Trinken, trinken, trinken - Ein Kurztrip nach Karlsbad

  • Am kommenden Wochenende soll das Wetter eigentlich ganz gut werden. Und ich habe nichts zu tun. Also, was mache ich?


    Ich lasse mich von Google Maps inspirieren, was die Umgebung um Thüringen so hergibt im Umkreis von nicht mehr als 4 Stunden Fahrt.


    Schon vor 2 Jahren um diese Zeit habe ich mal darüber nachgedacht nach Karlsbad zu fahren. Karlsbad, das berühmteste Bad der Welt im 19. Jahrhundert. Das Karlsbad, das fürs Trinken bekannt ist.


    Und praktischerweise kann man hier gleich mehrfach trinken und seinem Magen Gutes oder vermeintlich Gutes tun, denn das Karlsbader Heilwasser ist gut für den Bewegungsapparat und für Magen und Darm.


    Und wenn man möchte, trinkt man noch den Karlsbader Becherovka, den Magenbitter, der vielleicht weiterhilft nach einer fetten halben Ente, wenn das Kurwasser versagt.


    Achtung Spoiler: Ich habe mich weder für das Kurwasser, noch für den Becherovka noch für das tschechische Bier entschieden, sondern habe eine plötzliche Vorliebe für Martini entwickelt - strange...


    Fix ist ein erstaunlich günstige relativ zentral gelegenes Hotel gebucht, und der ADAC in Erfurt verkauft mir schon mal eine Vignette, sodass ich nicht an der Grenze auf die Suche gehen muss.


    Und morgen geht es los mit dem Kurzreisebericht, auf in die Welt um 1900, auf hinter den eisernen Vorhang, auf zu Knödeln und Palatschinken.

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Das hört sich ja richtig gut an! Apropos Vignette, da muss ich mich langsam auch mal drum kümmern, denn wir fahren ja auch durch Tschechien, wobei ich glaube, dass Motorräder befreit sind.


    Viele Grüße
    Petra

  • Ja, das klingt nach einem sehr guten Plan.
    Aus Karlsbad kommen ja auch die bekannte Oblaten, für alle die es süß mögen.
    Und in Tchechien gibts auch gutes Bier ... hervorragend zu den böhmischen Knödeln (und auch so...) 8)

  • Karlsbad haben wir uns auch schon angesehen, waren aber noch nicht dort. Der Ort scheint ja immer noch viel K & K Flair zu haben. Ich bin sehr gespannt auf Deinen Bericht.


    Wir haben Familie, die in Chemnitz wohnt, und wenn wir mit dem Auto dort hinfahren, liegt Karlsbad auf dem Weg. Mein Wunschhotel hab ich auch schon gefunden: Das Grandhotel Pupp. In dem alten Kasten haben schon Goethe, Bach und Richard Wagner gewohnt. Vielleicht magst Du ja auf einen 5-Uhr-Tee dort vorbeischauen.



    Apropos Vignette, da muss ich mich langsam auch mal drum kümmern, denn wir fahren ja auch durch Tschechien, wobei ich glaube, dass Motorräder befreit sind.

    Motorräder sind befreit. Allerdings solltet ihr die "Grüne Karte" dabeihaben, die wird von Polizisten gerne kontrolliert.

  • Das Grandhotel liegt gerade am Ende der, sagen wir mal, Fußgängerzone. Könnte mir vorstellen, dass viel Betrieb sein wird. Marienbad hat mir besser gefallen, es war nicht so überlaufen. Im Kurpark gibt es die„singende Fontäne“,Wasserspiele mit Musik. Der Schweinsbraten war wirklich recht fett, ein Schnaps danach war nicht schlecht, aber Becherovka ist nicht meins. Wenn man neue Gläser braucht, Böhmisches Glas gibt es an jeder Ecke. Viel Vergnügen beim Trinken. Es gibt auch spezielle Trinkgefäße für das Heilwasser! Viele Leute hatten es in ihrer Tasche mitgebracht.
    Schöne Zeit in Karlsbad! :)

  • Oh upps, eigentlich war das jetzt die Einleitung zum Reisebericht vom letzten Wochenende, LOL. Ich hatte gestern nur keine Lust mehr Bilder hochzuladen und weiter zu posten...


