Mitarbeitermangel im Tourismus

  • Habe diesen Artikel am WE in der SZ gefunden und finde ihn lesenswert.

    Mitarbeitermangel im Tourismus :shock:

    In Griechenland, hier Mykonos, erwarten sie einen Rekord-Sommer. Gleichzeitig fehlen 80 000 Arbeitskräfte im Tourismus.

    Alle gängigen Urlaubsländer erwarten einen großen Gäste-Ansturm im Sommer. So weit, so schön. Die Frage ist nur, wer die ganzen Erholungssuchenden bedient und ihre Zimmer putzt.

    Na, auch schon den Sommerurlaub gebucht? Geht's nach Rimini, auf die Insel Rhodos, nach Istrien - oder doch wieder auf die Balearen? Wird bestimmt schön! Nur Geduld sollten Sie reichlich mitbringen, und die ist leider für alles Geld der Welt nicht zu kaufen.

    Ja, einen großen Koffer voll Geduld, dazu noch eine Reisetasche mit Gelassenheit, das sind die wichtigsten Punkte auf der Nicht-vergessen-Packliste für den Sommerurlaub 2023. Warum?

    Ganz einfach: Es gibt kaum noch Menschen, die uns arme, erholungsbedürftige Urlauber im Restaurant bedienen, unser Deluxe-Zimmer aufräumen oder die Toiletten auf dem Campingplatz sauber machen wollen.

    Arbeitskräftemangel, allüberall! Italien: Erwartet einen Rekord-Tourismussommer, gleichzeitig sind derzeit noch 40 Prozent der Stellen unbesetzt. Griechenland: Erwartet ebenfalls einen Rekordsommer, in der Tourismusbranche sind aber noch 80 000 (von 270 000) Stellen unbesetzt. In Spanien fehlen 60 000, besonders drastisch soll es auf den Balearen sein. Auch die Kroaten klagen, ihnen fehlten die Mitarbeiter. In Österreich sowieso Hochalarm!

    mehr hier >>>



    :shock:

  • Bei uns in A liegt der Grund vermutlich in einer Kombination von

    schwierigen Arbeitsbedingungen,

    geringem Entgelt

    der demographischen Entwicklung

    und der Ausweisung von qualifizierten oder in Ausbildung befindlichen (!) integrierten Nicht-Österreichern ...


    Liebe Grüße

    Michael

  • Work Life Balance ist das Stichwort. Es gab einen Beitrag in Panorama, da wurde deutlich, dass viele angehende Auszubildende Forderungen stellen, da stellen sich mir die Haare hoch (z.B. Montag , Freitag frei). Und wahrscheinlich kommen sie auf Dauer damit durch, nur dass die Rechnung dann wahrscheinlich der Kunde mit noch höheren Preisen bezahlt.

  • Für Housekeeping (Zimmermädchen) sowie Bedienung in den Restaurants gibt es keinen Ausbildungsberuf. Die Bezahlung ist mies und man muss ganz schön schuften, von den Arbeitszeiten ganz zu schweigen. Man nimmt auch gerne nur welche, die man dann als geringfügige Beschäftigte einstellt.


    Ich kann verstehen, dass viele dieser Geringverdiener sich eine angenehmere Arbeit suchen. :)

  • Auf Kreta mussten letztes Jahr in dem Ort wo wir immer sind 2 sehr gut gehende (!!) Tavernen geschlossen bleiben weil kein Personal da ist.


    Das man in D mies verdient würde ich noch nicht einmal pauschal sagen. Es gibt Mindestlohn dazu kommt Trinkgeld und ich kenne auch "Location's" wo es nebenbei noch das eine oder andern Scheinchen gibt.

    Ich verstehe nicht warum man nicht den einen oder anderen Zuwanderer motivieren kann

  • Auch hier bei uns in der Gegend bleiben Restaurants geschlossen, weil es nicht genügend Mitarbeiter gibt. Von 13 Euro Mindestlohn lässt sich aber nur sehr schwer leben, wenn man davon alles bezahlen muss. Das reicht doch hinten und vorne nicht. Nicht umsonst wird doch zur Zeit verhandelt und gestreikt, Da geht es aber nicht um 13€ Stundenlohn.


    Auf Ägina ist es im Moment auch besonders schlimm. Viele Läden haben zu, es ist traurig!

  • Ich glaube nicht, dass dies ein europäisches Problem ist.

    Als wir im Dezember Januar in Thailand waren, sagte man da auch zu uns, dass das Personal fehlt. Nur die kleinen Familienbetriebe können sich halten.

    Thomas von der Kokusnsus in Kamala hat das gleiche Problem.

    Auch auf Phuket ist es schwierig Personal zu bekommen.

