Im Winter 2023 auf dem Camino Frances durch Spanien

  • Dort schaue ich mir die Kirche Santa Maria de la Asuncion an, die das größte Barockretabel der Region La Rioja beherbergt. Gold vom Boden bis zur Decke, da fällt es schwer, überhaupt etwas zu erkennen. Um es zu beleuchten, muss ich 1 Euro einwerfen, und weil ich kein entsprechendes Münzgeld habe, gehe ich erst mal in einer kleinen Bar unterhalb der Kirche Geld wechseln.








    In der kleinen Bar trinke ich nach der Besichtigung noch ein Wanderabschlussbier, ziehe aber bald weiter, denn genau jetzt materialisieren sich zwei Menschen mit einem Spielautomaten in der Bar, die damit gnadenlos überfüllt ist. In einem nahen Café esse ich Tapas, unter anderem leckere Fleischröllchen, die mir die Inhaberin stolz als Spezialität aus ihrer Heimat Rumänien präsentiert.


    Mein heutiges Hotel, eine ziemlich neu gebaute Bodega, liegt über einen Kilometer außerhalb des Ortes. Eigentlich wollte ich zentral in Navarrete übernachten, aber die Buchung war schon einige Wochen vor der Wanderung vom Hotel storniert worden. Die Bodega südlich von Navarrete war die einzige Alternative. Weil ich weiß, dass ich dort heute abend nichts zu essen bekommen werde, decke ich mich noch im Supermarkt mit Proviant ein. Gegen zwei Uhr erreiche ich nach 15,1 km mein Hotel und kann dort zu meiner Freude für drei Uhr den kleinen Wellness-Bereich reservieren. Dort gibt es eine Sauna und einen kleinen Whirlpool, und es tut richtig gut, sich nach sechs Tagen auf dem Jakobsweg auch mal zu entspannen. Das Regenwetter passt perfekt dazu.




    Später genehmige ich mir unten an der Bar einen Rotwein und einen Sekt und mache im Hotelzimmer ein Picknick im Bett. Für morgen werden leichte Schneefälle prognostiziert. Ich hoffe, dass dieser Kelch an mir vorübergeht.




    Gute Nacht!

  • Samstag, 28. Januar 2023: Wanderung von Navarrete nach Najera


    Heute nacht habe ich unruhig geschlafen. Der vorhergesagte Schnee und leichte Schmerzen im linken Fuß haben mich immer wieder hochschrecken lassen. Der Fuß hat irgendwann eine Ladung Voltaren-Gel bekommen und sich zum Glück beruhigt, und die Schneeprognose hat sich heute morgen in Wohlgefallen aufgelöst. Ich werde also hoffentlich mein heutiges Etappenziel Najera erreichen. Die Morgensonne, die Navarrete in ein goldenes Licht taucht, stimmt schon mal optimistisch.



    Im Hotel gibt es ein Frühstücksbüffet, leider erst ab 8.30 Uhr, und so breche ich heute erst gegen viertel nach neun auf. Zuerst wandere ich etwa einen km entlang der Landstraße zurück in den Ort, danach geht es auf einer anderen Landstraße wieder raus aus dem Ort, bis zum Porticus, der früher zum Pilgerhospital gehört hat, an dem ich gestern vorbeigekommen bin. Heute ziert er den Eingang zum Friedhof.




    Nach dem Friedhof biegt der Weg in die Felder ab, und hier stelle ich fest, dass auch das Fliegende Spaghettimonster auf dem jakobsweg Anhänger hat.



    Später führt der Weg leider streckenweise wieder ziemlich dicht an der Autobahn entlang. Nach etwa 7 km kann man weiter geradeaus an der Autobahn entlanglaufen, oder nach links auf einen kleinen Umweg Richtung Ventosa abbiegen, und weil ein Schild 1 km Kunst ankündigt, fällt die Entscheidung relativ leicht.





