• Schießereien in Gonder

    Wie die BBC berichtet, kam es am vergangenen Donnerstag zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage in Gonder zu Schusswechseln zwischen Fano-Kämpfern und den Streitkräften. Die Schießereien dauerten den ganzen Tag, wobei von der Armee auch schwere Waffen eingesetzt wurden.

    Die Kämpfe führten zu teils schweren Sachschäden an Wohngebäuden und nach Anwohnerangaben vielen Verletzten sowie 7 Getöteten.

  • Massaker mit mindestens 50 Toten in Nähe von Bahir Dar


    Im im letzten Jahr ausgebrochenen Amhara Konflikt ist es offenbar am Mo. den 29. Jan. 24 zu einem ersten Massaker gekommen. In Merawi, 35km südwestlich der Amhara-Provinzhauptstadt und (vormaligen) Tourismusmetropole Bahir Dar ist es bei einem Angriff von "Verteidigungskräften", gemeint sind Regierungstruppen, über mehrere Stunden hinweg zu gezielten Erschießungen von Anwohnern/Zivilisten gekommen. Die Soldaten töteten die Leute auf den Straßen und gingen auch von Haus zu Haus.


    Beteiligte Regierungssoldaten haben gegenüber von Einwohnern geäußert, dies sei eine Racheaktion für einen Angriff von Fano-Kämpfern kurz zuvor auf in der Stadt stationierte Verteidigungskräfte. Quelle: https://www.bbc.com/amharic/articles/c2qen5k3n65o

    Allein im eben erst beendeten zweijährigen Tigray-Krieg wurden 16 Massaker gezählt. Begangen von allen Konfliktparteien. || Das Land kommt einfach nicht zur Ruhe. ;(

  • Schießereien in Bahir Dar

    Am 1. März ist es in der Amhara Regionalhauptstadt zu Kämpfen zwischen Fano-Kräften und Regierungstruppen gekommen.

    Anwohner berichten, dass Geschäfte und Hotels geschlossen, sowie Transportaktivitäten eingestellt seien.

    Die BBC hat bestätigt, dass Ethiopian Airlines die Linienflüge von und nach Bahir Dar eingestellt hat. Es sei „ungewiss“, wann der Flugbetrieb wieder aufgenommen werden könne, hieß es.

    In einer Erklärung der Regionalregierung hieß es, extremistische Kräfte führten Hausdurchsuchungen und „Reinigungsarbeiten“ durch. Weiterhin hieß es in der Erklärung, dass sie die „Eindringlinge“ an der Küste bekämpft und die Schlacht gemeistert habe. Sie gab außerdem bekannt, dass die Stadt Bahir Dar und ihre Umgebung vollständig von „Extremisten“ geräumt worden sei und dass nach Fano-Mitgliedern gesucht werde.

    Quelle: https://www.bbc.com/amharic/articles/c2q7r9q392do

  • Ein-einhalb Jahre nach Unterzeichnung des Pretoriaabkommens steht es schlecht um den Friedensvertrag.

    Sah eine Anlalyse der Heinrich-Böll-Stiftung im Nov. 23 „…. immer noch Anlass zu der Hoffnung…“, hat sich die Lage inzwischen erheblich verschlechtert.

    Nicht nur, dass bei Berichten der Medien über den Konflikt in der Amhara-Region zwischen der Fano und der äthiopischen Regierung respektive den Kämpfen zwischen Amhara-Milizen und Armee, nun immer häufiger das Wort „Krieg“ gebraucht wird, auch im Süden Tigrays ist die Lage am eskalieren.

    Wie zu erwarten geht es um die im Friedensabkommen nicht gelöste Frage zu den umstrittenen Gebieten. Vor allem jene in West- und Süd-Tigray, die während des Krieges von Amhara-Kräften besetzt wurden. Im Abkommen selbst ist das nur nebulös mit „Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung“ umschrieben, was jeder Seite ihren eigenen Interpretationsraum lässt.

