Kleine Reise durch den Kaukasus

  • Am nächsten Tag zog ich dann weiter nach Gyumri. Armenien ist ein Land der kurzen Wege. Um 10:00 in den Bus, kurzes Umsteigen in Vanadzor und um 13:00 saß ich schon in meiner neuen Herberge im Garten.
    Ein schönes altes Haus mit hohen Decken, Flügeltüren und Parkettfußboden. Nachts war ich dort alleine, die Besitzer wohnten außerhalb. Hätte Party machen können. :thumbup:


    Den restölichen Nachmittag nutzte ich für erste Erkundungen. Ich wohnte in der Altstadt, also schaute ich mich dort genauer um. Es gab einen Bazar.





  • Dann schlich ich durch die alten Gassen bis an den Stadtrand. Gyumri ist die zweitgrößte Stadt Armeniens, aber trotzdem zu Fuß gut machbar.
    Viele Strassen in der Altstadt haben noch alten Baumbestand. Ich war für ein wenig Schatten sehr dankbar.




    Gyumri wurde 1988 schwer von einem Erdbeben getroffen. Die Schäden sind an vielen Ecken noch sichtbar. Armenien und die meisten seiner Bewohner sind arm, da wird es dauern, bis alles beseitigt ist.



    Ich latschte dann die breite Hauptstrasse bei zum Stadtrand. Ziel war die Eiserne Fontaine auf den ehemaligen Gebiet der Technischen Universität.






    Von der Universität ist nix mehr übrig. Nur die Fontäne hat das Erdbeben überstanden.



    Danach war ich auch fällig für die Dusche. Es war sehr trocken in der Stadt. Um Gyumri herum ist Steppengebiet.
    Man frißt Staub...


  • Tagsdrauf ging es auf kleine Rundreise in die Umgebung. Ich hatte viel zu viel Geld aus dem Automaten gezogen und so gönnte ich mir den Luxus einer Privattour. Der Besitzer meiner Pension sprach gut Englisch und so bastelten wir zusammen eine kleine Rundreise zusammen. Vorher ging es allerdings zuerst zum Bahnhof. Zwei Tage später wollte ich in den Nachtzug nach Tiflis steigen und bevor ich am Schalter wieder mit Zeichensprache und 3 mühsam gelernten russischen Vokabeln die Schalterbeamten nerve, bat ich meinen Gastgeber dies für mich zu erledigen. Nach 5 min hatte ich mein Ticket. :thumbup:


    Erster Stop der Reise war das Kloster Haridchavank. Damals Sommerresidenz der Kirchenoberhäupter von Echmiadzin.





  • Meine Pension war ganz neu auf dem Übernachtungsmarkt. Bei booking gab es genau eine Bewertung und die war auf Russisch. Ich war trotzdem sehr zufrieden.
    Neu war wohl auch für meinen Gastgeber das Angebot mit seinen Touren für Touristen. Nach Haridchavank wurde es etwas tüdelig. Es haperte an der Orientierung und ich lente, daß man in Armenien nicht "Alexa" nach dem Weg fragt, sondern "Alisha".
    Letztere behielt den Überblick und lotste uns zum kleinen Kloster Ogevank.



    Die kleine Odyssee bescherte mir dadurch eine schönen Überblick über die Steppenlandschaft. Meinetwegen hätte es noch mehr Umwege geben können.



    Alisha fand dann auch den Weg zu einer kleinen Felsenkirche. Hier fließt eine heilige Quelle im Inneren. Man wäscht sich, betet und läßt eine Reliqie zurück.




  • Der letzte Stop an diesem Tag war das Kloster Marmashen. Das ist bekannt und so hatte Alisha Pause.


    Es ging erst einmal wieder zurück in Richtung Gyumri. Am Stadtrand stehen neue Wohnhäuser, die Trümmer vom Erdbeben liegen direkt davor. Irgendwann wächst Gras drüber.