    Ja, habe ich alles gemacht bis auf den 5-Uhr-Tee. Und die grüne Versicherungskarte habe ich vergessen. Gut, dass ich nicht wusste, dass das wirklich problematisch werden kann...

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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Wir haben Familie, die in Chemnitz wohnt, und wenn wir mit dem Auto dort hinfahren, liegt Karlsbad auf dem Weg. Mein Wunschhotel hab ich auch schon gefunden: Das Grandhotel Pupp.

    Ich war zu knauserig und habe mich dann geärgert, dass ich das nicht genommen habe...


    Aus strategischen Gründen würde ich allerdings zukünftig eher ein Hotel auf halbem Weg zwischen dem Pupp und dem "Hotel Thermal" nehmen, die Innenstadt ist echt laaaaaaaang!

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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Freitag, 19.7.2019 - die Anreise


    Was, ihr kennt Sonneberg nicht? Das ist der Ort, in dem ich mehrfach im Monat arbeite, auch heute. Der Vorteil: Ich bin hier schon ein ganzes Stück näher an meinem Ziel. Ich beeile mich meine Aufgaben ohne Trödelei zu erledigen und kann schon gegen 14.30 Uhr aufbrechen. Laut Navi soll ich in weniger als 2,5 Stunden in Karlsbad ankommen und ich beschließe spätestens um 18 Uhr im Hotel in der Sauna zu sitzen.


    Heute ist es ein wenig wechselhaft und zwischendurch regnet es ein paar Tropfen.


    Die Navi leitet mich zuverlässig zum relativ nüchternen Hotel und Spa Sanssouci, einem eher modernen Zweckbau, in dem ich nun für 2 Nächte für kleines Geld wohne. Joah, da war ich ein bisschen geizig, denn Karlsbad hat eine Menge stilvollere Unterkünfte zu bieten, außerhalb der Saison oder an wenig gefragten Wochenenden auch für kleines Geld.


    Nun gut, der Wellnessbereich ist auch eher unspektakulär, aber für 2 Saunagänge zur Entspannung und eine Runde im großen Innenpool reicht es schon.


    Dann mache ich mich auf zu einer ersten Stadterkundung: Es sind etwa 10 Minuten zum Grandhotel Pupp. Und hier beginnt die lang gezogene Innenstadt von Karlsbad, ein geschlossenes Jugendstil-Stadtbild, das kaum Anzeichen der sozialistischen Vergangenheit aufweist.




    Als ich das noble und traditionsreiche Pupp passiere, bedaure ich ein wenig, dass ich nicht hier ein Zimmer genommen habe, das durchaus erschwinglich gewesen wäre.



    Die Karlsbader Innenstadt zieht sich über eine ewig weite Strecke immer am Flussbett entlang.


    Ich staune nur noch. Mein letzter Besuch hier lag in der Zeit, als ich in Chemnitz wohnte, was schon 20 Jahre her ist. Von dort aus ist man im Nu in Karlsbad. Damals hatte die Stadt einen maroden Charme, und ich hatte immer vor meinem inneren Auge, wie es wohl sein könnte, wenn hier alles saniert ist. Es herrschte damals Zauberbergatmosphäre, parken konnte man überall auch an zentralen Stellen, und viel Gastronomie gab es noch nicht.


    Heute strahlt die Stadt bunt herausgeputzt mit allen Vor- und Nachteilen. Das Entdeckerflair ist halt weg aus der Zeit als ich so gar nicht wusste, was mich erwartet und ich einfach auf gut Glück losgefahren bin, um die Gegend hinter der Grenze meiner damaligen neuen Heimat zu entdecken.


    Ich schaue hier und da in Schaufenster, wo vor allem für den osteuropäischen Geschmack und für Neureiche vieles geboten wird: Viel Kitsch und viel teures Designerzeug ist hier vor allem zu haben.


    Ich hangele mich mal auf der einen und mal auf der anderen Seite des Flüsschens Tepla von Trinkanlage zu Trinkanlage,





    durch nett angelegte Grünanlagen und immer wieder entlang der sorgfältig sanierten Häuserfronten: Goethe, Freud, Beethoven, alle waren sie hier, und alle werden sie in irgendeiner Form geehrt.



    Aber es gibt auch viel Gastronomie: Vor allem Böhmische Küche, Italiener und jede Menge Cafés. So langsam bekomme ich Hunger. Dennoch gehe ich durch die gesamte Innenstadt, vorbei an dem einzigen tatsächlichen sozialistischen Schandfleck, dem Hotel Thermal,



    und komme am Beginn der modernen Fußgängerzone an mit Rossmann und den üblichen Kettengeschäften. Mich hier umzusehen habe ich aber keine Lust mehr, sodass ich in ein einladendes Lokal einkehre.


    Es gibt einen gebackenen Ziegenkäse, eine halbe Ente (habe ich nicht geschafft), 3 Martini und ein Wasser für unter 30 Euro. Und ja, man kann, wenn man will, mit Euro zahlen, und das hier ist ein Lokal, in dem auch korrekt und fair umgerechnet wird, und in dem auch nicht plötzlich ein Couvert oder 10% Bediengeld aufgeschlagen werden.



    Der Weg zurück dann in der Dunkelheit ist lang, und ich lasse mir Zeit. Auch wenn es heute ein wenig trüb ist, es ist nicht kalt und es regnet nicht, sodass mich nichts antreibt mich zu beeilen. Das letzte Stückchen zum Hotel führt über einen stockdusteren Weg über etwa 150 Meter in Kehren einen Abhang hinauf, das ist etwas gruselig, aber schon bin ich da und zerstreue mich noch ein bisschen mit den zahlreichen TV-Sendern.


    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Das ist ja Nostalgie pur! Trotz Renovierungen irgendwie ein bisschen aus der Zeit gefallen ...

  • Freitag, 19.7.2019 - die Anreise


    Was, ihr kennt Sonneberg nicht?


    Oh, aber natürlich! ....Und auch Meng-Häm.
    ...Und Du verstehst die Sprache dieses autonomen Bergvolkes? :P


    Ich hab da früher beruflich auch zu tun gehabt, und noch heute telefonisch... ?(


    Jedenfalls ein netter Wochenendausflug, den Du da gemacht hast.
    So richtig schön altmodisch mondän.


    LG
    Gusti



    ...Sorry @Wi&Gi (autonomes Bergvolk)

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    Heaven is where the police British, the cooks Thai, the mechanics German, the lovers Italian and it is all organised by the Swiss.
    Hell is where the cooks are British, the mechanics Thai, the lovers Swiss, the police German and it is all organised by the Italians.

  • :P
    Nein, Angelika.
    Ich glaube, da ist auch so viel nicht mehr übrig.


    Ich war/bin auch "beratend" tätig, und bis vor ein paar Jahren mußten wir dort Außendienst machen.
    Eigentlich sogar jetzt auch noch, aber die Strukturen sind heute anders.


    Vermissen jedenfalls tue ich das Städtchen eher nicht.


    LG
    Gusti

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  • Oh ja, nachdem ich seit sicher 15 Jahren immer mal in Sonneberg tätig war, kenne ich sowohl den Ort, habe mich in den Dialekt eingehört und kann in Sachen Meng-Häm mitreden...


    Die Zeiten, zu denen ich 2 Tage nacheinander dort bin, motivieren mich immer zu einem Abstecher nach Coburg, wo ich zum Glück eine liebe Freundin habe.


    Und ja, Gi und Wi stammen von dort. Leider sind wir uns noch nicht persönlich begegnet, obwohl ich ihnen von meinem Bürofenster aus beim Au7fbruch in ihre Langzeitwanderung hätte zuwinken können.

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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Karlsbad scheint ja ein nettes Örtchen zu sein, leider für uns ein wenig außerhalb unserer Routen.

    Absolut! Es war ein ähnliches Aha-Erlebnis wie vor einigen Jahren, als ich ein paar Tage Urlaub genutzt habe um mal fix mit dem Auto durch Polen zu fahren. Es ist eine völlig andere Welt und dennoch geografisch so nah. Ich habe mich wirklich gefragt, warum ich nicht öfter mal feie Zeit nutze um mich ein wenig umzusehen.


    Dafür beneide ich natürlich auch andere, die mal eben mit dem Auto einen Wochenendausflug nach Italien machen können oder nach Amsterdam...

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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)