Kleine Reise durch den Kaukasus

  • Moin, Moin!
    Nun ist meine kleine Kaukasusreise vorbei. Einige werden es vielleicht mitbekommen haben, daß ich unterwegs war und mich mit Margarete in Tiflis getroffen habe. Die Welt ist so klein.... ;)
    Zwei Wochen lang stöberte ich durch bekanntes und neues Gebiet. Es war wieder spannend. :thumbsup:
    Gebucht war ein Flug mit der Lufthansa nach Tiflis. Anschließend trudelte ich im Norden Armeniens ein, schaute mich dort ein wenig um und machte mich in der letzten Woche auf den Weg an's Schwarze Meer. Zum Schluß wieder zwei Tage Tiflis und heute morgen mußte ich zu nachtschlafender Zeit in den Flieger steigen.
    So nach und nach sichte ich meine Fotos und fange jetzt einfach mal meinen kleinen Bericht an.


  • Georgien wird langsam beliebt. Es gibt mittlerweile 2 Flugverbindungen täglich nach Tiflis. Während ich die letzten beiden Male noch mitten in der Nacht dort landen mußte, konnte ich diesmal eine Verbindung buchen, die mich schon am Nachmittag dort hinbrachte. Ich blieb nur eine Nacht und machte mich am nächsten Tag auf nach Armenien.
    Tiflis ist für mich keine Unbekannte mehr. Margarete hat hier ja schon die neuesten Bilder gezeigt. Ich wollte diesmal etwas anderes suchen und mußte tatsächlich im Vorfeld recherchieren, wo sich die Objekte meiner Begierde überhaupt befinden. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt mal etwas "Sowjetarchitektur" anzuschauen. Den meisten gruselt es vielleicht bei solchen Bauten, ich find das ganz interessant.
    So streunte ich den Rest des Tages im Stadtteil Saburtalo herum. Ziel waren die Hochhäuser, wo sich auch die Polizeistation Vake- Saburtalo befindet. Da Tiflis ziemlich hügelig ist, hat man den Häusern einen zweiten Eingang vom Hang aus spendiert. Da der Fahrstuhl wohl nicht immer funktioniert, hat das schon seinen Nutzen. Zumindest sollte man als Bewohner nicht unbedingt unter Höhenangst leiden. Die Brücken haben schon bessere Zeiten gesehen und waren etwas wackelig. :o






    Es dauerte etwas, bis ich an mein Ziel gelangt war und danach war der Nachmittag auch schon um.



    Für den Transport nach Armenien mußte ich mich abends noch im Hostel drum kümmern. Es stehen einige Busse an der Metrostation Avlabari, die die Strecke nach Jerewan bedienen. Ich wollte nur nach Alaverdi, aber dort stoppten die nicht. Mir blieb nichts anderes übrig, als mit den Jerewanbussen bis zur Grenze zu fahren und mich dann nach einem Privattransport umzuschauen.

  • Am nächsten Morgen ging es also in Richtung Grenze. Blöd war, ich mußte den vollen Preis bis Jerewan bezahlen, der Fahrer ließ da nicht mit sich reden. War zwar nicht viel Geld, aber trotzdem ärgerlich. Gleich hinter der Grenze befindet sich ein Supermarkt, wo man auch Geld wechseln kann. Dort warten auch die privaten Taxen auf Kunden.
    Ich tauschte schnell 20€ ein, damit ich überhaupt etwas Landeswährung in der Tasche hatte und den Fahrer bezahlen konnte. Dann wurde es ätzend. Fast die ganze Strecke nach Alaverdi ist eine einzige Baustelle. Man kommt oft nur im Schritttempo voran. Ich hatte mich im Vorfeld gewundert, warum die Jerewanbusse nicht durch Alaverdi fahren, obwohl es an der Bundesstrasse liegt. Jetzt wußte ich den Grund. ;)
    In Alaverdi checkte ich schnell in's Gästehaus ein und da meine Vermieterin gutes Englisch sprach, bat ich sie mir ein Taxi zu besorgen, damit ich noch ein wenig Sightseeing unternehmen konnte.
    Erstes Ziel war das Kloster Odzun. Es soll das älteste in Armenien sein und ist gut in Schuß. Es heißt, es wurde im 7.Jhd gegründet, es gibt aber Archäologen, die behaupten, daß das Gebäude noch älter sei. Aber das sind halt Spekulationen.







