Georgien 2015

  • Moin Moin alle zusammen.
    Dieses Jahr zog es mich in den Kaukasus nach Georgien. Ein kleines, sehr feines Land, welches auf der großen Touristenlandkarte noch eine Nebenrolle spielt, allerdings wird sich dieses in den kommenden Jahren mit Sicherheit ändern.
    Kurze Wege im Land, eine gute Infrastruktur bei den Bussen und sehr verbreitete Englischkenntnisse bei der Bevölkerung machen das Reisen für den Besucher in diesem Land sehr einfach.
    Gebucht hatte ich einen Flug der Turkish Airlines von Bremen über Istanbul nach Tiflis und für die ersten 3 Nächte reservierte ich mir ein Bett im Hostel. Dann sollte es einfach spontan durchs Land gehen, für die Übernachtung wählte ich immer kleine, familiengefürte Pensionen, die ich mir vor Ort heraus pickte. Wer gerne etwas genauer plant, kann dies auch per booking.com erledigen, selbst die kleinen Anbieter sind dort vertreten, Hotels und Hostels sowieso.
    Ich hatte mir in den Kopf gesetzt zumindest den Norden etwas zu erkunden, sprich Swanetien mit dem Dorf Mestia, danach sollte Kutaisi an der Reihe sein, mit ein wenig Weltkulturerbe. Anschließend nach Achalziche, um die Höhlenstadt Vardzia zu bestaunen und als letzter Stop war Signachi vorgesehen, mit einem Ausflug nach Dawit Garedja, bevor es dann zurück nach Tiflis gehen sollte. Batumi und das schwarze Meer muß ich auf eine spätere Reise verschieben. 3 Wochen können sehr schnell vorüber gehen und auch in einem kleinen Land wie Georgien ist diese Zeit einfach zu kurz, da es viel zu bestaunen gibt.


    Ich schreibe meinen kleinen Bericht in Etappen, es wird also ein wenig dauern. Die Bilder werden ein wenig aufgehübscht und ein paar Sätze muß ich mir auch überlegen. ;)


  • Im Hostel kam ich so gegen 4:00 morgens an. Ich hatte um eine Abholung am Flughafen gebeten, da ich um diese Uhrzeit keinen Bock hatte mich mit Taxifahrern um die Tarife zu streiten. Nach ein paar Stunden Schlaf ging ich dann am späten Vormittag auf eine erste Erkundungstour. Es war fürchterlich heiß, über 30º, für mich als kühles Nordlicht ein wahrer Hitzeschock.
    Ich schlich dann so durch die Gassen, immer auf der schattigen Seite und gelangte als erstes in das Bäderviertel Abanotubani. Tiflis war bekannt für seine Schwefelbäder, die aber im Laufe der Zeit fast alle zerstört wurden. Die Bäder sind unterirdisch angelegt und die Kuppeln sind eines der beliebtesten Fotomotive dieser Stadt.



    Auf die alte Festung hinter den Bädern bin ich auch rauf, danach war ich kaputt von der Hitze und bummelte nur noch durch die Gassen. Die Altstadt macht ihrem Namen alle Ehre, sie ist wirklich alt! So viele schiefe Häuser auf einen Haufen hab ich wohl noch nie betrachten können. Es wird eifrig saniert, aber das wird bei dieser Fülle von Gebäuden noch lange dauern. Oftmals stehen nur noch die Fassaden, während dahinter schon alles weggebröckelt ist. Schiefe Türen und fausdicke Risse in den Gebäuden lassen den Betrachter oft etwas zweifeln, ob das mit der Statik noch so einigermaßen funktioniert. Es kostet aber alles auch einen Haufen Geld und nicht jeder Besitzer kann sich eine Restaurierung leisten. Mal abwarten, wie es sich in den nächsten Jahren dort entwickelt. Zum Gucken ist es auf jeden Fall empfehlenswert.






    Autotechnisch dominieren hier natürlich Importfahrzeuge aus deutscher Produktion, wenn auch oft über 20 Jahre alt. Ab und zu sieht man aber auch noch etwas "originales" aus früheren Zeiten.


