Wären doch alle so wie die Japaner....

  • Hallo, für mich sind die Japaner ein Vorzeigevolk.

    Ich bin begeistert von dieser Disziplin und der Überzeugung seine Arbeit gut zu Besonders im Kundenservice ist der Anspruch,die Kunden zufrieden zu machen und nicht nur seine Pflicht zu erfüllen.

    Es gilt dort auch eine andere Arbeitsmoral .
    Einiges ist etwas übertrieben, besonders mit der Überarbeitung.
    Wenn aber grundsätzlich andere so motiviert und kundenorientiert wie die Japaner wären, würde vieles besser laufen, besonders beim ÖPNV. Bus und Bahnfahren ist in Japan ein ganz anderes Erlebnis,als hier in Europa. Hauptsächlich auch wegen dem Personal
    Die Busfahrer haben sogar ein Headset, womit sie nützliche Informationen Durchsagen.

    Jetzt habe ich aber hin und wieder auch von Leuten gehört,die auf der einen Seite das japanische system bewundern und auf der anderen Seite so ein System nicht haben wollen,weil es nicht wirklich den einzelnen berücksichtigt.Man muss halt funktionieren.

    Wären aber alle so wie die Japaner,hatten wir eine bessere Welt,dass ist meine Meinung.

    Wie seht ihr das?


    Wo ich schon mal dabei bin und um nicht ein neues Thema zu eröffnen,Frage ich hier mal ob die Chinesen auch so ähnlich sind?Da Kenne ich mich nicht so aus.

    Eine andere Frage,an all die scin in den 1970-1980-1990 er Jahre in Japan unterwegs waren, war es damals auch schon so,dass die Busfahrer die Haltestellen über Mikrofon durchgesagt haben?

    Heutzutage läuft das ja automatisch und es würde mich interessieren,wie es früher war.

  • Du hast vor genau 2 Jahren diese Frage schon einmal gestellt. Muss ja ein fesselndes Thema sein!:thumbsup:

    Hast du mal überlegt, eine KI zu befragen? Die gab es ja vor 2 Jahren noch nicht...

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Quote

    Wurden in Japan in den 70er Jahren die Haltestellen in Bussen und Bahnen per Mikrofon angesagt?

    Chat-GPT antowrtet:


    Quote

    In den 70er Jahren war es in Japan noch nicht so verbreitet, Haltestellen in Bussen und Bahnen per Mikrofon anzusagen. Zu dieser Zeit waren Ansagen oft manuell, und es gab weniger automatisierte Systeme. Viele Verkehrsunternehmen begannen jedoch in den 80er und 90er Jahren, automatisierte Ansagesysteme einzuführen, um den Komfort und die Benutzerfreundlichkeit für Fahrgäste zu verbessern.

    Wir hören dann sicher in zwei Jahren wieder von dir!:*

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Uffff...ich bin kein Experte oder Kenner der jap. Gesellschaft und Arbeitsmoral, deswegen ist meine Meinung absolut subjektiv. Aber Japan weist einige Besonderheiten auf, die auch von den asiatischen Nachbarn unterscheidet. Das alles auszuführen, würde hier echt den Rahmen sprengen.

    Die europäischen Kolonialphase im 16. Jahrhundert hatte im Grunde keinen Einfluss auf die jap. Gesellschaft. außer, dass Japan sich diesem mit strikter Isolation erst recht verschloss. Einhergehend mit dieser Isolation erfolgte ein "Betonieren" des jap. Ständesystems, welches in der späten Muromachi und in der Momoyama (also bis Anfang 1600) noch eine gewisse Flexibilität hatte. Ein Samurai blieb über Generationen Samurai, genauso wie ein Bauer Bauer blieb, und der Sohn eines Handwerkers das Handwerk seines Vaters übernahm, und damit das gleiche machte wie dessen Vater, und dessen Vater, und dessen Vater...

    Jeder hatte seinen zugewiesenen Platz in der Gesellschaft und hatte darin zu funktionieren. Seine "Sterne neu zu ordnen" sah dieses System nicht vor. Man darf das nicht als "sklavisches" System missdeuten, denn man darf nicht vergessen, dass die jap. Gesellschaft nicht auf ein Geldsystem, sondern auf ein Naturalien-System basierte. So mussten Infrastrukturen erzeugt werden, die die Selbstversorgung einer Gemeinschaft sicherte, denn Japan war bis zum Ende des Feudalismus fast ausschließlich ein Agrar-Land mit geographisch gesehen, sehr überschaubarer landwirtschaftlicher Nutzfläche.

