Auch nach 14 Jahren vor Ort in Zentralvietnam gibt es immer noch neues für mich.
Die Familie meiner Frau ist in grosser Sorge um ihren ältesten Sohn (35J). Seit Jahren reden sie auf ihn ein das es Zeit zum Heiraten ist. Seine 5 Schwestern sind längst verheiratet und lange wird es nicht mehr dauern bis auch sein jüngerer Bruder heiratet. Immer wieder versuchen die Eltern und seine Geschwister ihn mit Damen bekannt zu machen. Meine Schwiegerelten und ihre heute 45 - 53 jahre alten Töchter wurden noch von ihren Eltern verheiratet. Erst ab meiner Frau (heute 39) und ihren jüngeren Geschwistern war es so, das sich diese ihren Ehepartner selbst ausgesucht haben bzw. selbst suchen durften.
Seit etwa 6-8 Monaten fährt nun ihr "Sorgenkind" immer wieder ins etwa 70 Km entfernte Gebierge weil ihm dort eine junge Frau (18J) gefällt. In den letzten 2-3 Wochen ist er alle 2-3 Tage dort um sie und deren Familie zu besuchen. Auf die Frage nach einer Hochzeit kommt aber immer nur die Antwort: "Nein".
Sogar seine Eltern und seine Geschwister aus Hoian hat er schon mit in die Berge genommen um sie mit der Familie seiner Freundin bekannt zu machen. Bei diesem Treffen haben sich beide Familien über eine mögliche Heirat unterhalten und alle bis auf "einen" haben dem zugestimmt.
Letzte Woche war nun die Familie aus den Bergen zu Besuch in Hoian um zu sehen wie die Familie in Hoian lebt und wo ihre Tochter bei einer Heirat hinkommt. Alles schön und gut und die Familie vom Lande ist bereit ihre Tochter zu geben. Auch die Tochter selbst ist damit einverstanden. Nur komisch das vom Sohn wieder diese Antwort kam: "NEIN, er würde noch nicht heiraten".
Warum bringt der Sohn seine Familie zur Familie seiner Freundin um über die Hochzeit zu sprechen wenn er hinterher dann "NEIN" sagt ?
Warum organisiert er den Besuch der Familie vom Lande bei seiner Familie in Hoian wenn er hinterher dann wieder "NEIN" sagt ?
Und schon am nächsten Tag fährt er wieder zu ihr raus aufs Land. Warum, wozu ?
Das wir es hier mit diesen 4 "übernatürlichen" zu tun haben ist mir seit längerem bekannt und wir richten längst unser Leben und unseren Alltag nach ihnen:
• Geister
• Dämonen
• Untote
• Lebende Tote
Der 24-Stunden Tag war früher viel stärker als heute in eine Zeit der lebenden (bei Tageslicht) und in die Zeit diesen 4 oben genannten (bei Dunkelheit) eingeteilt. Noch heute meiden die meisten Zentral-Vietnamesen in der Dunkelheit kleine, stille, unbeleuchtete Gassen und nehmen gar Umwege in kauf oder gehen Nachts nicht aus. Man hat Angst den oben genannten zu begegnen.
Vergisst man Abends die Wäsche von der Wäscheleine zu nehmen dann gehen die Untoten in die Kleidung und tragen sie. Aus eigener Erfahrung weiss ich das diese "vergessene" Kleidung am nächsten Morgen noch mal gewaschen werden muss. Man (Frau) trägt tagsüber den Mundschutz wegen der Sonne und Nachts wegen den oben genannten. Es könnte ja sein das man etwas "falsches" einatmet.
Meine Schwiegereltern waren beim Wahrsager und kamen aufgeregt mit einer Neuigkeit nach Hause. In ihrem Sohn sei ein "Untoter" der ständig gegen die Heirat kämpft. Der kleine Teufel in ihrem Sohn ist Schuld das dieser sich so komisch verhält und nicht heiratet !
