Eine Woche mit dem Mietwagen durch Schottland

  • Wir waren im August 2010 eine Woche in Schottland. Ist zwar schon eine Zeit lang her, aber ich denke, der Reisebericht ist trotzdem recht interessant und die Frage nach Mietwagen-Rundreisen in Schottland oder Irland kommt immer wieder und dann kann ich diesen Bericht verlinken.



    Tag 1



    "Tääääät-täääää!! Yet another RyanAir Flight just in time", tönt es aus dem Lautsprecher und die Fluggäste auf den billigen Sitzen (also alle) klatschen. Am Ausgang wartet schon ein Mitarbeiter von Gran Turismo und führt uns zu unserem Mietwagen. Der Lüftungsschlitz auf der Motorhaube verrät: Es ist kein normaler Cooper sondern ein Cooper S mit 163 PS. Mit Navi-Hilfe geht es zum Hotel du Vin in die Innenstadt. Das Hotel ist richtig schön, alte Bausubstanz und neuer Komfort wird hier perfekt verbunden.


    Auf der Fahrt ist uns schon aufgefallen, dass hier für die späte Stunde noch richtig was los ist. Die Pubs haben noch geöffnet, in London wär jetzt schon tote Hose. Im August sind in Edinburgh jede Menge Veranstaltungen, Jazz Festival, Comedy Festival, Military Tattoo,... und wir tauchen ein in die ausgelassene Stimmung dieser Stadt... Mittlerweile ist es weit nach Mitternacht und auf den Straßen und in den Pubs ist das volle Leben.



    Edinburgh

  • Tag 2


    Heute erkunden wir Edinburgh. Zu Fuß, der Cooper bleibt in der Garage. Auch bei Tag ist Edinburgh eine sympathische und interessante Stadt.



    Edinburgh von NoDurians auf Flickr


    Zuerst geht's zum Geld wechseln zu Marks & Spencer gegenüber vom Bahnhof. In einem Cafe gibt's dann ein herrliches "full scottish breakfast", sogar mit Haggis. Das Zeug ist richtig gut, sieht aus wie gebratenes Hackfleisch und schmeckt in etwa wie Leberknödel (Ösis und Süddeutsche kennen das als Suppeneinlage). Entlang des River Leigh wandern wir zu den Royal Botanic Gardens.



    Royal Botanic Gardens in Edinburgh


    Danach geht es weiter zum Hafen, wo die Royal Yacht Britannia liegt. Das Schiff war von 1953 bis 2003 treuer Begleiter ihrer Majestät Queen Elizabeth II. und der Royal Family auf Seereisen. Jetzt liegt es in Edinburgh vor Anker und kann besichtigt werden. Man sieht die königlichen Gemächer, die Quartiere und Aufenthaltsräume der Mannschaft, Küchenräumlichkeiten, den Steuerstand, den Rolls Royce der Queen, Maschinenräume,... und erfährt viel über das Leben an Bord und die vielen Anlässe, bei denen die HMY Britannia zum Einsatz kam. Sehr interessant und gut gemacht.



    Rule Britannia


    Danach fahren wir mit dem Bus zur Royal Mile und gehen zum Edinburgh Castle hoch. Im August findet hier das Military Tattoo statt, ein stattlicher Aufmarsch von Dudelsack-Kapellen. Karten dafür gibt's leider nicht mehr. Auf die Burgbesichtigung inkl. Betrachtung der schottischen Kronjuwelen etc. verzichten wir. Zu diesem Zeitpunkt sind wir gut 3 Stunden gegangen und dem entsprechend müde (und durstig).

  • Tag 3


    Wir starten die Motoren 8-) und verlassen Edinburgh in nördlicher Richtung. Dabei kommen wir an 'Deep Sea World", dem schottischen Nationalaquarium vorbei. Wir haben es zufällig am Abend im TV gesehen und machen Halt, um Haien, Rochen, Hummern usw. einen Besuch abzustatten. Fazit: Ein Aquarium halt, eigentlich entbehrlich.


    Dann geht's zum Loch Ness. Dort steht Urquart Castle, eine Burgruine aus dem 13. Jhdt., in der der schottische König Robert the Bruce regiert hat. Danach sehen wir uns in Inverness um, und suchen uns dort ein Quartier für die Nacht.