    Marmashen liegt in schöner Umgebung in einem kleinen Tal. Es war schon später Nachmittag und es waren einige Besucher vor Ort, die sich dort zum Grillen trafen. Vielleicht hätte ich meinem Gastgeber stecken sollen, hier doch am Schluß auch eine kleine Grillparty zu schmeißen. Hätte gut gepasst ;)












  • Nun mußte ich mich noch 2 Tage in Gyumri beschäftigen. Ein Tag hätte gereicht, da ich aber mit dem Nachtzug fahren wollte, war halt auch noch zusätzlich der Abreisetag zu bewältigen. Der Zug fährt immer nur jeden zweiten Tag. Ich hätte natürlich tagsdrauf mit dem Bus nach Tiflis fahren können, dort übernachten und am nächsten Tag weiter an's Schwarze Meer, aber dies erschien mir umständlicher. Dann lieber in einem Rutsch durch.
    Ich trödelte viel. Saß bei bester Herbstsonne oft im Garten der Pension und befeuchtete mich innerlich.
    Zwischendurch suchte ich mir ein paar Ecken, wo es für mich interessant erschien.


    Dazu gehört natürlich der Bazar.









  • Noch ein paar kleine Stadtimpressionen.










    Um kurz nach Mitternacht stieg ich dann in den Zug. Vorher beäugte die Schaffnerin mein Ticket. Ich mußte auch den Reispass vorzeigen, damit sie die Daten vergleichen kann. Wenn man im Kaukasus ein Zugticket kauft, immer den Reisepass mitnehmen. Neben dem Namen wird auch die Passnummer auf dem Ticket vermerkt.
    Als mir die Schaffnerin meine 4-Bett Kabine zuwies, war mein Bett besetzt. Ein Tourist hatte es sich dort bequem gemacht.
    Es gab eine kräftige Ansage und so war er gezwungen in's obere Bett zu krabbeln. Ich hatte bei der Buchung darauf bestanden, daß ich das untere Bett bekomme. Tja Junge, wenn du unten schlafen willst, mußt du das auch buchen!
    :P

  • Um 4:30 war allerdings die Nacht schon wieder vorbei. Grenzkontrolle! Die Armenier kamen in die Wagons, später bei den Georgiern mußte man raus an den Schalter. Es waren fast Minusgrade, die Nächte sind um diese Jahreszeit schon etwas frostig. Nach dieser Erfrischung war ich natürlich wach und es half auch das leichte Schaukeln im Zug nix mehr. Die Müdigkeit war weg. Kurz vor 8 war ich dann in Tiflis, bin gleich in die Metro und zum Busbahnhof Didube gefahren. Hier wartete schon ein Bus nach Batumi, das sollte mein vorletztes Ziel sein. Ich war zuvor noch nie am Schwarzen Meer, das sollte sich jetzt ändern. :thumbup:
    Als ich vor 3 Jahren in Georgien herumreiste, hab ich diesen Ort ignoriert. Es wäre zur Hochsaison gewesen, das wollte ich mir damals nicht antun.
    Nach 7 std. Fahrt war ich am Ziel. Ich wurde nicht enttäuscht, die Strandpromenade war fast menschenleer. :thumbsup:





  • Am nächsten Morgen bin ich vor dem Frühstück mal kurz raus. Margarete hatte es ja schon erwähnt, die Georgier sind Spätaufsteher. Frühstück im Hotel gab es erst um 9:00, da war doch vorher eine kleine Runde zum Strand durchaus drin.
    Alles wirkte wie ausgestorben. Was für eine Ruhe!




    Ich hab mal durch's Fenster geschaut, drinnen standen Tische mit Blumensträßen. Ich tippe jetzt auf Standesamt.



    Den Strand hatte ich für mich.




    Architekturwettbewerb?


  • Nach dem Frühstück mußte ich erst einmal den Bahnhof aufsuchen. Es gibt eine gute Zugverbindung nach Tiflis. Dauert nur 5h, der Bus brauch 1-2 Std länger. Außerdem ist es bequemer. Im Hotel gab es einen Batumistadtplan, wo auch die Busrouten eingezeichnet waren. Das sollte doch zu schaffen sein. Die Haltestelle war schnell gefunfen, nur wollte der Busfahrer kein Bargeld annehmen. "Karta" maulte er mich an, also wieder raus....
    Etwas bedröppelt suchte ich dann die Touristeninformation auf. Man kann wiederaufladbare Karten für die Busse kaufen, erfuhr ich, man kann aber auch die Metrokarte aus Tiflis nutzen, wenn man denn eine hat.
    Ich besaß eine und nun war die Sache geklärt. Am Bahnhof wurde gutes englisch gesprochen und nun war die Rückreise nach Tiflis im Sack. Hatte dort ja einen wichtigen Termin.
    Also fuhr ich zurück an den Strand und flanierte ausgiebig herum. Hauptsache am Wasser!


