Galapagos 2019: Impressionen von den Verzauberten Inseln

  • Die Tiere, die brav Schlange stehen, finde ich selbst total schräg. Aber man darf sich nicht täuschen lassen: Wenn die Fischer nicht genau genug in Maul oder Schnabel der Wartenden geworfen haben, war Schluss mit brav. Da sind Verteilungskämpfe ausgebrochen. :evil:

  • Sehr schön und deutlich vielfältiger, als ich es mir so vorgestellt hatte, von den Seelöwen bis zum Steak mit Mashed Potatoes. Ich dachte, da verbringt man 3 Tage und gut ist es.


    Ich hoffe, das Auge kriegt sich wieder ein und benimmt sich für den Rest der Reise. Das hätte mir wahrscheinlich ziemlich Sorgen gemacht...

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Störungen gab es nach meiner Erinnerung nicht mehr, aber die Nächte sind auch für den Rest der Reise meist früh zu Ende gewesen. Aber das hat mir dann nichts mehr ausgemacht. Ich war halt immer früh im Bett und dafür dann auch früh wieder wach. Für mich hat es gepasst. =)


    Wer keine Tiere mag, muss beim heutigen Reisetag übrigens tapfer sein! ;) Bis gleich!

  • Freitag, 3. Mai 2019


    Immerhin lässt mich der Jetlag heute morgen bis um 4 Uhr schlafen. Ich begutachte meine Augen. Sie sehen beide leicht geschwollen aus, vor allem das linke. Aber immerhin war das Auge heute morgen nicht so verklebt wie gestern. Ist es eine Infektion? Oder doch nur eine ungute Mischung aus stechender Sonne und mit Sonnencreme vermischtem Schweiß? Die Augen machen mir jedenfalls Sorgen.


    Leider wirken sich die Augenprobleme auch auf meine Reisepläne aus. Ab heute habe ich mehrere Touren gebucht. Die sehen zumindest hier auf Santa Cruz normalerweise so aus: Man begibt sich in einer Gruppe von ca. 15 Leuten auf ein kleines Schiff und steuert damit gemäß der Tourbuchung eine der vorgelagerten Inseln an. Die möglichen Besuchspunkte auf den Inseln sind streng reglementiert, und auch die Zahl der Besucher pro Tag und pro Gruppe ist beschränkt. Heute habe ich die Tour nach North Seymour gebucht, und dorthin wird die Tour auf jeden Fall gehen. Neben der Insel beinhaltet aber jede der Touren auch einen Stopp an einem Schnorchelspot. Diese Spots sind ähnlich wie die Besuche der unbewohnten Inseln reglementiert. Nur eine kleine Zahl von Besuchern ist pro Tag unter Führung eines zertifizierten Guides erlaubt. Welcher Schnorchelspot angesteuert wird, steht bei der Tourbuchung noch nicht fest.


    Klar ist aber: Neben dem Besuch von North Seymour wird heute auch geschnorchelt werden. Schnorcheln kann ich wegen meiner starken Kurzsichtigkeit aber nur mit Kontaktlinsen. Kontaktlinsen und geschwollene verklebte Augen vertragen sich nicht. Also gibts heute keine Kontaktlinsen und somit auch kein Schnorcheln. Ich versuche mich damit zu trösten, dass der Urlaub ja noch lange dauert und es mir heute vor allem auf die Tölpel auf North Seymour ankommt, aber Begeisterung ist halt anders.


    Um sechs Uhr schiebe ich mich aus dem Bett und unter die Dusche, ziehe in der Hoffnung, zumindest ein wenig schwimmen zu können, die Badesachen drunter, packe meinen Kram und gehe frühstücken.


    Heute nacht hat es geregnet, es ist immer noch dicht bewölkt. Ich finde das gar nicht schlecht, denn ich habe von gestern immer noch leichten Sonnenbrand. Gegen sieben mache ich mache ich mich auf den Weg, vorbei am Fischmarkt, an dem heute weit und breit kein Seelöwe zu sehen ist. Ob ich da gestern besonderes Glück hatte?


