Der Fischmarkt von Hoian ist weg !

  • Wann ist die beste Zeit früh morgens um auf den Fischmarkt zu gehen ?



    Diese Frage hat mir vorgestern ein Gast gestellt. In verschiedenen Reisehandbüchern steht drin das es sich lohnt früh morgens zum Fischmarkt in Hoian zu gehen.


    Auweia........in 2006 ist der Fischmarkt in Hoian wegen den "Touristen-Nasen" verboten worden. Dieser Gestank sei den Touristen-Nasen nicht zuzumuten und er müsse verschwinden. Er ist dann in den Nachbarort Cam Hoa verlegt worden. Ich kannte den Fischmarkt vor 2006 in Hoian und wusste auch das er damals verlegt wurde. Nun muss ich mich aber an meine eigene Nase packen und gestehen das ich noch nie auf dem neuen Fischmarkt war. Um meinen Gästen auf die Frage antworten zu können bin ich kurzerhand gestern Abend um 22.30 Uhr zum Fischmarkt gefahren um mir mal anzusehen wie das dort jetzt läuft.


    Es lag ein kleineres Fischerboot am Pier und in mehreren 80 Liter Plastik-Fässern wurde der Fang an Land gebracht. Ein Fass wurde dann auf dem Boden ausgeschüttet und von 28 Frauen wurden die Fische nach Sorte und mehreren Grössen sortiert. Danach wurden sie 50 Meter weiter zu einem Platz zum waschen gebracht. Die Masse wurde danach in kleine Kühl-LKW verladen und abtransportiert. Der Rest wurde an einem freien Platz in lauter 20 Liter Schüsseln ausgestellt. Ich würde mal sagen, alle 10 Minuten ist eine Fischsortiererin verschwunden und gegen 2 Uhr Morgens waren es nur noch 14 Fischsortiererinnen. Die anderen sind aber nicht etwa nach Hause gegangen sondern haben gezockt (Kartenspiel um Geld) und einige haben sich auch hingelegt oder waren im Cafe.



    Um 2 Uhr Morgens kamen gleich mehrere kleinere Transportboote die ebenfalls in 80 Liter Plastik Fässern den Fischfang von Fischerbooten brachten. Ich habe erfahren das diese Boote einige Kilometer aufs Meer hinaus fahren und dort den Fang von grösseren Fischerbooten abholen und hier her bringen. Im nu waren die fehlenden Fischsortiererinnen wieder da und mit fast 30 Frauen geht dann was. Gegen 2.30 Uhr wird es auf dem grossen freien Vorplatz lebendig. Mehrere Mopeds kommen an. Alle haben sie hinten drauf mehrere Schüsseln geladen. Obwohl keine Sonne scheint stellt ein Teil der ankommenden Mopedfahrer Sonnenschirme (aha, Regenschirme) auf und legt davor Planen auf dem Boden aus. Danach gehen sie zu dem Platz wo die sortierten Fische in den 20 Liter Schüsseln ausgestellt sind.



    Aha..... zum ersten mal sehe ich ab 02.30 Uhr Morgens Geldscheine die den Besitzer wechseln. Bis dahin war keinerlei Geld zu sehen aber Strichlisten mit Kilo-Angaben in verschiedenen kleinen Schreibblöcken. Ein Teil der angekommenen Mopedfahrer kauft ein um anschliessend auf dem grossen Vorplatz weiter zu verkaufen. Gegen 02.30 Uhr kamen noch Boote die lebende Schrimps gebracht haben. Auch sie stellen einen Sonnenschirm auf und beginnen mit dem Verkauf. Ich sehe um die gleiche Zeit auch 3 kleinere Kühl-LKW ankommen. Nun passte aber etwas nicht so ganz. Die haben nicht etwa Fisch vom Markt eingeladen sondern ausgeladen! Zuhause erfahre ich von meiner Frau das die andere Fischsorten von einem anderen Hafen gebracht haben um diese hier auf dem Lokalen Markt zu verkaufen. Es gäbe vor der Küste Hoians nicht alle Fischsorten und somit müssten die fehlenden Sorten von weiter Weg per LKW angeliefert werden.