    Neben dem Kloster befinden sich Gräber vergangener Kirchenoberhäupter. Ganz typisch für Armenien sind die Grabsteine, die sog. Chatschkars.



    Den Ausflug kann man natürlich auch mit den Öffis machen. Da ich nur den Nachmittag zur Verfügung hatte, mußte ich das etwas kompakter gestalten.



    Alaverdi und Odzun liegen im Debedtal. Bei einer privaten Tour bekommt man zumindest auch etwas Ausblick spendiert ;)



  • Der zweite Besuch an diesem Nachmittag wurde dem Kloster Akhtala gerwidmet. Hier kann man im Inneren uralte Fresken bestaunen. Eigentlich untypisch für Armenien, da die Kirchen innen meist grau und schmucklos sind.
    Wer es innen bunt haben möchte, sollte sich in Georgien den Kirchen widmen. ;)
    Akhtala ist wohl ein ähnliches Baujahr wie Odzun, so genau läßt sich das nicht mehr feststellen.







  • Nach dem kleinen Ausflug setzte mich der Taxifahrer an der Sanahin Brücke ab.



    Ich bummelte an der Strasse entlang. Sonntags war hier nix los. Zum Glück fand ich einen Supermarkt, wo ich mir etwas Abendessen kaufen konnte. Das Wetter meinte es gut mit mir, da machte es Spaß herumzustöbern.




    Später wurde aus dem Bummeln ein nerviges Gesuche. Ich hatte mir nicht gemerkt, wo eigentlich meine Unterkunft ist. Wenn man mit dem Auto dort hingebracht wird, achtet man nicht unbedingt auf solche Dinge. Einen Stadtplan gab es nicht und das ständige auf und ab in den Strassen war irgendwann etwas anstrengend. Wie blöde kann man nur sein.... :ops:
    Als ich nach einer halben Ewigkeit endlich meine Pension gefunden hatte, kannte ich den ganzen Ort fast auswendig :thumbsup:







  • Schön, dass du berichtest :thumbup: .


    Ich hatte mir nicht gemerkt, wo eigentlich meine Unterkunft ist. Wenn man mit dem Auto dort hingebracht wird, achtet man nicht unbedingt auf solche Dinge. Einen Stadtplan gab es nicht

    Wir haben für solche Fälle ‚Maps Me‘ auf dem Handy. Das funktioniert offline wunderbar. Man kann sich Markierungen in die Karte (die man sich vorher allerdings (online) herunterladen muss) setzen. Ich markiere mir immer schon zuhause unsere ganzen Unterkünfte. Das hilft dann unterwegs beim Wiederfinden – wie in deiner Situation – oder z.B. auch bei Taxifahrern, die sich möglicherweise mal nicht so gut auskennen. Auf diese Weise konnten wir z.B. unserem Taxifahrer in Lima helfen, unser Hotel zu finden. Oder man markiert sich, wo man sein Auto/Fahrrad abgestellt hat oder wo man aus dem Bus ausgestiegen ist (damit man die Stelle später wiederfindet) usw. Diese App hat uns auf Reisen schon sehr geholfen


    Viele Grüße
    Gundi

  • Vielen lieben Dank Gundi.


    MapsMe hab ich in diesem Urlaub zum ersten Mal verwendet. Da schreibe ich demnächst noch etwas dazu.
    In diesem Moment habe ich noch nicht daran gedacht, es zu verwenden. :ops:
    Hatte es mir aber tatsächlich kurz vor'm Urlaub installiert. :thumbup:

  • Am nächsten Tag wollte ich zwei weitere Klöster besichtigen, Sanahin und Haghpat.
    Erstes Ziel war das Kloster Sanahin, was direkt vor Alaverdi auf einem Hügel lag. Startpunkt wäre die Sanahin Brücke gewesen, wo man unzählige Stufen hinauflaufen müßte. Es gab in der vergangenheit auch eine Seilbahn, die funktioniert aber nicht mehr.
    Ich bin in den Bus gestiegen und war 10 min später vor Ort.


    Als erstes stolperte ich aber in ein kleines Museum. Sanahin hatte einen promonenten Einwohner, Artjom Mikojan, einer der Konstrukteure der MIG.