    Am Treffpunkt für die heutige Tour warten schon ein paar Leute. Pünktlich um 7.50 Uhr werden wir abgeholt und erst einmal mit einem Kleinbus in den Norden von Santa Cruz gefahren, und zwar an die Anlegestelle, an der ich auch vorgestern mit der kleinen Fähre angekommen war. Unser Guide erläutert uns schon mal das Programm: Zuerst fahren wir ca. 1 Stunde bis zu der kleinen Insel Mosquera, die praktisch nur aus Sand und ein paar Felsen besteht. Dort werden wir zuerst eine kurze Wanderung über den Sand machen und anschließend schnorcheln, bevor es Mittagessen gibt und wir North Seymour, ansteuern.


    Dieser Plan gefällt mir schon mal sehr. Es ist, als ob das Schicksal Rücksicht auf meine Augen nimmt und mit Mosquera extra für mich einen zweiten Landgang im Angebot hat. Also dann mal los!


    Vom Fähranleger aus geht es erst einmal per Schlauchboot raus zum Boot, der „Queen Karen“. Eine Koreanerin, die zur Gruppe gehört, riecht angeekelt an der Schwimmweste, die sie für die Überfahrt anlegen muss. Sie hat glitzernden pinkfarbenen Lippenstift aufgelegt und sieht typisch asiatisch aus wie aus dem Ei gepellt. Ich dagegen bin jetzt schon wieder völlig verschwitzt und könnte durchaus schon die erste Cerveza vertragen.





    Die Gruppe besteht aus 16 Leuten, mit ein paar komme ich auf der Fahrt nach Mosquera schon mal ins Gespräch. Zwei Amerikanerinnen haben schon mehrere Tagestouren hinter sich und machen einen fröhlich entspannten Eindruck. Mehrere deutsche Urlauber sind auch an Bord. Ich hatte ohnehin schon feststellen können, dass Deutsche einen überraschend großen Teil der Urlauber ausmachen. Die Leute sind nett und ähnlich wie ich ein wenig aufgekratzt, und die heutige Schiffsfahrt ist relativ kurz und das Wasser ruhig. Und kaum hat man sich gegenseitig ein wenig beschnuppert und das Schiff erkundet, kommt auch die kleine Insel Mosquera in Sicht.


    Vor der Landung auf Mosquera packe ich den Rucksack mit der Kamera noch in den mitgebrachten wasserdichten Sack, denn auf Mosquera landet man mit dem Schlauchboot am Strand an, und ich bin leider von Natur aus sehr begabt darin, an unpassenden Stellen zu stolpern oder Dinge fallen zu lassen. Zum Glück klappt der Umstieg aufs Schlauchboot und der Ausstieg am Strand aber ohne Sturz. Schwierig ist es allerdings, sich überhaupt auf den Ausstieg zu konzentrieren, denn kaum kommen wir an, schießen ein paar Seelöwen heran, umrunden das Schlauchboot und kommen neugierig näher. Unglaublich, das ist ja tatsächlich wie im Fernsehen! icon_wink.gif


  • Auf dieser ersten kurzen Wanderung stoßen wir schon bald auf ein Seelöwenbaby, das wohl am Strand auf die Mutter wartet.



    Ein paar kleine Meerechsen gibt es hier auch, außerdem Krabben, Pelikane und sogar die ersten Blaufußtölpel. Ich weiß nicht, wie es mir in ein paar Tagen hier gehen wird, wenn ich ein paar Touren hinter mir habe, aber hier und heute bin ich völlig begeistert davon, wie ungezwungen man sich zwischen den Tieren bewegen kann und wie gelassen sie auf uns reagieren. Fast so, als wäre man überhaupt nicht da.



    Nur die frechen Seelöwen suchen immer wieder den Kontakt. Offenbar hat ihnen niemand etwas von den zwei Metern Mindestabstand zwischen Tier und Mensch erzählt.






