Sri Lanka 2022 - 3 Wochen Rundreise: Kurzbericht zur Reise und Situation

  • 3 Tage sind wir nun zurück.

    3 Wochen hat der Alltag nicht auf uns gewartet.

    300 mal haben wir hin und her überlegt: "Fahren?", "Nicht Fahren?", "Wie ist es vor ort wirklich?", "Ist es gefährlich?", "Wohin sollen wir stattdessen?", ....


    Da mir im Moment die Zeit für einen ausführlichen Bericht (und so einige andere, im moment wichtigere Dinge des Lebens) fehlt, versuche ich wenigstens einen kurzen Überblick zu geben.


    Auch wenn mein Beitrag entschärfend rüberkommt. Er stellt keine Handlungsempfehlung dar. Jeder sollte auf Basis der Ihm zur verfügung stehenden Informationen selbst Entscheiden wohin er reist!


    Wirtschaftskrise und Proteste

    Aufgrund der schwierigen Versorgungslage und des von der Regierung zunächst bis zum 27. August 2022 verfügten Ausnahmezustandes wird von nicht notwendigen Reisen nach Sri Lanka derzeit abgeraten.

    Die aktuelle Wirtschaftskrise führt zu Engpässen bei der Versorgung mit Treibstoffen, Medikamenten und anderen Gütern (u.a. Grundnahrungsmittel, Rationierung bei Einkäufen). Die lokalen Behörden verordnen regelmäßig die Rationierung von Strom, sodass es zu längeren Stromunterbrechungen kommt.

    Die weitestgehend friedlichen landesweiten Proteste der letzten Wochen haben dazu geführt, dass Präsident Gotabaya Rajapaksa am 13. Juli 2022 das Land verlassen hat. Am 20. Juli 2022 wurde Ranil Wickremesinghe vom Parlament zum neuen Präsidenten gewählt. Weitere spontane lokale Proteste sind im ganzen Land nicht auszuschließen. Dabei kann es zu gewaltsamen Ausschreitungen kommen.


    • Informieren Sie sich über die lokalen Medien.
    • Meiden Sie Demonstrationen, politische Kundgebungen und größere Menschenansammlungen weiträumig.
    • Befolgen Sie Anweisungen der Sicherheitskräfte.


    Die Ausführung mit Stand 17.08.2022 hat den Charakter eines "Sicherheitshinweises". Ich will das folgende kurz noch anhängen, da wir während der Vor-Reisezeit öfters mit der Aussage konfrontiert wurden: "Es gibt ja eine Reisewarnung, wollt ihr da echt hin!".


    Es gab und gibt in jüngster Zeit keine Reisewarnung.


    Was sind Reise- und Sicherheitshinweise?

    Reisehinweise enthalten Informationen unter anderem über die Einreisebestimmungen eines Landes, medizinische Hinweise, straf- oder zollrechtliche Besonderheiten. Sie werden regelmäßig überprüft und aktualisiert.


    Sicherheitshinweise machen auf Risiken für Reisende und im Ausland lebende Deutsche aufmerksam. Sie können die Empfehlung enthalten, auf Reisen zu verzichten oder sie einzuschränken. Gegebenenfalls wird von nicht unbedingt erforderlichen oder allen Reisen abgeraten. Auch die Sicherheitshinweise werden regelmäßig überprüft und aktualisiert.


    Reisewarnungen enthalten einen dringenden Appell des Auswärtigen Amts, Reisen in ein Land oder in eine Region eines Landes zu unterlassen. Sie werden nur dann ausgesprochen, wenn aufgrund einer akuten Gefahr für Leib und Leben vor Reisen in ein Land oder in eine bestimmte Region eines Landes gewarnt werden muss. Eine Reisewarnung wird nur selten ausgesprochen. Deutsche, die in diesem Land leben, werden gegebenenfalls zur Ausreise aufgefordert.