    Mit der Öffnung Japans kippte das Ständesystem. Die Samurai wurden als Anachronismus der neuen Zeit abgeschafft. Um mit dem Westen auf Augenhöhe gleichzuziehen wurde nun dennoch jeder zum "Samurai" und hatte seine ihm zugewiesene Rolle als Zahnrädchen zum Wohle eines jap. Kaiserreiches zu erfüllen. Auf Augenhöhe mit dem Westen gleichzuziehen bedeutete im Wesentlichen im Bereichen der Wirtschaft und dem Militär ebenbürtig zu werden.

    Das schafften die Japaner seit dem Ende des Shogunats 1867 in Rekordzeit. 1895 erfolgte der erste Paukenschlag mit dem jap./chin. Krieg gegen einen asiatischen Nachbarn, und 1904/05 erfolgte der erste Sieg gegen eine westliche Macht, den Russen.

    Um sich nach dem 2. WK als Nation zu behaupten, wurde die Wirtschaft zum Schlachtfeld, die Konzerne wurden die "Fürsten", und die Angestellten die Samurai. Im 20. Jahrhundert wurde man in eine Familie geboren, die für Mitsubishi arbeitete, ging in ein Mitsubishi Kindergarten, machte später seine Lehre dort, und arbeitete sein Leben lang für den Konzern. Man wird eine Art Mitglied des "Mitsubishi-Clans" - man gehört zur Familie und identifiziert sich damit. Ähnlich ist das im kleinen Handwerk. Als Lehrling wird man Teil der Familie, man lebt im gleichen Haus, übernimmt den Haushalt mit, kocht das Essen an bestimmten Tagen, isst gemeinsam. Hervorragende Gesellen übernehmen sogar den Betrieb und den Namen des Meisters.

    Genau das ist die berühmte Verflechtung von Moderne und Tradition.

    Die Japaner sind also historisch geprägt, als Teil einer Gemeinschaft zu funktionieren, was sich vom kleinsten Ausgangspunkt bis zum großen Ganzen auswirkt. Japan wirkte dabei immer wie ein Mikrokosmos, der aus sich heraus erstarkte, dabei die Stärken seiner Konkurrenten kopierte, sie auf jap. Verhältnisse aptierte, und auf jap. Weise umsetzte. Dabei bewahrte man immer seine Identität, und damit auch eine Sonderstellung gegenüber den asiatischen Nachbarn, die alle mehr oder weniger durch fremde/westliche Einmischung in älterer und jüngerer Geschichte beeinflusst und geformt wurden.

    Das als Background.

    Was das Jetzt angeht und für diejenigen, welche die jap. Arbeitsmoral bewundern sollte man folgendes bedenken, wenn man "morgen" dort ein Job als z.B. Angestellter anfängt:

    - die Woche gehört der Firma, nur das Wochenende gilt der Familie,

    - mit etwas Pech sind es noch 6 AT, nicht 5AT wie bei uns, so dass nur der Sonntag bleibt,

    - eine ausgeprägte Hierarchie in der Firma,

    - Arbeitskleidung, zu mindestens Dresscode mit kaum individuellem Spielraum,

    - man geht eher nicht vor den älteren Kollegen oder Vorgesetzten in den Feierabend.

    Viele Dinge sind natürlich relativ. Karoshi, der Tot durch durch Überarbeitung wird bei uns eher medial übertrieben ausgeschlachtet. Ja, ihn gabs und gibts, besonders bei denen, welche die Kariere-Leiter erklimmen wollen. Aber wie ist es bei uns? Burnouts und Depressionen werden kaum als Folgen unseres Arbeitslebens zur Kenntnis genommen. Man sich unabkömmlich mit viel Überstunden um sich einen Stand zu erarbeiten. Das erste Kind mit Ende 30/Anfang 40 ist völlig normal geworden, weil man vorher keine Zeit dafür (und danach eigentlich auch nicht...), aber die biologische Uhr tickt.

    Auf Urlaub verzichtet man in Japan nicht zum Wohle der Firma, vielmehr aus Rücksicht auf die Kollegen, welche die Arbeit übernehmen müssen. Das gleiche gilt für Krankschreibungen.