    Etwas furchtsam scheinen dagegen die Roten Klippenkrabben mit dem schönen lateinischen Namen Grapsus grapsus.




    Leider ist unser Guide etwas autoritär. Als einer aus der Gruppe eine Frage stellt, bekommt er zur Antwort, dass er das wisse, wenn er richtig zuhören würde. Ups. Die Inseln darf man nur als Gruppe mit einem vom Nationalpark zugelassenen Führer betreten, und die Amerikanerinnen erzählen mir später, dass nur alle 10 Jahre neue Führer zugelassen werden. Dieser hier gehört offenbar schon zu der etwas älteren Generation, bei denen der Wunsch, Wissen zu vermitteln, einer gewissen Selbstgefälligkeit gewichen ist.


    Nach dem Spaziergang über Land kommt der Schnorchelteil. Aber hier ist es zum Glück kein Problem, einfach am wunderschönen Strand zu bleiben und zu schwimmen, und ich bin dabei nicht einmal alleine. Auch drei andere Frauen aus unserer Gruppe schnorcheln nicht, und wir finden bald zusammen. Bei der Schnorchelgruppe hüpfen ab und zu Seelöwen aus dem Wasser, die mit den Schnorchlern spielen wollen, und auch wir werden ab und zu von den flinken Tieren eingekreist. Das Wasser ist wunderbar warm, zwischenzeitlich ist die Sonne rausgekommen. Der Himmel ist blau, das Wasser glitzert, der Sand leuchtet weiß in der Sonne, wir plantschen im Wasser und scherzen miteinander. Entspanntes karibisches Feeling auf einer kleinen Sandinsel, umgeben von wilden, aber zutraulichen Tieren, es fühlt sich richtig paradiesisch an. Als wir schließlich mit dem Schlauchboot zurückfahren, schaue ich ein wenig sehnsüchtig zurück zum weißen Strand.


  • Zurück an Bord wird das Mittagessen serviert, dann fahren wir weiter nach North Seymour. Ich frische die Sonnencreme auf, setze den Hut auf und ziehe die Schuhe an, denn hier auf North Seymour wird trocken angelandet. Ins Schlauchboot umsteigen muss man aber trotzdem. Wie schon eben werden wir in zwei Gruppen an Land gebracht. Ich bin bei der ersten Gruppe und kann deshalb ausgiebig das Schauspiel genießen, das sich uns hier bietet: Zwei Blaufußtölpel beim Paarungstanz. Neben dem obligatorischen Füße-Zeigen, denn man will ja der Partnerin demonstrieren, dass man die begehrten blauen Füße hat, zeigt das Männchen auch ausgiebig das Sky-Pointing, bei dem es Schnabel, Flügel und Schwanz in den Himmel reckt. Die Partnerin zeigt sich allerdings zur mäßig interessiert und putzt sich die meiste Zeit über lieber. Ich bin hin und weg, das ist ja schon wieder wie im Fernsehen!









    Die zweite Gruppe die anlandet, darf das Spektakel nur noch kurz genießen, denn schließlich, so meint der Guide, gäbe es auf der Insel noch genug andere Blaufußtölpel. Eine der Amerikanerinnen widerspricht halbherzig mit Hinweis auf den Paarungstanz, aber es ist sowieso klar, dass es hier und heute weniger darum geht, was die Gruppe möchte als darum, was der Guide so will. Oder ist er einfach unter Zeitdruck, weil die Besuchszeiten auf den Inseln beschränkt sind? Na ja, mir egal, ich mache Fotos wie ich kann, auch wenn ich dabei meist am Ende der Gruppe hänge und kaum mitbekomme, was er erzählt. Aber die Tierwelt kann ich auch ohne Guide genießen, ein bisschen habe ich mich ja vorher schon eingelesen.



