Tips für die (nördlichen) Andamanen gesucht

  • Hi,
    in 3 Wochen bin ich für 11 Tage auf den Andamanen. Die gedruckte Reiseliteratur ist ziemlich beschränkt, im Internet habe ich mir ein paar Blogs durchgelesen.
    Momentan plagen mich folgende Fragen:
    (a) Ist es ein Problem, sich in Port Balir ein Moped für eine Woche und weitere Strecken zu mieten?
    (b) Darf ich als Ausländer mit eigenem Fahrzeug überhaupt die Bundesstraße 223 bis ganz nach Norden befahren?
    (c) Gibt es eine realitische Möglichkeit, von Neil Island nach Diglipur innerhalb eines Tages zu kommen - und wie?
    (d) Möchte jemand in Middle Andaman/Northern Andaman gemachte Erfahrungen oder gewonnene Erkenntnisse teilen (mit Infos zu Havelock bin ich ausreichend versorgt)?
    Würde mich über Feedback sehr freuen,
    T-Man

  • Quote from Miguele

    - sind die Flüge von mydealz?


    Sorry, vielleicht stehe ich gerade auf dem Schlauch, aber ich verstehe die Frage nicht.
    Nein, ich fliege mit Emirates und Go Air und habe die Tickets über Siewer Flugdiscount bzw. Swoodoo gekauft.

  • Achso. Mydealz.de ist eine Website, welche Schnäppchen und Preisfehler auflistet. Vor 2 Wochen gab es dort Flüge für 500 (?) Euro auf die Andamanen. Die Aufenthaltsdauer war ähnlich lang und der Reisezeitraum ebenfalls im November. Ich dachte du hättest da vielleicht zugeschlagen. Ich fand das auch gut, aber wir fliegen ja schon in die andere Richtung. ;)


    Berichte bitte wenn du wieder da bist!
    Sind auf meiner Liste ... :D

  • Wir waren Nov 2010 auf den Andamanen.
    Bei Ankunft mussten wir ein Visum beantragen und bekamen Permit nur für die üblichen Touristenziele Havelock und die paar Inseln herum.
    Wir haben Leute getroffen, die mit einem Reiseveranstalter zu Ureinwohnern auf anderen Inseln gefahren sind. Da gibt es scheinbar besondere Permits. Aber dese Leute waren ziemlich enttäuscht über die angetroffenen verlotterten Ureinwohner, die als Touristenattraktion vorgeführt wurden.
    Haben somit leider keine guten Nachrichten für dich.
    Kennen einen Reiseveranstalter, den werden wir mal fragen. Wenn da was positives rauskommt, melde ich mich nochmal.

  • Hi Kibris, danke erstmal. Um die Eingeborenen geht's mir gar nicht - ich will einfach nur in den Norden (wo ich mich als Touri aufhalten darf) und fahre viel lieber auf eigene Faust, als von einem komplett überfülltem Bus abhängig sein zu müssen.

  • Die Bundesstraße 223 ist doch die Andaman Trunk Road, die in der Kritik steht und eigentlich nicht mehr befahren werden soll wegen des Eingriffes in das Leben des indigen Volkes und der Verletzung der Menschenrechte? Ich habe von Menschensafaris gelesen und dass die Jarawa-Mädchen gezwungen werden für Nahrung vor den Touristen zu tanzen. Es gibt sogar einen Aufruf zum Reiseboykott für die Andamanen Inseln.


    Auf diese Sache bin ich gerade erst gestoßen, kann also nicht genau sagen, was daran ist, aber erschreckend finde ich es schon. Die Surviaval International (eine Nichtregierungsorganisation) befasst sich wohl schon seit längerem damit.


    Jetzt habe ich auch zum ersten Mal über die Sentilesen gelsesen, ein Volk auf einer Insel, die sich noch dagegen wehren kann (mit Pfeil und Bogen), dass - egal welche - Fremden auf die Insel kommen.