Am gleichen Tag noch war eine Person gefunden, die sich damit auskennt und diesen "Teufel" vertreiben kann. Allerdings war er mit 16 Millionen Vietnam Dong (760 USD) zu teuer. Bereits am nächsten Tag war jemand gefunden der es für 2 Millionen ( 95 USD) macht. Kein Schamane, kein Mönch, kein Wahrsager, kein Medizinmann..........ich möchte ihn fast "Magier" nennen
Der Magier kam am Abend ins Haus der Schwiegereltern und grosser "Hokus-Pokus" war angesagt. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen und da musste ich dabei sein. Leider war es erst in der Dunkelheit gegen 21.00 Uhr und keine guten Fotobedingungen. Dazu kam noch das ich unauffällig aus schlechten Positionen knipsen musste, damit es nicht bemerkt wird. Der Sohn der Familie war nicht anwesend denn er war schon wieder draussen auf dem Lande um seine Freundin die er nicht Heiraten will (kann) zu besuchen.
In der Küche wurden allerlei Spreisen hergerichtet die später am Familienaltar aufgebart wurden. Utensilien wie ein Kamm, Spielgel und Ess-stäbchen sowie "Himmelsgeld" das für die verstorbenen Vorfahren durch dessen verbrennung in den Himmel zu ihnen aufsteigt, musste besorgt werden.
Der Magier stand mit meinen Schwiegereltern zur Seite am Kopfende des Tisches und begann zu beten. Er rief die verstorbenen Vorfahren der Familie an und bat sie um deren Hilfe in diesem Fall. Sie sollen im jenseits helfen den "Untoten" aus dem Sohn der Familie zu vertreiben. Dazu musste er von den bereits verstorbenen Verwandten und auch vom Sohn der Familie die vollständigen Namen kennen. Die meiste Zeit ging nun wohl drauf um all die Namen immer wieder zu nennen und in den gebeten einzuschliessen.
Nun waren die Ess-Stäbchen an der Reihe. Mir kam es so vor als wenn er beim zerbrechen der Ess-Stäbchen seine "Zauberformel" aufrief. Die zerbrochenen Ess-Stäbchen wurden nun zusammengebunden als Zeichen das sie zusammengehören. Danach wurden die in einem Zeitungspapier eingepackt. Mit dem Kamm passierte das gleiche. Den Spielgel hielt er hoch und rief ebenfalls seine "Zauberformel" aber zerbrach ihn nicht. Meine Frau hat mir hinterher erzählt was mit dem Spiegel passieren wird. Wenn ihr Bruder wieder nach Hause kommt wird ihm ganz schnell und unwissend der Spiegel vorgehalten und im gleichen Zug auf den Boden geschmissen und zerstört. Beim Blick in den Spiegel gelangt der Untote hinein und wenn man schnell genug ist schafft er es nicht mehr in ihren Bruder zurück.
Wie auch immer....... 2 Tage später gab der Sohn der Familie offiziell bekannt das er jetzt heiraten wird und hat diese Botschaft auch gleich ins Dorf zu seiner Freundig getragen.
Wunderbar, nun bekommt der Magier noch mal eine ordentliche "Erfolgsprämie" und wird natürlich mit der erlebten Geschichte wärmstens weiterempfohlen.
Ja der alte mann konnte nur gewinnen. Entweder der böse Geist ist zu stark oder der Sohn heiratet wirklich, somit hat diese "schwarze Messe" etwas gebracht. Das ist sehr klever von dem Magier und verdient schon ein bisschen respekt Oder ist der Sinneswandel des Sohnes etwa wirklich ihm zuzuschreiben ?
Dieser Sohn hatte nicht an die "Geistergeschichten" geglaubt und sehr oft seine Wäsche Nachts draussen hängen lassen. Auf diesem Weg sind die Geister in ihn übergegangen, ist sich die Familie sicher.
Viele Gruesse aus Hoian
Thomas & Kim Yen
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