  • Nachmittags ging es dann zum Bahnhof. Das Ticket für den Nachtzug in Richtung Norden wollte ich einfach schon in der Tasche haben. Für die U-Bahn kaufte ich mir eine wiederaufladbare Metrokarte. Die hält man beim Einstieg nur über so einen Scanner und der Betrag wird automatisch abgebucht. Wer das Octopussystem aus Hongkong kennt, weiß wie bequem so etwas ist. Im Nachtzug war auch ein Bettchen frei und somit war diese Sache auch schon erledigt. Verständigung klappt hier hervorragend auf Englisch. Für die Arbeit an den Schaltern sind Englischkenntnisse Voraussetzung bei den Bewerbern. Anschließend begutachtete ich noch etwas den Bazar nebenan. Immer wieder interessant





    Dies ist natürlich etwas ganz typisches hier ;)


  • Am nächsten Tag wollte ich mir etwas von der Umgebung anschauen. Ich fuhr mit der Marschrutki in das kleine Städtchen Mzcheta. Dort kann man, was wohl... alte Kirchen bestaunen.
    Mzcheta war die Hauptstadt des früheren Iberien (nein, nicht Spanien) und ist einen Tagesausflug wert.
    Als erstes schaute ich mir die Samtawro Kirche an. Dazu gehört noch ein Kloster, welches von Nonnen bewohnt wird. In der Kirche durfte man keine Fotos schiessen.



    Zu den Kirchen noch eine Anmerkung. Es gehört zum Dresscode der Frau, daß man sich ein Kopftuch umbindet. Ich hatte extra ein leichtes Seidentuch dabei. Es gibt aber in jeder Kirche einen Karton, wo verschiedene Tücher kurz zur Verfügung bereit liegen. Oft darf man als Frau nicht einmal Hosen tragen, dafür hängen dann gleich Wickelröcke direkt daneben. Ich finde das ist so in Ordnung.


    Der nächste Bau war dann die Sweti-Zchoweli Kathedrale. Die hat auch den Stempel Weltkulturerbe.



    Dort durfte man auch drinnen Fotos schießen. Zum Glück bin ich mit der ISO nicht zimperlich. Das Stativ wollte ich bei der Hitze nicht herumschleppen. Es waren sowieso viele Besucher vor Ort, da hätte ich nicht die nötige Ruhe gehabt.


  • Anschließend besichtigte ich die Dshwari Kirche, die hochoben auf einem Berg über der Stadt thront. Man kann die 7km dorthin auch wandern, ich bevorzugte aber ein Taxi... :D
    Vor der Kirche erst einmal etwas Kleingewerbe...



    Auch hier, Weltkulturerbe




  • Nach dem Besuch der Kirche machte ich mit meinem Taxifahrer noch einen Abstecher zum Kloster Schiomgwime. Das liegt etwa 20km von Mzcheta entfernt in den Bergen. Fotografieren war sehr eingeschränkt, für die Besichtigung der Kapelle brauchte ich hier auch den Wickelrock.



    Anschließend setzte ich mich wieder in die Marschrutki in Richtung Tiflis. Man kann diesen Ausflug auch von Tiflis aus buchen. Es gibt viele Anbieter. Ich hatte einfach Lust auf meine erste Marschrutkifahrt und bin daher alleine los. Der Preis ist der gleiche, allerdings fahren die Veranstalter nicht zum Kloster.


    Zurück in Tiflis schlenderte ich noch über den Busbahnhof.



    Es war wieder tüchtig heiß, selbst der Georgier suchte ein wenig Schutz :shock:




  • Am nächsten Tag buchte ich einen Ausflug in die Höhlenstadt Uplisziche. Ich fand einen Flyer im Hostel mit Beschreibung der Tour, wo der Treffpunkt angegeben war und es hieß es sei keine Vorausbuchung notwendig. Die Fahrzeuge werden einfach der Anzahl der Leute angepasst.
    Mit mir fand sich nur ein Pärchen aus Polen und so wurden wir mit einer alten S-Klasse durch die Gegend kutschiert. Unser Fahrer fuhr stur 100km/h. In den Dörfern benutzte er die Hupe, wenn er Leute an der Strasse sah, nur bei Viehzeug am Weg ging er kurz von Gaspedal
    :confused:


    Uplisziche liegt nah bei der Stadt Gori. Diese ist der Geburtsort Stalins, man kann dort auch ein Museum besichtigen, wo es nur um den berühmten Sohn der Stadt geht. Da hatte ich aber keine Lust zu.


    Uplisziche wurde so gegen 1500 v. Chr. erbaut. Die Anlage wurde später von den Mongolen zerstört, der Zahn der Zeit tat sein übriges, aber ein wenig erkennen kann man noch. Zumal es auch genügend Beschriftungen gibt, die den Besucher darauf aufmerksam machen.




  • Tagsdrauf wurde gebummelt. Mein Zimmer hatte ich für einen halben Tag verlängert, da ich für abends den Nachtzug nach Zugdidi gebucht hatte und am späten Nachmittag noch eine kalte Dusche im Hostel genießen wollte. :D


    Also machte ich mich auf den Weg, eines der bekanntesten Gebäude anzuschauen, die es in Tiflis gibt. Es liegt etwas außerhalb des Stadtkerns, im Hostel hieß es, nimm Bus Nr. 14 direkt vor unserer Tür und fahr drauflos. Irgendwann sieht man es auf der rechten Seite...
    Stimmt, war ganz einfach.


