Österreichische Nationalbibliothek

  • Anlässlich der Ausstellung zum 150-jährigen Jubiläum der Ringstraße "Die Ringstraße und ihre Zeit" war ich zum ersten Mal im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek. Von der Ausstellung hab ich wenig mitgekriegt, ich war zu sehr vom Gebäude selbst begeistert und beeindruckt.


    Die Nationalbibliothek sammelt unter anderem alle in Österreich erschienen oder hergestellten Druckwerke, alle von den österreichischen Universitäten approbierten Dissertationen und auch elektronische Medien. Der Prunksaal wurde eigens für die Hofbibliothek gebaut. Baumeister war Johann Bernhard Fischer von Erlach, der ua. auch für die Wiener Karlskirche und Teile von Schloss Schönbrunn verantwortlich zeichnet.


    Information über die zahlreichen Ausstellungen der ÖNB, sowie Öffnungszeiten und Eintritte: http://www.onb.ac.at/


    Olympus M.Zuiko 9-18 mm, 9 mm, f/4.0, 1/30, 2500 ISO
    National library - Vienna by NoDurians, auf Flickr



    National library - Vienna by NoDurians, auf Flickr



    National library - Vienna by NoDurians, auf Flickr



    National library - Vienna by NoDurians, auf Flickr

  • Danke ND, für das Einstellen der ausdrucksstarken Bilder. Die Wirkung von dem Gebäude kommt gut rüber.
    Ich glaube Dir gerne, dass Du von der Ausstellung wenig mitbekommen hast, weil Du von dem Gebäude so begeistert und beeindruckt warst.
    Das wäre mir sicher auch so ergangen..
    Eine Frage zu dem ersten Bild: Hast Du mal versucht, die "stürzenden Linien" gerade zu richten?
    Ich glaube, das wäre interessant, die beiden Bilder gegenüber zu stellen.
    Ob es besser oder schlechter wird, weiss ich allerdings nicht.

  • Hallo,


    man muss nur gedanklich an den beiden unteren Ecken beginnend eine Linie nach schräg oben ziehen, die parallel zu den Ecksäulen der Regalwände verläuft. So kann man erkennen, dass am oberen Ende des Bildes quasi die halbe Bildbreite wegfallen würde. Dieses Übersichtsbild lebt vor allem von der Symmetrie, den vielen Details und der Lichtstimmung. Wenn man durch das Ausrichten der stürzenden Linien ein gutes viertel wegschneiden würde, wäre es zumindest nicht mehr das gleiche Bild. Wenigstens die hängende rechte Ecke ausrichten, würde weniger Schaden anrichten :roll:


    Ciao
    HaPe

  • Quote from NoDurians

    ....Schnelle Bearbeitung am Handy mit Snapseed (Nik Software Inc.). Entscheidet selbst....


    Danke für Deine Mühe, die Du Dir gemacht hast. Ich finde das nachbearbeitete Bild natürlicher, als das mit den "ein"stürzenden Linien. Ist aber wahrscheinlich Ansichtssache, Mal schaun, ob es noch andere Meinungen dazu gibt.
    Frage an ND: Was ist denn Deine Meinung?

  • Also mir gefällt die begradigte Version auch besser. Wobei es immer noch nicht wirklich gerade ist. Die linke Ecke stürzt noch ein wenig. Ich will aber mit dem Bild keinen Fotowettbewerb gewinnen. Dafür hätte ich schon bei der Aufnahme mehr Sorgfalt walten lassen müssen und ISO100 vom Stativ wären dafür auch wesentlich besser als ISO2500 aus der Hand.

  • Hi,


    noch ein paar Hinweise:


    1) Normalerweise empfinden wir die stürzenden Linien dann als akzeptabel, wenn sie auf das Maß reduziert wurden, das wir mit den (plusminus) 46 mm Brennweite unserer Augen gesehen hätten. Dies insbesondere dann, wenn die Blick nach oben geht. In dem gezeigten Beispiel geht der Blick eher geradeaus und da sind die geraden Linien okay. Nur in der klassischen Architekturfotografie dreht man wirklich alles aufs zehntel Grad gerade.


    2) An dem Bild sieht man auch sehr schön, dass der Weitwinkel-Fotograf unbedingt schon bei der Aufnahme unten-außen sehr viel mehr Platz lassen sollte, als er zunächst denkt, wenn er sein Motiv knipst. Und dies umso mehr, wenn er das originale Seitenverhältnis beibehalten will (siehe nächsten Punkt). Im Original hat uns ND einen schmalen Streifen rechts und links unterschlagen, der jetzt sehr gut genutzt werden kann.