    Die Situation des Inselstaats hat sich lange Zeit zugespitzt. Dann kamen zwei Jahre totaler Lock-Down sowie die Ergebnisse der Misswirtschaft der amtierenden Regierung. Die Ausschreitungen nehmen im Frühjahr 2022 ihren gefühlten Höhepunkt an (zumindest für uns deutsche, denn da wurde der Situation vor Ort auch hier mediale Beachtung geschenkt):


    - Brennende Busse

    - Brennende Häuser

    - Hundertschaften an Soldaten und Polizisten auf den Straßen im Kampf gegen das Volk

    - Steine gegen Tränengas

    - Menschen die Hungern

    - Menschen die Tagelang in der Schlange stehen um Benzin für Ihr Fahrzeug zu erhalten (einige sterben während des wartens)

    - Gas zum kochen fehlt (Tränengas scheint es jedoch in unerschöplichen Vorräten auf der Insel zu geben)

    - Strom wird zeitweise abgestellt da

    - Schulbetrieb eingestellt da es an Papier fehlt, Schulbusse nicht fahren

    - (einige) Airlines stellen den Flugbetrieb nach Sir Lanka ein

    - Lebensmittelmangel

    - Arzneimangel

    - Ein Präsident den gefühlt niemand möchte hält an seinem Amt fest.


    13.07. (10 Tage vor unserer Anreise)

    Präsident Gotabaya Rajapakse flieht aus dem Land nachdem massive Proteste und Unruhen das Land erschüttert haben.

    Quelle: dailymirror.lk


    "Die Bevölkerung hat Ihren Willen, das Land wird dadurch nicht schlagartig geheilt jedoch sollte man davon ausgehen das sich die Situation entspannt?"


    18.07. ( 5 Tage vor unserer Anreise)

    Der Übergangspräsident Ranil Wickremesinghe verhängt den "state of emergency" über das Land.

    Quelle: dailymirror.lk


    "Was bedeutet das? Unserer Recherche nach: Ausgangssperren, Verhaftungen, Kontrollen: Nach belieben der neuen Übergangsregierung. Zusätzlich liest man vom Schießbefehl im Fall von weiteren Aufständen, darüber herrscht aber Uneinigkeit zwischen Regierung und Militär was man so liest"


    21.07. (2 Tage vor unserer Anreise)

    Der Übergangspräsident wurde vom Parlament als neuer Präsident gewählt und vereidigt.

    Quelle: dailymirror.lk


    "Was bedeutet das? Im Internet finden sich Kommentare von Einheimischen die von Freude & Hoffnung bis hin zu Äußerungen wie "R.I.P. Sri Lanka" reichen"


    23.07. (Morgen der Abreise)


    Insbesondere die letzten 5 Tage waren geprägt von:


    - Fragen

    - Zweifeln

    - Heimlicher Vorfreude

    - Telefonaten mit Menschen vor Ort

    - E-Mails an Hotels

    - E-Mails an die Tourismusbehörde

    - Austausch mit gudi61 über unseren Fahrer / Guide. Danke :*

    - Familie, Freunde & Bekannte die bis vor zwei Wochen nicht wussten wo Sri Lanka genau liegt, jetzt aber bestens über die politische Situation und die Gefahren bescheid wissen.


    Das übereinstimmende Ergebnis unserer Recherche: "No worry, for tourists all fine". So sitzen wir nun also in Frankfurt im Flugzeug, welches mit uns an Board noch rund 1,5h am Gate rumsteht bevor es los geht.


    EDIT: Im Fall einer Reisewarnung zum Zeitpunkt der Abreise entfällt bei den meisten ( wenn nicht sogar allen ) Reisekrankenversicherungen der Versicherungsschutz. Ich denke das wäre uns dann zu heiß gewesen, aber die schwelle für eine landesweite Reisewarnung liegt wohl sehr hoch denke ich.



    Kleiner Spoiler und eine News von heute:


    "No worry, for tourists all fine" stimmte bis auf einige unwesentlichen Details.


    Der "state of emergency" wird nicht über den 18.08. hinaus verlängert.

    Quelle: dailymirror.lk




    Ankunft am Flughafen CMB. Der Bus der uns zum Terminal bringt, wird an diesem Tag nicht das letzte Fahrzeug sein in dem wir sitzen, lange sitzen.




    EDIT: Links zu unserer Routenplanung hier im Forum.


    Beitrag #Meine ausgearbeitete Route

    Beitrag #Letzter Beitrag - Da war die Planung noch unbeschwert. Wie schnell sich doch plötzlich alles ändern kann.

  • Da ihr es nicht anders wollt,.... was zu lesen.


    Nach der Landung fahren wir erstmal mit dem Bus zum Gate,.... Free WiFi:

    • Gleich mal daheim bescheid geben das alles gut läuft und man sich aus dem Hotel heraus wieder meldet,
    • einen WhatsApp-Status absetzen damit auch jeder, der nicht weiß wo Sri Lanka liegt, bescheid kriegt das man jetzt dort ist,
    • dem Fahrer eine Nachricht geschrieben das man jetzt zum Gepäckband läuft.