    Ein Teil der Mopedfahrer die gegen 02.30 Uhr angekommen sind stellt keinen Sonnenschirm auf. Sie kaufen auch ein und verstauen dann alles auf ihren Mopeds. Ich habe einen angesprochen und gefragt wo er diese hinbringt. Die Antwort war: "zum Fusse des Zentralen Hochlandes in 80 Km Entfernung bei 2 Stunden Fahrzeit in die Stadt Thanh My". Um 03.30 Uhr bin ich wieder zuhause angekommen. Für mich war das eine Interessante Nacht um in 5 Stunden sämtliche Schritte auf dem Markt mitzubekommen. Von etwa 3 Uhr bis 5 Uhr hätte sich nichts mehr geändert und es wäre nur noch der Markt komplett aufgebaut worden bis dann um 5 Uhr die ersten Kunden auf den Markt zum einkaufen kommen. Gegen 11.00 Uhr würde wieder alles abgebaut und wo zuvor noch der Markt war ist dann wieder der grosse freie Vorplatz :)



    Ich habe heute Nachmittag festgestellt das ich mir beim Marktbesuch die Schuhe ruiniert habe. Ich war auf dem Motorrad unterwegs und denke: "Was stinkt hier denn so?". Die Sohlen meiner Schuhe stanken fürchterlich und nach einem Bad mit viel Waschpulver wurde es noch nicht besser. Mal sehen ob ich die auslüften kann oder neue brauche :)



    Hmmmmm, ob ich meinen Gästen diesen Marktgang spät Nachts empfehlen soll weiss ich nicht so recht. Sie können ja nicht 5 Stunden lang dort bleiben. Wenn Sie gegen 22.30 Uhr hin kommen könnten sie etwa 20 Minuten bleiben und das sortieren der Fische beobachten und Bilder von den unterschiedlichsten Fischen, Krebsen, Rochen und Tintenfischen machen.



    Aber mit der Rückfahrt ist Hotel wird es schwierig. Das Risiko ist hoch das danach mein Auto nach Fisch stinkt :) Also darf auf der Rückfahrt nur der mitfahren der die Schuhe dort lässt....Hahahahaha.



    Viele Gruesse aus Hoian
    Thomas & Kim Yen
    ___________________
    http://www.tvh-travel.de



    Ps. Nun noch Bilder von der Nachtaktion letzte Nacht.


    Bilder vom anliefern der Fische und dem Sortieren.

  • Danke für den interessanten Bericht und die Fotos von so vielen verschiedenen Meeresbewohnern.
    Ich mag Markt und Fisch. Ich mag auch den Geruch - das ist für mich kein Gestank aber ich hab erlebt, dass manche mit Spitzentüchlein vor der Nase am Markt rumlaufen und ui, wie das stinkt rufen. Das war in Madeira in der Fischhalle.
    Ich wollte liebend gern sagen, dann bleib doch draussen aber ich wollte nicht streiten.
    Ich würde es als dein Gast gerne sehen wollen und du kannst ja sagen, sie müssen ein 2. Paar Schuhe mitnehmen oder Gummistiefel damit dann im Auto nicht die Fischmarkt Schuhe getragen werden, sondern die in den Kofferraum wandern.
    Wenn du da ne Box reingibst, ist der Geruch weggesperrt. :D

  • Hallo Thomas,


    sehr interessant. Gu gefallen mir vor allem die verschiedenen Bilder sortierter Fische. Habe gut geschmunzelt bei jeden weiteren Beitrag mit Fischbildern.


    Ich muss sagen ich bewundere Menschen, welche sich zu den unmenschlichsten Uhrzeiten an die Arbeit machen. Ich meine auch in Deutschland gibt es Nachtschichten, aber diese wechseln im regelmäßigen Rhytmus immer einmal wieder zur Tagschicht. Nun kann ich mir aber nicht vorstellen, dass es für den Fischverkäufer/-sortierer ähnliche Modelle gibt, sondern eher 7 Tage von 22 Uhr bis zum Morgen Arbeit ansteht. Diese Menschen haben meinen tiefsten Respekt. Ich könnte das nicht.


    Auch in Phnom Penh sind ja ab 5:00 Uhr am Königspalast schon die Sportgruppen unterwegs. Bei meiner Zugfahrt von Danang nach Nimh Binh beobachtete ich, wie ab ca. 3:30 Uhr die Mopeds wieder auf die neben der Schiene liegende Straße schwirrten.


    Das sind eben noch echte Frühaufsteher - in Fernost. :shock: