24. September 2019 - Omorate -> Konso
Der nächste Morgen bricht an. 0.00 Uhr und ich bin von uns Dreien als erster wach. Draußen sind wieder Flattergeräusche zu hören. Heftiger Wind zerrt an den Zelten. An zwei der drei Zelte haben sich die Überdächer gelöst. Vor den Hütten nebenan sitzen schon einige Bewohner. Ältere Männer. So grüße ich erst einmal höflich und verzurre wieder alles. Dabei fasse ich dem Guide fast an die Füße. Der liegt unter einer Decke zwischen den Zelten. Nur seine Füße schauen darunter hervor. Dann packe ich drinnen schon alles in die Rucksäcke und stelle diese reisebereit im Zelt ab.
Als nächstes gehe ich auf Dorfrunde. Mal sehen, was es schon zu erleben gibt. Überall scheint man schon wach zu sein und so bin ich nur am Grüßen und Händeschütteln. Ein recht großer Dassanetch, den ich schon von gestern kenne, geht in Richtung Ochsenverschlag. Es ist der Lange aus dem ersten Bild im letzten Beitrag. Er ist der Geber des Ochsen und er holt ihn aus dem Gatter. Neugierig wo er damit hinwill so zeitig am Morgen, gehe ich ihm hinterher. Die ersten Kinder schließen sich mir an. Er geht mit dem Tier kreuz und quer durch das Dorf, um dann wieder am Gatter, den Ochsen wieder einzupferchen. Die Runde diente wohl der Repräsentation seiner Gabe für das Fest. Jetzt wendet er sich an mich, bittet mich in seine Hütte und gibt mir sogar seinen Hirtensitz. So sitze ich auf dem kleinen Holzteil mitten zwischen den Dassanetch, nachdem ich jeden einzelnen drinnen mit Handschlag begrüßt habe und bekomme den ersten Buna des Tages. Die Unterhaltung fällt schwer, keiner von ihnen kann Englisch oder Amharisch. Ich kann außer den beiden Begrüßungsworten kein Dassanach. Mit Gestikulieren behelfen wir uns. Gute 15 Minuten später verlässt mein Gastgeber die Hütte. Ich verabschiede und bedanke mich von den anderen und draußen noch einmal extra vom Langen.
nach vier Tagen ohne Rasur und zwei Tagen ohne Dusche - etwas verwildert aber glücklich
Zurück bei den Zelten, sind Muller, Sizaid und der Guide jetzt auch auf. Sie haben schon mit dem Zeltabbau begonnen. Muller sagt, wir frühstücken später. Hier ist es heute einfach zu windig. Zuviel Sand fliegt herum, um hier im Freien zu kochen. Ich gehe noch mal los, bevor wir abfahren. In Richtung des Wäldchens und zum Omo. Zielgerichtet zu der flachen Stelle. Zwei Dorfbewohner stehen im Fluss und waschen sich gerade. 20 Meter weiter sind zwei Frauen mit irgendeiner Tätigkeit beschäftigt. Die Beiden im Fluss haben mich gesehen und blicken nun sehr misstrauisch zu mir herüber, wo ich doch so zielgerichtet auf sie zugehe. Auf ihrer Stirn steht regelrecht der Satz geschrieben: „Will der hier jetzt fotografieren?“ Nöö, will er nicht. Er will sich waschen, genau wie sie. Ich sehe nämlich immer noch sehr verdreckt aus von der Staubschlacht gestern Abend. So frage ich mit Gesten, ob es gestattet sei und sie verstehen und winken mich herbei. Gut, dann pelle ich mich auch aus, nehme meine kleine Duschbadflasche aus der Hose und steige in den Omo-River zur Morgenwäsche. Den Inhalt der kleinen Flasche aus dem Hotel Eliana teile ich mit den beiden Dassanetch. Als ich wieder sauber bin, hole ich meine Shorts und spüle die auch noch im Wasser aus. Tropfnass ziehe ich sie dann an und gehe zu den Zelten zurück. Die beiden anderen sind schon vor mir loss. Bevor wir alles verpackt haben, ist die Shorts schon gut abgetrocknet.
Wir verabschieden uns von diesen kriegerisch aussehenden aber lieben und gastfreundlichen Menschen und fahren zuerst nach Omorate zurück, um den Guide abzusetzen. Danach geht es Richtung Turmi. Auf dem Weg dahin machen wir an einer Stelle neben der Straße unser (ቁርስ - kurs) Frühstück. In Turmi laden wir einige Dinge aus, die nur geliehen waren und die wir nach unserem letzten Campingtag nun nicht mehr benötigen. Dann kommt der lange Weg zurück nach Konso. Wir fahren fast den ganzen Tag, bis wir wieder in Konso eintreffen. Als erstes machen wir bei den Schuhmachern halt, wo ich mir Sandalen aus alten Autoreifen besorge. Danach geht es für die Nacht in die Konso Korebta Lodge. Das Abendessen nehmen wir in einem Lokal unterhalb der Lodge zu uns, welches zur Kanta-Lodge gehört, nachdem ich mich wieder für die Zivilisation zurechtgemacht habe. Beide Lodges sind im gleichen Baustil errichtet. Müde von der langen Fahrt wünschen wir uns dann eine gute Nacht und gehen zu Bett.