    Früher war hier das Ministerium für Strassenbau untergebracht, mittlerweile ist es der Hauptsitz der Bank of Georgia. Das Gebäude steht heute unter Denkmalschutz.



    Es ist wirklich nicht alles alt und schief in Tiflis. Die Friedensbrücke in der City ist so ein Beispiel. Passt auch gut in's Gesamtbild der Stadt, da geben sich die Georgier richtig Mühe.



    Bausünden wie in vielen anderen osteuropäischen Städten sieht man in Tiflis nicht so häufig. Gut, am Rand stehen auch Plattenbauten, aber es hält sich in Grenzen.


  • Die Zugfahrt war sehr entspannend. Ich hatte 1. Klasse gebucht, heißt, es gab nur 2 Betten im Abteil und eine Klimaanlage. :D
    In Zugdidi angekommen, warteten schon die Marschrutki in Richtung Mestia. Die Fahrt in die Berge nach Mestia dauert so ca. 4 Std. da sehr viele Serpentinen gefahren werden und unterwegs natürlich noch eine Pause an einem Kiosk eingelegt wird.
    Mestia liegt auf ca. 1400m und ist Ausgangspunkt für viele Treks in der Region Swanetien. Unter Trekkingtouristen ist diese Gegend längst bekannt, es werden viele Mehrtagestouren über die Dörfer oder auch Bergführungen angeboten. Viele reisen mit Zelt an, man kann bzw. muß für eineige Strecken vor Ort einen Guide mitnehmen, da einige Strecken nicht gekennzeichnet sind. Hier ist ein Ortskundiger Pflicht. Auf Wunsch kann man auch ein Pferd gleich mit mieten, welches das Gepäck trägt.
    Ganz so dolle wollte ich es dort aber nicht angehen, für den nächsten Tag buchte ich einen Ausflug in das Dorf Ushguli und tagsdrauf wollte ich eine kleine Wanderung zum Chalaadi Gletscher unternehmen.



  • Die Fahrt nach Ushguli startete morgens um 8:00. Das Dorf ist ungefähr 50km von Mestia entfernt, für die Strecke brauchte der Bus 3 Std. da die Piste in einem erbärmlichen Zustand ist.
    Ushguli liegt auf 2200m Höhe und gilt, lt. Reiseführer, als das höchstgelegene, dauerhaft bewohnte Dorf in Europa. Die Bewohner können mittlerweile ein wenig vom Tourismus profitieren, indem sie Zimmer vermieten oder als Guide arbeiten, letztendlich bleibt es aber hartes und einfaches Leben hier im Dorf.
    Die Wehrtürme Ushgulis gehören seit 2007 zum Weltkulturerbe.




  • Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, von Ushguli aus zum Gletscher zu wandern. Zeit war genug vorhanden.
    Nach 2/3 des Weges versperrte mir aber das Wasser den Weg. Mitten über den Weg floß ein recht breiter Bach in den Gebirgsfluß ab, war nicht sooo tief, aber ich hatte keine Lust auf Schuhe aus und über glitschige Steine zu balancieren. Also ein letzter Blick in die Landschaft und umdrehen :confused:



    Den Rest der Zeit stöberte ich im Dorf herum. Auch das ein oder andere Kaltgetränk wurde geordert. War ein wirklich klasse Ausflug, außerdem war es in den Bergen auch nicht so elendig heiß. Nach den Tagen in Tiflis tat mir das sehr gut.





  • Tagsdrauf stand dann eine Wanderung zum Chalaadi Gletscher auf dem Plan. Wanderkarten gibt es in der Touristeninformation von Mestia. Die ganze Strecke ist 12km lang und eigentlich für jedermann gut zu schaffen. 2/3 des Weges latscht man auf eine Schotterpiste lang, irgendwann kommt man an eine Hängebrücke um den Fluß zu überqueren und ab jetzt ist der Weg nur ein schmaler Trampelpfad. Bis zu dieser Hängebrücke kann man sich auch mit dem Auto bringen lassen, die Fahrer warten dann, aber da mir das georgische Essen so gut schmeckte, bin ich die ganze Strecke gelaufen.


    Der Pfad ist zumindest schön schattig.



    Wo ein Gletscher ist, befindet sich in der Regel auch Geröll. Das war etwas neues für mich, ich fands auch nicht unbedingt einfach so über die großen Steinbrocken zu balancieren. Naja, irgendwann hatte ich das auch geschafft, aber ich muß das nicht unbedingt jeden Tag machen.
    Zumindest hat sich der Weg gelohnt, die Aussicht war einfach herrlich.