    Viele Grüße
    Petra
    PS. @ T-Man, wenn Du meinst das passt nicht in Deinen Thread, dann trenne ich es auch gerne ab und mache darauf ein neues Thema. ;)

  • Hallo Mikado,


    North Sentniel Island ist tatsächlich eine interessante Insel und wahrscheinlich eine der wenigen, auf welcher man auch heute nicht mit dem Rettungsboot anlanden möchte. Heinrich Harrer wurde dort ja auch mit Pfeilen begrüßt. Und als 1981 der Frachter Primrose vor der Insel auf Grund lief, kamen die Insulaner mit Kanus angepaddelt und wollten der Besatzung an den Kragen. Gerettet wurde diese schließlich mit dem Hubschrauber. Ich finde es äußerst beeindruckend, wie die Insulaner ihr "Habitat" nach wie vor gegen Eindringlinge verteidigen. Von Vorteil ist hier natürlich auch die geringe Größe und Ressourcenarmut der Insel. Machen wir uns nichts vor. Wären hier ähnliche Bodenschätze wie z.B. in Westpapua, hätte Indien die Insel längst "befriedet".


    Bezüglich der Andaman Truck Road habe ich vor kurzem einen Bericht gesehen. Diese ist offiziell wohl sogar gesperrt und nur mit Sondergenehmigung befahrbar. Allerdings bekommt man diese "Sondergenehmigung" natürlich gegen Bares ausgestellt. Insbesondere Inder fahren auf die Andamanen um dort "Wilde" zu sehen. Auch hier sage ich - die Arbeit und Anliegen von Survival International in allen Ehren - machen wir uns nichts vor: Ein Zurück in den Status quo ante der indigenen Völker ist höchst unwahrscheinlich, ist der Kontakt zur "modernen Welt" erst einmal hergestellt.


    Oh. Das sind aber viele "Anführungszeichen" in meinem Text. :confused:

  • Nein Miguele, ich mache mir nichts vor, ich hatte nur eben mal laut gedacht. Man muss die Völker ja nicht mit aller Macht ausrotten. Ich finde es gut, dass es noch Aktionen wie diese gibt.
    Viele Grüße
    Petra

  • Quote from Mikado

    Ich finde es gut, dass es noch Aktionen wie diese gibt.


    Ich ja eigentlich auch. Nur schätze ich die Chancen auf die Realisierung des Ziels - langfristiger Erhalt indigener Stammeskultur und -Gemeinschaft - als wirklich gering ein. Die Frage die sich hier natürlich für uns stellt (und welche du ja auch ein Stück weit indirekt gestellt hast): Nehmen wir als Reisende hier unsere Verantwortung wahr und verzichten im Zweifelsfall auf Reisen in bestimmte Gebiete (Andaman Truck Road)?

  • Hm, das war jetzt eigentlich nicht die Antwort die ich mir erhofft hatte...
    Die ATR/Highway 223 wurde meines begrenzten Wissens in den 70ern gebaut und ist die einzige Straßenverbindung zwischen Süden und Norden. Die Straße führt 50 km durch ein von 300-400 Jarawa bewohntes Gebiet wird dreimal (?) am Tag für Fahrzeuge geöffnet, die dann im Konvoi nach Norden, bzw. Süden fahren. Das heißt Lastwagen, Privatfahrzeuge und Überlandbusse, die den Waren- und Personenverkehr zwischen Port Blair und Mayabunder/Diglipur wetterunabhängig sicherstellen.
    Wenn indische Tourunternehmer illegale "human safaris" unternehmen, in denen sie (ich tippe mal: vornehmlich indische) Touristen in Jarawagebiete fahren und die Eingeborenen mit Essen und Kleidung anlocken, damit sie dann von den Touris begafft und fotografiert werden können, ist das eine große Schande, illegal, und wird hoffentlich strafrechtlich verfolgt.
    Ich habe damit nichts zu schaffen und will einfach nur in den Norden, bevorzugt mit eigenem (=gemieteten) billigem Gefährt, wenn das nicht klappt halt mit dem überfüllten Bus. Angesichts unregelmäßig fahrender Fähren und nur schwer kurzfristig zu ergatternder Tickets scheint mir das angesichts eines begrenzten Reisezeitkontigents die sinnvollste Variante zu sein.
    OK, aber vermutlich ist die Frage ohnehin zu speziell, ich recherchiere noch etwas im Netz.