  • Von 13 Euro Mindestlohn lässt sich aber nur sehr schwer leben, wenn man davon alles bezahlen muss. Das reicht doch hinten und vorne nicht.

    Ich hatte es oben mal vorsichtig formuliert. In der Gastronomie bleibt es "oftmals" nicht bei 13€ Mindestlohn (mal abgesehen von Fastfoodketten o.ä) ......... Dafür gibt es aber zig andere Branchen wo es tatsächlich nur Mindestlohn gibt.


    Ich kann es wie gesagt nicht verstehen, dass man bei uns unter den vielen Einwanderern/Flüchtlingen niemanden motiviert bekommt, aber das ist wahescheinlich eun Thema für sich.

  • Bei uns in A liegt der Grund vermutlich in einer Kombination von

    schwierigen Arbeitsbedingungen,

    geringem Entgelt

    der demographischen Entwicklung

    und der Ausweisung von qualifizierten oder in Ausbildung befindlichen (!) integrierten Nicht-Österreichern ...

    Bei uns in A ist es (nur als ein Beispiel zum letzten Punkt oben) so, dass erst vor ein paar Tagen eine als Köchin arbeitende Frau von einem WEGA-Kommando abgeholt, arrestiert und dann in den Flieger nach Indien gesetzt worden ist. Gemeinsam mit ihrer Tochter, die als Altenpflegerin tätig war.

    Quelle


    Liebe Grüße

    Michael

  • Work Life Balance ist das Stichwort. Es gab einen Beitrag in Panorama, da wurde deutlich, dass viele angehende Auszubildende Forderungen stellen, da stellen sich mir die Haare hoch (z.B. Montag , Freitag frei).

    Also kurz: "Seht her, die in der Gastro wollen nicht arbeiten und wir alle müssen drunter leiden!" Das ist eine sehr einseitige und von Seiten des Mediums hochgradig tendenziöse und manipulative Betrachtung der Situation.


    Wir haben in der Familie einen Koch, der nun - nach Corona - zur DB gegangen ist, in einem Stellwerk arbeitet und die Ausbildung zum Fahrdienstleiter macht. Die Bedingungen im Gastgewerbe, unbezahlte Mehrarbeit die als selbstverständlich angesehen wird, schlechte Arbeitszeiten (Teildienste und eine Urlaubswoche hat bei ihm immer nur von MO bis FR gedauert, am Samstag musste er wieder den Dienst antreten) und wenig vorausschauende Diensteinteilungen, machten ihm die Entscheidung leicht.


    Nur kann man so eine Entscheidung erst treffen, wenn man mal aus dem Hamsterrad draußen ist. Zum Beispiel, wenn man zu Hause im Lockdown sitzt, dann fragt man sich, ob man sich das wirklich gefallen lassen muss.


    Gastro und Hotellerie sind ja nicht die einzigen Branchen, die "händeringend" (das Wort wird in dem Zusammenhang gerne gebraucht) nach Personal suchen.

  • Als wir im letzten Jahr (also Sommer 2022) auf Sizilien waren, erzählte uns die sizilianische Reiseleiterin (2-sprachig aufgewachsen wegen ihrer deutschen Großmutter), dass die jungen Leute Geld vom Staat bekommen ohne zu Arbeiten (Art Bürgergeld?). Wegen Corona hätte man das eingeführt.

    Die Folge seien Personalknappheit vor allem im Hotel- und Gastgewerbe. Die jungen Leute würden auch mit weniger Geld klarkommen und lieber das Strandleben genießen. Diese sizilianische Reiseleiterin war dafür, dass dieses bedingungslose Geld wieder abgeschafft wird.


    Bei uns in Spanien auf dem Festland habe ich in Bars, Restaurants und Hotels noch keinen Personalmangel festgestellt. Wir sind ab 2021 viel innerhalb Spaniens herumgereist mit zahlreichen Hotelwechseln. Es sind dort auch viele Nichtspanier beschäftigt, die wohl keine Art „Bürgergeld“ erhalten, wie z.B. Arbeitnehmer aus Mittel- und Südamerika.

  • Work Life Balance ist das Stichwort. Es gab einen Beitrag in Panorama, da wurde deutlich, dass viele angehende Auszubildende Forderungen stellen, da stellen sich mir die Haare hoch (z.B. Montag , Freitag frei).



    Gastro und Hotellerie sind ja nicht die einzigen Branchen, die "händeringend" (das Wort wird in dem Zusammenhang gerne gebraucht) nach Personal suchen.

