Drei Monate SO-Asien - Livebericht

  • So etwa in einer Woche werde ich in Phnom Penh sein. Der FCC (Foreign Correspondents Club) hat's mir angetan. Dort werde ich wohnen. Aber der Reihe nach:


    Die letzten drei Tage war ich auf dem Bolaven-Loop unterwegs. Das Bolaven-Hochplateau liegt östlich von Pakse in Südlaos und ist vor allem ein wichtiges Kaffeeanbaugebiet. Verkostungen, Wanderungen zu Plantagen, etc. werden überall angeboten. Außerdem gibt es in der Gegend schöne Wasserfälle.


    In Pakse kann man Motorbikes leihen. Mit "meiner" fast neuen Honda Wave 100 und meinem Vermieter "Pakse Travel Co, Ltd." war ich absolut zufrieden. Ich bin den kleinen Loop gefahren, entspannte 210 km auf guten Straßen. Genächtigt habe ich in Tad Lo und Paksong.

  • Zurück in Pakse. Laos feiert anlässlich der Halbzeit meiner Reise ein mehrtägiges Fest, Pi Mai Lao, was so viel heißt wie "Die Langnase muss noch lange nicht nach Hause!" Das versprühte Wasser steht für die Tränen, welche die Laot(inn)en vergießen, weil ich schon bald nach Cambodia weiterreisen werde.

  • Laos ist das einzige Binnenland SO-Asiens und trotzdem ein Inselreich. Don Khone ist eine der "4000 Inseln", die sich hier in Südlaos aus dem Mekong erheben. Stiller ist sie als die Nachbarinsel Don Det. Aber auch hier wird der typische Bedarf der Backpacker gestillt.


    Im Schrank meines Bungalows hängen Schwimmwesten. Ich wohne auf (!) dem Mae Nam Khong, der Mutter der Flüsse. Toller Ausblick und wenn ich mag, kann ich die Füße ins Wasser hängen lassen.


    Morgen gibt s dann Geschichtliches aus Don Khone.

  • Quote from NoDurians

    Das versprühte Wasser steht für die Tränen, welche die Laot(inn)en vergießen, weil ich schon bald nach Cambodia weiterreisen werde.


    der Spruch ist echt gut.


    ...mir scheint aber, da hat es auch einen "Kater" auf dem Foto. ;)

    Jedes erreichte Ziel ist auch eine Belohnung für den gegangenen Weg.

  • It was like...
    Busfahrt von Laos nach Cambodia


    "International VIP-Bus direct from here to Siem Reap!" Der Ticketdealer von Pan's Guesthouse zeigt mir ein Bild. Und was für eines! Im wahrsten Sinne: Ein Bild von einem Bus! Wahrscheinlich von der Volvo-Homepage runtergeladen. Egal, das Angebot ist ohne Alternative, also buche ich.


    Am nächsten Tag geht es um 8 Uhr mit dem Boot von Don Khone ans Festland und direkt zu einem kleinen Reisebüro. Dort werden die Tickets gegen andere Tickets getauscht. "Wait here!" Ist ein guter Platz, um zu warten. Vor allem für den Betreiber. Jeder kauft irgendwas, Getränke oder Kekse und fast jeder tauscht Kip in Dollar.


    Oh, wie ich diese Backpacker-Fratzen hasse. Manchmal sind sie ja nützlich, um Fahrgemeinschaften zu bilden oder um ein wenig zu quatschen. Aber hier wird's mir echt zu viel. Mich interessiert es nicht, wer wo wie lange war und wir chillig er es dort fand. Und die Sprache! Ich kann das Wort "like" nicht mehr hören. "It was like...", " I had like four beers...", "I paid like...", "The bus was like...", " I was there like 3 days." Backpacker-Englisch? Oder was soll das sein?


    Wir latschen zur Busstation. Das altersschwache Gefährt ist kein VIP-Bus und war auch nie einer. Alle sind sich einig: Hoffentlich fährt der nur bis zur Grenze. Es kommt noch besser: Nach drei Kilometern ist Schluss. "Sorry, no petrol! Five minutes!" Nach einer halben Stunde kommt ein Minibus mit zwei Benzinkanistern. Anspringen will der Bus trotzdem nicht. Starthilfe? Vergeblich!