    Es ist ein kleines Museum, innen ist fotografieren verboten. Ein überschaubare Sammlung von Bildern zeigt Stationen aus seinem Leben. Damit man es besser versteht, gab es auch eine Mappe mit deutscher Beschreibung.

  • Zum Kloster Sanahin waren es nur ein paar Schritte die Strasse hoch. Das Dorf wirkte wie ausgestorben. Kaum zu glauben, daß hier ein Weltkulturerbe existiert. In anderen Gegenden würden sich die Besucher drängeln. Mir gefällt das so aber besser. ;)



    Sanahin wurde so um das 10.Jhd. errichtet und die nächsten Jahrhunderte ausgebaut. Soll laut rRiseführer am besten von allen Klosteranlagen erhalten sein. Ich sah da keinen Unterschied zu den Anlagen, die ich schon vorher besucht hatte. Alle Kirchen und Klöster sind in Armenien sehr gepflegt und natürlich noch in "Gebrauch". Man sieht ihnen das Alter an, aber da Armenien die älteste christliche Nation der Weltgeschichte ist, darf das auch so sein. ;)




    Das Kloster war zum Teil eingerüstet, eine Kirche konnte von innen besichtigt werden.



    In den Kirchen existierten früher wohl auch Fresken. Die sind über die Jahrhunderte allerdings zerstört worden.


    Die Akademie des Magistros. Hier wurden in frühester Zeit Vorlesungen gehalten. Sanahin war Ausbildungsstätte für Humanwissenschaften.


  • Vielen lieben Dank euch Beiden.

    Wie heißt es so schön:Umwege erhöhen die Ortskenntnis :P

    Könnte jetzt in Alaverdi die Stadtführung machen. :thumbup:



    Das Land gefällt mir. .....

    Es unterscheidet sich jetzt nicht soooo dolle von Georgien. Bissl andere Architektur, das Reisen dort ist aber genau so einfach. Der Tourist wird hier auch als erstes auf Russisch angesprochen....

  • Zwischen Sanahin und dem Kloster Haghpat soll ein Wanderweg existieren. Genaueres verschweigt allerdings der Reiseführer. Ich schlich so durch die Gassen in Sanahin, aber mit Beschilderung war da nix. Da fiel mir doch rechtzeitig noch ein, daß ich eine kleine Navi App aufs Smartphone geladen hatte.
    Also kam jetzt MapsMe zum Einsatz. Kurz die Punkte eingegeben, Fußgänger angewählt und schon war ich schlauer.
    Im Grunde genommen konnte ich den Ort in der Ferne schon sehen, die Dörfer sind auch durch eine Strasse miteinander verbunden, nur wenn die Strasse der Weg gewesen wäre, hätte ich auch gleich mit dem Bus fahren können.
    Also latschte ich ganz motiviert los. Ab und zu stolperte ich auf den rauhen Wegen, weil ich nur auf die kleine Kiste starrte, aber irgendwann fühlte ich mich sicherer und steckte das Ding endlich wieder in die Tasche.
    Zwischen den Ortschaften befindet sich noch das kleine Dorf Akner, hier legte ich ein Päuschen ein.
    Auch hier war alles irgendwie ausgestorben. Zum Glück fand ich einen kleinen Laden, wo ich mir eine Flasche Wasser kaufen konnte.


    Statt auf der sonnigen Strasse führte mich die App durch das schattige Wäldchen.



    Blick von Akner in Richtung Sanahin.



    Pause




    Niemand auf der Strasse.


  • Hinter Akner wurde es knifflig. Der Weg war auf einmal weg und es gab nur noch ein riesiges Feld. Also wieder die App angeklickt und ja, einmal quer rüber bis an den Rand der Schlucht. Dort sollte noch ein Aussichtspunkt kommen.
    Alles klar!




    War ja beides schnell gefunden und so stand ich dann am Rand der Schlucht und die App zeigte jetzt erbarmungslos einen Weg steil nach unten. Wie? Hier jetzt einfach runter? Ich konnte kleine Trampelpfade entdecken... Also alles festgezurrt und es ging mit vorsichtigen Schritten steil bergab. Zum Glück konnte ich mich immer wieder an kleinen Büschen festhalten, sonst hätte ich mich einige Male langgemacht. Es ging natürlich fix und unten stand ich dann vor einem Zaun. Zum Glück fand ich einen Durchschlupf. Ich holte das Smartphone hervor und ja, ich war vom Weg abgekommen. Kein Wunder, bei solch steilen Pfaden kann man doch nicht noch nebenbei auf die kleine Kiste starren....Man hat schon genug Probleme dort einigermaßen trittfest den Hang herunter zu schlittern :o
    Das Navi lotste mich schnell auf einen breiten Feldweg und wenig später ging es wieder bergauf. Irgendwann hörte der weg auf und es wurde wieder verdächtig schmal und unwegsam. Hier soll ich lang?