    Ja, die Japaner machen mehr Überstunden als Deutsche, aber es gibt auch Studien, dass die Produktivität im Verhältnis zu den effektiven Arbeitszeit recht gering ist.

    Auch das länger Arbeiten ist relativ. Nach wie vor fällt 17:00 der Hammer. Und wenn das gleichzeitig alle tun, der Vorgesetzte, der ältere und neue Kollege, dann verliert auch niemand das Gesicht. 17:00 werden jedenfalls schlagartig die Bürgersteige und U-Bahnen voll. Wo es dann noch länger gehen kann, ist das anschließende gehen in Restaurants, Karaoke-Bars und Izakayas mit den Kollegen und Chefs. Das gehört zu teambildenden Maßnahmen und wie gesagt, die Woche gehört der Firma.

    Ja, unsere derzeitige gesellschaftliche Situation steht im krassen Gegensatz zur Situation in Japan.

    Der Japaner sieht sich als Teil der Gemeinschaft, der es nur gut geht, wenn man sein Teil dazu Beiträgt. Der Japaner ist harmoniebedürftig. Er kritisiert niemals direkt, gesteht dafür eher eigene Fehler ein und entschuldigt sich zu jedem und allem. Ein Japaner setzt eine Maske nicht auf, um sich nicht anzustecken, sondern um andere nicht anzustecken, wenn er sich verschnupft fühlt. Japaner zeigen selten Gefühle in der Öffentlichkeit. So dient auch eine Maske dafür, seine Traurigkeit, Müdigkeit, oder was auch immer vor Anderen zu verbergen, wenn man selbst dazu nicht in der Lage ist. Japan ist eng, die Wohnungen klein und hellhörig. Auch im Mittelalter boten Papierwände kaum Privatsphäre. Die Japaner haben gelernt damit zu leben, verhalten sich ruhig, um die Nachbarn nicht zu belästigen, egal ob im Wohnsilo oder in der vollen U-Bahn.

    Ein Japaner verbirgt sein wahres ich, und zeigt eine Fassade - Ura und Omote.

    Wir sind dagegen alle was Besonderes! Wir sind total individuell und wollen das gegenüber jedem zum Ausdruck bringen und zeigen. Wir leben wie wir wollen und lassen uns nicht durch Konventionen einschränken. Diversität ist unsere Stärke (welche das auch immer ist). Wenn ich Hunger habe, esse ich halt, auch in der U-Bahn - wo ist das Problem? Was, das widerspricht den Beförderungsrichtlinien, die ich mit dem Betreten der Bahn anerkenne? Was geht dich das an? Kümmere dich um deinen Mist! Das Ausleben diverser Bedürfnisse einer Person schränkt viele ein. Aber wir passen uns an. Was willst Du sonst auch machen? Immer eine auf die Fr...e bekommen? Weil Kritik als persönliche Beleidigung aufgefasst wird. Sie wird nicht dem Benehmen zugeordnet, sondern immer der eigenen Person.

    Was, das war früher mal anders? Klar war es das. Und die Veränderungen gehen schnell, weil unsere Gesellschaft offen ist und ständig von äußeren Einflüssen betroffen ist, und nicht nur von positiven. Wir Menschen sind Herdentiere, ohne eine Gemeinschaft leben wir nicht "artgerecht". Und deswegen ist eine Anpassung nur natürlich, auch wenn sie zu einer kulturellen Verrohung führt.

    Und so fallen uns bestimmte Eigenschaften einer in sich homogeneren, traditionell auf eine bestimmte Kultur geprägten Lebensweise wie in Japan besonders auf. Wir halten bestimmte Sachen als erstrebenswert, obwohl wir vieles davon selbst mal besessen haben.

    Auch Japan wird sich verändern bzw. verändert sich. Nur erheblich langsamer. Noch hält Japan seine gesellschaftlich Isolation aufrecht. Auch Japan hat Arbeitskräfte-Mangel zu kämpfen und wird in Zukunft das auch mit Einwanderungen Regeln müssen. Mal sehen, wie sich dann auch die Gesellschaft und deren Normen ändert.

  • Wow, sehr ausführlich! Geht zwar völlig am eigentlichen Thema des Fragestellers vorbei :-O aber darum haben sich ja schon Inspired und ChatGPT gekümmert. ;)

    Ich glaube - aufgrund meines bescheidenen angelesenen Wissens und meiner Urlaubsreisen - dass das Verhalten viel von gegenseitiger Rücksichtnahme und dem Wunsch geprägt ist, dass niemand sein Gesicht verlieren soll. Seit mir das so bewusst geworden ist, versuche ich selbst auch mehr, im Umgang mit anderen darauf zu achten, dass sie ihr Gesicht wahren können.