    Dazu gab es reichlich "Oligarchenprotz", so nenne ich das mal. Wer kauft sowas und wohnt da?




    Ob es sich dort besser auftankt?



    Nachsaison am Strand. Man hat schon die Sachen gepackt und stillgelegt.




    Die dürfen anscheinen bleiben.


  • ....Dazu gab es reichlich "Oligarchenprotz", so nenne ich das mal. Wer kauft sowas und wohnt da?

    Dazu gab es reichlich "Oligarchenprotz", so nenne ich das mal. Wer kauft sowas und wohnt da?


    ...


    Das kann ich zwar auch nicht beantworten, aber ziemlich genau so sieht halb Dubai, besonders rings um die Marina, aus.
    Dort ist es für viele nur eine Geldanlage, wohnen tut dort niemand.


    VG

    redfloyd.........................................................................................Gusti
    redfloyd.gifGusti.gif


    Heaven is where the police British, the cooks Thai, the mechanics German, the lovers Italian and it is all organised by the Swiss.
    Hell is where the cooks are British, the mechanics Thai, the lovers Swiss, the police German and it is all organised by the Italians.

  • Wieder klasse Bilder! Da ich gerade auf besseres Wetter warte, die Visibility hier oben auf dem Top of the Rock liegt bei 0, habe ich mir mal Deinen Bericht hier angeschaut.


    Tolle Impressionen, um so schöner, wenn ich die hier sehe, da ich dort sicher nicht hinkommen werde. Hoffentlich bleibt noch vieles unberührt, wobei mir Batumi nicht gefällt.
    Die Hochhäuser sehen auch schon recht abgenutzt aus, da ist wohl mehr Schein als Sein.


    Viele Grüße, ich schaue jetzt mal nach, ob man was sehen kann.
    Petra

  • Gusti, Dubai stelle ich mir noch schlimmer vor. Ich werd's nie in echt sehen, weil mich nix in dieser Gegend reizt.
    Petra, auch Batumi wird hier wohl kaum Zuspruch finden. Es ist halt auch etwas "speziell".
    Einige Hochhäuser haben dort schon bessere Zeiten gesehen, aber es riecht schon an vielen Ecken nach Geld und ist gut in Schuß. Unberührt wird diese Ecke nicht bleiben, dafür gibt es dort zu viel interessantes zu sehen. Vor allem in Georgien nimmt der Tourismus stetig zu. Natürlich ist mein kleiner Bericht hier eher unspektakulär. Ich glaube auch nicht, daß das hier vielen wirklich zusagt.


    In Batumi war schon immer viel Tourismus. Vor allem bei Russen ist es sehr beliebt. Die schätzen die milden Temperaturen und das gute Essen.



    Die Altstadt ist übrigens auch sehenswert. Kleine Gassen mit Altbauten, die meist gut in Schuß sind. Viele Szenekneipen, Kunstgewerbe, Boutiqen und Restaurants sind in den Strassen zu finden. Hat Kiezcharakter.





    Aber gut, man muß es nicht unbedingt sehen, dafür gibt es genügend andere Ecken in Georgien.



  • Ein kleiner Abendbummel mußte am letzten Tag noch sein. Eigentlich wollte ich das schon am Tag vorher machen, aber meine Gastgeber spendierten mir schon nach dem Frühstück das erste Glas Wein. Am späten Nachmittag ging es dann weiter und so hatte ich gestern die Möglichkeit irgendwann verpasst :ops:


    Das wurde jetzt nachgeholt.







    Am nächsten Morgen ging es dann in der Früh zurück nach Tiflis. Ich hatte mich bei Margarete um die Ecke einquartiert und freute mich auf's kleine Forentreff. Ich bekam im Hotel sogar ein Upgrade. das Zimmer war gut, nur die Möglichkeit mit Kippe irgendwo zu sitzen, war so gut wie nicht vorhanden. In der Hotelbeschreibung stand etwas von einer Terrasse. Also fragte ich nach und sie zeigten mir ein Zimmer, welches nur vom Hotelhinterhof zugänglich war. Davor war eine kleine Ecke, wo ich abends vor der Türe bequem sitzen konnte. Dies war auch eigentlich mein Zimmer, welches ich gebucht hatte, aber die Betreiber haben es gut gemeint und mir ein besseres Zimmer angeboten. ich habe das Upgrade abgelehnt.
    Ich besorgte mir ein paar Kaltgetränke und machte mich am späten Nachmittag auf zu Margarete und Jörg.
    Wir fuhren in die Altstadt und hatten einen tollen Abend. Später gab es bei den beiden noch 2 Gläschen Wein als Absacker und dann war der Tag vorüber. Ich habe mich tüchtig gefreut, die beiden dort zu treffen.
    Schon irgendwie verrückt... erst Ulm und jetzt Tiflis. :thumbsup:

