Java und Bali - was für eine schöne Reise

  • Hallo Zusammen!

    Seit 3,5 Wochen sind wir wieder daheim. Wir waren Ende April bis Mitte Mai für 3 Wochen in Indonesien, genauer gesagt: 2 Wochen auf Java und 1 Woche auf Bali.

    Und da ich, wie immer, hier viele wertvolle Tipps bekommen habe, und mich sogar der Bericht von NoDurians überhaupt erst auf die Idee gebracht hat, möchte ich Euch gerne von der Reise berichten.

    So wie es die Zeit zulässt, werde ich nach und nach die Reise einstellen.

    Ich kenne mich - ich schaffe es nie, mich kurz und knapp zu fassen. Ich hoffe also, es wird nicht zu ausführlich und gar langweilig.

    Die Fotos werden größtenteils meine Handyfotos sein. Wenn ich warten will, bis mein Mann alle Fotos bearbeitet hat, komme ich nie dazu :S

    Wie kam es also zu Java? Und wieso Bali?

    Wir reisen gerne nach Asien. Auf Bali waren wir, vor 15 Jahren, bereits einmal. Mich hatten nun aber Bilder vom Borobodur-Tempel bei Sonnenaufgang getriggert. Und spätestens bei NoDurians Bericht über seine Reise zum Bromo war es um mich geschehen. Vor einigen Jahren hatte ich also schon mal angefangen, eine erste Ideensammlung für die Reise zu starten. Aber wie das immer so ist; es gibt so viel zu sehen, man hat so viele Ideen und so kamen erst andere Reisen dazwischen.

    Dieses Jahr sollte es dann aber soweit sein. Mein Mann merkte aber an, dass wenn wir schon "um die Ecke sind", er gerne ein paar Tage auf Bali in einem Surfcamp surfen wollen würde.

    Die "Kröte" war leicht zu schlucken. Ich bekam Feuer frei und machte mich an die Planung.

    Flüge waren schnell gebucht. Das Surfcamp (es sollte eines sein, wo man anständig wohnt und nicht nur aufgeregte 18-jährige um sich hat - dafür bin ich echt zu alt) war auch rasch gefunden. Somit waren schon mal zwei Parameter vorgegeben. Nach und nach, auch mit Eurer Hilfe, stellte ich die Reise zusammen. Ideen kamen auf (Sulawesi wäre doch auch was...., und was ist mit dem Ijen... oder doch Karimunjava...) und wurden wieder verworfen. Nach und nach kristallisierte sich die Reise heraus. Unterkünfte wurden gesucht und gebucht - nur keine großen Hotels, gerne klein, aber nett...einige Transporte bereits im Vorfeld arrangiert.

    Nun, wem erzähle ich das hier - Ihr kennt den Prozess ja. Und wie immer ist das Planen und vorbereiten ein wesentlicher Spaß und Bestandteil der Reise.

    Einzig Bali machte uns dann doch etwas Bauchschmerzen, je mehr wir uns mit den aktuellen Begebenheiten auseinander setzten. Dank Insta musste dort ja die Hölle los sein. Overtourism, aufgedrehte Menschen, die nur das nächste Foto machen wollen...ob wir das richtig gemacht hatten?

    Auch stellte sich im Vorfeld heraus, dass mein "Sonnenaufgang auf Borobodur" seit Corona Geschichte ist. Vor halb neun kommt niemand mehr hoch und dann ist quasi schon heller Tag. Nun, es gibt Schlimmeres - das tat der Vorfreude keinen Abbruch.

    Seht Ihr, ich sage doch, kurz kann ich nicht. Wer also jetzt noch dabei ist, darf ahnen, was auf ihn zukommt.

    Ich freue mich also, wenn Ihr gedanklich trotzdem mit mir mitreist.

    Liebe Grüße

    Katharina

  • Samstag, 27.April         

    Das vorbestellte Taxi ist überpünktlich da und bringt uns zum Bahnhof. Meine größte Sorge: dass der Zug nach Frankfurt Verspätung hat. Irgendwie hatten wir die Verbindung etwas optimistisch gebucht.
    Immerhin reichte die Zeit am Bahnhof noch für ein Frühstück, aber vor allem dazu, noch schnell die Tickets für Borobodur und Prambanan online zu kaufen. Da die Tickets nur online gekauft werden können, aber leider erst am Samstag vor dem jeweiligen Termin zur Buchung frei gegeben werden, ging das vorher nicht. Und da ich ja gerne vorher die wichtigsten Dinge im Sack habe, was das noch eine kleine Aufregung für mich. Aber es klappte alles prima und war ratzfatz erledigt.

    Der Zug hatte zwar Verspätung, die war aber noch im Rahmen. Und so kamen wir pünktlich in Frankfurt an, vertrieben uns noch etwas Zeit am Flughafen, bevor wir unseren allerersten Flug mit der hochgelobten Singapore-Airline antreten konnten.

    Der Flug war entspannt, das Personal freundlich und aufmerksam, der Sitzabstand in der Eco o.k, das Essen gut und darüber hinaus gab es genug zu trinken und zu knabbern.

    Sonntag, 28. April

    In Singapur angekommen mussten wir uns dann sputen, um zum Gate für den Flug nach Yogyakarta zu gelangen. Der Flughafen ist groß, die Wege weit und die Umsteigezeit war ambitioniert. Aber so kamen wir wenigstens auf Trab. Mit Scoot ging es weiter und wir müssen wohl so früh gebucht haben, dass wir direkt Plätze in der 1. Reihe mit viel Beinfreiheit hatten. Sogar zu Essen gab es.

    Dank der Plätze in der ersten Reihe, kamen wir als Erste raus und gingen schnurstracks zur Einreise. Die Visa-Gebühr war ratz fatz mit Karte bezahlt und die Schlange an der Einreise entsprechend kurz und völlig problemlos.

    Die Zollerklärung hatten wir bereits im Vorfeld online erledigt, so dass auch hier der QR-Code schon vorlag. Wer das nicht online machen will oder kann, findet aber vor der Einreise noch große Aufsteller mit einem QR-Code über den man auf die entsprechende Seite gelangt. Entspannter ist es aber natürlich im Vorfeld.

    Auch das Gepäck kam schnell. Alles klappte wie im Schnürchen.

    Kaum in die Vorhalle ausgespuckt, reihten sich die diverse Anbieter von SIM-Karten auf. Wir gingen zum Erstbesten, da hier Telkomsel angeboten wurde. Jeder nahm eine Karte bei Telkomsel. Für 22 GB zahlten wir umgerechnet 14,- Euro. Die Jungs vor Ort richteten alles fix ein. Prima!

    Im Vorfeld war ich übrigens unsicher, ob wir unser Handy nun registrieren lassen müssten. Mussten wir nicht, da wir nur 21 Tage in Indonesien waren. Die Jungs geben die IMEI ein und damit ist erst mal für den normalen Kurzzeit-Touristen alles erledigt.

    Noch schnell Geld und Wasser geholt und dann raus. Hach...diese Wärme....da war sie endlich wieder! Vor dem Flughafenausgang standen viele Leute, die warteten, aber keiner wurde aufdringlich, wie man es aus manchen Ländern kennt. Im Gegenteil - unser Fahrer war noch nicht da, wir hatten ihn vorher über das Hotel gebucht und ich hatte gedacht, wir bräuchten länger. Und direkt wurden wir angesprochen, ob man uns helfen könne.

    Ein gut gelaunter Fahrer holte uns ab, das Auto mit allem ausgerüstet, was das Passagierleben netter machen könnte: kleine Ventilatoren, Kleenex, Wasser....Wie immer bei der Ankunft und auf dem Weg zum Hotel, klebte unsere Nase am Fenster, um alles einzusaugen.

    Nach einer guten Stunde kamen wir im Blue Garden Hotel an. Das Hotel liegt außerhalb von Yogya im Grünen an Reisfeldern, hat gerade mal 10 Zimmer, jedes mit eigener Terrasse und in einem schönen Garten gelegen. Ein Pool direkt an den Reisfeldern mit Liegen und einem kleinen Restaurant sorgt für die entspannten Momente. Der Check in ist freundlich. Unser Gastgeber führt uns zum schönen Zimmer und lässt uns dann erst mal ankommen.

    Erst mal duschen und uns wieder ein wenig herrichten. Was aber anziehen in einem muslimischen Land, das täglich über schwüle 30 Grad kommt, als Frau? Tatsächlich habe ich mir im Vorfeld einige bedeckte Sommerkleidung gekauft, die hier nicht unbedingt zum Einsatz käme. Aber ich denke, die Wahl war richtig - wenn auch schweißtreibend. Nachdem die Fragen gelöst ist, hält uns schon nichts mehr auf dem Zimmer und wir folgen dem Tipp des Hotelbesitzers, zu einem Einheimischen-Restaurant mit Blick auf die Reisfelder zu gehen. Das Restaurant liegt bergauf, der Weg an der Straße entlang. Alle winken, grüßen freundlich und wir fühlen uns direkt wohl. Bis auf die Hitze, die uns nassgewschwitzt oben ankommen lässt.

    Bee Dothi ist zwar für Einheimische, aber nett und sehr Insta-tauglich angelegt. Beim Bestellen scharen sich direkt 4 Leute um uns und versuchen zu verstehen, was die Weißbrote denn wollen. Jeder holt ein wenig englisch raus. Und es klappt: wir bekommen vegetarisches Nasi und obendrein noch gedünstetes Gemüse. Dazu gibt es die leckersten (selbstverständlich ausschließlich alkoholfreien) Cocktails. Alle sind super lieb und freundlich. Was für ein Beginn für unsere Reise! Toll!

    Den restlichen Nachmittag verbringen wir am Pool und erfreuen uns an Wärme, dem Grün und den Blumen. Dekadent können wir im Pool liegend den Arbeitern auf dem Reisfeld zuschauen. Abends essen wir im Hotel direkt am Pool. Das Essen ist o.k., wenn auch nicht unbedingt ein Highlight. Schon jetzt wird klar, Nasi oder Bami Gorgeng wird uns wohl den Urlaub lang begleiten. Ein wenig wie in Nepal Dhal Baat ist hier Nasi das "geht immer"-Essen.

  • Montag, 29. April

    Die Nacht schlafen wir hervorragend, wenn auch natürlich nicht ewig lang - die Zeitumstellung lässt grüßen

    Zum Frühstück können wir zwischen Nasi, einer Joghurtbowl und Bananenpfannkuchen wählen. Dazu gibt es Kaffee und einen kleinen Obstteller. Reicht fürs Erste aus.

    Auf Anraten des Hotelbesitzers rufen wir ein Grab und fahren damit die 30 Minuten nach Yogyakarta. Die Fahrt kostet 3,- Euro und alles läuft super. Die App hatte ich mir, genau wie die von Gojek, bereits zu Hause herunter geladen und mit registriert. Mein Mann machte das dann erst vor Ort, konnte aber seine Kreditkarte hier nicht verifizieren, so dass es bei ihm nicht funktionierte. Also, im Zweifel: vorher in Ruhe alles einrichten.

    Erster Anlaufpunkt in Yogya: der Taman Sari, der Wasserpalast mit seinem dazugehörigen Straßengewirr. Wir sind um halb zehn da, allerdings zu früh – er ist noch nicht geöffnet. Nach kurzer Beratung und Blick in Google Maps beschließen wir, uns erst mal auf die Suche nach einem ATM zu machen. Vorbei an kleinen Häusern, oft üppig begrünt und gerne mit Singvogel-Käfigen davor, gelangen wir zum ATM an einer großen Straße. Am ersten Bankomaten klappt das Abheben leider nicht, also gehen wir zur nächsten Bank, wo alles easy funktioniert. Allerdings ist der Maximal-Betrag hier 100.000 Rupien, also 60,- Euro. Na, dann ziehen wir halt zwei Mal Geld. Mit dicken Geldbündeln im Gepäck geht es zurück zum Taman Sari, der nun geöffnet hat. Uns erwartet eine Alhambra light mit Wasserbecken und Rückzugsorten. Überall stehen Guides, die ihre Dienste anbieten, aber auch gerne einfach so zu dem, was man sieht, Erklärungen liefern.


    Viel mehr als der Wasserpalast interessiert uns jedoch das Gassengewirr dahinter. Und so lassen wir uns ein wenig treiben, auch auf der Suche nach nach der "geheimen Moschee". Auch hier spricht uns ein Guide (erkennbar an der "Uniform") und führt uns zu einem Fenster, durch das man hinein schauen kann. Leider ist auch diese Sehenswürdigkeit Corona zum Opfer gefallen und kann nicht mehr besichtigt werden.

    Irgendwann landen wir auf einem Markt. Wir schauen hier und schauen da, bestaunen vor allem das Obst und werden von den Markthändlern zurück bestaunt. Ein paar Mangosteen und Salak müssen mit. Und auch hier wird beim Kauf ein wenig geplauscht, im Rahmen der gegenseitigen Sprachmöglichkeiten.

    Als Nächstes wollen wir zum Palast, der nicht weit entfernt ist. Auf dem Weg werden wir mehrfach angesprochen, wo wir hinwollen. Unbeirrt sagen wir "Zum Palast". Der habe aber doch heute zu. Ja klar, denken wir, wie der Königspalast in Bangkok auch... nicht mit uns. Tja, Indonesien ist nicht Thailand: tatsächlich hat der Palast montags zu, wie auch Borobodur und Prambanan. Das hatte ich im Vorfeld bei den Recherchen übersehen. Allerdings waren wir jetzt eh nicht so wild auf den Palast, als dass uns das groß geärgert hätte. Dann gehen wir halt zur Malioboro.

    Auf dem Weg werden wir immer wieder gefragt, wo wir herkommen und teils auch in freundliche Unterhaltungen verwickelt. Westliche Touristen sind, und das erstaunt uns sehr, hier wirklich in der Minderheit. Ein paar Schülerinnen rufen mir hinterher "I like your hair - you look like Arielle". Mein Dankeschön und eine kleine Pirouette lassen uns alle gemeinsam lachen. Selten haben wir uns von Anfang an so wohl in einem Land gefühlt!

    Die Malioboro selber ist, zumindest tagsüber, eine Ansammlung von Läden mit mehr oder weniger einladender Ware, dazwischen ein paar Restaurants. Als der Hunger kommt, gehen wir in eines davon. Der Kellnerin, die englisch spricht, erklären wir, dass wir kein Fleisch und Fisch essen. Sie nickt beflissen und bringt uns: Nasi mit Hähnchen. Uff. Das ist uns eine Lehre. Wir schmeißen den Google Translator an und erstellen folgende Notiz zum Zeigen:

    Kein Hähnchen, kein Fleisch, kein Seafood, vegetarisch, Gemüse o.k., Ei o.k.

    Die restliche Reise zeigen wir bei der Essensbestellung immer die Notiz vor, sie wird aufmerksam gelesen und jedesmal (wirklich jedesmal) mit der Frage quittiert: Ei o.k.?

    Wir besuchen noch einen weiteren Markt und finden sogar einen Supermarkt nach westlichem Vorbild. Wir lieben Supermärkte in anderen Ländern. Wir studieren das Angebot und staunen über uns unbekannte Dinge, aber auch über viel Bekanntes. Letztlich nehmen wir Mückenspray fürs Zimmer mit und ein wenig Proviant wie Kekse und Chips.

    Die Wärme, die Eindrücke und die Zeitumstellung fordern ihren Tribut und so lassen wir uns am Nachmittag mit einem Grab heimbringen, zurück ins Blue Garden.

    Hier relaxen wir noch etwas am und im Pool, bevor der Hunger uns wieder raus treibt. Wir gehen wieder zum Bee Dothi. Heute bewaffnet mit Taschenlampen, denn es ist klar, dass wir im Dunkeln heimkommen werden. Das Problem ist nicht der Weg an sich, sondern dass wir für die Autos und Mofas sichtbar sind. Denn einen Bürgersteig sucht man hier vergeblich.

    Dank unseres Essens-Zettels läuft die Bestellung problemlos, zumal man uns widererkannt hat. Über den Reisfeldern sehen wir der Sonne beim Sinken zu, essen lecker und lassen den Tag ausklingen. Auf dem Weg heim sitzen viele Familien vor ihren Häusern und wenn wir vorbei kommen, ist es obligatorisch uns "Hallo" und ein "wo kommt ihr her" zuzurufen, immer gepaart mit einem strahlenden Lächeln. Spätestens jetzt sind wir absolut verliebt in Java.

  • Dienstag, 30. April

    Nach zwei Nächten im schönen Blue Garden geht es nun weiter. Die nächsten zwei Nächte wollen wir in den Janur Bungalows in der Nähe des Borobodur-Tempels verbringen.