    Wir quetschen uns in den Minibus! Alle! Ich komme mir ein wenig vor, wir in dieser Gummibärchen-Dauerwerbesendung, die früher im TV lief. Wetten, dass 40 Leute in einen Bus mit 20 Sitzen passen?


    Beim Grenzübergang trenne ich mich von den Spaßbürgern. Ich hab ja meinen Reisepass. Die Grünohren haben ihren beim "Veranstalter" abgegeben. Vergnügt beobachte ich, wie die Zotteligen alle beim "disease-check" anstehen. Ich bin dort einfach mit einem freundlichen "No, thank you!" vorbeigegangen.


    Nächste Wartepause. "Five minutes!" Auch das erste Restaurant in Cambodia will verdienen und die ersten Rucksackratten werden schon hungrig. Um die Zeit macht Mutti sonst Mittagessen. Nach zwei Stunden geht's weiter. Der Bus ist "overbooked, sorry". Ich stehe auf der ersten Stufe, weiter komm ich nicht. Ist ja nur eine Stunde bis Stung Treng. Dort? Richtig, ein Restaurant! Wieder " five minutes" warten. Den "Jüngern des Lonely Planet" ist das alles völlig egal. Die sind, wo sie immer sind, unter Ihresgleichen. Ob man die Hullahoop-Reifen in der coolen Strandbar auspackt oder in der Busstation ist egal. Und "fried chicken rice" gibt's da wie dort.


    Dann werden die Chiller auf zwei Busse aufgeteilt. Einer geht nach Phnom Penh, der andere nach Siem Reap. Beide Busse stehen hier, seit wir angekommen sind.


    Ich nehme die letzte Reihe in Beschlag. Schaut nicht so, ich bin eben "same, same, but different." Wie's auf euren T-Shirts steht. Gute Nacht! Ich schlaf jetzt mal 'ne Runde.
    Ein letzter Aufreger kurz vor der Ankunft. Mein Sitz wird heiß und die Luft neblig. Ich gehe nach vorne. Einer der Busbegleiter sieht sich die Sache an. Er öffnet die Dachluke, der Rauch zieht ab, wir fahren weiter.


    In Kratie angekommen! Die Individualisten fahren geschlossen weiter. Ist auch klar, hier gibt's keine angesagten Bars, keine Walkingstreet, keine Banana-Pancakes, kein Eimersaufen. Mir reicht's für heute! 250 Kilometer in 11 Stunden in 5 verschiedenen Verkehrsmitteln.Wie wurde mir erklärt: "Der Bootsverkehr auf dem Mekong wurde eingestellt, seit es auf der Straße viel effizienter ist." Ha, ha! Auf dem Fluss fahr ich das in der Zeit zwei Mal.

  • Was für ein Artikel. :-O
    Ich glaube, da gibt es aber Definitionsbedarf zwischen Backpacker und Backpacker.
    Wir hatten das Thema ja schon mal hier: Backpacker über 50
    Aber so, wie die gute Dame das beschreibt, reist ja kaum einer von uns, oder??? Na gut, vielleicht einige... :D
    Viele Grüße
    Petra

  • ich bin 1991 auch als Backpacker gereist; und der gleiche Tramper begleitet mich heute noch!
    Und wenn sich auch die Zeiten ändern, man Einiges heute mit anderen Augen sieht, vielleicht Dinge hinterfragt;
    welche man in jüngeren Jahren unbekümmerter anging - so muss ich sagen; einen solchen Bullshit von einem "Bild"
    eines Backpacker wie in diesem Artikel beschrieben, ist mir noch NIE begegnet.

    Quote

    RUCKSACKTOURISTEN reisen für lau, um das zu sehen, was auch all die Neckermänner sehen.


    Das ist ja interessant! 2 Fliegen mit einem Schlag.- Nicht nur der Backpacker erscheint im schrägen Licht,
    "Neckermänner"......man unterscheidet beim "Pauschaltouristen offenbar auch zwischen Frau und Mann....
    und da kommt man(n) auch schlechter weg. ;)
    P.S. ich wage mal zu behaupten, dass ein Pauschaltourist nicht die gleichen Möglichkeiten hat.

    Quote

    Der Backpacker ist ein junger Mensch, der mit sehr wenig Geld eine lange Reise in ferne Weltgegenden plant.


    das ist natürlich unklug, mit wenig Geld Flugzeug, Unterkunft etc. in fernen Ländern sich zu bewegen, dazu noch so jung...
    viel besser wäre es, wenn man sich in behütende Hände eines

    Quote

    Der Backpacker merkt nicht, dass seine Form des unkontrollierten Massentourismus Dritte- Welt-Gesellschaften mehr verändert, als es der organisierte, örtlich beschränkte Pauschaltourismus vermag.

    sich begeben würde; da wird bestimmt darauf geachtet, dass noch alles unberührt und naturbelassen und in erster Linie der dortigen Bevölkerung abgestimmt ....

    Quote

    In Wahrheit hasst der Backpacker den Massentouristen dafür, dass er nicht am Ballermann brutzelt, sondern dem Backpacker die Geheimnisse der Welt weggucken will.


    wie weltfremd ist das denn?


    ....und so weiter und so fort; Viel mehr würde mich interessieren, was die Dame mit ihrem Artikel "rüber bringen" will.
    ich zumindest habe ihre "Botschaft" nicht verstanden.

    Jedes erreichte Ziel ist auch eine Belohnung für den gegangenen Weg.

  • Hast Du Dich als Ösi geoutet ?
    8-)


    Schöner Vorgeschmack für Angkor - da fotografieren sich ganz viele als Lara-Croft-Verschnitt =)


    Aber das sind keine Backpacker, sondern hauptsächlich Asiaten und Amerikaner, die lautstark und ohne Rücksicht die Wege blockieren.

  • Quote from numwahn

    ....und so weiter und so fort; Viel mehr würde mich interessieren, was die Dame mit ihrem Artikel "rüber bringen" will.
    ich zumindest habe ihre "Botschaft" nicht verstanden.

    Ich denke, das liegt auf der Hand. Der Backpacker, der seine Reiseform über andere stellt, der sich als Individualist sieht, als umweltschonenden, weltoffenen, zivilisationskritischen Entdecker, wird hier ordentlich auf die Schippe genommen. Zu Recht wie ich finde.


    Der Artikel tituliert sich ja bewusst als Polemik, natürlich ist er überzeichnet, selbstverständlich sind nicht alle Backpacker gleich (auch nicht alle Neckermänner) , aber ich hab gestern mit gut 40 Backpackern den Tag verbracht und die hab ich alle im Neon-Artikel wiedererkannt. Den hab ich übrigens nur verlinkt, damit keiner über meine (ebenfalls etwas überzeichneten) Betrachtungen herzieht. Sonst schreibt wieder jemand den Unsatz"Jeder soll so reisen, wie er es für richtig hält!" Der Satz ist zwar richtig, erstickt aber jede Diskussion und jede Auseinandersetzung mit Verhaltensweisen (auch mit den eigenen) im Keim.

  • Ich hatte dich ja auf Facebook schon vorgewarnt, wie die Fahrt von Laos nach Kambodscha bei uns abgelaufen ist, von wegen VIP Bus ;) :D


    Ich muss doch recht schmunzeln, wie wenig sich in den Jahren bezüglich der Fahrt und Abzocke geändert hat.
    Wer mag und Lust hat, kann ja mal meinen alten Reisebericht über die Fahrt lesen.


    >>> Fahrt von Laos nach Kambodscha


    Vieles deckt sich oder ähnelt doch immer noch sehr der Fahrt von NoDurians ;)


    Ich kann dich aber trösten, ab Kratie gibt es einen ganz normalen, öffentlichen Bus Richtung Phnom Penh.