    Einreise = Kein Problem. Das eVisa welches im Vorfeld online beantragt wurde wird vom Grenzbeamten nach dem durchziehen des Reisepass wohl in der Datenbank gefunden und neben dem Datumsstempel gibts nen Aufkleber in den Pass. Fall erledigt.


    Covid-Insurance auf der helloagain-Seite zuhause noch beantragt und bezahlt = Will keiner sehen. Entweder man ist digital so gut aufgestellt das alle Datenbanken miteinander vernetzt sind, da kommt Deutschland in 10 Jahren nicht hin, oder unsere 2 * 12 USD wären in einer der TIP-Box´en besser aufgehoben gewesen.


    Gerade nochmal gecheckt:

    Wir waren wohl überversichert,... Deutschland ist dann doch nicht soooo schlecht.


    Auf unserem Weg durch den Flughafen, ich weiß nicht mehr ob vor oder nach der Passkontrolle und mit oder ohne Gepäck, bestätigt sich unmittelbar unser Haupt-Vorurteil gegenüber diesem Land: "Es ist nah an Indien, viele Leute sehen aus wie Inder, viele sind aus Indien, das essen klingt Indisch. Eigentlich muss es in Sri Lanka komisch sein, die Menschen müssen irgendwie komisch sein, wollen wir dort überhaupt hin so Indisch wie es dort ist.". Wir haben in noch keinem Flughafen, im Ankunftsbereich solch komische Shops und Läden gesehen wie dort. Wer zur Hölle kauft nach der Landung eine neue Waschmaschine oder andere Haushaltsgroßgeräte am Flughafen ??? Leider haben wir kein Foto:D


    Koffer sind da. Geld holen wäre nicht schlecht, sonst geht's halt in die Ankunftshalle. "Will have sign with your name on it Sir. Mr. ....". Dort standen einige Menschen mit Schildern rum, das Thema war aber relativ schnell erledigt da wir so ziemlich die einzigen Weißbrote waren die mit diesem Flieger angekommen sind. Also wurden wir gefunden. Sieht ganz anders aus der Fahrer als auf dem Foto, ok er trägt eine Maske und man sieht quasi kein Gesicht. Wäre es unhöflich Ihn zu bitten diese kurz abzusetzen? Egal man kann ja am Auto die Nummernschilder vergleichen das sollte reichen, wahrscheinlich stirbt man sowieso innerhalb der nächsten 3 Stunden in einem brennenden Bus oder ähnlichem.

    Wir verlassen das Gebäude. Gar nicht mal so superheiß wie gedacht, angenehem. Niemand fragt "Sir need TukTuk, Sir need Taxi?", macht ja auch kein Sinn wenn eh niemand Sprit hat. Oder es liegt daran, dass wir in Begleitung eines Einheimischen sind der einen unserer Koffer zieht. Kurz vor dem Parkplatz stößt jemand zu uns und nimmt uns freundlicherweiße unseren zweiten Koffer ab. Es dauert ungefähr 3 Sekunden bis unser Fahrer sich umdreht, das mitbekommt, einige wüste Worte von sich lässt und mir den Koffer wieder in die Hand drückt. "Sir take it!". Ich glaube das ist das Ereignis gewesen, welches uns als Asien-Ersttäter erscheinen lies für den rest der Reise (OK es waren 2,5 Jahre überhaupt keine Fernreisen möglich. Wenigstens habe ich nicht vergessen das der Königspalast in Bangkok heute nicht geschlossen hat, auch wenn mir das jeder zweite auf meinem Weg erzählt hätte. "Er hat sicher auf heute!").


    Wir steigen ins Auto. Die Kennzeichen habe ich im vorbeigehen abgeglichen. "Sir. This is your car now!".


    Die Fahrt beginnt endlich. Immerhin haben wir seit 35 Sekunden kein WiFi-Empfang vom Flughafen mehr und vor ungefähr 10 Minuten daheim angemeldet "nun gleich loszufahren" und das "die Fahrt so ungefähr 4h dauert". Die Zeit läuft also.


    Noch auf dem Parkplatz bekommen wir erneut erklärt (ich habe es schon vorher per WhatsApp und in einem der Telefonate ebenfalls erklärt bekommen), dass wir nicht über Hikkaduwa und Galle nach Deniyaya fahren, sondern über einen "other way". "Sir. Beacuse of the kilometer. Galle more then 200. Other way 160 kilometer". In Gedanken beantworte ich die Frage noch einmal für mich: Wir sind rund 10h geflogen. Haben seit gut 20h die selben Klamotten an und eine Autofahrt von ca. 4h vor uns. Ich will dort gar nicht hin auf dem Weg. "Other way ok for us".


