In diesem Jahr ist es ja leider so, daß einige (deutsche) Feiertage ohnehin auf die Wochenenden fallen; eine Ausnahme macht der 3. Oktober, und diese Ausnahme nutzen wir für einen kleinen Städtetrip in unser Nachbarland Österreich. Wir besuchen Graz, die Hauptstadt des Bundeslandes Steiermark.
Wie häufig nutzen wir die späteste Flugmöglichkeit ab Frankfurt, starten am Donnerstag nach 21 Uhr und sind kaum 2 Stunden später schon in unserem Hotel in Graz angekommen.
Obwohl Graz - nach Wien - die zweitgrößte Stadt Österreichs ist, wirkt sie klein und nahezu gemütlich - zumindest der innere Kern der Altstadt, welcher auch aufgrund eines vollständig intakten Ensembles historischer Bauten unter Welterbe steht.
Und direkt in der Mitte der Altstadt haben wir unsere Unterkunft - selbstverständlich ebenfalls ein historisches Gebäude mit vornehmem Namen, der Programm ist. Das "Palais-Hotel Erzherzog Johann" ist ein Haus mit Geschichte, mit 4 Meter hohen Decken, knarzendem Parkett, Portieren vor den Fenstern, historischen Möbeln auf den Fluren.
Selbstverständlich wurde einiges verändert und modernisiert, doch trotzdem atmet hier alles noch den Charme (und auch ein bisserl Staub) alter Zeiten.
Nun gut, für's erste zeigt ein Blick aus dem Fenster, daß wir wirklich unmittelbar in der Flanierzone sind, der befürchtete Lärm durch die vor dem Haus entlangfahrenden Straßenbahnen bleibt zum Glück aber weitestgehend aus, denn nachts fahren die Bahnen selten.
kleine Auszeit in Graz
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Freitag 03.Oktober
Unter einem prächtigen, mit Pflanzen überwachsenem Lichthof, der sich über mehrere Stockwerke in der Mitte des alten Palais erstreckt, wird gefrühstückt - so beginnt der Tag ideal.
Draußen ist Kaiserwetter - angenehm mild, knallblauer Himmel. Und gleich um's Eck - vorbei an mondänen alten Häusern - kommen wir zum Schloßplatz bzw. dem Aufgang zum 123 Meter hohen Schloßberg, dem Zentrum der Altstadt. Von der ehemaligen Festungsanlage ist zwar nichts mehr übrig, aber noch immer steht dort das Wahrzeichen von Graz: Der Uhrturm. Der Kern des Grazer Uhrturms stammt vermutlich aus dem 13. Jahrhundert und damit gehört er zu den ältesten Gebäuden am Schloßberg.
Wir wählen natürlich den Aufstieg über die Treppen, alle paar Meter hat man hier Absätze zum Verschnaufen, manche parkähnlich gestaltet, und genießt den Blick auf die Stadt, besonders die wunderschönen alten Dächer. Und im Biergarten oben auf dem Berg hat man die schönste Rast bei einem Glas Sturm. -
Mit dem Bummel zurück zur Altstadt und durch die hübschen Gassen geht unser Tag weiter, die prächtigen alten Häuser voller Zierat beeindrucken mit den Fassaden genau so wie mit dem einen oder anderen netten Geschäft im inneren.
Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten gehört auf jeden Fall eine architektonische Besonderheit. Im Gebäude der Grazer Burg (ehemalige Residenz der Habsburger und heute Sitz der steirischen Landesregierung) gibt es eine außergewöhnliche Doppelwendeltreppe aus zwei gegenläufigen Treppen, die auf jedem Stockwerk kurz verschmelzen, sich trennen und wieder zusammenkommen.[ Diese stammt noch aus der ersten, spätgotischen Bauphase, wobei der Baumeister, der diese Treppe um 1499 errichtete, unbekannt ist.
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Zurück am Hauptplatz und schon sind wir wieder am Hotel bzw. dem direkt daneben liegendem großen Kaufhaus Kastner & Öhler. Auch dieser Konsumtempel ist ein Prunkbau aus dem frühen 20.Jh, dessen innere Etagen duchaus sehenswert sind. Highlight allerdings ist die Dachterrasse, von der man nicht nur einen herrlichen Blick zum Schloßberg hat, sondern diesen auch vom "Cafe Freisitz" aus bei einem leckeren Getränk genießen kann, sofern man Glück hat (hatten wir) und ein freies Plätzchen in der Sonne ergattert.
Und natürlich muss man hier mitten in der Altstadt auch abends keinen Hunger leiden - es gibt so viele kleine Restaurants ringsum, daß man wirklich die Wahl hat. Wir landen in einem recht typisch altösterreichischem Wirtshaus, bisschen schnurrig und gemütlich altmodisch, wo zu unserer Verwunderung ob der heutzutage herrschenden, vorgeblich so korrekten Cancel-Culture, das gute alte Zigeunerschnitzel noch immer so heißen darf.
