Trinken, trinken, trinken - Ein Kurztrip nach Karlsbad

  • Mich haben die Bilder an Pilsen erinnert, da waren wir mal vor Urzeiten bei einem Motorradtreffen. Im September sind wir ja auch in Tschechien unterwegs, da freue ich mich schon drauf. Aber ich glaube Karlsbad schaffen wir nicht. Mal sehen.


    Jede Region hat seine Vorteile, wichtig ist, dass man sich dort auch wohlfühlt.


    Viele Grüße
    Petra

  • War Pilsen nicht sogar vor ein paar Jahren mal Kulturhauptstadt?
    Hätte ich noch einen Tag mehr gehabt, hätte ich sicher einen Tagesausflug nach Pilsen gemacht.

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Samstag, 20.7. Abstecher nach Loket


    Heute soll es sonnig und heiß werden. Ich lasse es ruhig angehen und stelle mir keinen Wecker. Schließlich gibt es bis 10.30 Uhr Frühstück.


    Nun gut, auch der Speiseraum ist eher sehr nüchtern, das Frühstück bietet aber Lachs und Rührei und Palatschinken und verschiedene Käsesorten und sauleckeren Naturjoghurt. Ich werde satt.


    Ich beschließe, nach Loket zu fahren. Ich habe keine Ahnung, was es dort zu sehen gibt, aber das Örtchen wird einstimmig gelobt in meiner Facebook-Gruppe, in der ich mir die Karlsbad-Threads nochmals herausgesucht habe.


    Nach 20 Minuten Fahrt bin ich schon da und parke vor den Toren der Stadt auf einem noch leeren Parkplatz und mache mich zu Fuß gespannt auf den Weg.


    Ich stelle fest, dass die mittelalterliche Altstadt von Loket in einer fast geschlossenen Schleife der Ohre liegt.



    Das Örtchen ist schnell umrundet und durchlaufen. Man muss sich nur entscheiden, ob man auf einer der wenigen Straßen gerade hindurchlaufen will, ob man innerhalb der Stadt oder auf der anderen Seite der Ohre zu Fuß um sie herumlaufen will. Ich entscheide mich für eine Kombination aus allem.


    Ich genieße Anblicke und Ausblicke, besuche die Burg und kehre mittags ein um einen Palatschinken zu essen und eine Limonade zu trinken. Schade nur, dass man in diesem Lokal durch geschäftstüchtiges Gebaren einer blöden Atmosphäre ausgesetzt wird. Kunden, die nur etwas trinken wollen, werden zur Eile angetrieben oder abgewiesen. Ich lästere ein wenig darüber mit dem Paar am Nebentisch, die hier Urlaub machen.



    Übrigens: Natürlich sind viele Touristen in Karlsbad und in Loket, vor allem Deutsche und Russen, aber im Gegensatz zu Prag laufen hier keine Vereine oder Junggesellenabschiede auf Sauftour durch die Gegend.


    Nach etwa 3 Stunden gemächlichen Schlenderns mit Pausen habe ich den Ort von allen Seiten gesehen und mache mich auf den Rückweg.













    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Immer noch Samstag, 20.7. Zurück nach Karlsbad


    Auch in Karlsbad gehe ich nochmal in die Stadt, gestern war es ja schon spät und bedeckt, sodass ich Karlsbad nochmals in voller Sonne genießen möchte.








    Gestern Abend waren die Läden schon geschlossen, heute kann ich Kitsch und Kram ausführlich bewundern, besonders die vielen Trinkgefäße für das Kurwasser, die dringend empfohlen werden statt schnöder Flaschen.





    Nach 2 Stunden habe ich auch hiervon genug und verziehe mich nochmals in die Sauna und dann zum Schläfchen in mein Zimmer.


    Hoppla, nun wird es aber Zeit. Hier werden die Bürgersteige dann doch eher früh hochgeklappt, sodass ich zusehen muss, dass ich noch etwas zu essen bekomme. Nicht sehr einfallsreich, aber auf Pizza habe ich keine Lust, und so wird es wieder eine halbe Ente, diesmal mit einem Slivovitz zur Verdauung hinterher.


    Auf dem Rückweg sehe ich, wie im Pupp die Tischdecken auf den Tischen gebügelt werden, sowas ist mir nicht vergönnt in meiner profanen Bleibe.


    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Sonntag, 21.7. - Über Marienbad zurück nach Erfurt


    Heute ist schon Abreise. Und nochmals durch Karlsbad zu schlendern, habe ich keine Lust.


    Aber damals vor 20 Jahren hatte ich mal auf einer Erkundungstour kurz in Marienbad gehalten. Das will ich heute auch.


    Ich entscheide mich nach Frühstück und Check-Out für die Strecke über Land durch idyllische hügelige Landschaft statt für die Schnellstraße.


    Nach etwa 45 Minuten komme ich in Marienbad an und parke in einem zentralen Parkhaus. OK, das hatte ich mir schwieriger vorgestellt.


    Der Wow-Effekt bleibt hier bei mir aus, wobei der Ort natürlich absolut sehenswert ist. Im Gegensatz zu Karlsbad hat Marienbad leider nicht so eine entzückende geschlossene Kulisse. Es gibt doch einiges an sozialistischen Relikten, nicht verschandelnd, aber eben im Kontrast zu Karlsbad nicht ganz so schön. Dass hier Autos nicht so weitgehend aus der Altstadt ausgeschlossen sind, wie es sicher der Enge im Flusstal von Karlsbad geschuldet ist, tut sein übriges.