    Wie auch auf Mosquera zeigen die Tiere hier kaum Scheu. Die Blaufußtölpel haben ihre Nester sogar dicht neben den Wegen gebaut, da kann man gar keine 2 Meter Abstand halten. Hier sitzen sie und schützen ihre Eier vor der Sonne.



  • Auch so mancher Fregattvogel nistet nur wenige Meter vom Weg entfernt, und sogar das ein oder andere Küken ist zu sehen. Während wir eins der Nester umrunden, bettelt das Küken energisch und letztlich auch erfolgreich um Futter. Unglaublich, so etwas einfach so aus nächster Nähe auf einem Spaziergang mitzuerleben. Wahrscheinlich müsste man sich woanders über Monate mit Tarnzelten langsam an die Tiere heranpirschen, um ihnen so nahe zu kommen.









    Zum Schluss beschließt der Guide, jeden Teilnehmer einzeln vor dem blauen Meer zu knipsen, vermutlich in der Hoffnung auf eine Steigerung seines Trinkgelds. Da mache ich nicht mit, ich bin sowieso völlig abgekämpft und nicht mehr vorzeigbar. Ein Asiate, der sowie schon die ganze Zeit mehr darüber nachgedenkt, wie er tolle Selfies machen kann, darf sich minutenlang so hinter drei Nestern positionieren, dass der Guide ihn bestmöglich ablichten kann, das finde ich doch befremdlich. Aber egal, die Tour war toll und hat meinen Entschluss hierher zu kommen, schon mal voll und ganz bestätigt. Egal was die nächsten Tage bringen, da hier war schon mal fantastisch! In die Tölpel habe ich mich richtig verliebt. Und den ein oder anderen Landleguan haben wir auch erspäht.



    Auf der Rückfahrt merke ich schon, dass ich mir auch heute wieder einen Sonnenbrand geholt habe. Trotz LSF 50 und Hut. Vermutlich schwitze ich die Sonnencreme einfach runter, aber nachcremen bringt auch nicht viel, wenn man schon schweißnass ist. Die halbe Stunde im Wasser hat für einen Sonnenbrand auf den Schultern schon ausgereicht, also werde ich bei den künftigen Ausflügen mein Neopren-Shorty mitnehmen, ganz egal, ob das Wasser warm genug ist. Dann sind wenigstens die Schultern und der Rücken vor der Sonne geschützt.


    Gegen halb fünf werde ich im Hotel abgesetzt, springe erst mal unter die Dusche, sichte Fotos und mache mich schließlich um sechs, als die Sonne untergegangen ist, auf den Weg zum Abendessen, mal wieder zum Islagrill, denn irgendwie gefällt es mir hier. Heute nehme ich mal eine Erdbeer-Margarita als Vorspeise und als Hauptgang gegrilltes Hühnchen mit gefüllten Kartoffeln. Wieder sehr lecker und ein schöner Abschluss eines tollen Tages. Danach schlendere ich noch eine Weile die Hauptstraße entlang. Die ist heute abend für Autos gesperrt, mein Restaurant hat sogar Tische auf die Straße gestellt. Drüben neben dem Fischmarkt führt eine Gruppe Tänze auf. Alles ist herrlich entspannt.




    Ich beschließe spontan, an einem der Automaten an der Bank Geld abzuheben. Ich brauche zwar aktuell noch keins, aber heute auf dem Schiff hat mir eine aus der Gruppe das bestätigt, was ich eh schon gehört hatte, nämlich dass die Automaten nicht immer gefüllt sind und man auch jedesmal nur 200 Dollar abheben könne. Eine Weile muss ich in der Schlange waren, dann bin ich endlich dran. Ich versuchs mal mit 300 Dollar, aber da zeigt der Automat tatsächlich an, dass das Limit überschritten sei. 200 gibt er mir aber.