    Man kam bis an die Quelle des Flusses heran, der direkt aus dem Gletscher entspringt. Danach war Schluß. Hat aber auch gereicht.


  • Am nächsten Tag ging es dann mit der Marschrutki weiter nach Kutaisi. Hier wollte ich vor allem das Kloster von Gelati besichtigen. Ich kam am frühen Nachnmittag an und fand eine tolle Unterkunft. Anschließend ging ich auf Erkundungstour zur Bagrati Kathedrale.




    Danach schlenderte ich am Fluß entlang zum Bazar um etwas Abendessen einzukaufen. Man kann sich auch in der Pension abends bekochen lassen, mir reichte aber immer das Frühstück. Abends holte ich mir immer etwas kleines vom Bazar oder bin in ein kleines Restaurant gegangen.



  • Am Tag darauf war nun das Kloster Gelati an der Reihe. Zum Kloster gehört auch eine Akademie, beides wurde von Dawid dem Erbauer errichtet. In den Fresken der Hauptkirche ist die einzig erhaltene Darstellung Dawids zu betrachten. Es trägt den Weltkulturerbetitel und wie man erkennen kann wird es auch gepflegt. Auch das kann auf Reisen passieren.



    Egal, man kann ja drinnen gucken ;)




    Was auffällig war, daß kaum Eintritt in solchen Gemäuern genommen wurde. Ich bin fast überall umsonst rein. Wahrscheinlich wird sich das aber auch bald ändern.


  • Hallo Kiki,
    vielen Dank für deinen Bericht und die Bilder. Ein mir sehr unbekanntes Land was sich aber wohl lohnt besucht zu werden. Dein Bericht und vor allem die Bilder machen sehr neugierig. . . Die Kirchen und ein wenig wandern würden mich schon interessieren.
    Im Kloster Gelati scheinen die Fresken gut erhalten zu sein, sind es noch viele im original Zustand?


    Vielen Dank!!!

    Viele Grüße Angela :)



    Lebe lang und reise weit!
    (Konfuzius)

  • Moin Angela,
    die Fresken waren überall sehr gut erhalten. Es wird aber auch ständig restauriert. Ob es jetzt der Originalzustand ist oder ob im Laufe der Jahrhunderte Änderungen stattgefunden haben, weiß ich ehrlich gesagt nicht.

  • Nach Gelati ging es weiter zum Kloster Motsameta. Für diese Tour buchte ich mir ein Taxi. Ein Australier, der auch in der Pension verweilte kam spontan mit und so konnte man den Preis teilen. Beide Klöster sind auch durch einen Wanderweg miteinander verbunden, da hatte ich aber keine Lust drauf, zumal ich mir am Nachmittag noch etwas anderes anschauen wollte.



  • Nachmittags ging es zu einem Felsenkloster der besonderen Art. Im Reiseführer stand nix drin, ich wußte nur, daß es irgendwo bei Kutaisi sein sollte.
    Mit Marschrutki war da nix zu machen, ich brauchte wieder ein Taxi, welches mein Gastgeber umgehend organisierte. Leider fand sich kein Mitfahrer, daher mußte ich die Kosten alleine tragen. Tja, die Leute haben etwas verpasst.


    Auf dem Felsen befindet sich eine kleine Kapelle, wo ein einzelner Mönch wohnt.



    Katskhi heißt das Kloster. Versorgt wird der Mönch über einen Flaschenzug, ab und zu kommt er auch mal herunter. Hochklettern ist strengstens untersagt, den Touristen sowieso.



    Nach der Taxifahrt bummelte ich noch ein wenig durch Kutaisi. Abendessen wurde gekauft und die übliche Ration an Bierflaschen 8-)
    Einfach nur noch schlendern.





    Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Achalziche, wo ich mir die Höhlenstadt Vardzia anschauen wollte.

  • In Achalziche wurde ich schon an der Marschrutki empfangen. Ich fragte meinen Gastgeber in Kutaisi, welche Unterkunft er denn hier empfehlen könne, da die Anzahl der Möglichkeiten etwas begrenzt war. Sein Vorschlag hörte sich gut an und ich bat ihn doch gleich ein Zimmer für mich dort zu reservieren. So hatte ich gleichzeitig überraschenderweise einen Abholdienst und brauchte nicht mit vollem Gepäck durch die Strassen schleichen. Das war ein Service meiner neuen Gastgeber. Achalziche ist eine recht kleine Stadt, die meistens nur von Tagesgästen aus Tiflis besucht wird. Inmitten der Stadt befindet sich die Festung Rabati, die ich auch am gleichen Tag unter die Lupe nahm.
    Von hier ist auch die Türkei nicht weit entfernt, gerade mal 18km sind es bis zur Grenze.