    Wieder die App gefragt und nein, es ist der falsche Weg. Also wieder zum Ausgangspunkt zurück, nur war das eine Sackgasse. Wo ist denn jetzt dieser dämliche Weg die Schlucht bergauf? Menno, ich konnte Haghpat schon von Weitem sehen, ich wußte die Richtung, nur diese dämliche App findet jetzt nicht den Weg?
    Irgendwann entschied das Navi mich doch auf den vorigen Trampelpfad zu schicken und so latschte ich los. Hatte ja auch keine andere Wahl, es war weit und breit keine Alternative zu sehen. Es war ätzend, steil bergauf, rutschig und irgendwie hatte ich ein mulmiges Gefühl. Wo lande ich wohl jetzt? Zumindest gab es genügend Pfade, ich war also nicht die erste, die hier entlang stolpert. Also werd ich wohl irgendwann auch oben wieder ankommen. Als ich das Dorf schon wieder sehen konnte war auf einmal Schluß. Ein "Zaun" aus alten, rostigen Autotüren versperrte mir den Weg. Also jetzt noch Klettergymnastik und hoffen, daß ich mir die Hose an dem Rost nicht aufreiße? Das kann es doch nicht sein. Mir blieb nix anderes übrig, die Hose blieb heil und ein paar Biegungen später erreichte ich einen Feldweg und hatte das Schlimmste hinter mir.



    Der schöne, breite Feldweg führte mich direkt in's Dorf. Als ich mich kurz umdrehte, konnte ich erkennen, wie sich der Weg um die Schlucht schlängelte. Das wäre wohl meine Route gewesen, aber dank Navi kam ich irgendwo von unten aus dem Gebüsch gekrochen..
    :shock:

  • Petra, man hat da nix zu befürchten. Es ist organisatorisch alles sehr einfach und die Infrastruktur reicht für unsere Bedürfnisse vollkommen aus. Diese Sache mit dem Navi...beim nächsten Mal nehme ich den Bus. :D

  • Mit letzter Kraft kroch ich dann die Stufen zum Kloster hoch. Auch hier hatte ich das Weltkulturerbe für mich alleine.
    Später kam doch tatsächlich eine Reisegruppe angefahren, aber da war ich mit meiner kleinen Exkursion schon durch. Haghpat wurde so um die gleiche Zeit gegründet, wie Sanahin.







  • Den Bus zurück nach Alaverdi brauchte ich nicht lange suchen. Die Haltestelle ist direkt am Kloster.
    Zurück in Alaverdi besorgte ich mir wieder etwas für's Abendessen. Diesmal ging das ganz fix, da ich wußte, wo ich was finde. ;)






    Das sollte es jetzt auch mit Alaverdi gewesen sein. Am nächsten Tag wollte ich weiter nach Gyumri fahren.

  • Tolle Aufnahmen, Kiki! An manchen Locations fühle ich mich fast wie in einer Zeitmaschine.


    Es unterscheidet sich jetzt nicht soooo dolle von Georgien.

    Ist das Essen auch vergleichbar? In Georgien hat es uns ausgesprochen gut geschmeckt.


    eine kleine Navi App …
    Also kam jetzt MapsMe zum Einsatz.

    Ah, okay, nun hab ich wieder etwas gelernt – danke! Wir kennen zwar MapMe, aber ich wusste nicht, dass man damit auch navigieren kann. Wird demnächst dann auch mal getestet.


    Bin gespannt auf mehr.


    Viele Grüße
    Gundi

  • Das Essen ist sehr lecker, wenn auch die Auswahl etwas gerimger ist, als in Georgien. In kleinen Städten hatte ich oft nicht die Möglichkeit in ein Restaurant zu gehen, weil nix vorhanden, oder eben sehr fleischlastig.
    Also mußte der Supermarkt herhalten.