    Aber auch hier gibt es einiges zu sehen: Der schöne Kurpark, eine Jugendstilkolonnade, der singende Brunnen, imposante Fassaden rund herum. Irgendwie ist es heute drückend, sodass mein Tempo eher dem einer lahmen Ente entspricht. Oder habe ich mich nur unbewusst dem Schlenderschritt der Kurgäste angepasst, die auch hier aus kitschigen Porzellanbechern das heilende Wasser schlürfen?









    Die letzten 250 Kronen werden ausgegeben für eine Cola und einmal Goulasch mit Knödeln, Punktlandung! Nun reicht es aber auch erstmal mit Knödeln und fetten Soßen, die kommenden Tage wird mir der Sinn eher nach leichter asiatischer Küche und frischen Salaten stehen!


    Bis nach Erfurt sind es nur noch 2,5 Stunden. Mein Weg führt mich noch durch Franzensbad, das Kleinste der drei berühmten Bäder. Was ich im Vorbeifahren sehe, zeigt, dass auch hier inzwischen schön restauriert wurde. Da es nun gerade in Strömen regnet, verkneife ich mir auszusteigen.


    Die Rückfahrt verläuft ereignislos und zum Glück staufrei, begleitet vom Hörbuch “der Stotterer” (empfehlenswert, soweit ich es nach einem Drittel beurteilen kann).

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Fazit:


    Auch wenn ich nun seit fast einem viertel Jahrhundert selbst “im Osten” wohne, berührt es mich immer noch, wenn ich über die Grenze fahre, mehr als wenn ich von Hessen nach Thüringen oder von Niedersachsen nach Sachsen-Anhalt fahre beispielsweise.


    Und überhaupt ist es immer ein kleines Abenteuer. Warum immer nur 3 Wochen? Warum nicht öfter mal 48 Stunden? Einfach mal an einem Wochenende raus in einen Ort, den ich nicht oder nicht gut kenne?


    Karlsbad ist mit Sidetrips nach Loket und nach Marienbad genau richtig für ein Wochenende. Wenn man mehr Wellness will oder vielleicht noch Pilsen oder Prag dazunehmen will, oder auch, wenn man in den Wäldern rings herum wandern will, kann man sicher auch eine ganze Woche daraus machen.


    Was ich anders machen würde: Ich würde mir ein Hotel nehmen, das in Karlsbad direkt in der Innenstadt zwischen dem Pupp und dem Hotel Thermal liegt um die weiten Wege durch die wirklich sehr lange Innenstadt zu verkürzen, so ein Hotel, das ein wenig mehr 1900-Feeling ausstrahlt statt Kurbetrieb der 90er.


    Und insgesamt? Es war eine wunderschöne Kurzreise, die ich gerne weiterempfehle!

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Das hört man gerne, irgendwie spricht Begeisterung aus deinem Bericht.
    Vor Jahren war ich mit einer Freundin eine Woche in Marienbad mit Massage und Bädern. Wir haben uns ein bisschen verwöhnen lassen. Ein Trinkgeld in der Badeabteilung unseres Hotels hat es uns ermöglicht unsere Anwendungen immer morgens, schon ab 7 Uhr, zu erhalten. So hatten wir den restlichen Tag frei und konnten unsere Ausflüge machen. Konzert und Theater haben wir abends in Marienbad auch genossen. Nur gut, dass es dunkel war, am hellen Tag hätte man uns sicher nicht in dieses etwas sehr antiquierte Gebäude gebracht. So war auch das Ensemble. Trotzdem, wir hatten Spaß. Die singende Fontäne war natürlich das non plus ultra. Hatte vorher so etwas noch nie gesehen.

  • Ja, es war eine sehr schöne kurze Auszeit.


    Karlsbad war so ziemlich das Erste in Tschechien, was ich "einfach so" ohne zuvor davon gehört zu haben, so etwa 1996 "entdeckt" hatte, insofern ist Karlsbad mir auch näher als Marienbad.


    Nachdem ich vor 2 Jahren nach langer Zeit nochmals wieder in Prag war, was mich eher ernüchtert hat, auch wenn die Stadt inzwischen natürlich auch sorgfältig saniert ist, fand ich die Entwicklung in den Bädern nun sehr schön und sehenswert, vielleicht weil Prag inzwischen zu voll und zu überlaufen ist mit Vereinen, die die Vereinskasse vertrinken wollen und Junggesellenabschieden.

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Prag gehört mittlerweile sicher zu den überlaufenen Städten, wo man die Hauptreisezeit und ein paar "hot spots" meiden sollte. Aber Prag ist sehr vielseitig und groß.


    Nun reicht es aber auch erstmal mit Knödeln und fetten Soßen

    Geht mir in Tschechien immer so. Am ersten Abend geht's in ein tschechisches Wirtshaus, mit Braten, Knödel und Bier. Aber dann reicht's auch wieder.

  • Wir werden in Kürze ja auch einen Stop in Prag einlegen, allerdings ohne Knödel und Braten aber mit Bier. Ich bin schon gespannt, wie sich die Stadt entwickelt hat. Unser letzter Besuch liegt schon über 20 Jahre zurück.


    Meine Nichte, die mich gerade besucht hat, fährt regelmäßig (1 bis2 mal im Jahr) mit ihrem Sohn nach Prag. Sie hat dort Freunde und ist nach wie vor begeistert. Ich hatte sie nach einem Restauranttip für Vegetarier gefragt und sie hat mir ein Lokal empfohlen, wo sie immer gerne hingeht und das Essen sehr gut schmecken soll. Es liegt genau 45 m von unserem Hotel entfernt!


    Viele Grüße
    Petra