    In Süd-Tigray, in der Raya-Region und in Alamata und Korem hat sich zwischen „TPLF-Kämpfern“ und „lokalen Milizen“ aus anfänglichen einzelnen Schusswechseln ein Scharmützel „auf hohem Niveau“ entwickelt.

    Großes Einverständnis zwischen beiden Seiten herrscht dagegen bei der Nichtaufarbeitung begangener Gräueltaten.

  • Update.

    Kleine Bühne:

    Der Konflikt in der Amhara-Region um die Entwaffnung der lokalen Milizen ist unverändert am kochen. Es kommt immer wieder in vielen Amhara-Landesteilen zu Überfällen, Angriffen und Schießereien zw. äth. Armee und Fano, sowie zu Angriffen auf und Racheakten beider Seiten an der lokalen Zivilbevölkerung.

    Der Glasfrieden in Tigray hält derweil bislang. In der TPLF, deren Vertreter und Unterzeichner des Pretoria-Abkommens auch die aktuelle Übergangsverwaltung in Tigray anführen, ist es in der Führungsspitze zu einem schweren Zerwürfnis gekommen.

    Der stellvertretende Vorsitzende der TPLF, Präsident der Übergangsverwaltung von Tigray und einer der Vertreter von Tigray bei den Pretoria-Verhandlungen, Ato (Herr) Getachew Reda beschuldigte eine vom Vorsitzenden der Partei, Ato Dr. Debrezion Gebre Michael, angeführte Gruppe, die Macht der Übergangsverwaltung an sich reißen zu wollen. Dieser wiederum wirft seinem Stellvertreter vor, die Partei zu zerstören und droht: „Wenn die TPLF zusammenbricht, wird es kein Pretoria-Abkommen geben.“

    Offizieller Grund sind Meinungsverschiedenheiten und Verfahrensfragen um den Rechtsstatus der TPLF. Diese wurde ja nach Kriegsausbruch von der Federalregierung in der Hauptstadt als Terrororganisation eingestuft und bedarf daher jetzt einer Neu- bzw. Wiederzulassung durch die nationals Wahlbehörde. Inoffiziell aber geht es um Machtmissbrauch und Einflussnahme, sowie Korruptionsvorwürfe.

    Die TPLF bestätigte auf ihrem vom nationalen Wahlvorstand Äthiopiens nicht anerkannten 14. Parteitag im Saal der Märtyrer (ab 13. Aug. auf dem Gelände des Märtyrer-Monuments) in Mekele, Ato Dr. Debrezion Gebre Michael als Vorsitzenden.

    Herr Getachew Reda sowie 17 Mitglieder des Zentralkomitees, der Kontrollkommission der Organisation, der Bezirke Süd- und Südost-Tigray und Unterbezirke der Stadt Mekele dagegen wurden abgesetzt und andere in deren Ämter gewählt.

    Die vom Vorsitzenden Dr. Debrezion G. Michael angeführte Gruppe veranstaltet den 14. Parteitag gegen den Willen und die Zustimmung von Herrn Getachew Reda. Daraufhin beriefen am 18. Aug. Herr Getachew Reda und die anderen abgesetzten Parteifunktionäre in Mekele eine eigene Konferenz „zur Rettung der TPLF“ im Saal des Regionalrats in Mekele ein, nachdem sie die Teilnahme am Parteitag boykottierten.

    Quellen: https://www.bbc.com/amharic - Diverse / Fortsetzung der Seifenoper folgt.

    Darüber hinaus hat ET mit einer Entführungswelle zu kämpfen. https://www.dw.com/de/entf%C3%BCh…pien/a-69881817

    Große Bühne:

    Das verbale Säbelrasseln geht weiter. Auf Provokation der einen Seite folgt Eskalation der anderen Seite. Aber auf einen militärischen Konflikt legen es beide Seiten m.E. nicht an.