    Ich hoffe es ist unterhaltsam auch ohne Fotos. Wir haben bis zum nächsten Fahrzeugwechsel, in ca. 6h, fast keine gemacht.

  • Die Fahrt beginnt. Wir verlassen den Parkplatz und damit auch das Flughafengelände, an der Einfahrt steht das Militär. Eine Einfahrt die eher behelfsmäßig hergestellt wurde, da bei der normalen Flughafenzufahrt Bauarbeiten stattfinden wie wir am Ende der Reise erfahren.


    Es dauert ein wenig bis wir mit Prebu, unserem Fahrer, Guide und bald auch Freund, warm werden. Das übliche "in your country, in our country"-Frage/Antwort-Spiel beginnt. Ansonsten Fahre wir auf einer relativ gut ausgebauten "Autobahn". Busse überholen uns, es rieht leicht nach Benzin im Fahrzeug, das liegt am Reservekanister den wir dabei haben. Dieser ist zwar in rund 10 Plastiktüten verpackt aber es rieht. "Naja" denke ich.


    Weitere Busse überholen uns,... "So muss es in Indien sein!". Bunte Busse mit lauter Musik. Fährt man als PKW zu langsam wird man von ihnen ausgehupt bis man Platz macht.

    Wir fahren an einer Reihe parkender Autos vorbei. Sie parken am Seitenstreifen. Die Reihe ist so lang, das wir sie mehrere Minuten neben uns haben während wir mit 50-60KM/h weiter fahren. Sie wird Unterbrochen von einer Tankstellen bevor die Reihe parkender Autos sich fortsetzt, lediglich Ihre Richtung hat sich umgekehrt. "No fuell, ..they waiting days but no fuel come".


    Wir realisieren das dieses Problem Realität im Leben der hier Menschen ist. Man glaubt es nicht wenn man es im TV zwischen Karl Lauterbach und Bundesliga sieht,... "Kein Benzin, ... naja dann haben ein paar Leute halt mal zeitweise kein Auto zur verfügung" dachte ich daheim. "Solange wir das nicht sind, sicher kein Weltuntergang". Spätestens wenn sich das Bild zum x-ten mal wiederholt und jede, aber auch wirklich jede Tankstelle zu ist, eingekesselt von Fahrzeugschlanken über mehrere Kilometer, realisiert man die Tragweite. Die Straßen sind weitestgehend leer, man kommt nicht schnell aber auch nicht langsam voran. Mit jedem Kilometer den wir fahren kommen wir unserem Ziel näher. Gleichzeitig nähern wir uns aber auch dem Umstand tanken zu müssen. Ich beschließe dieses Thema nicht zu thematisieren bevor wir zumindest das erste Hotel erreicht habe und Bilanz ziehen können.


    Wir halten in einer größeren Stadt in der auch einiges auf der Straße los ist, damit ich Geld abheben kann. Ich steige aus dem Fahrzeug und denke mir "Was wird wohl passieren?". Eigentlich ein schwachsinniger Gedanke. Ich laufe 20 Meter zum Geldautomat, lächeln wird mit lächeln beantwortet von einigen Locals. Ansonsten tut halt jeder was er tut in Asien. Zeugs verkaufen, telefonieren, Zeugs kaufen, .... Sein Leben leben.


    Wir fahren weiter nachdem ich erklärt habe das ich Geld abheben konnte und alles zu meiner Zufriedenheit ist. "other way 160 kilometer" erinnere ich mich, in Deutschland würde ich diese Entfernung in rund 1,25h zurücklegen. Wir fahren nun schon 3h, der Magen meldet sich langsam und wir äußern den Wunsch etwas zu Essen.


    Wir fahren noch etwas weiter um relativ kurz vor Deniyaya einen Stop zu machen. Wir halten am Straßenrand, steigen aus und laufen einige Meter zurück zu einem Restaurant an der Straße. Die typische Auslage ist fast leer, einige Gebäckstückchen sind zu sehen. Mal schauen. Wir haben ehrlicherweise außer der Vorstellung "Die essen dort nur Curry" keine Ahnung von der singalesischen Küche.