    In Ventosa ist nicht wirklich was los, um es mal freundlich zu formulieren. Ich fühle mich fit und beschließe, die Etappe ohne Pause durchzulaufen. Also geht’s weiter, diesmal zum Glück immer wieder durch Weinberge, oder vielleicht sollte man besser sagen Weinfelder, so flach wie sie meist sind.



  • Nach etwa 10 km erreiche ich den höchsten Punkt der heutigen Etappe, den Alto de San Anton. In der Rückschau als auch beim Blick nach vorne kann man weit in die jeweiligen Täler schauen.







    Ab jetzt kommt immer häufiger die Sonne zwischen den Wolken hervor. Die Erde um mich herum ist rot und ich fühle mich manchmal an den Westen der USA und an Australien erinnert.






    Und ich entdecke in einiger Entfernung zwei Pilger auf dem Weg. Nach den drei Pilgern in Puente la Reina, dem französischen Pilger vor Maneru, den beiden Rückwärtspilgern in Los Arcos und Viana und dem Mann mit dem Handkarren in Logrono sind das erst der 8. und der 9. Pilger, die ich auf meiner Wanderung sehe. Überlaufen ist der Weg um diese Jahreszeit wirklich nicht.


    Kurz vor Najera muss ich mich durch eine Baustelle mogeln, aber zum Glück ist der Weg dahinter wieder gut begehbar und ausgeschildert. Gegen halb zwei erreiche ich die Innenstadt von Najera und kehre auf dem Weg zum Hotel noch in einem Supermarkt ein, um mich mit Proviant für morgen einzudecken. Gegen 14 Uhr checke ich nach 18,9 km in meiner heutigen Unterkunft, einem einfachen aber sauberen Hotel ein, und weil ich dort einen Essenstipp für ein kleines Restaurant in der Nähe bekomme, falle ich dort wenig später in Wanderkleidung ein und bekomme zum Glück noch den einzigen freien Tisch. Aus dem angebotenen Menü wähle ich Pasta mit Chorizo, Lammeintopf und Schokokuchen, sehr lecker.


  • Außerdem stehen in der Klosterkirche mehrere Sarkophage ehemaliger Könige von Navarra. Außergewöhnlich ist aber vor allem eine kleine Höhle, in die man hinter den Sarkophagen gelangt. Hier soll sich im 11. Jahrhundert das Grottenwunder von Najera ereignet haben. Als nämlich der damalige König von Navarra auf der Jagd seinen Falken auf ein Rebhuhn losließ, flüchtete das Rebhuhn in eine Höhle, verfolgt von dem Falken. Der König fand beide Vögel in der Höhle friedlich nebeneinander vor einer Mariendarstellung sitzend. Überwältigt von solch übernatürlichem Wirken fasste er den Entschluss, an dieser Stelle ein Kloster zu gründen. Heute erinnert die schön angeleuchtete Statue in der Höhle an diese Legende.








    Während ich regengeschützt im Kloster herumspaziere, geht draußen ein heftiger Schauer nieder, Glück gehabt. Ich kehre zurück ins Zimmer und will mich eigentlich nur mal kurz unter die Bettdecke kuscheln, um später vielleicht noch ein Wanderabschlussbier trinken zu gehen. Aber irgendwann ist es draußen dunkel und ich merke, dass ich es heute nicht mehr aus dem Zimmer schaffen werde. Schade, aber heute ist mir einfach mehr nach einem ruhigen Leseabend.


    Auf den morgigen Tag freue ich mich schon besonders. Dann geht’s zu den Hühnern von Santo Domingo.


    Gute Nacht!

  • Gegen zwei Uhr erreiche ich nach 15,1 km mein Hotel und kann dort zu meiner Freude für drei Uhr den kleinen Wellness-Bereich reservieren. Dort gibt es eine Sauna und einen kleinen Whirlpool, und es tut richtig gut, sich nach sechs Tagen auf dem Jakobsweg auch mal zu entspannen.

    Das kann ich dir lebhaft nachfühlen!


    Ansonsten lese ich nur "Rioja" und "Navarra" und habe umgehend den Duft von Rotwein in der Nase.