• Die EU Kommission möchte die Rechte von Flugpassagieren bei Verspätungen und Flugausfällen drastisch beschneiden. Hierfür soll ein mehr als 10 Jahre alter Gesetzentwurf dienen, der nie verabschiedet wurde.

    Falls es wirklich soweit kommt (was die Airline Lobbyisten natürlich sehr forcieren), gäbe es so gut wie keine Entschädigungen mehr. Denn künftig sollen zum einen z.B. bei Langstreckenflügen erst ab einer Verspätung von 12 Stunden (bisher 4 Stunden) eine Entschädigung fällig werden.

    Zum anderen sollen künftig auch Streiks, Personalknappheit und technische Probleme als "außergewöhnliche Umstände" gelten, die eine Entschädigung entfallen lassen.

    Das wäre eine wirklich extrem verbraucherunfreundliche Entscheidung! Momentan scheinen allerdings Österreich, Schweden, Spanien und Deutschland eine Entscheidung des Ministerrats abzulehnen.

    Man darf gespannt sein, wie es weiter geht!

    Einen sehr guten Artikel zum Thema kann bei LTO (Legal Tribune Online) lesen (auf Deutsch). https://www.lto.de/recht/hintergr…spaetung-reform

  • Ich habe das auch schon gelesen und weiß nicht was ich davon halten soll.

    Einerseits ist das jetzige EU-Fluggastrecht schon sehr eng gestrickt und leicht übertrieben, was die Passagiere bekommen. Andererseits darf den Flugunternehmen nicht Tür und Tor geöffnet werden, es sich zurecht zu stricken und ggf bewußt Verspätungen zu provozieren.

  • Keine Airline "provoziert bewußt Verspätungen" - das ist Unsinn. Dafür sind die Zeitslots an den Flughäfen viel zu teuer, um ohne Not zu riskieren, diesen zu verpassen.

    Ganz ehrlich, ich hab so etwa 300 Flüge auf meinem Konto in den letzten 20 Jahren. Alles bis auf ganz wenige Ausnahmen normale Linienverbindungen, bei bestimmt 200 davon wäre das EU-Recht anwendbar. Tatsächlich vorgekommen ist es in der ganzen Zeit EINMAL, daß ich was geltend gemacht habe (und auch bekommen, war TAP Portugal, ist auch 10 jahre her).

    Andererseits scheinen aber die Verspätungen gefühlt häufiger im Bereich der Charterflüge vorzukommen. Ist zumindest mein Eindruck, wenn in einschlägigen Foren, in denen sich 95% Pauschaltouristen tummeln, die zweimal im Jahr fliegen, regelrecht nach der "Refinanzierung" gesucht wird. Da sind immer wieder Anfragen, ob denn die genaue Landezeit nicht möglicherweise doch vielleicht 3:02 Stunden verspätet war anstatt nur 2:58 Stunden. Dabei hat der ganze Flug hat vermutlich keine 300 Euro gekostet. Und drumherum lebt eine ganze Branche von sogenannten Dienstleistern davon, das Geld beizutreiben.

    Das finde ich schon ausufernd.

    In die Sch... greifen kann jeder mal, aber, wie gesagt, ich finde, es hält sich in Grenzen. Daher fände ich persönlich es durchaus vertretbar, das ganze mit halbwegs vernünftigen Zeiten und Ansprüchen neu zu regeln.

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  • In einem hast du recht - keine Airline "provoziert bewusst Verspätungen". Damit meine ich "absichtlich", denn tatsächlich hat jede Verspätung für die Airline unangenehme Folgen.

    Und ich gebe dir auch recht, dass es Zeitgenossen gibt, die das System gnadenlos ausnutzen und z.B. einen Flug buchen, wenn ein Streik des Airline Personals angekündigt wurde, nur, um bei einer Stornierung die Entschädigung einstreichen zu können. Aber es gibt überall Menschen, die "Profitmaximierer" sind und jegliches System zu ihren eigenen Gunsten auszunutzen versuchen.

    Deine sonstigen Ausführungen gehen allerdings an der Realität weit vorbei. Fast täglich gibt es z.B. bei der Lufthansa, aber auch anderen europäischen Airlines, Flugausfälle und massive Verspätungen. Wir waren alleine in den letzten Jahren mehrfach davon betroffen - mal wurde der Zubringer zum Langstreckenflug nach Paris gestrichen, mal gab es ein technisches Problem mit daraus folgender Verspätung und Verpassen des Anschlussfluges, mal wurde der Flug nach Hongkong komplett storniert, mal wurde ein Flug einfach um ein paar Stunden nach vorne oder hinten verlegt.