    Abends versuche ich, ein paar Fotos auszusortieren, gebe bei der Fülle aber bald auf. Das muss ich in Ruhe zu Hause sichten. Der Sonnenbrand schmerzt ein wenig. Morgen werde ich etwas langärmliges anziehen, denn meine Arme hat es auch erwischt. Wahrscheinlich immer dann, wenn ich sie zum Fotografieren hochgehalten habe, und das war ja heute ständig der Fall. Dafür wirken die Augen wieder ganz okay.


    Für morgen habe ich keine Tour gebucht, da werde ich die Insel mal wieder auf eigene Faust erkunden.


    Gute Nacht!

  • Ich bin begeistert, hätte nicht gedacht, dass es ohne Schiffsreise so tolle Tierimpressionen gibt!


    Die Krabbe wird meist Sally lightfoot genannt und das Erlebnis mit einem unfreundlichen und faulen Guide hatten wir auch. Dieser wollte am Schluss von jedem 10$ pro Tag Trinkgeld. Wir haben ihm nichts gegeben und wurden dann als Na... mit entsprechendem Gruß beschimpft.

    Zum Glück gab es einen zweiten, eine junge, sehr sympathische Frau mit enormen Wissen und viel Geduld.

  • Freut mich, dass ich schöne Erinnerungen wecken kann! <3


    Ich hatte lange überlegt, ob ich die Reise mit Hotelübernachtungen und Tagesausflügen oder als Schiffsreise planen soll. Dank einiger Anregungen im Internet habe ich es dann mit Tagesausflügen probiert. Zumindest zu meiner Reisezeit 2019 hat das auch gut geklappt und war jedenfalls für mich die passende Option. Fast alles war vorher über Internet buchbar, z.B. die Unterkünfte über die üblichen Hotelvermittlungsseiten (ich hatte über booking.com gebucht), und die Tagesausflüge über verschiedene Agenturen oder sogar direkt über die Betreiber der Schiffe. Ich habe allerdings einige Zeit mit Recherchen verbracht, um mich zu vergewissern, dass ich bei seriösen Anbietern lande. Man musste die Touren schon vorab monatelang im voraus zahlen, und da kamen einige Dollar zusammen. Bei der Tour nach North Seymour war ich bei der Buchung im Januar schon fast zu spät dran. Da war mein präferiertes Schiff für North Seymour schon ausgebucht, und die Queen Karen nur die Alternative, die die Agentur dann für mich gefunden hat.


    Schiffsreisen und landbasierte Touren haben jeweils ihre Vor- und Nachteile, aber die Diskussion darüber würde wohl diesen Reisebericht sprengen.


    Der Guide war sozusagen der Tiefpunkt. Zum Glück! Danach hat es sich täglich gesteigert. =)

  • Ich habe fürs Fotobuch eine kleine Übersichtskarte gemacht. Vielleicht ist sie ja auch für euch von Interesse. Wir sind auf Baltra gelandet und übernachten gerade in Puerto Ayora auf Santa Cruz. North Seymour liegt nördlich von Baltra.


  • Flicka Ja, ja, leere Geldautomaten, und dann kommt daraus nur ein Bruchteil dessen, was man eigentlich haben will. Das ist einer der Gründe, weshalb ich mehrere Kreditkarten habe. Aber auch das macht Urlaubsfeeling aus, oder?


    Angelika Ja, ein erstaunliches Phänomen, das Einfordern von Trinkgeld mit Vorgabe der Höhe, insbesondere in armen Ländern, in denen auch gerne mal propagiert wird, dass in einer Gruppe jeder einzelne nochmals ein ganzes Tagesdurchschnittseinkommen für einen Halbtagersausflug zahlen solle...

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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Ich sage: Einfach nur schön:thumbsup:

    Nie hätte ich mit Galapagos traumhafte, weiße Strände in Verbindung gebracht. Hotelunterkunft mit Tagesausflügen war mir auch neu. Da sieht man wieder einmal, man lernt nie aus.


    Bin gespannt, wie es weitergeht.