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04. Oktober
Da wir gestern nun weitestgehend sämtlich innerstädtischen Sehenswürdigkeiten abgeklappert haben, bleibt die Frage, was heute tun.
Zum Ensemble des Welterbes gehört nun aber nicht nur die Altstadt, sondern auch das Barockschloss Eggenberg mit einem weitläufigen Landschaftspark.
Also lösen wir am Hauptplatz, von dem sämtliche Straßenbahnlinien fahren, kurzerhand ein Ticket und tuckern so durch die Stadt zum Schloss. Verlässt man den inneren Kern der Stadt ist Graz natürlich eine Stadt wie andere auch, mehr oder weniger dröge Wohnviertel, teilweise Zweckneubauten, viel Gewerbe. Die Fahrt dauert keine Viertelstunde, das Schloss ist nicht weit von der Haltestelle entfernt. Nun, es ist ein Barockschloss, sicher bedeutend, aber es ist nun auch nicht so, daß man derlei nicht schon gesehen hätte. Die Gesamtansicht verbirgt sich hinter Bäumen, der Zutritt ist nur mit einem Ticket für die Ausstellung gestattet, was mir ehrlicher weise mit 15 Euro pro Nase für ein Münzkabinett und ein paar alte Gemälde doch zu viel ist. So beschränken wir uns auf einen Spaziergang durch den Park und kehren in einem kleinen Pavillon ein. -
Leider ist der Wettergott launisch, hat er uns gestern noch so verwöhnt, so macht heute sich die Sonne mehr und mehr rar, es wird kühler und wir fahren bald zurück zur City.
Hier gibt es nun auch noch zwei modernere Dinge zu bestaunen, immerhin ist Graz auch Studentenstadt und war 2003 Kulturhauptstadt. Damals errichtete man auf dem Fluß Mur, der die Stadt durchfließt, eine künstliche Insel. Diese Murinsel, mit einem Cafe in der Mitte, verbindet die Flussufer und ist aus geschwungenen Stahlstreben errichte. Ein winziges bisschen erinnert sie auch an die Helix-bridge in Singapur oder eine Muschel, ist jedenfalls ein Eyecatcher schon tagsüber. Abends leuchtet sie bunt und wirkt hierdurch natürlich nochmal mehr.
Und noch ein futuristisches Bauwerk versteckt sich mitten zwischen den Häusern der Altstadt - das Kunsthaus - oder auch "friendly alien" genannt. Leider ist der Blick darauf sehr eingeschränkt, am besten noch sieht man's von oben, daher ein Foto von gestern vom Schloßberg aus gesehen.
Anschließend eine kleine Siesta im Hotel ist nicht das schlimmste, und am Nachmittag in einem typischen Kaffeehaus ein leckeres Stück Kuchen ist auch ein netter Zeitvertreib.
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05. Oktober
Es nützt ja nichts - morgen ist Montag, Arbeitstag, und somit unsere kleine Auszeit schon wieder vorbei. Die "Schönwetterbilder" sind noch vom Vortag, heute verabschiedet uns Graz mit Regen - was hatten wir doch für Glück. Mit einer Stunde Verspätung bringt uns Air Dolomiti zurück nach Frankfurt.Es war ein nettes Wochende für uns.
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Alles richtig gemacht! Erzherzog Johann, Dachterrasse vom K&Ö, Doppelwendeltreppe, Dom...
Und das Wetter hat auch gepasst. Wenn man dann mit einem Aperol in der Sonne sitzt, hat Graz sogar ein bisschen was von Italien.
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Man hat das gar nicht so auf dem Schirm, obwohl es von uns nicht weit ist.
Getreu dem Motto, sieh das Gute liegt so nah.
Danke für die tollen Eindrücke
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Wenn man dann mit einem Aperol in der Sonne sitzt, hat Graz sogar ein bisschen was von Italien.
Graz hat sogar SEHR viel von Italien, denn die allermeisten Gebäude in der Altstadt wurden von italienischen, überwiegend florentinischen, Architekten erbaut!
Die wundervollen Innenhöfe mit ihren Galerien sind Zeugen, aber auch die prachtvollen Fassaden und nicht zuletzt die vielen Plätze -fast alle mit Gastronomie.
Ich liebe diese Stadt, und weil mein Sohn dort lebt, sind wir regelmäßig da.
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Danke für die wunderschönen Eindrücke. Wir sind schon zig Mal an dieser Stadt vorbei gefahren. Ich glaube einfach nicht, dass wir Graz noch nie besucht haben. Aber vielleicht beim nächsten Mal, wenn wir wieder einmal Richtung Slowenien fahren. Irre schöne Bilder, die ich mir noch paar Mal anschauen werde