  • Ich hab den Beitrag gesehen, wäre ne sehr schöne Gegend aber wie überall; man baut eine illegale Strasse, die Regierung verbietet sie, keiner kümmert sich drum und 4 mal am Tag fahren Kolonnen hinein um die Ureinwohner dann wie Zootiere zu bestaunen.
    Andererseits traumhafte Nationalparks und Strände und die Unterwasserwelt muss der Hammer sein.


    Würde mich auch interessieren wie es dir ergangen ist und wo du hingekommen bist T-Man

  • Hi, ja, bin zurück. Also, die Andamanen, auf Chennai und Mumbai gehe ich jetzt nicht ein (und teile den Text in zwei Posts auf):
    (a) Havelock ist die touristisch ausgebautetste Insel. Was momentan noch nicht viel mehr zu heißen hat, als dass es entlang eines Strandabschnitts von gefühlten 2 Kilometern vielleicht zwei Dutzend "Resorts" gibt (und vereinzelt noch ein paar andere, an anderen Stellen). Es gibt einiges an Bauaktivitäten, jedes Jahr kommen weitere Resorts hinzu. Ich fuhr nach Havelock um zu tauchen. Das scheint mir auch eine der Hauptattraktionen zu sein. Es gibt gefühlt ein Dutzend Dive Shops. Tauchen ist verhältnismäßig billig (tatsächlich wüsste ich nicht, wo sonst man so geringe Preise zahlt) und die Unterwasserwelt ist klasse. Neben den typischen Fischen eines Korallenriffs sah ich mehrer Napoleon Wrasse, Eagle Ray, einen Hai, Bumpheads und so weiter - großartig. Nachmittags kann man die Insel per Moped erkunden (300 IR/Tag, Sprit kostet ca. 1 Eur/L). Es gibt eine Reihe schöner Strände. Radhangar Beach ist der wohl bekannteste Strand, der wurde mal von Time Magazine als schönster Strand Asiens gewählt. Ich glaube nicht, dass, während ich da war, auch nur 30 weitere Leute vor Ort waren. Verteilt auf einen vielleicht 2 km langen Sandstreifen. Also, wenn man man auch einsame Strände mit perfektem weißen Puderzuckersand steht, sollte man sich die Andamanen mal ganz dick vormerken. Die Insel ist im November sehr grün, es gibt Wald, Hügel, Gemüse-und Reisfelder, ein wenig Vieh. Die Bewohner leben von Landwirtschaft und etwas Fischerei. Der Lebensstandard ist einfach. Bei einer Gelegenheit lud mich ein Reisbauer erst zum Carromspiel, dann zu Tee und Keksen im örtlichen Landen und schließlich zum Tee zu sich nach Hause ein, das fand ich sehr nett. Unterhaltung auf simplem Englisch – für viel mehr als Small Talk über die Reisernte , dass er seine Tochter nach Port Blair aufs College schicken will und dass die Familie seiner Frau aus Diglipur kommt hat’s nicht wirklich gereicht. Aber es ist ja schon immer wieder schön, diese Art von Gastfreundschaft zu erleben. Hoffentlich kommt mein Anfang Dezember in Deutschland abgeschicktes Weihnachtskärtchen dort irgendwann mal an.
    Die im November hier angetroffenen Touristen stammten in erster Linie aus Indien. Dann gibt's die unvermeidlichen israelischen Kids, für die die Andamanen momentan zu den etwas gängigeren Optionen für die Reise nach der Armeezeit gehört (Südostasien rangiert nach wie vor auf Platz eins). Und dann kommen Europäer. US Amerikaner, Russen oder Ostasiaten habe ich keine ausmachen können. Ich habe eine ganze Reihe sehr interessanter Leute aus unterschiedlichen Nationen getroffen. Meine persönliche Erfahrung ist, dass je schwieriger ein Ort zu erreichen ist, umso spannender sind die Traveller die man dort trifft. Und, um es mit den Worten eines in Bombay arbeitenden Engländers zu sagen, den ich auf Havelock traf: es gibt hier kaum "douche bags".
    Unterkunft, etc: Ich hatte mir schon von Deutschland aus eine Hütte bei "Island Vinnie's" gebucht, was smart war, weil die bei meiner Ankunft am ca. 10. November schon für die nächsten zwei Wochen weitgehen ausgebucht waren. Ich kann Vinbnie's sehr empfehlen - eine einfache Hütte ohne eigenes Bad kostet 500 IR, die Gemeinschaftstoiletten/-duschen sind völlig OK. Bei Vinnie’s nehmen sie, da sie sich’s angesichts der guten Nachfrage leisten können, allerdings nur noch Taucher auf. Das hat für den Alleinreisenden den Vorteil, dass die Gäste schon mal ein gemeinsames potentielles Gesprächsthema haben, was es ungemein einfach macht, Leute zu treffen. Und, da nach meiner Erfahrung Taucher ja üblicherweise ein lebenslustiges Völkchen sind, ist jederzeit für Kurzweil gesorgt. Unter diesem Gesichtspunkt war‘s letztlich vielleicht ganz gut, dass Vinnie’s Full Moon Café, das Restaurant, keine Lizenz für den Alkoholausschank hat. Zu einer Grüppchenbildung entlang von Sprachgrenzen, wie man das mancherorts ja sieht (Franzosen, Russen, Israelis, etc), kam es nie und ich glaube, ich habe in den paar Tagen auf Havelock eine ganze Menge über das Leben und die Ansichten der jungen indischen oberen Mittelschicht gelernt.
    Vinnie’s hat vielleicht 20 Hütten unterschiedlicher Bauart und grenzt direkt ans Wasser. Zwischen den Bäumen am Strand sind ein paar Hängematten aufgespannt. Ich kann das als Unterkunft sehr empfehlen und bekam zweimal mit, dass Leute, die woanders untergekommen waren, sich bemühten, zu Vinnie’s zu wechseln. Vergeblich, weil ausgebucht. Also: rechtzeitig reservieren!
    Wer gerne Essen geht – fußläufig sind eine handvoll Restaurants zu erreichen. Ein wenig „up market“ ist der „Red Snapper“, hier ist alles etwas stylischer und teurer. Wegen meiner indischen Bekannten wir ich dreimal hier. Ebenso etwas edler war das „Symphony“. Im auf Tripadvisor so empfohlenen „Anju Coco“ aß ich Thunfisch, ging aber dann kein zweites Mal hin als ich hörte, dass die unter der Hand auch Haifisch anbieten. Der „Golden Spoon“ im Hauptort ist insofern ganz nett, dass man mit dem Koch zum gegenüberliegenden Fischmarkt geht und dort den Fisch ausssucht, der dann gleich darauf zubereitet wird.