    Seit mehr als 30 Jahren fliegen wir in der Welt herum, haben ebenfalls mehrere hundert Flüge auf dem Konto. Und natürlich war die absolute Mehrzahl der Flüge problemlos - aber es häuft sich doch seit Corona ziemlich. Auch hier im Forum sind etliche in den letzten Jahren von Flugunregelmäßigkeiten betroffen, kein einziger davon hatte einen Charterflug gebucht. (Wusste gar nicht, dass es sowas überhaupt noch gibt). Auch im Vielfliegertreff (da treiben sich so gut wie gar keine Pauschaltouristen rum) wird tagtäglich von Stornierungen und Verspätungen berichtet.

    Dass künftig auch Krankheit der Crew oder technische Probleme als "außergewöhnliche Umstände" zählen sollen, die selbst massivste Verspätungen oder Flugausfällen nicht entschädigungspflichtig machen, finde ich eine absolute Frechheit! Denn eine Airline hat - wie jeder andere Betrieb - zahlreiche Möglichkeiten, solche Dinge in den Griff zu bekommen. Z.B. weiß ich von einer Freundin, die Purserin bei der LH war, dass sie regelmäßig "Standby Dienst" hatte, d.h., sie musste erreichbar und im Fall der Fälle innerhalb einer bestimmten Zeit in Frankfurt am Flughafen sein, um im Falle einer Erkrankung einspringen zu können. Geht also ...

    Und Technicals sind zwar sicher nicht völlig unvermeidbar, aber weshalb sollte der Passagier, der deswegen möglicherweise seinen Anschlussflug verpasst, darunter leiden? Wir hatten schon wegen einer defekten Wasserleitung (die im übrigen bereits auf den vorangegangenen Flügen dieser Maschine für Probleme gesorgt hatte) eine Verspätung von mehr als 4 Stunden und unseren Anschlussflug verpasst - eine Nacht in BKK im Hotel umsonst bezahlt, der Mietwagen konnte nicht abgeholt werden, die Koffer kamen erst 2 bzw. 3 Tage später an usw. Die Entschädigung von 600€ fand ich für den gesamten Stress absolut angemessen - künftig würde man keinen einzigen Euro mehr bekommen!

  • Ich finde die fast schon standartmäßigen "kleinen" delays genau so ärgerlich - und ich kann mir vorstellen, daß dies die allermeisten Fälle sind. Man hockt am Gate, der Abflug wird immer wieder um 20 oder 30 Minuten verschoben, man weiß eh nicht, passt das dann noch mit dem Anschluß - dann geht der Flug doch noch 1,5 oder 2 Stunden später, man muss unter Umständen rennen... alles auch bisher nicht entschädigt worden.

    Und Technicals sind zwar sicher nicht völlig unvermeidbar, aber weshalb sollte der Passagier, der deswegen möglicherweise seinen Anschlussflug verpasst, darunter leiden?


    Da bin ich jetzt mal gaaanz böse und frage zurück - Na ja - warum nicht? Wenn Du mit dem Auto an den Gardasee fährst und Dir nach 300 km mitten unterwegs die Karre verreckt, kommt dafür auch niemand auf. Du hast Stress, Kosten für Reparatur, Mietwagen, musst eventuell auch zwischenübernachten, kommst verspätet an usw. usw.

    Nicht daß wir uns hier missverstehen - ich fände das durchaus auch sch... keine zwei Meinungen. Aber es geht einfach nicht danach, was der Passagier möchte.

    Dass künftig auch Krankheit der Crew oder technische Probleme als "außergewöhnliche Umstände" zählen sollen, die selbst massivste Verspätungen oder Flugausfällen nicht entschädigungspflichtig machen, finde ich eine absolute Frechheit! Denn eine Airline hat - wie jeder andere Betrieb - zahlreiche Möglichkeiten, solche Dinge in den Griff zu bekommen.

    Ich will die Airlines nicht zu sehr in Schutz nehmen, die verdienen durchaus noch gut. Aber ich glaube, ganz so easy wie vor Jahren ist es heute auch dort nicht mehr, einfach mal genügend Personal auf standby zu haben. Mitarbeiter fehlen überall.