    LG

    gudi=)

    Einmal sehen ist mehr Wert, als hundert Neuigkeiten hören.
    (Japanisches Sprichwort)



  • Flicka Ja, ja, leere Geldautomaten, und dann kommt daraus nur ein Bruchteil dessen, was man eigentlich haben will. Das ist einer der Gründe, weshalb ich mehrere Kreditkarten habe. Aber auch das macht Urlaubsfeeling aus, oder?

    Ja, mehrere KKen sind immer gut. Die Alternative zur Bargeldbeschaffung: Zu Hause schon die Sparkasse damit nerven, dass man gerne ganz viel Bargeld in fremdländischer Währung in ganz kleiner Stückelung hätte (was mit US-Dollar ausnahmsweise mal unproblematisch war) und dann das Bargeld an verschiedenen Stellen im Gepäck verstecken und es während der Reise zwischendurch teilweise nicht mehr finden, es dann aber mit großer Begeisterung wieder entdecken. Trägt auch zum Urlaubsfeeling bei. :thumbsup:

  • Ich sage: Einfach nur schön:thumbsup:

    Nie hätte ich mit Galapagos traumhafte, weiße Strände in Verbindung gebracht. Hotelunterkunft mit Tagesausflügen war mir auch neu. Da sieht man wieder einmal, man lernt nie aus.

    Wellen- und windumpeitschte unbewohnte Lavafelsen, das war vor der ersten Planungsphase das Bild, das ich vor Augen hatte. Man kann echt von Glück sagen, dass man inzwischen im Internet stöbern kann. Es gibt aber auch mehrere Ecuador-Reiseführer, die einen halbwegs ausführlichen Galapagosteil enthalten. Und ich hatte einen Naturreiseführer speziell zu Galapagos: Wildlife of the Galapagos von Fitter ua, den ich empfehlenswert finde. Super zur Tierbestimmung über und unter Wasser und mit einer Auflistung aller Visitor Sites und kurzer Beschreibung.

  • und dann das Bargeld an verschiedenen Stellen im Gepäck verstecken und es während der Reise zwischendurch teilweise nicht mehr finden, es dann aber mit großer Begeisterung wieder entdecken.

    Ja, kenne ich! Mache ich auch gerne mit Kreditkarten so, was dann aber leider dazu führte, dass mir eine Karte tatsächlich irgendwann abhanden kam. Das war sooooo, schön als ich dann endlich wieder zur Ruhe kam, als nach der Suchaktion im engen Hotelzimmer letztlich die Karte gesperrt war und die letzte Abbuchung meine eigene einige Tage zuvor war.

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Wellen- und windumpeitschte unbewohnte Lavafelsen, das war vor der ersten Planungsphase das Bild, das ich vor Augen hatte.

    Genau dieses Bild hatte ich auch.

    Wildlife of the Galapagos von Fitter ua, den ich empfehlenswert finde. Super zur Tierbestimmung über und unter Wasser und mit einer Auflistung aller Visitor Sites und kurzer Beschreibung.

    Gut zu wissen, dass es einen empfehlenswerten Reiseführer, speziell für Tierbestimmungen, gibt.

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    (Japanisches Sprichwort)



  • Samstag, 4. Mai 2019


    Irgendwann gegen vier ist die Nacht mal wieder rum, aber was solls, wer früh einschläft, wacht auf früh ausgeruht wieder auf. Für heute morgen habe ich mir einen Besuch im Hochland von Santa Cruz vorgenommen. Zuerst gehe ich gegen halb sieben frühstücken und verbringe die meiste Zeit damit, kleine Darwin-Finken von meinem Hörnchen zu vertreiben. Die können nicht nur kraftvoll zupicken, sondern sogar das Tuch vom Hörnchen ziehen.