  • Fortsetzung:
    (b) Norden: Mein sehr locker gefasster Reiseplan sah ja folgendermaßen aus: Chennai (Madras) – Havelock – North Andaman – Port Blair – Mubai (Bombay). Also musste ich irgendwann weiter. Zu diesem Zwecke ließ ich mir ein Fährticket besorgen – das heißt, jemand wird dafür bezahlt, dass er vor Ort ist, wenn das Tickethäuschen aufmacht und Dir einen Fahrausweis besorgt. Das geht nur am gleichen Tag. Wie so Vieles in Indien kann man auch hier die Vorgehensweise nicht so genau verstehen – der Ticketverkauf geht los wenn die Fähre praktisch am Horizont schon zu sehen ist, was bedeutet, dass man eventuell erst an die Reihe kommt, wenn die Fähre schon wieder ablegt. Tatsächlich sah ich drei Fahrgäste, die vom Ticketverkauf wild mit ihren Fahrscheinen winkend zur ablegenden Fähre rannten, der Abstand zur Kaimauer war aber schon zu groß, um eventuell noch hinüberzuspringen. Auf der Fähre waren geschätzte 50 Fahrgäste – es wäre noch reichlich Platz für weitere gewesen – einziger Westler an Bord war ein älterer Typ aus der französischen Schweiz, der aber bei Long Island von Bord ging. Ich fuhr bir zur Endstation in Rangat, wo ich gerade noch so den Bus erwischte (der wartet in 2-300 m Entfernung auf die Fähre, fährt dann aber los bevor die letzten Leute von Bord sind). Ca. 90 IR für 4 Stunden Fahrt. Selbst auf den Andamanen ist‘s gerammelt voll im Bus, die ersten 1 ½ Stunden musste ich erst mal stehen. Das macht mir eigentlich nichts, aber mein nirgendwo zu verstauender Rucksack nervte etwas. Schließlich kam ich in Diglipur an und konnte direkt in Bus nach Kalipur Beach umsteigen. Dort gibt’s das „Pristine Beach Resort“. Bis vor kurzem die einzige Urlaubsunterkunft der Gegend, jetzt gibt’s noch, direkt gegenüber, das staatlich betriebene „Turtle Beach Resort“. Ich war ohne Voranmeldung gekommen, was in der ersten Novemberhälfte kein Problem war. Tatsächlich war zu diesem Zeitpunkt nur eine weiteres Häuschen belegt. Für Dezember – Februar war aber bereits fast alles ausgebucht. Es gibt dort oben halt praktisch keine Alternative. Das Pristine Beach Resort bietet drei Kategorien von Häuschen an – günstig (500 IR), mittel (hübsch anzusehende doppelstöckiche Hüttchen für vielleicht 1200 IR) und Luxus (aus Stein, mit AC und Fernsehen für vielleicht 3500 IR). Besonders erwähnenswert ist das Restaurant. Man hat ja ohnehin keine Alternative, da ist es natürlich toll, dass man hier überraschend gut für sehr erschwingliche Preise essen kann. Die Hauptattraktion der Unterkunft ist allerdings der Besitzer Alex – ich habe noch nie in einem Hotelbesitzer einen derart interessanten, gebildeten Gesprächspartner gefunden.