    Das Gezerre um den Seehafen ist hier schön aufgearbeitet: https://www.agenzianova.com/de/news/etiopi…-armi-egiziane/

    Nachtrag: Premier Abiy Ahmeds Talent zu zündeln hatte mich vor einiger Zeit bereits zu einer Karikatur bewogen, die ich jetzt hier unterbringe.

  • Tote bei Schusswechseln in Gonder, Dabat, Amba Giorgis und Debark

    Vorgestern und auch gestern ist es in der historischen Stadt Gonder und umliegenden Gebieten zu heftigen Schusswechseln zw. Regierungstruppen und Fano-Kämpfern gekommen, bei denen auch etliche Einwohner ihr Leben verloren und es viele Verletzte gab. Debark ist (war) der Ausgangspunkt für die Touren in den Simiens-Nationalpark. Allein bei der St.- Michael-Kirche Debark wurden 15 Menschen beerdigt, so ein Anwohner.

    Weil Debark auch der Heimatort meines Freundes Muller ist, dort sein Elternhaus steht, habe ich natürlich umgehend angerufen, um nachzufragen, ob mit seinem Eltern und anderen Verwandten dort alles Ordnung ist.

    Er selbst ist nicht dort oben, sondern war gerade in der Hauptstadt unterwegs. Die Telefonverbindungen nach Debark sind aber aktuell unterbrochen. Er meinte, dass dieser gesamte Konflikt wohl noch eine ganze Weile andaueren werde. :(

    Quelle: https://www.bbc.com/amharic/articles/cj4dv94j97go

  • Ein Schweizer als «Zivi» in Äthiopien

    Den sehr aktuellen Artikel des Schweizer TagesAnzeiger hänge ich hier einfach ran. Hat mit dem titelgebenden Thread zwar nur mittelbar zu tun, aber der Bericht des Schweizer Zivis und Journalisten ist einfach zu gut, um ihn nicht zum Lesen hier irgendwo einzustellen. Musste ich doch einige Male schmunzeln bis lachen, kam es mir doch irgendwie bekannt vor. Wobei so ein oder zwei Aspekte dann auch mir noch neu waren.

    Der Publizist gibt einen sehr schön geschriebenen Einblick in die weitverbreite Art zu denken und zu wirtschaften im Land, was das Land zu dem macht, was es ist, warum es so ist und warum es so ewig lange dauert, bis sich dort was ändert, falls sich überhaupt etwas ändert.

    So tragisch es für das Land und seine Menschen ist, ich will hier jetzt nicht viel Vergnügen beim Lesen wünschen, das wäre unangemessen, aber es liest sich ob seiner Tragik dennoch recht amüsant.

    https://www.tagesanzeiger.ch/darum-macht-ei…en-115772930667

  • Update

    Große Bühne:

    Der Streit zw. Äthiopien und Somalia um den Seehafen sind beigelegt. Die Türkei hat vermittelt, beide Seiten wollen in einem noch auszuhandelnden Abkommen festlegen, wie Äthiopien einen Hafen im benachbarten Somalia nutzen könne.

    Kleine Bühne:

    Weniger gute Nachrichten kommen dagegen vom Tigray-internen Richtungsstreit. Hier also eine Fortsetzung der Seifenoper von oben.

    Der vom Präsidenten der Übergangsverwaltung von Tigray, Herr Getachew Reda angeführten Gruppe wird Landesverrat vorgeworfen, außerdem komme die Übergangsregierung nicht ihren Aufgaben nach.

    Die Militärführung Tigrays hatte sich bisher aus dem Richtungsstreit in der politischen Führungsebene der TPLF und zwischen dieser und der Übergangsregierung herausgehalten. Jetzt hat sie sich auf der Seite des TPLF-Vorsitzenden Ato Dr. Debrezion Gebre Michael positioniert. In der Erklärung wird auch erwähnt, „unzuverlässige Personen“ in der Übergangsregierung zu ersetzen.