    Kurz nach sieben gehe ich los, um ein Taxi aufzugabeln. Das ist hier keine große Kunst: Der Verkehr scheint größtenteils auf den weißen Pick-up-Taxis zu beruhen, die ständig durch die Stadt kreisen und Fahrgäste aufsammeln. Ich habe schon mitbekommen, dass Mütter morgens ihre Kinder ins Taxi setzen, so normal ist das hier. Als ich zart von hinten angehupt werde, ist es natürlich eins der Taxis. Dem Fahrer halte ich meinen Plan unter die Nase: Ich will zu den Gemelos und zu einer der Schildkrötenranchs. Wie viel das kostet, will ich wissen, und der Fahrer hält mir fünf Finger entgegen. 50 Dollar also, okay. Ich habe sowieso keine Ahnung, was man da so preislich rausschlagen kann, 10 Dollar mehr oder weniger machen die Urlaubskasse jetzt auch nicht voller, und der Fahrer scheint nett zu sein. Also los.


    Auf dem Weg zum Hochland kriege ich den Fahrer immerhin auch ohne Spanischkenntnisse dazu, die Klimaanlage ein wenig runter und das Radio ein wenig aufzudrehen. Hinter Bellavista passieren wir eine Kontrollstelle, und ich soll mich mit Namen und Passnummer in eine Liste eintragen. Eine solche Registrierung musste ich schon an der Schildkrötenbucht und am Charles-Darwin-Center über mich ergehen lassen, aber da hat man auf die Passnummer verzichtet. Der Kontrolleur will sie aber, und weil ich gerade eine kurze rebellische Phase und keine Lust habe, den Pass rauszusuchen, schreibe ich einfach eine Fantasienummer hin. Immerhin mische ich auch ein paar Buchstaben dazu, schließlich ist die deutsche Passnummer alphanumerisch, so viel Erfindungsgabe muss jetzt doch sein.


    An den beiden Kratern, Los Gemelos, lässt mich der Fahrer aussteigen, allerdings nicht, ohne mir eindringlich mit Zeichen zu erklären, wie der Weg verläuft und wo ich nachher wieder auf ihn treffe. Ein Stückchen bis zum ersten Krater geht er noch mit mir, entweder ist er besonders nett oder ich wirke besonders verstrahlt und er hat Angst, dass ich mich verlaufe und ihn stundenlang warten lasse. Oder er hat mich mit dem Preis besonders abgezockt und jetzt ein schlechtes Gewissen. Egal. Auch ohne wohlmeinenden Fahrer kommt man hier übrigens bestens klar, denn wie an vielen anderen Stellen auch gibt es gute Beschreibungen.




    Die beiden Krater sind schon eindrucksvoll. Es sind keine Vulkane, sondern abgesackte Hohlräume. Überall schwirren kleine Darwinfinken herum, die gefallen mir hier doch besser als in meinem Brotkorb. Auch eine Galapagos-Taube lässt sich blicken.







  • Danach fährt mich der Fahrer zur Ranch „El Chato“. Es gibt hier zwei Ranchs, die genau dasselbe bieten: Ein Farmland, auf dem Galapagos-Schildkröten frei umherstreifen und Lavatunnel. Für El Chato hatte ich mich nur entschieden, was die Ranch in meinem Reiseführer genannt ist, bei Tripadvisor konnte ich keinen sonderlichen Unterschied feststellen.


    Schon auf dem Weg über die etwas holprige Piste zeigt mir der Fahrer die erste Schildkröte. Na, da muss ich doch gleich das erste Foto machen! Super, so hatte ich mir das vorgestellt!





    Auf der Ranch löhne ich die geforderten 5 Dollar, bekomme eine kurze Einweisung und spaziere los. Zuerst durch die etwas glitschigen Lavatunnel.



    Aber denn kommen schon bald die ersten Schildkröten in Sicht, wie schön! Hier sind sie also, die Riesen, denen die Inseln ihren Namen verdanken. Riesige Haufen Schildkrötenscheiße liegen auch auf dem Weg, was mich wieder daran erinnert, dass ich irgendwo gehört habe, dass die Schildkröten quasi die Elefanten der Inseln sind. Wenn man sie so sieht, passt das sehr gut.