    Die Idee war, die nicht allzu lange Fahrt zu einem Tag Sightseeing auszuweiten. Karten für den Besuch des Prambanan, die an keine bestimmte Uhrzeit gekoppelt sind, hatten wir ja schon am Abreisetag gebucht. Gerne würden wir noch einen Blick auf den Merapi erhaschen. Vielleicht sogar auf Lava-Ströme? Unser Hotelchef kann aber so recht mit unserer Idee nichts anfangen und rät immer wieder, ein Grab zu rufen. Das macht aber ja kein Sightseeing mit uns. Also habe ich gestern schon Kontakt zu EastJavaGuide aufgenommen. Mit Slamet, so der Kopf dahinter, hatte ich vorher schon Kontakt bei Facebook und über ihn eine Fahrt später auf der Reise vereinbart. An ihn habe ich mich gewendet, ob er einen Fahrer hat. Hat er und ist sogar so lieb, uns noch Tipps zu geben. Er erkundigt sich sogar noch bei Bekannten, ob momentan überhaupt Lava-Ströme zu sehen sind. Sind sie nicht.

    Klar ist aber, der über ihn vermittelte Fahrer holt uns morgens um 9 Uhr ab.

    Und wie auf bei allen Fahrern die noch kommen werden, steht das Auto überpünktlich vorm Hotel Wir checken aus und werden freundlich von Slamet, der Fahrer heißt auch so, in Empfang genommen. Auf geht es Richtung Prambanan. Slamet spricht gut englisch und das gegenseitige Löcher in den Bauch fragen beginnt. Er schlägt uns vor, auf dem Weg zum Prambanan, einen wenig besuchten, kleinen Tempel zu besuchen. Aber gerne doch. Am Candi Sambisari, der unter Bodenniveau liegt, ist nichts los. Mit drei indonesischen Touristen sind wir die Einzigen. Aber natürlich ist der Tempel gegen Prambanan auch sehr klein und wenig spektakulär.

    Am Prambanan kommen wir auf einen gut gefüllten Parkplatz. Slamet tauscht mit uns die Handynummern aus, damit wir ihm Bescheid geben können, wenn wir fertig sind und begleitet uns noch zum Touri-Eingang. Da ist wenig los und noch denken wir uns nichts dabei, wieso das so ist. Die Tickets werden gescannt, und für die 20,- Euro Eintritt bekommen wir auch noch ein Wasser in die Hand gedrückt.

    Vor uns erheben sich die Tempeltürme in den Himmel.

    Je näher wir kommen, desto mehr ist los. Nahezu keine westlichen Touris, dafür Schulklasse um Schulklasse, alle in Schuluniform und mit Handies bewaffnet. Da werden Selfies gemacht, Banner hochgehalten, Daumen in die Kamera gereckt, immer mit den Tempeln als Hintergrund.

    Man kann sich nahezu frei zwischen und in den Tempeln bewegen. Einen Guide haben wir nicht und auch das herunter laden des digitalen Guides, der in den Tickets enthalten ist, hat nicht geklappt. Nicht schlimm, so gehen wir zwar ziellos umher und lassen alles auf uns wirken.


    Schnell wird jedoch klar, dass für uns zwar die Tempel die Attraktion sind, für die vielen Schüler sind aber wir die Attraktion. Schon traut sich die erste Mädchen-Clique mich anzusprechen, ob ich mit ihnen ein Foto machen würde. Kurz darauf ist Kolja dran. Unter dem üblichen "Wo kommt Ihr her" und viel Gekicher werden wir von einem Interessenten zum nächsten weiter gereicht. Den Gipfel unseres heutigen Rockstar-Daseins bildet ein Klassenfoto, bei dem selbst die Lehrerinnen fleißig mitwirken, uns alle in Szene zu setzen.

    Wir alle haben super viel Spaß und wir freuen uns über dieses wirklich total unerwartete Erlebnis. Irgendwann wird aber klar, wenn wir uns jetzt nicht unauffällig vom Acker machen, stehen wir morgen noch da. Das gelingt dann nach einiger Zeit auch. Wir verlassen den Hauptkomplex und stehen vor zu mietenden Fahrrädern. Zum Komplex gehören noch 2 weitere Tempel. Der am weitesten entfernte liegt in 2 Kilometern. Also leihen wir uns kurzentschlossen für kleines Geld die Fahrräder und fahren, unter weiteren Begeisterungsstürmen der uns entgegen Kommenden, zum Candi Sewu.

    Hier sind wir nahezu alleine und staunen, was Archäologen so drauf haben. Aus einem riesigen Feld mit einzelnen Steinen wird nach und nach der Tempel wie ein Puzzle zusammen gesetzt.

    Das Zentrum steht bereits, aber es sieht noch nach sehr viel Arbeit aus.

    Auf dem Rückweg zeigt sich, dass das ganze Areal vor allem auf indonesische Freizeit-Interessen ausgerichtet ist. Im Vorbeifahren sehen wir neben Restaurants diverse Insta-Fotospots sowie einen kleinen Zoo mit einem Kasuar (der Arme).

    Nach etwas über zwei Stunden machen wir uns langsam auf den Weg Richtung Ausgang, wo uns Slamet schon erwartet. Auf unseren Bericht, dass wir nun Rockstars seien, weiß er zu berichten, dass viele der Schüler und Touris aus ländlichen Gegenden kommen, und tatsächlich selten westliche Touristen "in echt" gesehen haben. Deswegen waren sie so begeistert, uns zu sehen, wie wir erfreut waren, Teil des Spektakels zu sein.

    Es ist Zeit für ein Mittagessen. Slamet fragt, ob wir hungrig sind und bringt uns zu einem Restaurant, das ganz offensichtlich auf westliche Touristen eingestellt ist. Eigentlich ja nicht so dolle, ist das Restaurant trotzdem nett mit Blick ins Grüne gelegen und es gibt hier nur die üblichen indonesischen Gerichte. Also kein Schnitzel oder Burger. Wir sind beruhigt und lassen uns das Mittagessen schmecken.

    Nun geht es Richtung Merapi. Slamet bereitet uns aber schon darauf vor, dass die Chancen nicht die Besten sind, den Vulkan zu Gesicht zu bekommen. Je näher wir kommen, desto wolkiger wird es. Auf dem Weg zum Merapi Viewpoint, der sich letztlich als ein weiterer Insta-Spot entpuppt, kommen uns unzählige Jeeps entgegen. In allen Jeeps sitzen meist indonesische junge Menschen. Vermutlich fahren die Schüler auf ihrer Klassenfahrt vom Prambanan zum Merapi? Ich habe noch nie so viele Jeeps gesehen. Aber auf dem Parkplatz findet sich noch ein kleines Plätzchen und ich nehme mir fest vor, diese Jeep-Flut gleich noch zu fotografieren. Aber erst mal der Merapi. Aber es ist, wie Slamet sagt: nix zu sehen. Mit uns tummeln sich hier viele Schüler und junge Menschen. Wir posieren wieder für Fotos (langsam haben wir Übung) und während wir dann das Gelände ein wenig erkunden und ich mich auch mal für ein Insta-Bild in Pose stelle (wieso steht in Indonesien ein Wikingerschifft vor einem in Wolken gehüllten Vulkan?), leert sich der Platz zusehends.


    Zurück am Auto steht es alleine auf weiter Flur. Alle Jeeps sind verschwunden. Slamet lacht über unser dummes Gesicht und zeigt uns auf der Fahrt zum Hotel, wo die Jeeps alle hin sind: an einem unter einer Brücke fahren die Jeeps, begleitet vom Gejohle und Gelache der Insassen, in Kreisen durch den Fluss hin und her. Na, da wird hier echt einiges für die Schüler geboten.

    Nach einem weiteren Tag voller Eindrücke, setzt uns Slamet wohl behalten an der Unterkunft für die nächsten zwei Tage ab. Natürlich nicht, ohne ein gemeinsames Foto. Slamet war ein toller, freundlicher und unterhaltsamer Fahrer.

    In den Janur Bungalows, einem kleinen Hotel mit 6 Bungalows, 10 Fahrminuten von Borobodur entfernt, heißt uns Bobby herzlich willkommen. Das ganze Hotel ist in Boho-Chic angelegt. Unser Zimmer (ich habe leider nur ein nicht so gutes Foto, stelle es aber trotzdem mal ein) ist ein kleiner Bambus-Bungalow mit Verande, gemütlichem Bett und einem dahinter liegenden, halb offenen Bad. Alles ist top sauber.