    Prebu bestellt etwas. Viel zu viel. "Samosa" und eine Art "Pfannkuchen" in dem etwas Gemüse und Chilli drin ist. Richtig lecker und scharf. Für meine Frau teilweise zu scharf. Von irgendwo werden noch zwei Gabeln rausgekramt. Vielleicht waren irgendwann vor Jahren schon einmal Touristen hier und man hat extra welche gekauft. Prebu reinigt sie unter fließendem Wasser, das dauert.


    Die Aussicht beim Essen entschädigt den Weg bis hier hin.





    Wir schaffen nicht alles und ein Stück bleibt übrig. Wir sind sicher es wandert wieder in die Auslage, was wenn man ehrlich ist, die einzig sinnvolle Alternative dafür ist.


    Prebu bezahlt ?! Wir möchten noch auf die Toilette. Irritierte Gespräche zwischen Prebu und dem Lokalbesitzer/Koch beginnen,... "Ok Sir. But its not the standard you except". Hinter dem Lokal sind zwei gemauerte Kabinen mit Holztür. In jeder davon: Ein Loch im Boden, Ein Eimer am Rand, Kein Papier. Für das was wir vor hatten reicht es. Die Deckenhöhe ist sehr begrenzt und zusätzlich stehlen riesige Spinnennetze weitere 30cm Kopffreiheit. Egal, man hockt ja sowieso.


    Wir fahren weiter. Rund 5h sind wir am Ende unterwegs bevor wir uns durch Deniyaya quälen. Fahrzeuge verstopfen die Hauptstraße und auf der freien Fahrbahn, die nicht mehr sehr breit ist, fahren dennoch Autos, TukTuks, Busse und Mofas als wären 4 Fahrstreifen zur verfügung. Während wir uns da so durchquälen wird öfters mal telefoniert. Ich vermute mit dem Hotel, denn wir bekommen erklärt das wir mit einem anderen Fahrzeug die letzten Meter zum Hotel fahren müssen. Das kostet Extra-Rupiah.



    Die Probleme sind real. Während wir uns so durch die Mengen an wartenden locals arbeiten schaue ich aus dem Fenster. Lächeln wird mit Lächeln beantwortet. Einige winken uns, wir winken zurück.


    Ich erlaube mir auf den letzten Metern zum Hotel doch die Frage wie es bei uns im Tank aussieht. Die Hälfte haben wir noch, but no problem "tomorrow is my number". Was soviel heißt wie, dass Benzin nach Endbuchstaben des Kennzeichens ausgegeben wird. Morgen ist unser Fahrzeug dran. Prebu möchte an die Tankstelle fahren während wir im Hotel sind. Das dies sicherlich nicht passieren wird, werde ich in rund 2h denken.


    Wir fahren an einem vom Militär bewachten Tor vorbei. Plötzlich halten wir am Straßenrand. Prebu erklärt uns das er gleich wieder da ist und läuft zum Tor. Ich erinnere mich an eine News in der die Tourismusbehörde verkündet genug Treibstof für touristische Aktivitäten zu haben, das Militär soll die Verteilung vornehmen. Läuft also. "They dont have. Just diesel for the bus". Ob das stimmt, oder man gar nichts von der Priorisierung des Tourismus weis erfahren wir nicht, wir brauchen ja Benzin.


    Vor einer Stunde habe ich mal eine SMS nach Hause geschickt. Inhalt: "Wir sind gleich im Hotel, sofern es WiFi gibt melde ich mich nochmal". Wir kommen auf einem Hof an. Eine junge Frau ist gerade mit Kochen beschäftigt auf offenem Feuer vor dem Haus, sie wendet sich aber zu uns. Es wird telefoniert. Fahrzeugwechsel, "driver will come" . Ich schreibe noch eine SMS: "Es wird noch einen Augenblick dauern, aber wir sind gleich im Hotel".


    Fahrzeug bisher.


    Fahrzeug für die "letzten Meter". Wir nehmen nicht das TukTuk.


    Prebu erklärt uns das er mit uns fährt. Man hätte ein Zimmer am Hotel für Ihn. Er nutzt die Zeit und tauscht die Kalenderseiten aus Papier auf der Fußmatte aus, die er ausgelegt hat, reinigt die Rückbank und packt seine Klamotten zu unseren Koffern auf den Jeep. Der Benzinkanister bleibt zurück, ist er doch das wertvollste was wir dabei haben wie es scheint.


    Die Fahrt beginnt nach gut einer halben Stunde auf dem Hof.


    Nachdem wir losgefahren sind stelle ich in der Navi-App mal das Hotel ein: 9 Kilometer. Ich schreibe noch eine SMS: "Wir haben das Fahrzeug gewechselt und sind noch ca. 1h unterwegs".

