Tallinn - eine Perle an der Ostsee

Ende Mai / Anfang Juni waren wir über ein verlängertes Wochenende in Estland's charmanter kleiner Haupstadt Tallinn - und was soll ich sagen:
Ein Städtchen zum Verlieben!

Man erlebt hier eine tolle Mischung aus perfekt restaurierten Mittelalter und top modernem Lifestyle, entspannte, nette Menschen und
dazu die Nähe zum Meer. Unglaublich, was dieses kleine Land in den vergangenen Jahren gestemmt hat - (Fast) nichts hier scheint mehr an die drückende Sowjetzeit zu erinnern (dazu später mehr), und ebenso frei wie das Internet überall ist der perfekt ausgebaute öffentliche Busverkehr, kostenlos für alle Bewohner.
Eine junge Stadt mit reichem Erbe an Geschichte und vielen Gesichtern - nordisch, russisch & irgendwie mediterran zugleich. Eine junge Stadt.
Eine Stadt, die 100% eine Reise wert ist.

Unser Hotel "Centennial" kann ich übrigens sehr empfehlen, war super modern und gemütlich, liegt ein bißchen außerhalb der Altstadt, aber mehr als 10 minutenbraucht man nicht.

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...Und los geht's mit einem Stadtbummel bei wirklich absurd blauem Himmel.

Zuerst erreichen wir den Platz, auf dem das Parlament von Estland zu Hause ist und ein Wahrzeichen der Stadt: Die um 1900 erbaute orthodoxe Alexander-Newski-Basilika.

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Auf dem "Domberg", gleich um's Eck der Basilika, liegt auch Tallinn's Dom.
Nun ja, für uns sah's eher nach einer gewöhnlichen Kirche aus, doch der zu großen Teilen Anfang des 14. Jahrhunderts errichtete Bau ist durchaus eindrucksvoll und der Aufstieg zum Turm belohnt mit einer tollen Aussicht.

Weiter geht's zum Rathausplatz.
Das Rathaus, aus dem 13.Jh., ist rein gotisch.
Und das Flair rings um die Restaurant-gesäumten Gassen und Plätze mutet gar mediterran an....

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Natürlich, die Altstadt ist voller Menschen.
Mitunter nervt das Gedrängel ein bißchen, aber es geht.
Viele eilige Kreuzfahrttouristen sind sicher ein gut Teil, jedoch sicher auch Stadtbewohner, die just während unseres Aufenthaltes ihr jährliches Altstadtfest feiern, Musik, Sonne und Getränke genießen.

Btw: Beileibe nicht alle Bewohner Tallinn's sind Esten - nein, mehr als 40% der Bürger sind tatsächlich noch immer Russen. Einst großzügig von Mutter Sowjetunion in der kleinen Republik angesiedelt, scheinen sie sich auch heute dort noch wohl zu fühlen.
Nun soll wohl das Miteinander nicht immer ganz harmonisch sein, nicht zuletzt der noch immer bestehenden Sprachbarriere geschuldet, doch als Gast der Stadt merkt man davon gar nichts.

vivien-und-erhard.de/forum/wcf/index.php?attachment/40323/

Bunter Markt mit wirklich netten Dingen - alles Handarbeit.

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Erst kürzlich, am 15.Juni, war ja Dänemarks Königin Margarete zu Gast in Tallinn und dort wurde der "Tag der dänischen Flagge" gefeiert. Just hier, im Garten des Dänischen Königs, an der Stadtmauer, soll sich die Legende, wie die Dänen im Jahre 1219 zu ihrer Flagge kamen, zugetragen haben:

Die Abende und Nächte sind lang in Tallinn, Anfang Juni ist es schon bis etwa 23:30 Uhr noch ziemlich hell.
Jeden Abend kamen wir auf dem Weg zum Hotel vorbei am Freiheitskreuz, einem Denkmal des Unabhängigkeitskrieges:

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Quote from Inspired

Der perfekte Teaser - als ob du im Tourismusbüro der Stadt für die Werbung verantwortlich wärst...
Sehr schön, ich denke auch immer wieder darüber nach, im Sommer mal das Baltikum abzuklappern. Ich sehe schon, ich sollte es dann spätestens 2020 mal tun!

Unbedingt!!

Vielleicht sollte ich mich beruflich ja verändern...

Wenn nur die Sprache nicht so verflixt eigenartig wäre (ein bisschen Russisch hab ich ja noch verstanden, aber Estnisch - no way)

Tag 2

Mit einem Bummel durch die Baltische Markthalle am Bahnhof starteten wir unseren 2. Tag.

Von dort kommt man in das noch ganz gut erhaltene ehemalige Fischerviertel Kalamaja mit vielen alten Holzhäusern. Doch natürlich macht der urbane neue Lifestyle hier nicht halt, hippe, exclusive Neubauten aus Glas, Beton und Holz scheinen mehr und mehr Lücken zu füllen.