    Bei einem Kokoswasser als Willkommensdrink gibt uns Bobby schon viele Tipps, wo wir essen gehen können, was wir machen können und fragt natürlich auch, wann wir nach Borobodur wollen. Nachdem wir uns eingerichtet haben, gönnen wir uns noch etwas Ruhe am schön gelegenen Pool.

    Heute Abend geht es mit dem Grab zum Thai essen. Wirklich thailändisch schmeckt es nicht, aber lecker ist es trotzdem. Und es gibt, oh Wunder, Bier. Das ist hier tatsächlich gemessen an den anderen Preisen teuer. Eine 625ml Flasche kostet 4,50 Euro . Egal, wir lassen sie uns trotzdem schmecken. Wieder satt und glücklich erkunden wir noch zu Fuß das Städtchen vor den Toren des Borobodurs. Auch hier ist man offensichtlich auf indonesische und nicht auf westliche Bedürfnisse eingerichtet. Was uns außerordentlich gut gefällt und unsere Begeisterung für Java nur noch verstärkt. Im Dunkeln fährt ein wild beleuchtetes Gefährt die Straße herauf und herunter, laut beschallt von Musik und bevölkert von ganzen Familien.

    Neben kleinen Streetfoodwagen mit Bakso (frittierten Fleischbällchen) oder Soto (einer Art Suppe) kommen auch die Kinder nicht zu kurz. Kleine Karrussells gibt es da, Möglichkeiten mit Sand Burgen zu bauen, zu malen oder Entchen zu angeln.

    Wir schauen uns das Treiben an, wie immer häufig freundlich gegrüsst, immer werden wir angelächelt und nie kommt das Gefühl von Unwohlsein oder Sorge auf. Alle sind einfach nur lieb und freundlich.

    Auch dieser Tag geht leider vorüber und mit einem Grab geht es zurück ins Hotel.

  • Schöne Erinnerungen, danke! Neben Schulklassenaufstellungen wurden uns in der Prambanan-Anlage zahlreiche Babys und Kleinkinder für ein Foto in die Arme gedrückt - die waren wohl zu verblüfft zum weinen :)

    Schade, dass unser Guide Candi Sewu nicht erwähnt hat, das hätte mich sehr interessiert.

    Freu mich schon auf die Weiterreise =)

  • Wie toll! Ich erinnere mich noch, wie ich 2009 in Lovina Beach stand und schemenhaft sah man Land in der Ferne und ein Hotelmitarbeiter sagte, das sei Java.

    Und ich dachte nur: Wow, OK, Java! "Java" klang so exotisch und wie "am Ende der Welt", dass ich dort eigentlich gerne hin wollte. In den Jahren danach habe ich immer mal wieder geschaut, wie eine Java-Reise aussehen könnte und habe mich immer wieder davon abbringen lassen, weil irgendwer irgendwo schrieb, es sei nicht sehenswert und außerdem gefährlich. Tja, und dann kam Indien... Aber wenn ich deine Bilder sehe und deine Eindrücke nachlese, dann bekomme ich doch riesige Lust, meine Reisewelt mal wieder etwas zu erweitern und mich nochmals näher mit Java - oder auch allgemein Indonesien - zu befassen!

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Neben Schulklassenaufstellungen wurden uns in der Prambanan-Anlage zahlreiche Babys und Kleinkinder für ein Foto in die Arme gedrückt - die waren wohl zu verblüfft zum weinen

    Ha ha , ja, das mit den Babys kenne ich auch. Meistens bin ich selbst dann auch zu verblüfft zum Weinen und grinse hilflos in die Kamera!

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Lieben Dank für Eure Rückmeldung. Es freut mich sehr, dass Euch der Bericht bisher gefällt.

    Inspired wir empfanden (Ost-) Java weder als langweilig noch als gefährlich. AbBer Du hast Recht, ich höre derartiges (ein Glück aber erst ) im Nachhinein. Lass Dich nicht abhalten. Und wenn Indien Dir zuflüstert: Du kannst auch mal woanders hin, dann breche ich gerne die Lanze für Java.

  • Mittwoch, 01. Mai

    Da wir erst für 8:30 Uhr Tickets für Borobodur haben und die Fahrt ja nicht weit ist, können wir erst mal in aller Ruhe frühstücken. Wir bekommen das liebevoll dekorierte Frühstück an einem Tisch vorm Hoteleingang serviert - auch hier zieht sich der Boho-Style durch. Wir sitzen umgeben von üppigem Grün und wie immer, wenn sich mir die Gelegenheit bietet, steckt schon eine wunderbar duftende Frangipani in meinem Haar.

    Ein Grab bringt uns dann zum Eingang des Tempels. Auch hier gibt es Zugänge für Einheimische und separat einen für Foreigners. Man kann bei der Ticket-Buchung wählen, ob man "nur" Tickets für unten, also für außerhalb des Tempels bucht, oder aber die "Structure-Tour". Nur mit der Structure Tour kommt man auch in bzw. auf den Tempel. Die Tickets hierfür kosten 26,- Euro, die Tickets für die "Ground Tour" lediglich 3,30 Euro weniger.

    Die Structure-Tour ist top organisiert. Man checkt mit seinem QR-Code ein und ist verschiedenen Uhrzeiten (die man vorab mit der Ticketbuchung festlegt) zugeordnet. Die früheste Möglichkeit ist um 8:30 Uhr. (Rückblickend muss ich sagen, würde ich eher eine der letzten Möglichkeiten wählen, denn für Fotos ist das Licht dann sicher wesentlich besser.) An einem Stand müssen die eigenen Schuhe gegen Bambus-FlipFlops getauscht werden. Diese sind niegelnagelneu und im Preis inkludiert. Weiter geht es zu einer riesigen, überdachten Halle, wo man wartet, bis die entsprechende Uhrzeit dran ist. Die Aufteilung erfolgt in etwa 15 Teilnehmerstarke Gruppen auf einen Guide. Man muss beim Guide bleiben und darf nicht auf eigene Faust rumstromern, bis auf die oberste Etage, hier bekommt man 15 Minuten Zeit, um auf eigene Faust herum zu gehen.

    Wir jedenfalls starten recht pünktlich mit unserem Guide Richtung Tempel. Und den sieht man tatsächlich erst, wenn man die Halle verlässt - er macht es also geheimnisvoll.

    Der Guide hält immer wieder mal an und berichtet über die Geschichte des Tempels. Wir sind jedoch durchs Fotografieren mehrfach abgelenkt und stellen irgendwann fest: wir haben unseren Guide verloren. Hui, da ging das Gesuche los. Nach einigen Minuten finden wir ihn wieder und lauschen von nun an brav seinen Ausführungen. Und es wäre auch schade, täte man das nicht, denn er berichtet durchaus interessant über den Tempel.

    Man geht über die einzelnen Ebenen, die verschiedene Stagen des Lebenszyklus darstellen.

    Der Tempel ist alleine aufgrund seiner Symmetrie absolut beeindruckend. Trotzdem finden wir es schade, wenn auch ein stückweit verständlich, dass man nicht da verweilen kann, wo es einen interessiert, sondern der Herde folgen muss.

    Aber am Fotografieren hindert uns das alles natürlich nicht.

    Viele Erklärungen später geht es hinauf auf die letzten zwei Ebenen. Hier befinden sich die für Borobodur so bekannten Stupas. In jeder sitzt ein Buddha (so er noch vorhanden ist und rekonstruiert werden konnte). Die letzte Ebene ist von einer großen Stupa gekrönt und für Nicht-Buddhisten nicht zugänglich.

    Hier, auf der obersten Ebene ist also nun freie Zeit für alle und natürlich wird es hier dann doch etwas voller. Sicher nicht so voll, wie es wäre, dürfte jeder einfach los, das gestaffelte besichtigen hat da schon seine Vorteile. Aber 15 Minuten sind ganz schön kurz, wenn man zum Einen bewundern will, in was für einem wunderschönen Meisterwerk an religiöser Architektur man sich da befindet, aber natürlich auch tolle Fotos machen mag. Zumal man natürlich seine Zeit und Geduldt (nicht meine Stärke) braucht, um den Moment abzupassen, wo kein Mensch auf dem Foto ist. Und selbstverständlich schälen sich hier aus den Gruppen die Insta-Freunde, bei denen man oft das Gefühl hat, das einer von Zweien nur zum Fotografieren mit durfte. Und da ich das immer faszinierend finde, wie man da offensichtlich komplett ausblendet, wie dämlich das letztlich ist, habe ich also fast schon Stress vor lauter verschiedenen Eindrücken. :P

    Wir kommen trotz allem Trubel zu unserer Foto-Ausbeute.