    Urquart Castle

  • Tag 4


    SA 7.8. Wir fahren nach Charlestown-of-Aberlour, um den lokalen Highland Games einen Besuch abzustatten. Eigentlich wollten wir das mit einer Führung der Aberlour Destillerie verbinden, wo nicht nur der Aberlour Single Malt sondern auch der berühmte Chivas Regal hergestellt wird. Leider sind alle Führungen ausgebucht. Ein weiteres berühmtes Unternehmen in Charlestown ist Walker's Shortbread, leider hat der Factory Shop samstags geschlossen und es gibt kein leckeres Buttergebäck als Reiseproviant.


    Also auf zu den Highland Games. Das ganze Dorf und jede Menge Touris haben sich versammelt, um die typischen schottischen Sportarten zu sehen. Außerdem gibt es Essen und Getränke, jede Menge Verkaufsstände und einen Vergnügungspark. Als etwa 200 Mann (und Frau) mit Dudelsäcken und Trommeln einmarschieren, kommt richtig Gänsehautstimmung auf. Ein absolutes Highlight.



    Aberlour highland games



    Aberlour highland games von NoDurians auf Flickr


    Danach fahren wir wieder Richtung Norden. Als sich der Kaffeedurst bemerkbar macht, legen wir am Brodie Castle einen Zwischenstopp ein. Auf eine Schlossführung verzichten wir, und beschäftigen uns gleich näher mit dem Tearoom.



    Colorful Scotland


    Quartier finden wir direkt an der A9. Das Pub "The Shandwick Inn" vermietet ein kleines Cottage, das mitten am Parkplatz steht. Frühstück gibt's keines, also kein B & B sondern ein B & G ("bed and garnix").

  • Tag 5


    Wir verlassen die A9, die übrigens keine Autobahn im eigentlichen Sinne ist, sondern eher eine gut ausgebaute Landstraße mit kurzen "overtaking lanes". Weiter geht es auf der A836 und A838 in nordwestlicher Richtung. Die Straße ist eine "single track road", also einspurig, mit Ausweichen für Gegenverkehr. Die Landschaft ist hier spektakulär, die Weite des Landes und die dünne Besiedlung beeindruckend. Frühstück nehmen wir in Lairg, wo es einen Campingplatz mit angeschlossenem Restaurant gibt.



    Scottish Highlands



    Arkle Mountain


    An der Westküste angekommen fahren wir die A894 Richtung Süden. Die A894 ist sehr gut ausgebaut und es ist wenig Verkehr. Wir kommen trotzdem nur langsam voran, weil wir öfter stehen bleiben "müssen" um zu fotografieren.



    Scottish westcoast


    Bei Unapool biegen wir rechts auf die B869, wieder eine "single track road", die in einem weiten Bogen an der Küste entlang läuft und dann wieder in die A894 mündet. Hier gibt es viel Landschaft, Klippen, Strände, einen Leuchtturm.



    Scottish Highlands



    call box

    Wir fahren dann noch bis Ullapool. Eine gute Entscheidung, das ist ein richtig netter Hafenort mit ein paar Pubs und Läden.

  • Tag 6


    Das ist "unser" Auto. Das linke! Das rechte hat ja nicht einmal ein Dach. Ich würd auch nicht tauschen wollen, denn der Cooper S liegt toll in den Kurven. Es ist kaum nötig, vor einer Kurve die Geschwindigkeit zu reduzieren. Einfach ein bisschen das Gaspedal lupfen und am Scheitelpunkt wieder beschleunigen. Ein echtes Spaßauto und außerdem gibt es hier teilweise so wenig Verkehr, dass man sich wie in einer Autowerbung fühlt.



    our car



    Heute geht's weiter Richtung Süden auf die Isle of Skye. Zuvor machen wir noch einen Besuch am Eilean Donan Castle. Für viele ist das die schönste Burg Schottlands, das finden offensichtlich auch Hollywoods Location-Scouts. Die Burg wurde als Drehort so mancher Kinofilme genutzt, wie z.B. 'Highlander', 'Braveheart', 'Rob Roy' und 'James Bond - Die Welt ist nicht genug'.



    Eilean Donan Castle


    Das Wetter ist jetzt ausnahmsweise richtig "britisch", es regnet und es sieht aus, als würd's auch nicht so schnell aufhören.