  • Zwei Videos zur Fahrt:


    https://youtu.be/-oirysBnuEA


    https://youtu.be/XlDU2sqJIWA


    Die Fahrt ist ein Erlebnis. "Das ist der Regenwald" denke ich, während wir uns unter Lärm die asphaltierte Straße hochzerren. Gleich danach ein weiterer Gedanke: "Morgen wird sicher niemand den ganzen Weg wieder runter fahren, um sich in eine Schlange an der Tankstelle einzureihen bei der man nicht weiß wann sie überhaupt wieder mit Treibstoff beliefert wird". Ich sollte Recht behalten.






    Ankunft im Hotel "Rainforest Ecolodge - Sinharaja Rainforest, Sri Lanka"


    Check-In. Man hat uns erwartet. Es gibt einen Begrüßungstee und das Angebot einer Kopfmassage, ich nehme das Angebot an. Mir platzt nach 5h Benzingeruch der Schädel, entweder es Hilft oder es gibt mir den Rest.


    Wir werden auf unser Zimmer gebracht. Schauen aus dem Fenster des umgebauten See-Containers und denken "DAS ist der Regenwald". Direkt vor unseren Augen in rund 50 Metern Entfernung bilden die Bäume und Pflanzen ein undurchdringliches Dickicht durch das es kein durchkommen zu geben scheint.


    Leider war die "direkte" Sicht etwas von einem Strauch beeinträchtigt. Aber wir waren sowieso nur Nachts im Zimmer.


    Angekommen. WiFi verfügbar. WhatsApp: "Wir sind jetzt da".


    Es wird relativ schnell dunkel und wir gehen zum Abendessen. Als wir loslaufen geht das Licht aus, es ist draußen aber hell genug um den Weg hoch zum Restaurant zu laufen. "Sorry Sir. Powercut"


    Wir nehmen Platz. Essen bei Kerzenschein. Das Licht geht wieder an als hätte man gewartet bis wir fertig sind. Die einzigen anderen Gäste diesen Abend, ein einheimisches Ehepaar mit Kind, kommen wie mit dem Energieversorger abgestimmt ins Restaurant. Wir lassen den Abend anschließend im Empfangsbereich vor der Rezeption bei einer weiteren Kanne Tee (EDIT: Und einem Glas Bier 8o) ausklingen.





    Ein wunderbarer Ort.

  • Eine laute Nacht geht zu Ende und wir laufen gespannt zum Frühstück. Laut, weil die Zimmer sehr hellhörig sind, hellhörig zur Natur. Man hört nach Einbruch der Dunkelheit sehr viele Tiere, Insekten und Vögel während man beim Blick aus dem Fenster rein gar nichts sieht.


    Am Restaurant angekommen öffnet sich uns der Blick in das kleine Tal in welchem die Zimmer liegen, jedoch nicht weiter da alles was darüber hinausgeht nebelverhangen ist. Was es wohl zum Frühstück gibt, schließlich sind nicht viele Gäste da?



    Continental Breakfast auf Bestellung. Das passt für uns zum Eingewöhnen. Der Blick ist trotz Nebel einmalig.


    Wir lernen Jagath kenne. Unseren Guide für das heutige Trekking durch den Regenwald. Ich dachte mit wo es wohl lang geht, ist doch kein Weg zu sehen, sicherlich läuft man ein wenig auf der Hotelzufahrt umher. Am "Trekking-Meeting-Point" ist erstaunlich viel los,... 50% der Hotelgäste finden sich hier ein und bekommen erstmal Leech-Socks.


    Leech-Socks sind Baumwollstrümpfe die bis unter das Knie reichen. Sie werden über die Hose (vorzugsweise trägt man lange Hosen) gezogen. Sie bringen zwei Vorteile mit.


    - Erster Vorteil: Blutegel die einem an die Haut wollen müssen den weiten weg das gesamte Bein hoch, statt einfach ins Hosenbein zu kriechen.
    - Zweiter Vorteil: Durch den einfarbigen Stoff erkennt man die Blutegel die den Weg auf sich nehmen relativ gut und kann diese frühzeitigt zurück auf den Waldboden befördern.