    Aber 15 Minuten sind endlich und so geht es, getrennt von den nächsten Gruppen, die aufwärts streben, hinunter. Von hier gibt es noch mal einen gesamten Blick auf den Tempel; eingebettet in die umliegende Natur und symmetrischer Perfektion.

    Und auch hier haben wir, besser gesagt, mein Mann den nächsten Rockstar-Moment. Und falls Ihr Euch fragt, ob und wie warm es morgens um etwa halb zehn auf Java ist, dem sei ein Blick auf das Shirt meines Mannes empfohlen.

    Wir schlendern noch etwas über das Gelände (ab hier darf man wieder unbegleitet rumstormern), können uns aber nicht aufraffen, das inkludierte Museum zu besuchen.

    Vorm Ausgang gibt es gefühlt endlose Stände mit Getränken, Essen und vor allem Souvenirs. Aber auch hier wird man zwar öfter angesprochen, aber nie aggressiv oder übermäßig nervig. Wir erstehen eine kleine Stupa, die man tatsächlich öffnen kann und ein Buddha sitzt darin für 4,80 Euro. Letztlich vermutlich schlecht verhandelt - aber das ist uns egal. Zumal im mich im Nachhinein fast etwas ärgere, nicht mehr gekauft zu haben, ist dies doch die einzige Möglichkeit, die sich auf Java ergab.

    Als kleines Fazit zu Borobodur:

    Der Tempel ist in seiner Symmetrie wunderschön. Aber das Highlight, weswegen ich nach Java wollte, ist er leider nicht. Das ist auch der erste Spot, wo wir mehr westliche Touristen sehen, als indonesische.

    Nichtsdestotrotz sollte er natürlich für jeden gesetzt sein, der in die Gegend reist.

    In einer Achse mit Borobodur liegen noch zwei weitere Tempel: der Candi Pawon und der Candi Mendut. Wir nehmen also ein Grab und lassen uns zum Candi Mendut fahren. Er liegt vielleicht 10 Fahrminuten von Borobodur entfernt. Dem Tempel vorgelagert ist ein buddhistischer Tempel, durch dessen Garte wir erst mal schlendern. Im Garten finden sich viele Buddha-Figuren, Gebetsräume und vor allem eine angenehme Stille. Den Candi Mendut schauen wir uns dann nur von außen an, besteht er doch nur aus einem Gebäude und zusätzlich fordert die Hitze ihren Tribut in Form von Unlust.

    Allerdings hält uns die Hitze nicht davon ab, wieder zu Fuß Richtung Borobodur zurück zu gehen. Allzu viel zu sehen gibt es jedoch nicht, zumal der Weg (immerhin ein Bürgersteig) entlang einer viel befahrenen Straße führt. Wir kehren noch in ein Restaurant ein (und sind die einzigen Gäste), bestellen dank unseres schlauen Zettels unser Essen (es gibt natürlich wie immer Nasi mit Gemüse und Ei) bevor uns ein Grab zurück zum Hotel bringt.

    Mit einem Buch verziehen wir uns in den Schatten am Pool, lassen die Eindrücke sacken und kühlen uns etwas im Wasser ab.

  • Mittwoch, 01. Mai

    Fortsetzung

    Bobby, der Besitzer der Janur Bungalows, organisiert, wie eigentlich jedes Hotel, verschiedene Ausflüge. Wir entscheiden uns, mit ihm einen Rundgang durch das Dorf, an dessen Rand unser Hotel liegt, zu machen. Dazu muss man sagen, dass der Preis hierfür wirklich stolz ist: 350.000 IDR pro Nase, also etwa 21 Euro. Aber, um das Fazit gleich vorweg zu nehmen, war es uns das total wert. Nie hätten wir auf eigene Faust so viel über das Dorf, die Bauern, die Hobbies und Eigenheiten erfahren. Da ist der (für uns ja trotzdem überschaubare ) Preis schnell vergessen.

    Wir schlendern also los. Bobby erzählt von dem kleinen Markt, der jeden Morgen kurz nach Sonnenaufgang um die Ecke des Hotels stattfindet, zeigt uns Zitronengras (ich wäre dran vorbei und hätte halt gedacht, dass es Gras ist), erklärt wie Papaya wachsen, lässt uns am Ylang Ylang im Garten eines Nachbarn riechen und so erfahren und sehen wir an jeder Ecke etwas Neues. Ich ignoriere dabei geflissen und soweit es mir möglich ist, die vielen Seidenspinnen, die es sich über uns in den Hochleitungen gemütlich gemacht haben.

    Jackfruit

    Sternfrucht

    Bobby kennt gefühlt jeden hier und überall gibt es einen kleinen Plausch. Im Dorf selber zeigt er uns eine „Fabrik“ die Nelkenöl herstellt, wir dürfen Pomelo probieren und werden bei einem seiner Angestellten mit reichlich Süßigkeiten verwöhnt. Weiter geht es durchs Dorf, vorbei an bessern und ärmliche Häusern.

    Da werden Vanilleschoten getrocken und gebündelt, Maniok wird gepresst und zu Keksen getrocknet.

    Ziegen, mit einer eigenartig gezüchteten Gesichtsform, entpuppen sich als Garant für Reichtum, weil sie für horrende Preise verkauft werden, je häßlicher sie sind. Bobby berichtet von unfassbaren Erlösen, die wir nahezu nicht glauben können, stünde nicht vorm Haus des Monster-Ziegen-Hauses ein wirklich fettes Auto.

    Highlight ist, als sich erklärt, was das für „Tore“ sind, die wir schon auf dem Hinweg gesehen hatten, aber nicht zuordnen konnten. Etwas außerhalb vom Ort ragen vier Holzpinne hoch in die Luft, verbunden mit weiteren Querstreben zu einer Art offenem Würfel. Darunter liegen Polsterungen. Das ist nicht der örtliche Wrestling-Platz, sondern dient als Ziel für den Lieblingssport der Menschen besser gesagt der Männer hier: Taubenrennen. Auf einem Mofa werden Käfige aus Holz mit Tauben hingefahren. Die weibliche Taube verbleibt hier, die männlichen Tauben werden etwa 2 km entfernt verbracht. Von da sollen sie, angelockt von ihrer Herzdame, die vom Besitzer an den Füßen im Würfel festgehalten wird, so schnell wie möglich zurück kommen. Sie müssen zwingend durch das obere Quadrat fliegen. Und das tun sie auch. In einem Affenzahn. Teilweise kommen dabei wohl Tauben um, weil sie nicht rechtzeitig abbremsen können. Um das abzumildern ist der Innenraum gepolstert. Der Anblick eines solchen Unfalles bleibt uns zum Glück erspart. Aber toll, dass wir das sehen konnten und erklärt bekommen haben.

    Bevor es dunkel wird, geht es auf der Ladefläche eines Pickups wieder bergab zu unserem Hotel.

    Das war mal eine interessante, leckere, spannende Sache und jeden Cent wert!

    Zurück im Hotel packen wir schon mal wieder grob zusammen, was schon in den Koffer kann, duschen und fahren dann wieder mit einem Grab nach downtown zum Essen.

    Java hat uns erneut einen bunten, schönen, interessanten Tag beschert.

  • Donnerstag, 02. Mai

    Heute heißt es früh aufstehen. Wir wollen, bevor wir die Janur Bungalows verlassen müssen, noch beim Sonnenaufgang einen Blick auf Borobodur und mit viel Glück auf den Merapi erhaschen. Und so geht es um halb fünf mit einem Fahrer zum Sonnenaufgangsspot Punthuk Stumbu, bzw. zu dessen Parkplatz. Von hier geht es noch einen gepflasterten Weg bergauf bis zu einem Plateau. Hier bekommt man Kaffee und natürlich auch die eine oder andere Insta-Foto-Location geboten. Zusammen mit vielleicht 50 anderen Menschen (die sich hier gut verteilen) warten wir gespannt. Um es kurz zu machen: kein Merapi, den Borobodur erkennt man nur, weil man es weiß. Aber gut, hätte auch anders sein können.

    Bevor wir zurück ins Hotel gehen, folgen wir noch Bobby’s Tipp vom Vortag und laufen zur nächsten Straßenkreuzung vor. Zwar ist hier kein Markt mehr zu sehen, dafür das morgendliche Leben. Auf den Reisfeldern wird gearbeitet, man ist auf dem Weg zum Feld oder zum einkaufen, Fleisch wird an der Straßenecke abgepackt und tütenweise verkauft.


