Synagoge (Foto) und den jüdischen Friedhof am Ortseingang.

    Beides sehr eindrücklich und angesichts des schönen Spätsommertages ein wundervoller Moment. Dies schien auch die ortsansässige Stadtführerin so empfunden zu haben, so dass wir bei selbstgebranntem Schnaps und eingewecktem Fisch über Nationalgerichte, Gewohnheiten und Ähnlichkeiten von Moldauern und Deutschen philosophierten (Foto). Es war herrlich!
    9. Tag
    Nach dem Auschecken hatten wir noch die einmalige Gelegenheit direkt vomHotel aus den „Tag der Stadt“ zu erleben. Ganz Chişinău war auf den Beinen –kein Wunder, denn jede/r hat frei, es ist ein Feiertag! Larisa holte uns vomHotel ab und von ihr erfuhren wir auch noch am letzten Tag einiges über dieKultur und Tradition von Moldawien. Kulinarisches kam wieder nicht zu kurz undwir konnten noch handgemachte Mitbringsel vom restlichen Geld besorgen.
    Moldau ist eine Reise wert, obgleich es ziemlich unbekannt ist.
    Wir können es nur als Reiseland empfehlen!!

    Bleibt reiselustig und interessiert!
    Hürmel (Susanne) 8o

  • Susanne, sehr gern habe ich deinen Bericht gelesen. Am Anfang warst du ja ein wenig zögerlich, aber dein Bericht erzählt uns, dass es eine tolle Reise war.
    Dankeschön!!! Hast du noch ein paar Fotos? Z.B. von den Walnusskernzwischenwänden?


    LG margarete