    Dann geht's nach Skye. Seit 1995 ist die Hebrideninsel über eine Brücke mit dem Hauptland verbunden. Der Bau der Brücke wurde tlw. stark kritisiert, viele Insulaner wollten nicht so eng mit der Hauptinsel verbunden sein, Verkehrschaos wurde befürchtet und die anfänglich kassierte Maut war - bezogen auf die Streckenlänge - die höchste Europas. Mittlerweile ist die Stecke mautfrei zu passieren.


    Als wir nach Skye kommen, ist es als würde jemand einen Schalter betätigen. Schlagartig ist die Sonne da. Dabei gilt Skye als Schlechtwetterloch.


    Wir fahren in den Hauptort Portree und finden dort vermutlich eines der allerletzten freien B & B's. Danach fahren wir noch den Nordteil der Insel ab. Dort findet man auch 'Kilt Rock', eine Klippe, die aussieht wie ein sorgfältig gefalteter Schottenrock. Dort mündet auch der kürzeste Fluss Schottlands (46 Meter) in einen 70 Meter hohen Wasserfall.



    Scottish coastline von NoDurians auf Flickr



    Portree von NoDurians auf Flickr


    Abends gehen wir in ein Pub, wo wir vorzüglich essen und dann spielt am Hauptplatz auch noch die örtliche Piper Band mit einer befreundeten Kapelle aus Kalifornien um die Wette.

  • Tag 7


    DI 10.8. Wir besichtigen Dunvegan Castle, den Stammsitz des Clans der MacLeods. Leider wird gerade das Dach des Schlosses renoviert, die weiße Plane macht sich nicht so gut auf den Fotos.


    Danach geht es in unsere letzte Unterkunft, das Glengarry Castle Hotel, das direkt am Caledonian Canal am Loch Oich liegt. Als wir die gekieste Einfahrt des 1866 erbauten Herrenhauses hochfahren, und es unter den Reifen des Cooper knirscht, fühle ich mich so herrlich "angekommen". Ich fühle deutlich das Déjà-vu und bin mir mit einem Mal sicher: Ich war in einem früheren Leben ein schottischer Lord oder der Clanführer der McDurians. :) Fehlt nur noch ein: "Schön dass ihr da seid! James hat euch schon das Zimmer im Südflügel hergerichtet!" Auf jeden Fall ist das schon eher meine Welt, als die nüchternen bis schäbigen B & B's der letzten Tage. Wir beziehen unser Zimmer und nehmen einen Afternoon Tea in der Lounge.



    Glengarry Castle Hotel



    Glengarry Castle Hotel



    Glengarry Castle Hotel


    Dann fahren wir nach Fort William. Es regnet in Strömen. Fort William ist trotzdem ein nettes Städtchen. Als der Regen aufhört, besichtigen wir 'Neptun's Staircase', eine 8-stufige Schleusentreppe, die den Caledonian Canal mit dem Meer verbindet. Von hier hat man auch einen schönen Blick auf den höchsten Berg Großbritanniens, den 1,344 Meter hohen Ben Nevis.



    Ben Nevis



    Loch Lochy

    Das letzte Abendessen, und für mich den bis auf weiteres letzten Haggis, gibt's am Loch Lochy in der Letterfinlay Lodge.



    Haggis von NoDurians auf Flickr



    Tag 8


    Am nächsten Morgen fahren wir zum Flughafen Edinburgh, wo der Trennungsschmerz von Schottland im Allgemeinen und vom Mini Cooper S im Besonderen sehr groß ist. :(

  • Hallo NoDurians,
    eine schöne Strecke! Wie viele Kilometer seid Ihr ungefähr gefahren? War das zeitmäßig ok?
    Die meisten Eurer Stationen kenne ich auch, nur die Isle of Skye haben wir zugunsten der Isle of Mull ausgelassen. Schottland ist ein tolles Land und ich würde es gerne noch einmal bereisen, allerdings lieber wieder mit dem Motorrad, auch wenn man dann immer mal wieder nass wird.
    Schönen Dank für den Bericht und die Bilder!
    Viele Grüße
    Petra

  • Die genauen Kilometer weiß ich nicht, aber zeitmäßig war's OK. Für mich auf jeden Fall, denn ich fahre gerne, vor allem dort wo man noch fahren kann. Vorgabe war, vormittags und nachmittag jeweils netto nicht mehr als 2 - 3 Stunden zu fahren und ich denke, das haben wir geschafft. Wir mussten ja schauen, dass wir rechtzeitig, also bereits am frühen Nachmittag, mit der Quartiersuche beginnen. Im August ist Hochsaison. Die Kombination Dusche & Bett & Frühstück findet man dann schon. Allzu wählerisch darf man halt nicht sein. Vorgebucht hatten wir nur das Hotel in Edinburgh und das Schlosshotel.