    Da haben wir schon vorm Frühstück, dass wir am Pool sitzend serviert bekommen, viel erlebt.
    Während wir unser Frühstück sitzend einnehmen, bekommen zwei Holländerinnen ein "Floating Frühstück". Insta lässt grüßen. Die beiden bekommen ein großes Tablett mit ihrem Frühstück in den Pool gebracht, wo es genug Auftrieb hat. Ich frage mich nur, ob ich es so toll fänd' im Bikini stehend im Wasser zu frühstücken. Aber das ist ja sicherlich Geschmackssache.

    Pünktlich kommt der von Bobby vermittelte Fahrer und bringt uns in gut einer Stunde zum heraus geputzten, tip top sauberen Bahnhof Tugu. Von hier fahren die Züge mit den etwas besseren Zugkategorien ab. Das Ticket hatten wir bereits im Vorfeld online gekauft. Ab einem Monat vor der Zugfahrt sind die Tickets zu kaufen. Bevor man auf das Gelände kommt, werden Ticket und Pass gecheckt. Hier halten sich also wirklich nur Passagiere oder Angestellte auf. Der Bahnhof bietet Sitzplätze, Restaurants, Möglichkeiten sich mit Essen zu versorgen. Wir sind früh und haben Zeit uns hier alles anzuschauen.

    Pünktlich kommt der Zug, alles klappt prima. Die Abteile sind sauber, relativ geräumig und es gibt sogar einen Bordservice, der Getränke und Snacks auf einem Wagen verkauft.

    Wir vertreiben uns die 4 Stunden Fahrt mit Podcast hören und Landschaft gucken. Reisfelder in allen Stadien des Anbaus sehen wir, riesige Moscheen, ab und an ein paar Städte. Nach kurzweiligen 4 Stunden landen wir in Surabaya, sind also quasi einmal von der Nordseite Javas zur Südseite gereist.

    Bis wir mit einem Grab beim wirklich nur einen Katzensprung entfernten Hotel sind (Laufen ist mit den Taschen und bei der Wärme keine Option) vergehen allerdings weitere 45 Minuten.

    Das Santika Premiere Gubeng ist ein übliches 4-Sterne-Stadthotel mit super nettem Empfang, einem Zimmer mit einem riesigen Bett und Blick aus der 8. Etage. Pläne haben wir keine mehr, es ist schon spät. Also gönne ich mir eine Massage im (spartanischen) Spa im 20. Stock, die Stunde für 18,- Euro, und mein Mann besorgt im nahe gelegenen Supermarkt noch ein wenig Proviant.

    Zu Abend gehen wir auch nur 4 Häuschen weiter in ein auf westlich getrimmtes Restaurant. Letztlich bleibt für uns Vegetarier auch hier nicht viel Auswahlmöglichkeit, aber immerhin müssen es heute zum Nasi Goreng dann zusätzlich noch Pommes sein. Mehr passierte an dem Tag nicht mehr. Satt ging es ins riesige Kingsize-Bett.

    Vielleicht noch ein kleiner Exkurs an dieser Stelle zu unserer Route. Viele Touristen fahren ja von Yogyakarta weiter nach Malang und von dort (meist mitten in der Nacht und als Stippvisite) nach Cemoro Lawang um am Bromo den Sonnenaufgang zu erleben, am nächsten Tag fährt man als Tagesausflug zum Tumpak Sewu Wasserfall und dann weiter zum Ijen um schlußendlich die Fähre nach Bali zu nehmen. Quasi der Banana-Pancake-Trail Javas.
    Nachdem ich viele Berichte gelesen hatte, war ich zu dem Entschluss gekommen, dass Malang nicht das ist, was wir sehen müssen. Wir entschieden deshalb letztlich nach Surabaya zu fahren, aber eben nur, um von hier aus dann weiter direkt nach Cemoro Lawang zu fahren. Wir wollten den Sonnenaufgang am Bromo gerne in Ruhe genießen und - bei schlechtem Wetter - auch noch einen weiteren Tag die Chance auf einen schönen Sonnenaufgang haben. Schwierig war dann, ob und wo und wie man denn den Tumpak Sewu-Wasserfall einbaut. Malang liegt westlich des Bromo, Cemoro Lawang genau gegenüber, auf der anderen Seite des Bromo im Osten und der Tumpak Sewu quasi im Norden. Es gab also letztlich keine ideale Route. Deshalb also Surabaya nur als kurzen Zwischenstop auf der Route.

    Den Ijen, wie Ihr später sehen werdet, haben wir nicht auf unsere Route genommen. Es reizte uns tatsächlich so gar nicht. Wir wollten nicht schwer schuftenden Menschen beim gefährlichen Schwefelabbau zuschauen. Klar hätte mich das blaue Feuer gereizt, aber 1000 Höhenmeter mit Gasmaske? Und alles was wir später von Reisenden hörten, bestätigte unsere Entscheidung. Tausende Menschen die sich da nachts den Berg hochkämpfen, ein Gedränge am engen Kraterrand (2 Wochen vorher war eine Chinesin in den Säuresee gefallen, auf der Suche nach dem besten Foto stolperte sie über ihr Insta-Walla-Kleid). Aber natürlich setzt da auch jeder andere Prioritäten.

  • Freitag, 03. Mai

    Das Frühstück ist ein Büffet. Bisher gab es immer „nur“ a la carte, was auch sehr lecker war, aber so ein Büffet….es gibt alles. Vor allem natürlich eher Frühstück für asiatische Geschmäcker, also warme Gerichte. Aber auch wir Westler kommen nicht zu kurz mit Brot, Kuchen, Joghurt, Waffeln und Ei in allen Varianten. Entsprechend begeistert schlage ich zu.

    Der Plan ist, noch eben im ATM Geld zu ziehen. Es ist noch früh, der Fahrer soll erst um 10 Uhr kommen. So war es mit Slamet von EastJavaGuide vereinbart.

    Als wir wieder rein kommen, spricht uns jemand an, der vorher schon in der Lobby wartete. Wie sich heraus stellte, ist er unser Fahrer. Wie immer bei allen Transporten bisher super- bis überpünktlich. Prima. Wir holen unsere Sachen aus dem Zimmer, checken aus und los geht’s.

    In etwas über 3 Stunden geht es durch Orte, Dörfer, Landschaft, bis die Straße nur noch den Weg bergauf kennt. Cemoro Lawang liegt auf 2.200 m. Dementsprechend verändert sich die Vegetation und die Landschaft gefühlt mit jedem Höhenmeter. Kurz vorm Kraterrand heißt es: Eintritt zahlen für den Nationalpark (310.000 IDR, also 18,60 Euro pro Nase). Die Gebühr müssen wir für unseren Aufenthalt aber nur einmal zahlen. Was gut ist, da unsere Unterkunft hinter dem Gate liegt und wir sonst jeden Tag die Gebühr zahlen müssten.

    Es war gar nicht ganz so einfach, in Cemoro Lawang die richtige Unterkunft zu finden. Ein paar Hotels werden immer genannt, sind aber mit Zimmerpreisen von 60,- Euro für hiesige Verhältnisse relativ teuer. Das wäre natürlich kein Problem, wären nicht die Bewertungen unter aller Kanone. Also entscheiden wir uns für das Cahyo Homestay.

    Die Unterkunft ist einfach, aber sauber. Cahyo, der Besitzer, nimmt uns mit einem Lachen in Empfang. Einer der ersten Hinweise: betretet das Zimmer nur ohne Schuhe und schließt schnell die Tür. Später wissen wir warum. Überall findet sich der feine Vulkansand, der nicht unbedingt herein wehen soll.

    Er gibt uns noch weitere Tipps (wo essen) und fragt nach unseren Plänen. Er rät uns, wenn wir zu Fuß loswollen zum Sonnenaufgang, etwa um 3 Uhr loszugehen, damit wir nicht von den Jeeps umgefahren werden, denn Bürgersteige gibt es nicht und der Großteil des Weges führt entlang der Straße. Puh, na dann…er wird es wissen.

    Tatsächlich haben wir schon bei der Anfahrt Massen an Jeeps gesehen, die uns entgegen kamen. Und natürlich hatten wir im Vorfeld davon gelesen. Aber die schiere Menge war dann doch erstaunlich. Und sollte am nächsten Tag zur Hauptbesuchszeit noch mal andere Dimensionen annehmen.