    Was kann man vor Ort machen? Erkundungsspaziergänge, schnorcheln (Ausrüstung verleiht Alex), mit einem schlechtem Leihfahrrad die Gegen abfahren. Nach Diglipur dauert’s auf diese Weise ca. 1 ½ Stunden. Der Strand ist übrigens an sich nichts besonderes. Ab ca. Dezember nisten hier Schildkröten, dafür war ich zu drüh. Der Schnorchelausflug zur gegenüberliegenden Insel aber (man kann dahin schwimmen, dauert gefühlt vielleicht 30 min, konnte keine nennenswerte Strömung feststellen) war ein echtes Highlight. Ich hatte mir für den ersten Teil des Tages die einizigen anderen Gäste, ein pensioniertes Arztehepaar aus Mysore ans Bein gebunden, die waren etwas ängstlich. Ich fand das Schnorcheln toll, man konnte viele Fische sehen. Es gibt schon eine gewisse Brandung, da muss man bei den Felsen halt etwas aufpassen. Wer an sowas Spaß hat, sollte für Kalipur Beach riuhig drei Schnorcheltage und vielleicht zwei Erkundungstage einplanen. Ich war insgesamt ungefähr vier Tage da oben. Was ich wirklich, wirklich bedauerlich fand war die Tatsache, dass man kein Moped mieten konnte – Alex hatte kein Lizenz (mehr). Und unter der Hand lief auch nichts. Er meinte, ich sei möglicherweise zu diesem Zeitpunkt (Vorsaison) der einzige Westler auf den North Andamans, mit Sicherheit jedenfalls in der Region Diglipur, da könne ich sehr davon ausgehen, dass mich die Polizei aus reiner Neugier für eine Überprüfung der Papiere stoppen würde, wenn sie mich auf einem Motorrad durch die Gegend fahren sähen. Schade.
    Wie gesagt, ich war in der Vorsaison da: Da ist es halt wirklich SEHR ruhig da oben. Will sagen: Es ist touristisch gesehen einfach überhaupt gar nichts los. Und Internet? Forget it.
    Man muss sich also selbst beschäftigen. Neben den bereits genannten, sind weitere mögliche Aktivitäten der Aufstieg zum Saddle Peak (das ließ ich eingedenk der zuvor recherchierten Berichten aus). Oder ein Ausflug zu den mit einem Sandstreifen verbundenen Inseln Smith und Ross. Habe ich auch nicht gemacht, das indische Ehepaar war aber von ihrem Ausflug dahin ganz aus dem Häuschen.
    Die Strecke zurück in den Süden wäre ich nur allzu gerne im Helikopter geflogen: Man hat als Tourist eine gewisse Chance, einen der wenigen Plätze auf dem täglichen Flug zu ergattern. Für den einen geringen Preis, weil die Flüge zu 80% vom Staat bezuschusst werden. Leider hatte nachts zuvor eine Frau eine Frühgeburt und musste ins Hauptkrankenhaus nach Diglipur geflogen werden – wenn so etwas passiert, werden keine Passagiere mitgenommen. Also wählte ich die Variante 2 und ließ mich von dem Arztehepaar mitnehmen – die hatten einen Fahrer. Wir fuhren gegen 5:00 los und brauchten 13 Stunden für den Ritt. Kein Pappenstiel.
    (c) Port Blair: Das ist die Hauptsadt der Andamanen. Etwas über 110 000 Einwohner – fast ein Drittel der Inselbevölkerung wohnt hier. Port Blair ist das wirtschaftliche und politische Zentrum, sonst gibt’s nur Kleinstädte und Dörfer. Auf dem Hinweg nach Havelock machte ich hier keine Station - ich hatte schon von Deutschland aus via Vinnie’s die Überfahrt organisiert und musste so nur vom Flughafen bis zum Bootsanleger. Jetzt auf der Rückreise hatte ich einen Tag und zwei Nächte Zeit. Nach einem Nachtmahl in einem mehrs als akzeptablem Seeafoodrestaurant gelang es mir, mich deart zu verfransen, dass ich drei Stunden brauchte, um mein Guesthouse wiederzufinden. Am nächsten Morgen schaute ich mir das Ganze noch mal bei Tageslicht an. Als kleine Anekdote am Rande – ich marschierte die Straße lang als ich mich von ein paar Typen an einem