  • Wirklich superschön - Deine Bilder solltest Du einem Schottland-Reiseveranstalter zum Vermarkten anbieten,
    ich bin mir sicher, der Umsatz würde steigen ;)


    Im Ernst - das macht Lust auf eine Reise nach Schottland. Danke.


    VG
    Gusti

    redfloyd.........................................................................................Gusti
    redfloyd.gifGusti.gif


    Heaven is where the police British, the cooks Thai, the mechanics German, the lovers Italian and it is all organised by the Swiss.
    Hell is where the cooks are British, the mechanics Thai, the lovers Swiss, the police German and it is all organised by the Italians.

  • Das hat mich in Schottland am meisten gestört, diese elendige Sucherei nach einer Unterkunft. Wir waren auch im August unterwegs. Wenn man dann auch noch als Motorradfahrer mit manchmal sogar nassen Klamotten angekommen ist, dann musste "überzeugt" werden. Am besten hat es geklappt, wenn ich alleine gefragt habe und später hinzugefügt habe, ich habe noch zwei Männer im Schlepptau. :D


    Allerdings hatten wir unsere Vorstellung: Zimmer mit Blick aufs Meer oder See und eine Bank vor dem Haus... Wir hatten nur in Muir of Ord eine Unterkunft für ein paar Tage gebucht, da dies eine spezielle Motorradpension mit nur wenigen Zimmer war. Aber noch nicht einmal das hat geklappt. Überbuchung! So kamen wir bei einem Schafzüchter in seinem Privathaus in der Nähe unter, das war ein super Erlebnis.
    Viele Grüße
    Petra

  • Hello eure Lordschaft! :D
    Das muss ein herrliches Land sein. Mir hat ja Irland auch so gut gefallen und ich denke auch Schottland wär was für uns.
    du hast aber auch wirklich schöne Bilder - - zumindest für meine Ansprüche - gemacht. Die Küste mit den Blumen z.B. herrlich.
    Mir hätte das andere Auto wohl besser gefallen aber nur bis zum 1. Regen.


    Danke fürs Einstellen, wär echt schade gewesen wenn du uns das unterschlagen hättest. =)

  • Toll!
    Da möchte ich auch so gerne hin. Ich glaube, es würde mich sogar überhaupt nicht stören dort kein ISO100 Wetter vorzufinden, sondern würde fast erwarten, das es etwas verhangen am Himmel ist. So wie bei der Burg, schönes Bild (sind eigentlich alle gut ;) )
    Mir wird aber auch wieder klar, daß dieses Land wohl ausschließlich als Selbstfahrer bereisbar ist, es sei denn man bucht eine Gruppenreise.
    Schade, daß du nur für eine Woche dort warst, hätte gerne mehr gesehen ;)
    Mich persönlich reizt natürlich auch Skye am meisten, ebenso die äußeren Hebriden. Hab zwar keine Ahnung wie man dort hin- und rumkommt, aber es spukt in meinem Kopf herum :D

  • Zwischen Städten und größeren Orten kann man sicher auch mit Bus oder Bahn fahren. Zum Eilean Donan Castle oder den schmalen Küstenstraßen wird's dann schon schwieriger. Und die großen Highlights sind halt nicht die Städte (Edinburgh mal ausgenommen) sondern Landschaft und Natur. Selbst fahren ist also auf jeden Fall sinnvoll.


    Zwischen den Hebrideninseln gibt es natürlich Fähren und auf den Orkneys die kürzeste regelmäßige Linienflugverbindung der Welt. Flugzeit beträgt 47 Sekunden. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln braucht man halt mehr Zeit als mit einem Auto. Wäre aber sicher reizvoll.