    Nachdem wir uns eingerichtet haben, geht es durchs Örtchen. Ein kleines Bergdorf mit 2 Straßen, einigen Unterkünften und Restaurants. Die Temperaturen sind angenehm. Es ist T-Shirt-Wetter, aber ohne die Hitze und Schwüle von „unten“. Es ist nicht viel los. Das Gros der Touristen kommt nachts mit dem Jeep aus Malang, lässt sich erst zum Sonnenaufgang zu einem Viewpoint und anschließend in die Caldera fahren, bevor es zurück nach Malang geht. Überachten tun hier die Wenigsten. Und so fühlt es sich fast ein wenig exklusiv an, hier zu sein.

    Wir gehen schon mal einen Teil des Weges zum Sonnenaufgangsspot und folgen NoDurians Screenshot des Weges, machen Halt an einem Büdchen bei Cola und Chips und staunen, wie zwei ungefähr 10-jährige Mädels mit einem Roller ankommen und diesen von einer anderen 10-jährigen an der hiesigen Tankstelle, die aus abgefüllten Flaschen besteht, auftanken lassen. Herrlich!

    Wir gehen noch ein wenig rechts und links, schauen den Leuten bei der Feldarbeit zu, finden einen schönen Aussichtsspot in die Caldera

    und gehen zurück zur Unterkunft. Die ist super gelegen. Genau an der Caldera, in der Nähe der Abfahrt. Wir sehen im Abendlicht den Bromo unter uns in der riesigen Caldera, davor einen Tempel, dahinter weitere Vulkane, vereinzelt ein paar Jeeps. Was ein Schauspiel! Und als wäre das nicht genug, beginnt der Bromo zu qualmen und stößt eine Aschewolke aus. Wow! Zusammen mit 4 anderen schauen wir uns gebannt das Spektakel an und lassen die Kamera glühen.

    Abends geht es in das von Cahyo empfohlene Restaurant. Hier ist man auf Touris eingestellt und es füllt sich gefühlt mit all denjenigen, die hier im Ort übernachten. Wir haben Spaß beim Leute gucken, lassen uns ein Radler und das Abendessen schmecken, bevor es ins Bett geht. Die Nacht ist kurz.

  • Samstag, 04. Mai

    Heute soll also das zweite Highlight unserer Reise auf uns warten. So die Hoffnung und der Plan. Dementsprechend fällt das Aufstehen, als der Wecker um halb drei geht, nicht ganz so schwer. Los kommen wir aber erst um 3:20 Uhr.

    Es ist noch stockdunkel, aber unsere Taschenlampe zeigt uns den Weg. Zuerst noch ruhig und einsam rauschen immer mehr Jeeps und Mopeds an uns vorbei. Immer wieder bietet uns ein Mopedfahrer an, uns – natürlich gegen Gebühr – mitzunehmen. So kalt, wie überall geschrieben stand, ist es nicht. Im Vorfeld war ich ziemlich unsicher, was wir an Kleidung so dabei haben sollten, war doch von Eiseskälte die Rede. Und die überall feil gebotenen Mützen und Schals mit Bromo-Schriftzug taten ein übriges. Letztlich waren wir mit unserer Kleidung aber goldrichtig: lange Hose, Shirt und eine Daunenjacke drüber. Keine Mütze, keine Handschuhe, kein Schal. Der Weg ist angenehm zu gehen, auch wenn es auf dem letzten Drittel nur noch bergauf geht.

    Je näher man dem Seruni Viewpoint kommen, desto mehr Menschen. Man kann Kaffee und Getränke kaufen. Am Viewpoint ist es schon leicht gefüllt. Es ist aber noch sehr früh und Zeit bis zum Sonnenaufgang, so dass wir – wie auch geplant – weiter gehen. Kurz eine Mini-Steilstufe hochkraxeln und dann geht der Weg erst mal entspannt, nur leicht bergauf führend, weiter. Immer wieder ergibt sich ein Plätzchen, dass gute Sicht verspricht und einsam ist. Aber nach wie vor ist es noch zu früh, um schon rumzustehen. Außerdem sehen wir weit über uns viele Lampen. Dann schauen wir doch erst mal, wie es da ist. Der Aufstieg ist schnell geschafft (getreu dem Motto: im Dunkeln gewanderte Höhenmeter sind geschenkte Höhenmeter ;) ), aber hier am Kingkong Viewpoint ist es super voll. Hier kommen hunderte von Jeeps an und spucken ihre menschliche Fracht aus. Es ist drubbelig und laut.

    Wir entscheiden also, wieder abzusteigen und uns irgendwo dazwischen einen Platz zu suchen. Und so erleben wir den wunderschönen Sonnenaufgang an einem ruhigen Platz, zusammen mit 2 anderen Paaren. Ein Traum! Ich hätte es mir nicht schöner ausmalen können. Die Vulkane, Wolkenschwaden, der Semeru qualmt, das Licht verändert sich minütlich. Es ist unbeschreiblich und unfassbar toll. Die Fotos, die ich hiervon gesehen habe, lügen nicht und zeigen tatsächlich den atemberaubenden Anblick 1:1.

    Aber seht selbst:

    Gut eine Stunde verbringen wir hier, staunen und freuen uns, bevor wir den Abstieg angehen. Vorbei am Seruni Point, der sich schon sichtlich geleert hat, vorbei an einem großen Jeep-Chaos.

    Das Jeepchaos ab hier lassen wir schnell hinter uns, wandern im schönsten Morgenlicht beseelt von dieser Sternstunde an morgendlichen Feldern vorbei und freuen uns wie Bolle, dass der Plan, auf eigene Faust loszugehen, so super geklappt hat.

    Um 7 Uhr sind wir wieder am Restaurant des Vorabends und lassen uns hier ein ausgiebiges Frühstück schmecken. Im Cahyo Homestay haben wir die einzige Unterkunft, in der wir kein Frühstück bekommen. Aber das ist auch gut so, wir sind nämlich hungrig und können so nach Herzenslust bestellen und futtern.

    Zurück an der Unterkunft lassen wir es erst mal ruhig angehen, ziehen uns um, und schauen von oben zu, wie sich in der Caldera die Jeeps wie eine Riesenraupe über die Wege ziehen.

  • Samstag, 04. Mai

    Fortsetzung

    Cemorolawang von oben

    Man sieht, wie sich der Ort am Rande der Caldera befindet. Unser Homestay befindet sich ungefähr am 2. Zacken.

    Gegen 10 Uhr, langsam leert es sich im großen Becken unter uns, treten auch wir den Weg an. Hinunter in die Caldera und durch die Sea of Sands. Immer wieder bekommen wir Transport-Angebote, aber wir wollen gehen. Der Hindu-Tempel in der Caldera dient als Anlaufpunkt. Daran links vorbei kommen wir zur Treppe, die hoch auf den Kraterrand führt. Viele arme Pferde, die heute schon Schwerstarbeit geleistet haben, stehen hier und warten, samt ihrer Besitzer, auf den nächsten Auftrag, um Menschen vom Jeep zum Aufgang und retour zu bringen.

    Später hören wir, dass hier morgens, wenn alle vom Viewpoint zum Bromo kommen, die Luft vom von den Pferden aufgewirbelten Staub dunstig ist, es nach dem Schweiß der Pferde riecht. Die armen Tiere! Gut, dass wir das umgehen konnten.


    Der Aufstieg auf den Kraterrand ist schnell geschafft. Es ist zwar nicht menschenleer, aber auf jeden Fall überschaubar voll. Was ich erst für einen Wasserfall halte, ist das Grummeln des Vulkanes unter uns. Was ein Geräusch. Ab und an ziehen kleine Aschewolken vorbei. Was ein Erlebnis!

    Auch ein kleiner Tempel darf hier oben nicht fehlen:

    Zurück geht es auf dem selben Weg, quer durch den Sea of Sands, zurück und hoch zum Hotel.

    Den Nachmittag wollen wir noch mal durchs Dörfchen. Als wir die Straße weiter bergab gehen wollen, werden wir angesprochen, wo wir hin wollen. Na, weiter runter. Da gibt es aber nichts zu sehen, ist die erstaunte Erwiderung. Geht doch lieber da vorne um die Ecke, da ist es schön. Und da ist sie wieder, die Herzlichkeit und Freundlichkeit der Indonesier! Zwar gehen wir erst noch die Straße etwas weiter runter, stellen dann aber fest, dass da wirklich nix ist und folgen dem Rat. Und das ist toll. Ordentlich, neu angelegte Wege mit Sitzgelegenheiten führen entlang der Felder, durch eine kleine Neubausiedlung. Menschen winken uns, fragen wo wir herkommen. Wir setzen uns auf die Bank und freuen uns über den Ausblick. Noch zwei Mal werden wir heute hier hin kommen und ein wenig spazieren.