Essenstand in ein Gespräch verwickeln ließ. Ich hatte noch nicht gefrühstückt und fragte, was es denn zu Essen gäbe. Ein Gericht aus Kerala, das heißt „Puto“. Da musste ich sehr lachen, wegen der spanischen Bedeutung. Ich bekam ein Tellerchen und sie ließen nicht locker, bis ich sowohl eine Portion Puto mit Kichererbsesauce wie auch ein paar Stück Fettgebackenes gegessen hatte. Die Unterhaltung machte Spaß und das Essen war gut aber gleichzeitig dachte ich „Mann, jetzt hast Du Dir doch was andrehen lassen“. Aber als ich einen Geldschein zückte sah ich nur abwehrende Hände, alles war schon erledigt – „Welcome to Port Blair my friend“. Supernett und ein weiterer Indikator, dass die Andamanen noch weit davon entfernt sind, von Touristen überlaufen zu sein. Auch irgendwie lustig war mein Besuch beim Schneider. Meine einzige lange Hose hatte einen Riss, also lief ich die Hauptgeschäftstraße entlang bis ich auf ein „Tailor“ Schild stieß. Die Schneiderei war im ersten Stock, drei Männern an Nähmaschinen, von denen niemand englisch sprach. Naja, der Riss war nicht schwer zu übersehen. Man gab mir ein Tuch, in das ich mich einwickeln könnte während an Ort und Stelle der Schaden behoben wurde - in 5 Minuten ging ich schon wieder meines Weges. Zugegeben, Einiges kann in Indien als nervig und kompliziert empfunden werden. Aber geh mal in Deutschland in eine Änderungsschneiderei und bitte die, gerade mal eben etwas für Dich zu erledigen – good luck with that.
    Port Blair kommt in Reiseführern schlecht weg. Letztlich wird nur das Cellular Jail halbherzig empfohlen. Da ich mich mit Leuten unterhalten hatte, die es besucht hatten, ließ ich dieses Museum aus, und mietete stattdessen ein Moped. Mit 500 IR ist das hier nicht gerade billig, aber es gab keinen Verhandlungsspielraum und letztlich konnte ich‘s auch verstehen – ich hatte ja selber vor eine ordentliche Strecke damit zu fahren und nicht bloß um die Ecke. Wie gesagt, es wird ja üblicherweise empfohlen, nicht mehr als eine Nacht in Port Blair zu bleiben. Mir persönlich aber gefiel das Umland ausgesprcohen gut und ich hätte gerne mehr als nur einen Tag Zeit gehabt, um es zu erkunden. Ich war noch nie in der Karibik gewesen – deshalb mach ich damit falsch liegen: Für mich jedenfalls fühlte sich dieser teil der Andamanen sehr „karibisch“ an. Meer, Palmen, Wellblechhütten.
    Aber die Flüge waren ja bereits lange im Voraus gebucht und Bombay wartete.
    Insgesamt war ich knapp 11 Tage auf den Andamanen. Mit dem zu vernachlässigenden Chennai und dem äußerst erkundenswerten Bombay war ich 16 Tage unterwegs. Ich kann die Andamanen als Reiseziel guten Gewissens insbesondere denen empfehlen, die ein schönes, relaxtes Urlaubsziel mit einsamen Traumstränden suchen, das Einiges an Natur zu bieten hat, sich noch relativ unerschlossen anfühlt und, wem das wichtig ist, nach wie vor fernab entfernt ist von den üblichen Reiserouten. Die Andamanen sind genauso sonnig und günstig wie eine Insel in Thailand, fühlen sich aber bei weitem nicht so touristisch an, weil das Leben der meisten Ortsansässigen mit Tourismus nichts zu tun hat.