    Zusätzlich werden die Schuhe mit einer Seifenlösung besprüht, das erschwert den Egeln wohl das vorankommen. Ziemlich viel Hokus-Pokus um den Schotterweg entlang zu laufen denke ich. Es geht los. Wir laufen zwischen den Zimmern ins Tal hinein. Der erste Stop findet inmitten des Tals statt, Hier wird Tee angebaut, bis zu 60 Jahre alt sind die Teebäume die hier stehen. Der Boden ist zudem übersäht mit Mimosen. Kenn ich den Begriff eigentlich nur aus Schulzeiten (wir waren nicht nett zueinander damals), zeigt uns Jagath was passiert wenn man sie anfasst.



    Mimosen ziehen ihr "Blattwerk" zusammen, so dass die einzelnen Blätter "geschützt" vor Fressfeinden sind, sobald man diese berührt. Die Brücke zu meiner interpretation von Mimosen schlage ich nur gedanklich.


    Wir laufen an den Rand des Waldes und ich drehe mich noch einmal um für ein Foto.



    Blick zurück auf das Hotel und die Teeplantage im Tal. Ohne Jagath hätten wir uns umgedreht und wären im hinter uns liegenden Wald verschwunden. Wir hätten nicht bemerkt, dass wir beobachtet wurden.


    Während wir da stehen und das Fernglas herauskramen werden wir vom mit Laub und Pflanzen bedeckten Trampelpfad auf einen größeren Stein verfrachtet. Stehenbleiben nur auf Steinen, ansonsten zügig laufen. Blutegel.



    Wer Zeit und Lust hat kann zurück zum letzten Foto. Vielleicht findet ihr den Affen dort. (EDIT: OK Vergesst es, die Qualität wird soweit runter gesetzt das man nur noch Pixelmatsch findet). Nach einem Foto tauchen wir ein in den Wald. Unser nächster Halt soll an einem Wasserbecken, gespeist aus einem Fluss, sein.


    Dort gäbe es Fische die einem die Schuppen von der Haut knabbern sobald man ein Körperteil ins Wasser steckt. Während ich mich an Thailand zurück erinnere, wo Menschen dafür Geld bezahlen ein Fish-Spa zu besuchen (haben wir nie gemacht) oder den Oman wo ich meine Füße in einem der Wadis habe bearbeiten lassen und mir einer dieser Mini-Fische den Knöchel blutig gebissen hat überlege ich auch wie ich Jagath erkläre das wir Verzichten ohne Ihn vor den Kopf zu stoßen. Während des Versuchs diesen Stop als reinen Fotostop zu gestalten, fällt es mir nicht leicht diesen Spagath hinzubekommen. Mir fällt aber ein wie ungern meine Frau solche Sachen mitmacht also willige ich ein. Schließlich wird sie sich dem Angebot, kommt es doch von einem Fremden, dann auch nicht entziehen können :roll:8-)



    Rückwirkend betrachtet war es ganz lustig. Zumal es wirklich extrem viele Fische waren und sobald ich meine Füße rausgezogen habe einfach der ganze Haufen an meiner Frau hing :thumbsup:

  • Der weitere Weg, ein Trampelpfad, führt uns durch den Wald. Der Weg ist etwas anders als die Schotterstraße die ich erwartet habe.




    Wir kommen an einem Wegweiser vorbei auf dem Jagath uns den heutigen Weg zeigt. Ein Wasserfall und dann zurück zum Hotel.




    Auf dem Weg mache ich einige Fotos. Viele sind leider etwas matschig geworden weil der Fokus nicht sitzt,... hier herrscht definitiv ein Defizit was die Bedienung unserer Ausrüstung angeht (aber ich hab ja aktuell eh keine Zeit !).


  • Der weitere weg ist "challenging" wie man heute wohl sagen würde. Zumindest für jemanden der die meiste Zeit in einem Büro sitzt.



    Viele Dinge würden uns ehrlicherweise gar nicht auffallen wenn wir alleine hier unterwegs wären, so wie diese Samen die auf einen alten Baumstamm gefallen sind und dort erste Triebe zeigen.




    Als Entschuldigung könnte man noch vorbringen das wir relativ viel damit Beschäftigt sind Blutegel von unseren Leech-Socks zu schnicken, manchmal schaffen Sie es am Finger kleben zu bleiben und versuchen sofort sich festzusaugen ||




  • Solche Wanderungen in der unberührten Natur ohne Zeitdruck sind doch Balsam für die Seele -

    alle Sinne sind im Einsatz!


    Dazu kommt, zurück in der Unterkunft, noch die Freude dazu, das geschafft zu haben, oder?

  • ja Angelika. Für uns war es, wenn sicherlich auch "wiederholbar" eine once-a-lifetime-Erfahrung,.... Wir haben es wirklich sehr genossen.