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Und nun sind wir angekommen, an der Ostsee.
Die Stadt allerdings scheint sich dieses Glücksfalls so wirklich nicht bewußt zu sein - es gibt keinen rechten Weg, alles sieht irgendwie verlassen und/oder unfertig aus.

Wohl wollte man hier investieren, eine hübsche Seepromenade anlegen, doch das Projekt ist im wahrsten Sinne versandet, es blieb bei einem - von den Bewohnern spöttisch "Kulturkilometer" genanntem kleinen Teilstück.

vivien-und-erhard.de/forum/wcf/index.php?attachment/40345/

Was Ihr hier seht, ist die 1840 im Auftrag des Zaren Nikolaus ursprünglich als Seefestung im klassizistischen Stil errichtete Verteidigungsanlage Patarei.

Was es heute ist?

Ein Lost Place
Ein ehemaliges Gefängnis.
Ein ehemaliges Internierungslager, Arbeitslager, Konzentrationslager.
Ein Mahnmal des Schreckens.

Zu den olympischen Spielen 1980 fanden die Segelwettbewerbe in Tallinn statt. Damit die Häftlinge keinen Kontakt zu möglichen auf See befindlichen "Klassenfeinden" aufnehmen konnten, wurden die Fenster zur Seeseite mir Eisen vernagelt. Die Eisenplatten blieben bis zum Ende vor den Fenstern.

Patarei war noch bis 2002 (!!!!) als Gefängnis in Betrieb.

Wir sind unbedarft dort hineingeraten, es gibt derzeit eine Ausstellung und ist geöffnet.
Ich verlinke es Euch, denn mir fehlen immer noch die Worte.
ehemaliges-gefaengnis-patarei-in-tallinn

Was waren wir froh, aus den düsteren, feucht-klammen Katakomben wieder raus zu kommen...
Es war Sommer, Sonnenschein und und über 20°C draußen, trotzdem hat man gefröstelt.
Ich will mir nicht vorstellen, was im baltischen Winter dort für Zustände geherrscht haben mögen.

Ein anderes merkwürdiges Gebäude - die Linnahall.
Die zu Sowjetzeiten (1980) errichtete "Multifunktionshalle" ist ein architektonisch sehr fragwürdiges Monster von kolossalen Ausmaßen, eine Mischung aus Brutalismus, Gigantomanie und neo-futuristischem U-Boot-Hafen aus den Alpträumen Fritz Langs.
Seit Anfang des 21 Jh. rottet das Teil vor sich hin; weitere Zukunft ungewiss....

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Zurück zur Altstadt, hier kletterten wir noch ein bisschen auf der alten Stadtmauer (13. Jh.) umher - man könnte hier Szenen aus "GoT" gedreht haben...

Tag 3

Und wieder strahlender Sonnenschein - perfekt für einen Ausflug zum kleinen Schloß Katharinenthal.
Ursprünglich plante Zar Peter der Große dieses Lustschloss für seine Frau Katharina, verlor dann aber das Interesse....

Umgeben ist die Anlage von viel Natur, man kann hier nett spazieren gehen, und es gibt einen kleinen japanischen Garten.

Für den Abend war eigentlich eine 2-stündige Fahrt mit einem alten Dampfschiff durch die Bucht von Tallinn geplant.
Diese fiel nun allerdings regelrecht "in's Wasser", denn nach etwa 20 Minuten an Bord stellte sich heraus, daß der Dampfer einen Maschinenschaden hat...

Nun, so fuhren wir zurück in die Stadt, lecker essen ist ja auch was schönes
Die Knoblauchkartoffeln übrigens waren ein Gedicht!

An dieser Stelle wird es Zeit, zu erwähnen, daß wir uns nicht immer nur allein zu zweit rumgetrieben haben, sondern sich ein "Mini-Forentreffen" mit Matthias & Christine aus Hamburg (Masi1157) ergeben hatte.
Wir verstanden uns prima und hatten gemeinsam sehr schöne Abende bei reichlich "Vana Tallinn" - einem - nun ja - durchaus zu genießendem Kräuterlikörchen.

Tag 4

Der letzte Tag, der uns noch blieb, war dann sogar ein bißchen regnerisch - lange ausschlafen also, gemächlich nochmal ein paar Runden drehen.
So kann man gut und gerne 3-4 Tage in Tallinn zubringen, dabei könnte man durchaus noch mehr unterbringen.

Wir zogen es vor, viel Zeit gemütlich bei leckerem Getränk rumzusitzen & zu schauen, ein bisschen durch die Geschäfte zu bummeln, eben alles slow.
Nicht zuletzt hatten wir als Option, falls es uns zu langweilig geworden wäre, in Erwägung gezogen, einen Tagesausflug mit der Fähre nach Helsinki zu unternehmen.
Doch Ihr seht - daß war absolut nicht nötig.

Rotermann-Viertel - alte Industrie trifft moderne Architektur:

Altstadt

Und am Abend verabschiedete uns perfekt goldenes Licht....

VG

Gusti & redfloyd