  • Tagsdrauf besuchte ich das ehemalige Archäologiemuseum. Das Gebäude fiel mir schon beim ersten Aufenthalt auf, als ich mit den Bussen dran vorbei rauschte und natürlich nicht wußte, was das war.
    Es steht schon seit einigen Jahren leer und rottet so vor sich hin. Wenn man weiß um was es sich handelt, findet man es bei Google recht schnell. Auch der Weg dorthin war einfach. Von Didube aus die große Hauptstrasse über den Fluß laufen und am Ende der Strasse steht man direkt davor.



    Gleich daneben- Sankt Nino.



    Es scheint allerdings eine spezielle Ecke in Tiflis zu sein. Der Platz war übersäht mit Taschentüchern und aufgerissenen Kondompackungen.
    Auf dem Rückweg bummelte ich noch über den kleinen Bazar der rund um Didube jeden Tag stattfindet.




  • Am späten Nachmittag hatte ich dann wieder Hummeln im Mors. eigentlich wollte ich diesen besuch am letzten Tag unternehmen, konnte aber nicht stillsitzen.
    Auf einem Hügel beim Stausee befindet sich das Denkmal der georgischen Geschichte.
    Bei Google findet man es unter "tbilisi stonehenge"
    Ich hatte mir auch vorher den Bus herausgesucht und das Navi gecheckt. Wenn es vom Bus aus sichtbar ist, soll man raus und über Trampelpfade den Hügel hoch. Nun ja... ich bin aus dem Bus raus, Navi an und dann fand ich zwischen den Häusern keinen Zugang zum Hügel. Das Navi bemühte sich und machte immer neue Vorschläge, aber es nutzte nix. Nach einer halben Stunde gab ich auf und hielt ein Taxi an. :roll:


    Am späten Nachmittag waren nur wenige Besucher dort. Mal wieder Glück gehabt.






    Man hat einen schönen Ausblick über den See und die Stadt.




    Zurück war es ganz einfach. Von oben waren die Trampelpfade gut zu erkennen und ich latschte direkt runter zur Strasse.



    Wo die Bushaltestelle war, wußte ich ja. Also mit dem Bus zurück zur Metro und das sollte der vorletzte Tag in Tiflis gewesen sein.



  • Am letzten Tag untersuchte ich das Viertel rund um mein Hotel. Das kannte ich noch nicht, da ich sonst immer in der Altstadt gewohnt habe. Ich ging auf ein Getränk zur Fabrika. Fast hätte ich mich dort im Hostel einquartiert, aber da dort im Innenhof auch Kneipen und Clubs zu finden sind, ist es halt Nachts auch lange etwas lauter.
    Das wollte ich dann doch nicht. aber es ist schon sehr fein dort.



    Ansonsten viele Gemäuer, die auf eine Schönheitsreparatur warten. Das sieht man in der ganzen Stadt.





    Ich ging früh zu Bett. Der Flieger nach D startete morgens um 5:00 und ich wollte halbwegs fit am Flughafen auflaufen.
    Online eingecheckt, nur mußte ich leider doch in die Schlange, weil es noch keine Schalter gibt, wo man nur das Gepäck aufgeben kann. In MUC mußte ich mir 4 Std. die Zeit vertreiben, aber das geht dort sehr gut. Frankfurt wäre nerviger gewesen.


    Das soll es jetzt gewesen sein. Danke für's mitlesen und LG
    kiki

  • Danke kiki, dass du uns in eine für uns unbekannte Welt mitgenommen hast,
    Die Bilder sprechen wieder für sich.
    Für dich war es ja schon die zweit Reise dorthin.
    Danke fürs zeigen.


    :thumbup: