Absturz Germanwings

  • Was mag in einem Menschen vorgehen, der mit dem Leben abgeschlossen hat und weiß, dass er 150 andere Menschen mit in den Tod reißt und eine Unzahl von Angehörigen der Verzweiflung überlässt?
    Da sind die Cockpittüren auf jede erdenkliche Art abgesichert um ein Eindringen mit terroristischer Absicht zu verhindern, aber gegen ein krankes Hirn am Steuerknüppel ist man hilflos.

  • Ich habe gelesen, dass z.B. Norwegian jetzt die Regelung erlassen hat, dass mindestens 2 Leute jederzeit im Cockpit zu sein haben. Das halte ich auch für vernünftig. Soll ja z.B. in den USA schon länger Standard sein. Diese Maßnahme ist nun auch nicht sonderlich kompliziert umzusetzen.


    Naja, sehr tragisch alles. Vor allem, da ja nun die neuen Sicherheitstüren nach 2001 den Vorfall begünstigt haben. :-/

  • Unfassbar das Ganze.
    Das mal was kaputt gehen kann muss man ja akzeptieren aber dass man einem Pilot ausgeliefert ist, der einfach so alle mit in den Tod nimmt ist Irrsinn. Was geht in so einem Menschen vor.
    Die armen Hinterblieben, die nun auch noch verkraften müssen.

  • Ich hab früher als es noch erlaubt war ab und zu ein Foto im Cockpit gemacht und da waren immer 2 Piloten.
    Wenn aber einer auf die Toilette geht oder manchmal ging einer auch durch das Flugzeug und grüßte sehr freundlich, dann ist nur mehr einer drin.
    Hab mir da nie was gedacht, weil der Autopilot doch ohnehin viel übernimmt.
    Dadurch dass aber immer mehr Verrückte, irgendwie Gestörte oder Wahnsinnige auftauchen wird das wohl nun schleunigst geändert werden müssen.


    Mir tun aber auch seine Angehörigen leid. Die können ja nix dafür müssen aber nun mit seiner Schuld zurechtkommen und weiterleben.

  • Quote from annette1955

    Ich kann nichts dazu sagen... bin geschockt.


    Trauer, Wut, Verzweiflung, Angst....


    Nie hätte ich geglaubt, dass es erlaubt ist, dass nur EINE Person im Cockpit ist.
    Das finde ich ungeheuerlich. Ich kann es einfach nicht glauben.


    Na ja, was meinst du wie viele Piloten an Bord sind? Sollen 3 Piloten fliegen nur für den Fall, das einer mal auf den Pott muß? Also die Aussage ist jetzt schon bissl blauäugig.

  • Quote from winni

    Na ja, was meinst du wie viele Piloten an Bord sind? Sollen 3 Piloten fliegen nur für den Fall, das einer mal auf den Pott muß? Also die Aussage ist jetzt schon bissl blauäugig.


    Die Crew besteht nicht nur aus den beiden Piloten.

  • Quote from Yanbian

    Die Crew besteht nicht nur aus den beiden Piloten.


    Ich frage mich gerade was eine zierliche Stewardess gegen einen zu allem entschlossenen 28-jährigen ausrichtet, der unbedingt in den Tod fliegen will. Wenn , dann mußt du 3 Leute vorn reinsetzen, dann kann der "Amokpilot" einen umhauen aber hoffentlich nicht zwei. Und es müßten alle fliegen können, um den Jet im Notfall oben halten zu können, da nutzt dir eine Stewardess nicht viel.

  • Quote from winni


    Ich frage mich gerade was eine zierliche Stewardess gegen einen zu allem entschlossenen 28-jährigen ausrichtet, der unbedingt in den Tod fliegen will. Wenn , dann mußt du 3 Leute vorn reinsetzen, dann kann der "Amokpilot" einen umhauen aber hoffentlich nicht zwei. Und es müßten alle fliegen können, um den Jet im Notfall oben halten zu können, da nutzt dir eine Stewardess nicht viel.


    Das ist nicht meine Idee gewesen, sondern Standard in den USA.


    Außerdem soll es bei den Fluggesellschaften auch Stewards geben.

  • Hallo,


    solche und ähnlich gelagerte Fälle werden in dem Flugverkehr - wie wir ihn momentan praktizieren - nie völlig ausgeschlossen werden können. Schon bei den hier im Thread vorgeschlagenen Lösungen läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Sollen Flugbegleiter künftig danach ausgewählt werden, dass sie im Zweifelsfall einen Piloten überwältigen können? Wie viele Piloten wollen wir künftig auf Flügen mitnehmen, in denen wir für 19 Euro mach Spanien fliegen? Wir können so viel regulieren und planen wie wir wollen. Die Kreativität eines fehlgeleiteten Menschen wird immer einen Weg finden. Nichts desto trotz ist die Fliegerei vor allem auch deshalb heute so sicher, weil immer wieder aus schrecklichen Unfällen gelernt wurde. Aber es sollten schon die richtigen Lehren sein und nicht die kurzfristigen, populären Lehren.


    Nach den Anschlägen vom 11. September änderten sich die Sicherheitsmaßnahmen im Flugverkehr dramatisch. Das merkte man quer durch alle Bereiche der Luftfahrt von den Fluggesellschaften und Flughäfen bis hinunter zu uns kleinen Sportfliegern. Es drängte sich manchmal der Eindruck auf, dass der akute Anschlag auf unsere Freiheit durch die Terroristen durch eine behördlich als notwendig erachtete permanenter Einschränkung unserer Freiheit abgelöst wurde. Und 13 1/2 Jahre nach dem 11. September spielte nun eine Sicherheitsmaßnahme von damals eine Hauptrolle in dem schrecklichen Drama von dieser Woche - wie ein verspäteter, weiterer Erfolg der Terroristen.


    Ich habe große Skepsis bei der Einführung solcher neuen Regeln unter dem Eindruck dieser furchtbaren Ereignisse. Nach 9/11 musste man ganz dringend Flugzeug und Piloten vor den Passagieren schützen. Gestern, als noch technische Probleme als die wahrscheinlichste Unfallursache gehandelt wurde, da wurde der Airbus und die Fky-by-Wire Technologie kritisiert. Man sagte, es wäre ein Problem, dass alle Eingaben des Piloten erst von einem Computer bewertet werden, bevor sie in Steuerbefehle umgesetzt werden und man müsse daran denken, Passagiere und Piloten vor dem Flugzeug zu schützen. Kaum 24 Stunden später wissen wir, dass sich vollständig andere Dinge zugetragen haben und nun glauben wir, wir müssten das Flugzeug und die Passagiere vor den Piloten schützen.


    Nach meiner Beobachtung haben sich die verantwortlichen bei der Lufthansa und Germanwings bisher in dieser außerordentlichen Situation sehr professionell, sehr besonnen und sehr angemessen verhalten. Ich sage das nicht oft, aber speziell heute habe ich großes Vertrauen, dass die Damen und Herren dieser Fluggesellschaften die richtigen Konsequenzen ziehen werden.


    All das nützt den Opfern und deren Angehörigen nichts mehr. Während die Tragödie bei uns in ein paar Wochen wieder in den Hintergrund treten wird, müssen sie ihr ganzes Leben damit verbringen. Unsere Gedanken, unsere Gebete und unser Mitgefühl gelten in diesen Tagen vor allen ihnen.


    Meine kleine Tochter ist so alt wie die verunglückten Zehntklässler. Sie befindet sich seit 10 Tagen auf Schüleraustausch in England. Morgen kommt sie mit einem Lufthansa-Flieger zurück. Ich freue mich, wenn sie wieder da ist.


    HaPe

  • Wir sind am 24.03. von Mauritius zurück geflogen und haben einen Tag später bei der Rückfahrt von Frankfurt auf einer Raststätte von dem furchtbaren Unglück gehört. Wenn man selbst erst aus dem Fliger gestiegen ist, trifft es einen umso mehr.
    Mein Mitgefühl gilt auch allen Angehörigen. Wenn ich mir vorstelle welche Panik der Pilot gehabt haben muss als er nicht mehr ins Cockpit kam und ahnen musste was passiert, das ist einfach nur grausam.

  • Gegen menschliches Versagen, Fehlverhalten und böse oder destruktive Gesinnung gibt es kein Mittel und keine Technologie. Damit müssen wir leben, auch wenn vielleicht bald Flugzeuge, Schiffe und Autos ferngesteuert bewegt werden. Irgendwo sitzt doch einer, dessen Absicht und Gedanken von den Computern nicht erfasst und analysiert werden, und der, wenn er will und das Wissen besitzt, eine Katastrophe verursachen kann.

    In irgendeiner Sendung kurz nach der ersten Meldung der Katastrophe erschien eine Statistik, die besagt, dass 50% der Flugzeugunfälle auf menschliches Versagen zurück zu führen ist. Seltsamerweise wagte keiner der zahlreichen interviewten Flugexperten in seiner Ursachenanalyse das Szenario „menschliches Versagen“ zu präsentieren. Mir völlig unverständlich war die Antwort eines Experten, der in der deutschen Welle auf die Frage, warum während des 8 Minuten dauernden Sinkflugs kein Mayday gefunkt wurde, obwohl die Piloten kurz vorher unbekümmert schon die Anflugmodalitäten mit dem Tower in Düsseldorf besprochen hatten. Der Flugexperte gab den Hörern zu wissen, dass in einer solchen kritischen Situation die Piloten keine Zeit hätten, ihre Probleme oder einen Hilferuf per Funk mit zu teilen.
    Mein erster Gedanke war dann, da will niemand einen Hilferuf senden, da ist ein menschliches Problem aufgetreten und nicht ein technisches.


    Wir sollten bei all dem Entsetzen über das Geschehene und der Trauer um die betroffenen Menschen nicht vergessen, dass fast täglich viele unschuldige Menschen in kriegerischen und verbrecherischen Konflikten ihr Leben verlieren, was allerdings aufgrund der Abwesenheit der Medien nicht „live“ und non-stop in unseren Fernsehern erscheint und uns somit weit weniger betroffen macht.


    horas

  • Horas ich glaube nicht, dass es noch jemandem gelingt die ganzen Kriege und entsetzlichen Gräueltaten rundherum zu ignorieren.
    Im Jemen derzeit , einfach nur schrecklich. Boko Haram, die vielen Unschuldigen die da verschleppt, versklavt oder ermordet werden - grauenhaft und die Liste wird immer länger.
    Also ich bin darüber total traurig und denke jeden Tag daran wie glücklich wir sein können, hier geboren zu sein. Das kann sich ja keiner aussuchen und wir hatten da wirklich Glück.
    Und trotzdem sind wir sehr oft unzufrieden, jeder möchte noch mehr, immer nur Gewinn Steigerung, schneller, höher...
    Also so richtig ticken auch wir nicht, weil wir das was wir haben viel zu wenig schätzen.

  • Hallo,


    man kann menschliches Leid nicht gegeneinander aufwiegen. Und momentan beschäft uns eben der Unglücksflug.


    Seit Urzeiten gilt in der Fliegerei die Maxime: "Aviate, Navigate, Communicate". Wenn ein Pilot dann doch die Kommunikation vernachlässigt, kann das trotzdem unzählige Gründe haben. Insofern ist das ein Teil im Puzzle, aber noch kein klares Indiz für eine bestimmte komplexe Situation. Eine Überlastung im Cockpit ist es in aller Regel nicht. Der Pilot hat allen Grund dafür zu sorgen, dass er Unterstützung vom Boden bekommt - und sei es nur, dass bestimmte Flugwege freigehalten werden, dass er Priorität beim Anflug bekommt und am Boden Vorbereitungen rechtzeitig starten. Nach meiner Beobachtung sind erste Vermutungen, warum eine bestimmte Situation genau so und nicht anders eingetreten ist, immer falsch. Fast immer ist es so, dass drei, vier oder noch mehr ungünstige Umstände zusammen kommen müssen, damit ein Unglück eintritt, die wir mit dem ersten Indiz noch gar nicht kennen. Auch in diesem Fall war es nicht anders.


    Ich habe die Unterscheidung zwischen menschlichem und technischem Versagen noch nie verstanden. Technik kann keine Verantwortung tragen. Sie kann bestenfalls eine Funktion erfüllen, die wir ihr übertragen haben. Sie kann nicht abwägen und ggf. auch nicht Verantwortung ablehnen. Darum kann sie auch keine Schuld im moralischen Sinne übernehmen. Die Fliegerei ist zwar eine komplexe Technik, aber sie ist heute so gut verstanden, dass sie mit unseren Möglichkeiten als "sicher" eingestuft werden kann. Wenn es dann doch zu einem Unfall kommt, wäre dieser immer (!) durch entsprechend umsichtiges Handeln vorher vermeidbar gewesen. Kein Unglück ist unvermeidbar. Kein sicherheitsrelevantes Material kann heute mehr ermüden, ohne dass man die Chance gehabt haben könnte, es vorher zu erkennen oder es zumindest zu berücksichtigen. Keine Steuerungskomponente kann so einzigartig sein, als dass sie nicht mehrfach redundant ausgelegt werden kann. Insofern glaube ich gerne, dass der Experte den Begriff "menschliches Versagen" nicht präzisieren konnte.


    Ciao
    HaPe