    Um einen Tümpel steht eine Touri-Gruppe, aber die laufen auch immer wieder zum angrenzenden Gebüsch. „They are making love“, quietscht mir eine aus der Touri-Gruppe zu. Ach ja, da tut sich ja tatsächlich was! Für mich sieht das zwar eher nach „Me too“ aus, so wie SIE da ins Gebüsch gedrängt liegt, aber was weiß ich schon von Schildkrötenliebe. ER gibt sich jedenfalls große Mühe und grunzt in tiefen Tönen, während von IHR nicht viel zu sehen ist. Ich finde es ja schon erstaunlich, dass ER es überhaupt schafft, sich auf SIE zu wuchten, ich hätte nie gedacht, dass diese Tiere so dynamisch sein könnten. Eigentlich kenne ich große Schildkröten nur im Herumliege-Modus. Das hier ist dagegen mal wieder wie im Fernsehen, zwei Galapagos-Schildkröten paaren sich, und ich stehe zwei Meter daneben, unglaublich!



    Im Tümpel wird jetzt auch fröhlich herummarschiert, vielleicht steckt das nahe Liebesspiel an. Als ich nach ein paar Fotos wieder nach dem trauten Paar sehen will, hat SIE sich noch tiefer ins Gebüsch verzogen, und ER liegt abgekämpft auf dem Boden und gibt weiter sein Grunzen von sich.




    Ich folgte dem Pfad durch die Wiesen. Immer wieder liegen Schildkröten direkt neben dem Weg, so dass die Abstandsregel, die hier sogar mit 3 Metern angegeben ist, wenig Sinn macht, denn irgendwie muss man ja an den Tieren vorbei. Sie grasen energisch, gucken auch mal skeptisch, wer hier des Weges kommt und wirken fast agil, jedenfalls wenn man ihre Größe und ihr Gewicht bedenkt.


  • Irgendwann mache ich den Fehler, in der Nähe einer der Schildkröten meinen Rucksack abzustellen. Kaum habe ich mich versehen, steht das Vieh schon neben meinem Rucksack und schnappt nach einem der Träger. Ich könnte ja wieder sagen „Wie im Fernsehen“, aber da habe ich auch noch nicht gesehen, dass die Schildkröten anfangen, die Ausrüstung des Filmteams zu beknabbern. Ich gewinne sie richtig lieb.





    Schließlich komme ich wieder auf dem Parkplatz an und der Fahrer bringt mich zurück nach Puerto Ayora. Zwischendurch sehen wir ein paar mal Schildkröten neben der Straße, auch wie schön! Ich bin gerade zum Schildkrötenfan geworden.


    In Puerto Ayora lasse ich an dem Zugang zum Charles Darwin Research Center absetzen und gebe dem Center die zweite Chance. Am Ankunftstag hatte mich das Center ja nicht so beeindruckt. Heute geht’s mir leider ähnlich. Gerade wenn man vorhin die frei umherstreifenden Schildkröten auf der Ranch gesehen hat, wirken die Gehege hier besonders trostlos. Und die Schildkröten sind im Herumliege-Modus, zumindest die großen. Aber natürlich geht es hier vor allem um die Forschung und Aufzucht der Schildkröten, so dass Inseln mit ihrer ursprünglichen Population wieder besiedelt werden können, das darf man auch nicht vergessen. Und in den Gehegen mit der Nachzucht verschiedener Schildkrötenarten herrscht immerhin munteres Treiben, und Hinweistafeln zeigen die Zuchtfortschritte.






    Inzwischen haben sich die morgendlichen Wolken verzogen und die Sonne knallt wieder umbarmherzig auf mich herab. Es ist jetzt halb zwölf und ich kehre für eine Siesta ins Hotel zurück. Auf dem Weg dorthin kaufe ich mich in einem Laden spontan ein Eis, muss mich aber hinter einer Nonne anstellen, die gerade eine Styroporplatte ersteht.