  • Frage ich hier mal ob die Chinesen auch so ähnlich sind?Da Kenne ich mich nicht so aus.

    ...das glaube ich persölich eher nicht:D

    Und hier die ChatGPT Antwort:

    Gesellschaftliche Normen: In Japan gibt es eine starke Betonung auf Höflichkeit, Respekt und Gruppenzugehörigkeit, während in China oft eine stärkere Betonung auf Individualität und direkte Kommunikation zu finden ist.

    Aha...:-/

  • Ich habe mir in der Vergangenheit schon des öfteren meine Gedanken dazu gemacht, ob ich gerne in japan leben würde. Tatsächlich ist das nicht der Fall.

    Als alleinreisende Frau schätze ich das Gefühl der Sicherheit in Japan. Das mag manchem merkwürdig vorkommen, jedenfalls denkt man in meinem Freundes- und Bekanntenkreis beim Stichwort Japan nachvollziehbarerweise an Gefahren wie Erdbeben, Vulkanausbrüche und Tsunamis.

    Mit solchen abstrakten Gefahren kann ich aber ganz gut umgehen. Ängste habe ich eher bei der Vorstellung, irgendwo als mögliches Opfer ausgekundschaftet, verfolgt und überfallen zu werden. Die Vorstellung, sich nicht unbefangen bewegen zu können, sondern abends beim Verlassen des Hotels vielleicht einfach nur die falsche Abbiegung zu nehmen und dann hilflos in einer zweifelhaften Gegend zu landen, lässt bei mir keine richtige Urlaubsfreude aufkommen.

    Ich bin in den letzten Jahren dreimal in Japan gewesen und hatte in keiner Situation ein solches Gefühl. Auf der Suche nach guten Fotostandorten habe ich mich in dunklen einsamen Seitenstraßen herumgetrieben und nie den EIndruck gehabt, mir könnte da etwas passieren. Es gab auch keine Situation, in der ich nicht das Gefühl hatte, schnell Hilfe von wohlwollenden Menschen zu bekommen.

    Nach allem was ich weiß bin ich aber als Frau trotzdem froh, nicht in Japan sondern in Deutschland zu leben. Ich denke, die Gleichberechtigung ist in Japan noch ein deutliches Stück hinter dem zurück, was wir hierzulande inzwischen als völlig selbstverständlich betrachten. Und ich schätze auch einen gesunden Individualismus, also eine Selbstverwirklichung um die ich nicht großartig kämpfen muss, die ich aber auch nicht ausreize. Gegenseitige Wertschätzung und Rücksichtnahme müssen sein.

  • Ich habe mir in der Vergangenheit schon des öfteren meine Gedanken dazu gemacht, ob ich gerne in japan leben würde. Tatsächlich ist das nicht der Fall.

    Genauso geht´s mir auch. Ich mag das Wesen und die Kultur, Kunst, Geschichte und Natur Japans. Vieles - nicht alles - fühlt sich für mich vertraut an, überhaupt nicht fremd. Aber ich bin halt Deutscher, von mir aus Europäer, und wahrscheinlich ist es genau das von Dir Beschriebene gesunde Maß an Individualismus und Selbstverwirklichung, was ich an meiner Heimat (noch) schätze.

    Das Thema kam erst letztens bei mir auf Arbeit hoch. Ein Kollege ist mit Frau und zwei Kindern (knapp 2 und knapp4) für 6 Monate nach Japan, weil sie dort japanisch an einer Schule lernen will. Ziel ist es möglichst für immer in Japan zu bleiben. Soweit ist alles nachvollziehbar.

    Aber ich kenne seine Frau als den typischen Kawaii-Nerd, und der einzige Japanurlaub Beider bestand bisher im Grunde nur aus Disneyland, Themencafes und Pokemonläden.

    Eine wirkliche Bleibe haben sie nicht gefunden. Sie haben erstmal für 4 Wochen was über Booking gebucht. Das finde ich dann schon etwas gruselig...