    Genau, und darum ging es auch in der Doku. Die bezog sich nicht auf das Gastrogewerbe, sondern die allgemein herrschende Einstellung. Es kann doch nicht so schwierig sein, sich einen Job zu suchen, der einem Spaß macht. Ich habe jedenfalls immer gerne gearbeitet und hätte mir nie vorstellen können, nur 3 Tage die Woche zu arbeiten. Und nicht alle Arbeitnehmer werden ausgenutzt. Die Einstellung mancher Arbeitgeber, Leute zu Dumpinglöhnen und schlechten Arbeitsbedingungen einnzustellen, geht auch mir gegen den Strich.

  • Welcher Job macht denn Spaß?

    Wir haben fast drei Jahrzehnte jetzt erlebt, wie Tariflöhne durch Leiharbeit und Outsourcing konsequent unterlaufen wurden. Die Arbeitgeber freute diese Situation und waren da auch nicht zimperlich.

    Jetzt wendet sich so langsam das Blatt und man kann endlich auch einmal Forderungen stellen.

    Ein Tariflohn und geregelte Arbeitszeit sollten wohl das Mindeste sein.

    Gerade in der Gastronomie sind die Arbeitszeiten oft noch übler als z.B. in der Pflege.

    Der Mindestlohn von 13€ ist dafür ziemlich jämmerlich.

    Vielleicht hilft es ja wenn die Urlauber für das Gastropersonal klatschen….

  • Das Märchen von den Arbeitsunwilligen glaube ich nicht! Die allermeisten Menschen wollen eine sinnvolle Tätigkeit ausüben und einen Beitrag für die Allgemeinheit leisten. Ich kenne niemanden, der sich in der sozialen Hängematte ausruht, so bequem ist die gar nicht). Es ist der Druck der Wirtschaft auf die Politik, und die widerum gibt den Druck auf die Bevölkerung weiter, indem die Bedingungen verschlechtert werden (Zumutbarkeitsgrenzen, Kürzung von Arbeitslosengeld, etc.).


    Lassen wir uns doch nicht gegeneinander ausspielen!

  • Du hast nur bedingt recht.

    Ich habe Jahrzehnte im Öffentlichen Dienst mit Personalverantwortung für mehrere Dutzend Mitarbeiter (Sachbearbeiter und technisches Personal) gearbeitet - da war die Bezahlung alles andere als schlecht, aber trotzdem herrschte da bei etlichen unterschwellig die Mär von "Ausbeutung". Dabei gab es eine 38-Stunden Woche, jede Stunde Mehrarbeit wurde erfasst und vergütet, es gab 6 Wochen Urlaub im Jahr.


    Es wurden Fortbildungen angeboten, die keiner machen wollte, man konnte flexibel Mehrarbeit abbauen - aber trotzdem gab es immer welche, denen das alles nicht genug war. Beinahe geplatzt bin ich, als eine Sachbearbeiterin kündigte und mir klipp und klar sagte, dass sie jetzt mal ein Jahr Pause machen will, schließlich hätte sie ja jahrelang in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt und wolle jetzt was "was von ihrem Geld zurück haben". Aber ich sollte ihr doch, bitteschön, den Job freihalten, sie würde evtl. wieder kommen wollen ...


    Inzwischen bin ich in Rente, arbeite aber ehrenamtlich. Und habe es da auch mit Menschen zu tun, die es völlig normal finden, dass sie jeden Monat Geld vom Staat bekommen, die Wohnung und die Heizkosten bezahlt bekommen, ohne das geringste dafür tun zu müssen. Wären da nicht die Kinder, die mir wirklich leid tun, und um die wir uns wirklich kümmern müssen, hätte ich das Ganze schon hingeschmissen. Auch diejenigen, die wirklich nicht mehr können, verdienen unsere Solidarität und Unterstützung, keine Frage.


    Dass du, ND, niemand kennst, der keine Lust hat, zu arbeiten, glaube ich dir sofort - aber das hängt wohl eher mit deinem Bekanntenkreis als mit der Realität zusammen. Ich wohne in einem Dorf und kann dir auf Anhieb mehrere Dutzend Menschen nennen, die sich sehr komfortabel in der sozialen Hängematte namens "Bürgergeld" eingerichtet haben und absolut keinen Bock auf Arbeit haben.

  • Du hast nur bedingt recht.

    Ich habe Jahrzehnte im Öffentlichen Dienst mit Personalverantwortung für mehrere Dutzend Mitarbeiter (Sachbearbeiter und technisches Personal) gearbeitet - da war die Bezahlung alles andere als schlecht, aber trotzdem herrschte da bei etlichen unterschwellig die Mär von "Ausbeutung". Dabei gab es eine 38-Stunden Woche, jede Stunde Mehrarbeit wurde erfasst und vergütet, es gab 6 Wochen Urlaub im Jahr.