    Am eigentlichen Zielpunkt unseres Ausflugs angekommen, dem Wasserfall welcher sich hörbar in 2 Stufen ins weitere Tal ergießt, werden wir vom Guide gefragt ob wir "genug" haben,... "Nein" kann weiter gehen.



    Er ist sichtlich erfreut das es uns gefällt uns so steigen wir einen unwegsamen Trail hinab um anschließend den Wald an einem der Ränder zu verlassen und uns unter bewölktem Himmel auf eine Lichtung zu wandern. Mir wird klar das es mal wieder ein Fehler war kein Sonnenschutz mitzunehmen, es hat glücklicherweise ohne geklappt 8-):roll:


    Das letzte Stück des Anstiegs ist anstrengend, der Ausblick entschädigt:

    Da kommen wir her,...




    Für diejenigen die es interessiert wie der Trail aussieht mal ein kleines Video. Hier sind wir von der Lichtung abgestiegen und verschwinden wieder im Wald:


    LINK FOLGT: https://youtu.be/kuxrM6pqfTo



    vorbei an einem anderen Wasserfall geht es zurück zum Hotel.


  • Ohne Guide (und technische Hilfsmittel) wären wir wahrscheinlich verloren gewesen. So verloren wie das Tier in folgendem Foto das wir übersehen hätte, wer erkennt es:



    Zurück in der Hotelanlage kommen wir zwangsläufig am Zimmer vorbei. Jagath bittet uns die Blutegelsocken auszuziehen und die Hosenbeine hochzukrempel um sicher zu gehen das es keiner durch geschafft hat,... alles sauber. Als Ihm seine Seifensprühflasche umfällt erschrecken wir uns in Folge des Affenrudels welches durch die umfallende Flasche in den Bäumen über uns aufgescheucht wird.


    Die Erlebnisse reissen nicht ab,... im Zimmer meint meine Frau ich soll doch mal den Arm heben, sie hat das was gesehen,... Siehe da, einer hat es den Weg hoch geschafft und sich an mich gehängt. Ein mittlerweile sehr fetter Blutegel hängt an meinem Oberarm. Ich werfe alles über Board was ich vorher über Blugegel (und deren Entfernung vom Körper) gelesen habe, reisse ihn ab und schmeiß ihn vor die Tür <X Soll man nicht machen, es können Kieferteile in der Wunde bleiben, bzw. beim abziehen/den Druck dabei können Mageninhalt in die Wunde gedrückt werden. Nichts davon hat mich ereilt, ich habe aber noch nie so lange geblutet... Es hat 5h später noch geblutet als wäre es eine frische Wunde.


    Das Tal hüllt sich langsam wieder in den aufziehenden Nebel. Auf dem Programm stand noch eine Massage bevor es zum Abendessen ging.




    Wir sind wieder alleine. Und pünktlich zum Essen kommt auch der abendliche Powercut. Eine Notleuchte hilft den Angestellten auf dem Weg zu unserem Tisch nirgendwo gegen zu laufen. Eine Kerze hilft uns unser sehr leckeres Essen zu sehen.



    Ein sehr eindrucksvoller Auftakt und der erste Tag unserer Reise geht zu Ende. Die Geräuschkulisse im Bett bei absoluter Dunkelheit ist wie weiter oben schon erwähnt ein weiteres Erlebnis für sich.

  • Ich finde es klasse, dass ihr beide weitergewollt habt!


    Eine wohltuende Massage vor dem Abendessen im Darkroom macht den Abenteuertag doch perfekt ;)


    Und für Deinen Blutegel hättest Du in D viel Geld bezahlen müssen :)

  • Hab ich grade! =)

    Euer Guide bleibt vorbildlich bei den evtl. schwierigen Stellen stehen und dreht sich nach euch um.


    Hat er euch vorher gesagt, wie lange die Strecke ist?


    Und welches Tierchen war es? Sehen konnte ich es, aber nicht einordnen, außer, dass es Beinchen hat.


  • Ok die Qualität ist bei entsprechend Zoom matschig. Aber da erkennt man Ihn (ich würde sagen Eidechse)?


    Ja es gab eine Zeitangabe für die Tour im Vorfeld, sie war angegeben mit rund 3,5km und 2h. In Summe waren wir doppelt so weit und mehr als doppelt so lange unterwegs. Die Frage ob wir nicht "lunch im hotel" haben, haben wir beantwortet mit: "Selbst wenn das so wäre wird das heute nichts"