  • PS: Also, da es ja mehrere Kommentare zur Andaman Trunk Road gab - sorry Maxi, aber die Leute fahren nicht "hinein um die Ureinwohner dann wie Zootiere zu bestaunen", sie fahren die Straße entlang weil sie die einzige Landverbindung auf der Inselgruppe ist. Führe man die Straße tatsächlich zu Sightseeingzwcken, müsste man schon wirklich ganz, ganz unbedingt einmal im Leben einen Jarawa gesehen haben wollen. Denn stünde tatsächlich mal ein Eingeborener im Wald bei der Straße, hätte man vielleicht eine Sekunde Zeit, ihn "bestaunen" zu können bevor man mit 50 km/h an ihm als Teil einer Fahrzeugkolonne vorbeigerauscht ist. Als ich dort langgefahren bin, habe ich wie erwartet keinen einzigen gesehen.
    Zu Begegnungen zwischen Jarawa und den restlichen Bewohnern der nach wie vor für indische Verhältnisse dünn besiedelten Andamanen kam und kommt es immer wieder, mit und ohne Straße. Und zwar in erster Linie auf Initiative der Jarawa hin.
    Ich fände es schade, wenn die Andamanen wegen diesen eher unwesentlichen Details hier im Forum vorschnell als unerstrebenswertes Reiseziel abgeurteilt würden.

  • Vielen lieben Dank T-Man für den sehr interessanten Bericht, aus einer Gegend wo so schnell sicher niemand hinkommt.
    Ich würde auf keinen Fall jemanden von den Andamanen abraten, weil der Film im TV wirklich super schön war.
    Die Strasse nach Norden wurde vom Reiseteam nicht befahren, weil sie nicht dazu beitragen wollten dass man die Ureinwohner bestaunt. Sie blieben an der Schranke stehen und fragten Leute die reinfuhren, was sie dort wollen und da hieß es dann: Ureinwohner schauen, wann sieht man sowas schon mal. Die sind wie aus der Steinzeit, das muss man unbedingt sehen.
    Was man dann wirklich sieht konnte also der Film nicht zeigen aber umso besser, wenn du meinst es ist nicht so schlimm.
    Die Insel Ross hat man besucht und da war es wirklich sehr schön, wie auch alles andere.
    Schnorcheln - tauchen kann ich nicht - würde ich dort liebend gern.
    Hättest du vielleicht bei Gelegenheit auch einige Bilder für uns, das wäre noch das i-Tüpfelchen.
    LG maxi.