    Also ich gehöre zum technischen Personal im öffentlichen Dienst und ich kann nicht wirklich sagen, das die Bezahlung üppig ist für das was wir machen. Ich rede hier von qualifiziertem Personal , wir haben zwar die 39 Stunden Woche , aber viele wissen nicht, wann sie ihre Überstunden "abbauen" sollen, da wir eine mehr als dünne Personaldecke haben. Immer weniger Leute müssen immer mehr Arbeit bewältigen . Das ist in der Gastronomie kein bissl anders, nur das dort noch schlechter gezahlt wird und viele Überstunden garnicht erst vergütet werden.

    Wann wenn nicht jetzt soll man Forderungen , egal in welcher Branche nach ordentlicher Bezahlung und ausreichend Freizeit durchsetzen? Ob die Höhe der Forderungen jetzt vernünftig ist oder nicht, aus Erfahrung wissen wir , das man viel fordern muß, um ein bissl zu bekommen.

  • Nicht jede gesellschaftlich wichtige Arbeit ist bezahlt.

    Nicht jedes Einkommen hat mit Arbeit zu tun.


    Es ist alles eine Frage der Verteilung.

    Und damit eine zutiefst politische Frage.

    Die ganz auszuklammern geht nicht - dazu sind wir alle zu sehr betroffen, egal jetzt in welcher Form.


    Nur ...

    siehe Forumsnamen.


    Liebe Grüße
    Michael

  • Um zum Ausgangsthema zurückzukommen: Könnte es sein, dass die potentiellen Arbeitskräfte inzwischen außerhalb des Tourismussektors eine ganzjährige Beschäftigung gefunden haben? Es ist ja schön und gut, wenn zu Saisonbeginn am Mittelmeer plötzlich zigtausend Arbeitskräfte gesucht werden, aber die werden dann auch wieder entlassen, wenn im Herbst das Hotel, das Restaurant oder die Touristenattraktion schließen.

  • Könnte es sein, dass die potentiellen Arbeitskräfte inzwischen außerhalb des Tourismussektors eine ganzjährige Beschäftigung gefunden haben?

    In Deutschland scheinen einige diesen Weg genommen zu haben.


    Ich hatte in den letzten 2 Jahren mehrere Kunden, die in der Gastronomie waren, in der Pandemie den Job verloren haben und notgedrungen sich umgesehen haben nach Alternativen, mit denen sie nun deutlich zufriedener sind als mit dem Stress, anderen ihre Freizeit zu versüßen.


    Ich erinnere mich beispielsweise an einen Koch, der meinte, er habe nie den Ehrgeiz gehabt, sehr kreativ zu sein. Der schätzt nun die sichere, gut bezahlte, unbefristete Stelle als Koch in einer Reha-Klinik mit regelmäßigen Arbeitszeiten und gut planbarer Arbeit ohne bis Mitternacht auf Achse zu sein...

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Flicka, ich denke schon, dass einige Saisonarbeitskräfte einen Ganzjahresjob angenommen haben.


    Das ganze Thema ist aber sicher auch Abhängig vom jeweiligen Land und z.B. auch von möglichen (bezahlbaren) Wohnraum.

    Auf Kreta weiß ich z.B. von einigen größeren Hotels, dass die keine Angestellten finden, weil die Wohnungen vor Ort entweder zu teuer sind, oder es erst gar keine Wohnmöglichkeiten gibt, bzw. bewußt nicht zur Verfügung gestellt werden.


    Bei uns in D. ist es mittlerweile so, dass sich das Blatt zu Gunsten der Arbeitnehmer gedreht hat und die nun an der Reihe sind zu fordern.

    Fairerweise muss man nämlich auch sagen, dass es Zeiten gab wo es genau anders herum lief. Als ich vor langer Zeit anfing bei meinem Arbeitgeber zu arbeiten, saß dieser auf dem hohen Ross und pickte sich die Rosinen raus – heute sitzt der Chef in Vorstellungsgesprächen Zähneknirschend vor jungen Leuten, die frech ihre Forderungen darlegen (und oftmals erfolgreich)


    Der Mindestlohn ist doch Fluch und Segen zu gleich.

    Bekommt die Spülkraft (vorher 8€/Stunde) jetzt 12€ Mindestlohn, bekommt logischerweise der Kellner (vorher 10€/Stunde) jetzt 14€/Stunde.

    Der Koch (vorher 12€/Stunde) bekommt jetzt 16€/Stunde usw …. mit dem Mindestlohn steigen also auch die Preise, sodass der Mindestlohnempfänger wieder da steht wo er vor dem Mindestlohn stand (Die Eurowerte sollen nur Rechen(Anschauungsbeispiele sein und haben nichts mit Tatsachen zu tun !!!)