    Daraufhin warf Ato Getachew Reda den Armeekommandeuren vor, „einen Putsch erklärt zu haben.“ In einer eilig einberufenen Kabinettssitzung der Übergangsregierung wurde die von den Militärführern am 23. Jan. abgegebene Erklärung als ein „unangemessener Akt, den die Übergangsregierung nicht anerkennt und der in keiner Weise rechtlich und moralisch akzeptabel ist“ angesehen. Sie appellierte an die Sicherheitskräfte von Tigray, „die Situation ernst zu nehmen, ihr Loyalität zu geben und keine anderen Befehle auszuführen“.

    Daraus ist nun eine brisante Lage entstanden. Beide Seiten mobilisierten ihre Anhänger, in verschiedenen Städten (Mekele, Adigrat, Wabro, Adwa und Maichew) kam es zu Demonstrationen, bei denen sowohl die eine Seite angefeindet als auch die andere unterstützt wurde. Vor einigen Tagen versuchte ein Angehöriger der von Dr. Debrezion angeführten Gruppe zusammen mit fünf Bewaffneten, einen UKW Radiosender in Mekele zu kapern.

    In der Bevölkerung wächst die Angst, vor dem was kommen könnte. Diejenigen, die es sich leisten können, bevorraten sich mit Bargeld und Lebensmitteln. Banken hätten daraufhin unbestätigten Meldungen zufolge, das Limit für Bargeldabhebungen von 50.000 auf 10.000 Birr reduziert, so die BBC. Der Benzinpreis ist auf 300 Birr/Liter angestiegen, was umgerechnet 2,27 Euro entspricht.

    Flüge in die Hauptstadt seien auf Tage hinaus ausgebucht, wird von Einwohnern Mekeles berichtet. „Diejenigen, die Macht und Geld haben, wollen nicht in Tigray bleiben. Sie haben Pläne, die Region zu verlassen. Viele junge Leute sagen, sie würden nach Addis Abeba gehen. Meine Brüder sagen mir dasselbe.“ so eine Einwohnerin.

    Quellen:

    https://www.bbc.com/amharic/articles/c3e10d73vlno

    https://www.bbc.com/amharic/articles/cx2mx9vr9mlo

    https://www.bbc.com/amharic/articles/c1dgnxpe5zwo

    https://www.bbc.com/amharic/articles/c7vd721m166o

  • Die Lage gerät außer Kontrolle. Nachdem die Sicherheitskräfte sich in Richtung Debrezion-Fraktion positioniert und begonnen haben, in verschiedenen Ortschaften (u.a. Adigrat) gewaltsam die Verwaltungen zu übernehmen und einzelne Bürgermeister und Verwaltungbeamte festzusetzen, ordnete die von Ato Getachew geführte und von Addis Abeba legitimierte Übergangsregierung die Suspendierung von drei hochrangigen Militärkommandeuren der Tigray-Truppen an.

    Der von Debrezion geführte TPLF-Flügel lehnte dies als illegal ab und bezeichnete Getachew Reda als „ehemaligen Präsidenten“.

    Getachew forderte die Bundesregierung zur Hilfe auf und sagte, die Bundesregierung habe genügend Gründe, „jede Art von Unterstützung zu leisten“, einschließlich einer Intervention in der Region und äußerte weiterhin: „Wir haben Grund zu der Annahme, dass ausländische Kräfte daran beteiligt sind“ (Anm. gem. ist Eritrea).

    Am Dienstag kam es in der Stadt Adigudom unweit von Mekele bei der gewaltsamen Übernahme des Rathauses zu mehreren Verletzten, als Tigray-Streitkräfte das Feuer auf Zivilisten eröffneten.

    Das Pretoria-Abkommen kann man als gescheitert betrachten. :cry: Sehen wir hier gerade den Beginn eines neuen Krieges? :cry:

    https://taz.de/Kaempfe-in-Aethiopien/%216071757/

    Quellen:

    https://www.bbc.com/amharic/articles/c9wp714r17zo

    https://www.bbc.com/amharic/articles/cpv4dv3yy28o

    https://www.bbc.com/amharic/articles/cy4vx3d17j7o