    Und wenn Du dann endlich gut gelandet bist und 2 Stunden auf das Gepäck wartest, weil das Groundhandling auch nicht genügend Personal hat guckst Du unter Umständen Deiner Bahnverbindung nach Hause auch hinterher (wenn die nicht auch 2 Stunden Verspätung hat)

    Also erst mal abwarten... am Ende kommt es doch ohnehin meist anders als angenommen. Ob nun schlechter oder besser - man wird kaum die potentiellen Passagiere fragen. Hoffen wir einfach mal im Sinne von uns Reisenden auf einen versöhnlichen Kompromiss.

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  • Der Vergleich mit dem Auto das erst unterwegs kaputtgeht passt nicht ganz.

    Aber wenn wir das Auto als Vergleich nehmen: Da liegt es in meiner Verantwortung, mich rechtzeitig vor der Reise um die Wartung zu kümmern. Kann ich erst verspätet abfahren, weil ich erst morgens auf die Idee gekommen bin, die Winterreifen zu montieren, dann ist es mein Problem.

    Wird die Airline nicht rechtzeitig mit der Wartung fertig, weil die Personaldecke bewusst auf Kante genäht ist, um Geld zu sparen, und jeder Krankheitsfall zu Verzögerungen führt, dann ist es dummerweise auch mein Problem, obwohl ich überhaupt nichts dafür kann. Die Airline hat das Geld für die Tickets schon.

    Die Lösung kann nur sein, derartiges Planen am Limit und das Abschieben des Risikos auf den Kunden für die Airlines finanziell unattraktiv zu machen (bzw. zu lassen.)

  • Wenn ich mit meinem Auto an den Gardasee fahre und unterwegs eine Panne habe, weil ich die erforderlichen Inspektion nicht gemacht habe oder notwendige Wartungen nicht durchgeführt habe, ist das natürlich absolut mein eigenes Risiko. Da würde ich nie auf die Idee kommen, jemand anderen verantwortlich zu machen.

    Wenn aber meine Werkstatt bei der letzten Inspektion geschlampt hat oder - wie uns letztes Jahr passiert ist - ein fabrikneues Auto plötzlich muckt, dann mache ich durchaus die entsprechenden Stellen verantwortlich. Wir waren letztes Jahr mit einem nagelneuen VW in Norwegen, als urplötzlich die gesamte Elektronik komplett versagte. Das Auto blieb ständig unvermittelt stehen, es blockierte beim Anfahren usw.

    Wir mussten in Trondheim in eine Werkstatt, es musste das komplette Bordprogramm neu installiert werden - hat uns eine zusätzliche Hotelnacht gekostet und eine Menge Nerven. VW gibt eine Mobilitätsgarantie, die haben wir in Anspruch genommen und die Zusatzkosten geltend gemacht. Wurde auch anstandslos übernommen - und aus meiner Sicht hatten wir da auch durchaus einen Anspruch drauf.

    So sehe ich das auch bei den Airlines. Zuerst wird massenhaft Personal abgebaut, um den Profit zu maximieren und die Aktionäre bei Laune zu halten, dann heißt es plötzlich, die Personaldecke ist zu dünn, um Ausfälle abzudecken.

    Und häufig (dafür gibt es auch hier im Forum Beispiele) werden Verspätungen mit schlechtem Wetter begründet, obwohl das absolut unzutreffend ist und man in der Flugstatistik genau sehen kann, dass der entsprechende Flieger, der einen am Nachmittag nach Hause bringen sollte, bereits seit dem Vormittag Verspätungen angehäuft hat. Das hab ich auch schon selbst erlebt!

    Verbraucher sollten prinzipiell deutlich besser geschützt werden als Unternehmen - und denen, die diesen Schutz möglicherweise ausnutzen, stehen zigtausende gegenüber, die überhaupt nicht wissen, dass sie bei Flugstornos/ Verspätungen irgendwelche Rechte haben. Wer regelmäßig in einem Forum wie diesem unterwegs ist, weiß das vermutlich - aber die ganz überwiegende Mehrheit der Flugpassagiere hat davon keine Ahnung.

    Wenn ich ein Ticket von A nach B kaufe, egal, ob Flieger, Bus oder Bahn, kann und darf ich als Verbraucher erwarten, dass ich die bezahlte Leistung auch zum gebuchten Zeitpunkt bekomme - falls es nicht wirklich außergewöhnliche und nicht beherrschbare Umstände gibt, die das verhindern.