    Gute Weiterfahrt,
    Petra

    " Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben Reisen ist. "
    ( Jean Paul )

  • Im Bus gab's gestern eine stundenlange, vielstimmige Kakophonie:


    Wo warst Du vorher? Oh, ich auch! Wie lange? Ah, ich nur drei. Wie fandest Du...? Oh, it was sooo nice (geht nur auf englisch). Wieviel hast Du bezahlt? Ja, ich auch. Hast Du auch den Treck gemacht? Ja, ich auch.


    Leute, ihr habt alle den selben Reiseführer in der Tasche, geht in die selben (highly recommendeten) Hostels, trefft euch abends in den selben Bars, habt alle Batikhosen und Trägershirts an, natürlich macht ihr alle auch die gleiche Tour. Wundert ihr euch wirklich drüber?


    Vielleicht war's mal anders, im Gegensatz zu einigen anderen hier, weiß ich nicht, wie die Szene frührr war. Aber heute ist es die Spaßgesellschaft auf Reisen, SO-Asien ist nur eine Bühne für die eigenen Eitelkeiten. Das Interesse für Land und Leute nicht einmal oberflächlich vorhanden. Als wir gestern eine Buspanne hatten, lief alles normal weiter. Man setzt sich mit dem iPhone ins Gras oder holt die Hullahoop-Reifen raus. Ich hab dann mit ein paar neugierigen Kids eine kleine Wasserschlacht gemacht, viel geht nicht mit einer 0,5 l Flasche versus eine Armada von Spritzpistolen. Da kamen dann ein paar von der Spaßgesellschaft um zu fotografieren und mitzumachen. Bin mir sicher, dass einige noch nie zuvor so nah dran waren an der lokalen Bevölkerung. ;)

  • Quote from cicapetra

    Ich kann dich aber trösten, ab Kratie gibt es einen ganz normalen, öffentlichen Bus Richtung Phnom Penh.

    Das ist gut. Nächste Station Kampong Cham. Nur 130 km, das geht wahrscheinlich in 3 Stunden.


    Hab grad herzlich über Deinen Bericht gelacht. Same, same! Bis auf die Buspanne, die bekam ich gestern noch als Extra serviert. Dafür blieb mir der überfüllte PKW erspart!

  • Der Artikel ist sehr subjektiv. Es gibt so viele verschiedene Backpacker. Sicher gehören die geschilderten auch dazu.
    In den siebziger Jahren hatten die Backpacker in Griechenland so einen schlechten Ruf, da viele sehr schmutzig waren und sich nur durchgeschnorrt haben. Wir waren auch mit Rucksäcken unterwegs - praktischer als Taschen damals und jedes Mal bekamen wir zu hören "ihr gehört nicht dazu, ihr nehmt ja ein Zimmer, seid sauber und bezahlt euer Essen". Da mussten die Griechen auch lernen, dass es verschiedene Rucksacktouristen gibt.


    Allerdings diesen Herdentrieb und das Abhakenreisen sehe ich bei den heutigen Rucksacktouristen mehr und mehr. Viele unterscheiden sich in nichts von den Pauschaltouristen. Am besten zu sehen bei den Gili Besuchern. Das muß man gesehen haben! Sie sind zwar individuell unterwegs, folgen aber stur dem Lonely Planet.

  • Noch ein Nachtrag:
    Schlimmer als Backpacker sind allerdings die "Gutmenschen". Man trifft sie auf Bali und ganz massiv in Nepal. Und auch noch in allen Altersgruppen. Das Gefasel von denen ist richtig nervig! Egal ob NGO-MITGLIEDER oder privat angereist. Die nerven gewaltig!!

  • Wurde hier denn überhaupt mal der Versuch gestartet, einige Teilstrecken mit dem Boot zu fahren? Die Fähren gibt es nicht mehr, aber es wäre doch einen Versuch wert gewesen. Boote gibt es ja trotzdem genug. Die Strecke zwischen der Grenze und Stung Treng ist wirklich schön, man schippert quasi duch eine Baumlandschaft weil der Mekong dort kein richtiges Flußbett hat. Dann muß man sich auch nicht ärgern, wenn das verhalten der Mitreisenden nicht in's eigene Weltbild passt.