  • Erstmal danke für die Nachrichten, besonders die ausführliche. Wahrscheinlich ist kein System zu 100 Prozent ideal, ich glaube, wenn die Japaner ein 8-Stunden-Arbeitstag hätten, wäre das System fast perfekt. Die Motivation bei der Arbeit, wäre ja bei einem 8 Stunden Arbeitstag genauso da. Aber wäre das japanische System nicht gerade auf die Zukunft ein Modell, was die Welt besser machen würde.. Ja in Japan lebt nicht jeder seine Individualität aus, aber ich das nicht besser? Natürlich würde der einzelne jetzt nein sagen, aber ist es nicht erstrebenswert, dass die Menschen regelbewusster , motivierter, freundlicher sind. ja vielleicht ist es bei dem einen oder anderen eine Maske, aber haben nicht hier in Deutschland auch Masken auch und zeigen ihr wahres Ich nicht? Das individuelle stört auch viele, schreiende, telefonierende, essende Menschen in Bus und Bahn , Menschen die alles schmutzig machen, rücksichtslose Menschen , Personal was keine Lust hat .. Ich finde diese individuelle stört auch viele, bzw. macht viele unzufrieden. Wenn man mal liest wie viele sich uber schlecht benehmende Menschen in Innenstädten beschweren oder über die Gesellschaft an sich oder wie oft man über irgendein Vorfall wieder liest, jeder macht, was er will. Ich glaube, wenn alle etwas individuellität ablegen würden und mehr eine Gemeinschaft würden, wäre unsere Gesellschaft besser. Das beziehe ich jetzt nicht nur auf Deutschland,da gibt es Länder wo es deutlich schlechter läuft, zum Beispiel in den südlichen Ländern, um mal ein zu nennen Italien, genau das Gegenteil von Japan,da gibt es aber noch eine ganze Menge anderer Länder, hier ja auch

  • Das Thema kam erst letztens bei mir auf Arbeit hoch. Ein Kollege ist mit Frau und zwei Kindern (knapp 2 und knapp4) für 6 Monate nach Japan, weil sie dort japanisch an einer Schule lernen will. Ziel ist es möglichst für immer in Japan zu bleiben. Soweit ist alles nachvollziehbar.

    Aber ich kenne seine Frau als den typischen Kawaii-Nerd, und der einzige Japanurlaub Beider bestand bisher im Grunde nur aus Disneyland, Themencafes und Pokemonläden.

    Eine wirkliche Bleibe haben sie nicht gefunden. Sie haben erstmal für 4 Wochen was über Booking gebucht. Das finde ich dann schon etwas gruselig...

    O je... Da will wohl jemand in einer Fantasiewelt leben.

    Ich habe mir bei der vorletzten Reise mal so einen richtigen großen japanischen Supermarkt in einer Vorstadt angeschaut, in dem normale Leute ihre normalen Wocheneinkäufe erledigen. Sowas wo es neben 20 Sorten Fisch in der Frischetheke im nächsten Regal Reis in Säcken gibt und man verwundert feststellt, dass man in Japan sein Geschirr mit Spülmittel von "Frosch" spülen kann. Vermutlich habe ich dabei mehr über den japanischen Alltag gelernt als die Kawaii-Auswanderer je darüber wissen wollten. ;)

  • Wow sabiji für diesen tiefen Einblick in die "japanische Seele". Das war äußerst interessant.

    Viele Autokraten, Potentaten, Diktatoren von links bis rechts außen, vergangene und noch folgende wären froh, "ihr Volk" hätte von Hause aus diese Grundeinstellung, (Volks)Gemeinschaft ist alles, Individalität ist nichts und unterzuordnen. Und das meine ich jetzt in Hinsicht auf Japan keinesfalls negativ bewertend.

  • marc224 es ist ja gerade die Art und Weise, wie Japaner ihre Individualität ausleben, und so viele zu Fans dieses Lands machen. Denn wenn Japaner aus ihrem Alltag ausbrechen, dann richtig.

    Klar steht da die ganze Kawaii-Szene und die Anime/Rollenspiel Community an erster Stelle in der öffentlichen Wahrnehmung. Ich muss dazu sagen, ich bin da überhaupt nicht firm, da kennen sich andere viel besser aus, aber natürlich gibts dann logischer Weise auch eine Anti-Kawaii-Szene.