    Und wenn das nicht klappt, weil der Lokführer krank wird, ein Reifen beim Bus platt ist, oder es ein Problem mit dem Triebwerk am Flugzeug gibt, sehe ich absolut nicht ein, weshalb ich unter den daraus resultierenden Folgen ohne Entschädigung leiden soll.

    So lange Herr Spohr und andere Mitglieder des Vorstands bzw, Mitglieder der Geschäftsführung der LH Gruppe z.B. 1,6 Mio Grundvergütung und zusätzlich noch eine fast ebenso üppige erfolgsabhängige Zusatzvergütung bekommen, außerdem eine mehr als fette Altersversorgung, kann mir kein Mensch weiß machen, dass es der LH Gruppe schlecht geht. Und dann erwarte ich auch, dass sie ihre Passagiere anständig behandelt. Gleiches gilt auch für alle anderen europäischen Airlines, die von der EU Verordnung betroffen sind und derzeit kräftig Lobbyarbeit betreiben.

  • Ich habe bisher eine solche Entschädigung nie in Anspruch nehmen können / müssen. Das liegt vermutlich ein bisschen an Glück und auch an meiner Umsicht beim Buchen (möglichst keine Umsteigeflüge), sowie an meiner Hartnäckigkeit an Hotlines im Umgang mit absehbaren Komplikationen wie beispielsweise Streiks. Und ich habe schon öfter wegen "höherer Gewalt" Leistungen ohne zu Murren verfallen lassen müssen (z. B. Zug zum Flug wegen Bahnstreik, Hotelübernachtung in München bei kurzfristiger Umbuchung mit Abflug von Frankfurt, kostenpflichtige Sitzplatzreservierung bei Umbuchung etc.)

    Aber es ist vor allem jedes Mal Stress, wenn es wieder und wieder nicht losgeht mit dem Boarding und der Flug dann eben "nur" 2 Stunden verspätet ist oder wenn ich "wegen höherer Gewalt" um meinen Abflug bangen muss.

    Zudem bekommt die Airline mein Geld mit der Buchung im Januar, und wenn die sich 9 Monate nach der Buchung und nur 2 Wochen vor Abflug entscheiden, mich umzubuchen, habe ich auch nur die Möglichkeit zu akzeptieren oder mein Geld (ohne Entschädigung) zurück zu erhalten. Da sitze ich am kürzeren Hebel.

    Ich finde, dass das alles schon genug Stress und oftmals nicht verlässlich ist und genug, wo um Verständnis gebeten wird (Streik) oder wo zu Recht wegen der Sicherheit an die Vernunft appelliert wird (technische Defekte, Umfliegen von Krisengebieten).

    Wenn die Airline mir zusagt, mich für unter Umständen schon vor Monaten bezahltes Geld um 12.30 Uhr abfliegen zu lassen und um Mitternacht in Mumbai abzuliefern, dann muss sie sich an die Vereinbarung mit mir halten oder den mir entstandenen Schaden kompensieren, wenn es erst einen Tag später losgeht oder ich 10 Stunden zu spät lande. Wenn ich meinerseits nicht pünktlich am Gate stehe, ist der Flug schließlich auch weg und ich kann mich auch nicht damit herausreden, dass ich auf der Fahrt zum Flughafen eine Reifenpanne hatte oder wegen Personalknappheit nicht pünktlich das Büro verlassen konnte.

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Manchmal ist es auch selbst gemachtes Elend durch die Fluggesellschaft. Das durften wir im April auf unserem Heimflug von Bangkok via Wien nach München erleben. Gebucht bei der Lufthansa , ausgeführt von Austrian. Landung in Wien 5.35 , Anschlußflug nach München um 6.10 Uhr. Bereits vor der Landung in Wien wurden wir per Mail gebeten uns am Austrian Schalter zu melden. Dort wurde uns dann mitgeteilt, das wir auf den Flug um 9.25 umgebucht worden sind., da die Umsteigezeit zu knapp war.

    35 Minuten von der Landung bis zum nächsten Start, das ist schon fast dämlich den Leuten sowas zu verkaufen. Als Folge sind wir über 3 Stunden später in München angekommen. Wir haben dann 4 Wochen später einfach mal eine Anfrage wegen einer Entschädigung an die LH geschickt , wurden an Austrian weitergeleitet und haben weitere 3 Wochen später tatsächlich eine Entschädigung von 600,- Euro bekommen. Dafür , das wir außer 3 Stunden Wartezeit am Flughafen Wien kaum Unannehmlichkeiten hatten, eine schöne Summe.