    Am Abend geht es wieder in „unser“ Restaurant, das heute nicht ganz so voll ist wie gestern.

    Was ein Tag! Und wie erhofft, bereitete er uns wirklich ein absolutes Highlight!

  • Sonntag, 05. Mai

    Nachdem wir uns gestern fast noch mit dem abendlich versprühten Anti-Instekten-Spray umgebracht hätten, hält uns das heute nichts davon ab, zum Frühstück wieder hungrig zu sein. Never change a winning team – auch heute geht es wieder in die Kusuma Kitchen. Quasi unser Stammlokal.

    Die Tasche ist schnell gepackt, wir räumen schließlich auch nie mehr aus als nötig. Und weiter geht es, mit einem beim nächsten Hotel gebuchten Fahrer Richtung Tumpak Sewu. Wir schrauben uns aus den Bergen runter, die Vegetation verändert sich wieder, und bald sind wir wieder gefühlt in den Tropen. Auch wenn wir die Hitze dank Klima nicht spüren. Irgendwann schraubt sich die Strecke wieder hoch, entlang einer im Bau (oder Reparatur) befindlichen Straße, bis nix mehr geht und wir stehen bleiben. Alles staut sich. Nachdem klar ist, dass das dauert, steigen wir Drei aus. Kaum verlassen wir das Auto ist wieder ein großes Hallo und wir posieren für einige Fotos. Irgendwann flüchten wir vor der Hitze wieder ins Auto und plötzlich setzt sich ein uns nicht bekannter Mensch ins Auto, sagt Hallo, setzt das Auto aus der Schlange, dreht und fährt weg. Wenn wir nicht schon so viele positive Erfahrungen hier auf Java gemacht hätten, wären wir jetzt vermutlich durchgedreht. Und so fangen sicher auch Geschichten an, die später mit „wie blöd kann man sein?“ bewertet werden. Wir nehmen es jedoch hin und wundern uns einfach. Auf der Strecke gab es wohl einen Erdrutsch, so dass auf absehbare Zeit hier nicht passiert werden kann. Wir müssen eine rumpelige Alternativ-Strecke nehmen.

    Auch die Alternativstrecke ist nicht ohne, gab es hier doch vor einiger Zeit eine heftige Überschwemmung. Wir fahren an vielen Häusern vorbei, die bis zur Hälfte voller Schlamm und Geröll sind. Man mag sich gar nicht vorstellen, was sich hier abgespielt hat.


    Auch hier staut es sich immer wieder. In einem dieser Staus steht ein großes Auto hinter uns, aus dem unser erster Fahrer raus purzelt. Wir sollen das Auto wechseln. Und unser Gepäck? Das kann im anderen Wagen bleiben. Ja, äh….also….nun gut. Wie sich raus stellte, war der Fahrer, der aus dem Nichts auftauchte, der Besitzer der D'Corner Homestay, unserer nächsten Unterkunft. Eigentlich hätten wir auch mit dem größeren Auto fahren sollen. Wie die Beiden aber jeweils getauscht haben, sich gefunden haben und wo das große Auto stand wird wohl für immer ein Rätsel für uns bleiben.

    Aus den geplanten 2,5 Stunden wurden unterm Strich über 4 Stunden. Die Zeit wird knapp. Da wir nur eine Nacht hier bleiben, am nächsten Tag früh wieder los müssen, aber doch unbedingt den Tumpak Sewu Wasserfall sehen wollen.

    Aber erst mal ankommen, einrichten, in dem kleinen, sehr einfachen aber sauberen Zimmer.


    Wir wollen zu Fuß zum Wasserfall, angeblich nur 750 Meter, aber während man uns den Weg erklärt, kommt die Frage: könnt Ihr Scooter fahren? Mein Mann kann und so sitzen wir mirnichtsdirnichts ohne Helm auf dem Scooter, mit dem Ziel im Handy, das ich als Beifahrerin seitlich ins Sichtfeld vom Fahrer halte. Noch so eine „wie blöd kann man sein“-Geschichte. Zu unserer Verteidigung: der Verkehr hier ist überschaubar und die Strecke nicht weit.

    Am Wasserfall angekommen nehmen wir den Tipp, den wir vorher am Bromo bekommen hatten, wahr, und leihen für 1,20 Euro Wasserschuhe. Zuerst geht es bergab zum Viewpoint. Hier kann man wieder hervorragend Insta-Opfer besichtigen, die sich in Positur rücken und unterm weiten Hemd – oh Wunder – ein knappes Bikini-Oberteil tragen. Wir sind erst mal etwas enttäuscht, denn man sieht zwar den Wasserfall von oben, nicht aber den Semeru im Hintergrund. Na egal, dann gehen wir mal runter.

    Der Abstieg macht Spaß, vor allem, als es an einem Seil direkt durch einen kleinen Wasserfall abwärts geht (o.k., erwischt, das Foto zeigt mich beim Hochgehen auf dem Rückweg).

    Unten angekommen wird die Luft vor lauter Gischt sehr feucht. Je näher wir den Wasserfällen, die in einer Art Arena herab fallen, kommen, um so mehr Menschen im Insta- und Selfiemodus tummeln sich. An den neuralgischen Punkten steht man brav in (kurzer) Schlange. Auch wir können nicht widerstehen, verbrüdern uns fotografisch noch mit einem alleinreisenden Inder und bekommen so auch das eine oder andere halbwegs Insta-taugliche Foto (nicht, dass wir es dort einstellen würden).

    Danach erkunden wir die Schlucht noch etwas. Man könnte noch einige, kleinere Wasserfälle und eine Höhle erkunden. Da aber Schluchten nicht unbedingt das Ding meines Mannes sind, geht bald wieder hoch. Durch den kleinen Wasserfall aufwärts (ein Hoch auf die Wasserschuhe), über viele Treppen weiter hoch. Vorbei an vielen Menschen, die nach Luft schnappen und einen hochroten Kopf haben. Na Leute, so schlimm ist es wirklich nicht. 8o

    Noch ein Blick am Viewpoint und siehe da, es klart auf und der Semeru ist zu sehen. Und der Viewpoint obendrein verlassen. Und so wird das Stativ aufgebaut und wir bekommen doch noch ein paar schöne Fotos von Wasserfall und Vulkan.

    Zurück an der Unterkunft machen wir noch eine kleine Runde, stellen aber fest, dass weit und breit kein Restaurant zu finden ist. An einem kleinen Hauskiosk dreht die Besitzerin fast durch, als sie feststellt, dass da Weißnasen vor der Theke stehen. Sehr lustig. Erwähnte ich schon, wie sehr ich die Indonesier liebe?

    Der Hunger macht sich bemerkbar und wir fragen, wo wir was essen können. Kurzerhand wird wieder was in unser Handy eingetippt, uns der Scooter-Schlüssel in die Hand gedrückt und los geht’s. Ganz geheuer ist es uns nicht, vor allem mir nicht, zumal es dunkel ist. Aber die Straßen sind leer und mein Mann fährt sehr aufmerksam und langsam.

    Das Restaurant ist ein Chinese, wir sind die einzigen Gäste, werden aber begeistert begrüßt und müssen vorm Bestellen erst mal für einen Selfie herhalten. Mit unserem schlauen Indonesisch-Essens-Zettel bekommen wir dann auch vegetarisches Nasi und sogar Bintang. Das trinken wir aber natürlich nicht vor Ort, schließlich wartet noch die Rückfahrt auf dem Roller auf uns, sondern nehmen zwei Flaschen und eine Sprite mit zurück.

    Auch die Rückfahrt, immer die Straße runter, ist kein Problem. Und so lassen wir den Abend mit zwei Radlern vor dem Eingang auf zwei Hockern sitzend ausklingen.

    Lustige Anekdote am Rand: am nächsten Tag, als der Weg zum nächsten Hotel auch an dem Chinesen vorbei führt, stellen wir fest, dass das uns empfohlene, und ins Handy eingetippte, Warung genau dahinter liegt und wir es nicht gesehen haben. Das erklärt, wieso der Lodge-Besitzer irritiert war, dass wir vom Chinesen sprachen und dort Bier kaufen konnten. Egal, war ja trotzdem gut.