    Da ich auch ein Fan von Musik härterer Gangart bin: es gibt eine unglaubliche Palette Metal in jeglicher Ausprägung bis in die düstersten Winkel, aber mit einer unglaublichen Qualität und einer noch erstaunlicheren äußerlichen Erscheinung. :thumbsup:

    Aber muss gar nicht so weit schauen. Ich bin mehr als 20 Jahre aktiv Motorrad gefahren, vom Nordkap bis Nizza. Ich hatte halt immer gute, funktionelle Motorradklamotten und entsprechende Ausrüstung gehabt. Als Motorrad-Fan in Japan geht das gar nicht. Fährst Du ne Harley, musst Du aussehen wie Dennis Hopper 1969, fährst du ne BSA, ist eine Schmalztolle Pflicht. Mit einem Joghurtbecher muss man aussehen, als ob man gerade vom 24h - Rennen in Le Mans kommt. Und da ich hauptsächlich eine BMW R100GS gefahren bin, hätte ich aussehen müssen, wie Stephane Peterhansel bei der 24. Etappe der Paris-Dakar.

    Oder einfach mal wandern gehen: selbst auf den Wanderrouten des überschaubaren Tokyoter Haus- und Hof-Hügels Takao-san können einen jap. Wanderer begegnen, die ausstaffiert sind, als ob sie gerade den Abstieg vom Hillary Step hinter sich haben.

    Die Japaner leben ihre Hobbys sehr sorgfältig und mit Hingabe. Lieber richtig oder gar nicht. Gerade wenn man in einen sehr geregelten Alltag lebt. Ich denke, dass genau diese Gegensätze viele Westler faszinieren.

    O je... Da will wohl jemand in einer Fantasiewelt leben.

    Ich habe mir bei der vorletzten Reise mal so einen richtigen großen japanischen Supermarkt in einer Vorstadt angeschaut, in dem normale Leute ihre normalen Wocheneinkäufe erledigen. Sowas wo es neben 20 Sorten Fisch in der Frischetheke im nächsten Regal Reis in Säcken gibt und man verwundert feststellt, dass man in Japan sein Geschirr mit Spülmittel von "Frosch" spülen kann. Vermutlich habe ich dabei mehr über den japanischen Alltag gelernt als die Kawaii-Auswanderer je darüber wissen wollten. ;)

    Da bin ich hin und her gerissen. Beide waren mit den Kindern bereits im Frühjahr 2023 in Japan und haben den ersten Tag dazu gebraucht zu finden, wo man Windeln und Babynahrung bekommt. Sie wissen dass die Unterkünste klein und eng sind, sie wissen dass es nur wenige und kleine Kinderspielplätze gibt. Sie wissen, dass Kinder schnell krank werden können, und dass man dort beim Arzt in Vorkasse gehen muss usw...

    Wer bin ich, darüber zu urteilen. Ich würde so etwas nicht machen. Gleichzeitig bin ich auf ihre Erfahrungen wirklich gespannt und wünsche ehrlich nur das Beste.

  • Wow sabiji für diesen tiefen Einblick in die "japanische Seele". Das war äußerst interessant.

    Viele Autokraten, Potentaten, Diktatoren von links bis rechts außen, vergangene und noch folgende wären froh, "ihr Volk" hätte von Hause aus diese Grundeinstellung, (Volks)Gemeinschaft ist alles, Individalität ist nichts und unterzuordnen. Und das meine ich jetzt in Hinsicht auf Japan keinesfalls negativ bewertend.

    felix2000

    Naja, die jap. Seele ist auch für mich ein Rätsel, deswegen interessiert sie mich.

    Lustig sind auch die Umstände der Corona-Zeit, die ich hier glaube ich schon irgendwo geschrieben habe. Die Japaner musste man weniger intensiv davon überzeugen, Masken zu tragen. Ein paar wissenschaftliche Studien, ein paar hochrangige Politiker die es vormachen und die Nation trug Maske.

    Nach dem Abflauen der Pandemie und insbesondere in den Hitzemonaten und den damit verbundenen Kreislauf- und Hitzeproblemen wurde es wieder notwendig, wissenschaftliche Studien gegen das Maske-tragen (gerade draußen) zu propagieren. Nur selbst diese Argumente allein reichten nicht. Vor allem wichtige Politiker mussten wieder als guten Vorbild "ohne Maske" in der Öffentlichkeit auftreten.

    Niemand in der Bevölkerung wollte in der Nachbarschaft, im ÖPNV oder in der Firma der "Erste" sein. Die ersten müssen immer "die da oben" sein, dann folgt der Rest.