    3) Das "entstürzen" der stürzenden Linien macht man - eigentlich - nicht so wie gezeigt, indem die Ecken oben horizontal nach außen gezogen werden. Stürzende Linien entstehen, wenn die Ebene der orthogonalen Linien des Motivs aus der Ebene der orthogonalen Abbildung der Kamera heraus geschwenkt (!) wird. Es muss also eher eine reversible Drehbewegung durchgeführt werden um den Effekt rückgängig zu machen und nicht eine lineare Entzerrung. Dies bedeutet, dass das das Motiv bei der Korrektur der stürzenden Linien nicht nur oben breiter, sondern immer auch höher wird. Sehr schön sehen kannst Du das, wenn Du die stürzenden Linien per Lightroom ausgleichst (da Lightroom einen mathematisch korrekten Algorithmus verwendet). Simulieren kann man das, in dem man die oberen Ecken nicht horizontal nach außen zieht, sondern nach außen und gleichzeitig mehr oder weniger stark nach oben. Da sich in dem Zusammenhang auch noch ein Cosinus verbirgt, ist er leider nicht linear.


    Ciao
    HaPe

  • Die begradigte Version sieht für mich auf den ersten Blick gefälliger aus, aber bei längerem Hinsehen entdeckt man doch kleine Ungereimtheiten.
    Was mich irritiert, sind die unteren Ecken. Da stimmt was nicht, da wurde etwas dazu geschummelt, was nicht passt.
    Die zweite Frage wäre, ob die Proportionen der Säulen und der Freske darüber nicht etwas gelitten haben. Ich kenne das Gebäude nicht, vermute aber, daß die Säulen geschrumpft sind ;)
    Ich versuche öfters solche Dinge nachträglich in Lightroom gerade zu biegen, allerdings mit mäßigem Erfolg. Wenn man zu krass heran geht, wirken die Gebäude oft etwas zusammen gestaucht. Dann lasse ich das sein.
    Frage an HaPe, kann Photoshop das etwas eleganter lösen?

  • Hallo kiki,


    Quote from kiki

    Frage an HaPe, kann Photoshop das etwas eleganter lösen?


    ich weiß nicht, ob es ND recht ist, wenn wir seinen Thread über Österreichische Nationalbibliothek in einen Bildverarbeitungs-Thread umfunktionieren. Generell ist es eigentlich keine Frage des Tools, sondern eine Frage der Erwartungshaltung. Es kann sehr viel schief gehen, wenn man nicht systematisch an die Angelegenheit heran geht. Lightroom kann das eigentlich sehr gut. Der Regler "Objektivkorrekturen => manuell => Vertikal" ist hier das Mittel zur Wahl ... (wichtig: ) nachdem das Bild gerade gedreht wurde.


    Alternativ kann man auch mal die Upright-Funktion ausprobieren (zu finden unter "Objektivkorrekturen => Grundeinstellungen" ) wobei mir diese Funktion immer etwas sehr "überraschend" agiert. Die manuelle Methode finde ich zuverlässiger und letztendlich auch schneller. Photoshop kann das natürlich auch.


    Und natürlich gibt es Grenzen, die nicht in dem Tool begründet sind, sondern einfach in der Abbildungsgeometrie. Wir denken, dass die Sichtweise unserer Augen "die richtige Sichtweise" ist ... dabei ist sie in Wahrheit nur eine von vielen richtigen Sichtweisen. Und mit einer sehr viel kürzeren Brennweite sehen wir die Welt dann plötzlich, wie wir sie mit den Augen nie sehen können. Was ist nun richtig und was falsch?


    Aber wenn es auch andere Reisefotografen interessiert, kann man ja vielleicht mal einen separaten Thread aufmachen.


    Ciao
    HaPe

  • Ich vermute mal, wenn man das Bild mit Lightroom vertikal ausrichtet, fällt einiges bei der Freske durch Beschnitt weg. Das wurde hier ja schon mal erwähnt. Ist natürlich blöd, wenn man dann keine Bildreserven mehr hat. Wenn man auf engstem Raum gezwungen ist mit einem Ultraweitwinkel zu hantieren, stellt sich die Frage, welche Perspektive denn überhaupt gewünscht ist. Je weiter man die Kamera nach oben richtet, desto mehr Verzeichnugen muß man evtl. korrigieren. Nur stellt sich dann letztendlich die Frage, ob das der Aufnahme überhaupt gut tut. Ich erlebe es oft, daß dann ein gewisser Stauchungseffekt eintritt und das sieht dann nicht mehr schön aus.


    Die Upright Funktion hab ich jetzt auch gefunden, allerdings ist das neue Lightroom erst seit einer Woche im Einsatz. Die 4er Version hat das noch nicht. Was ich auch gut finde ist die Funktion des Seitenverhältnisses, wo man das Bild ein wenig in die Höhe ziehen kann. Auch das bot die alte Version nicht.

  • Hallo,

    Quote from kiki

    Was ich auch gut finde ist die Funktion des Seitenverhältnisses, wo man das Bild ein wenig in die Höhe ziehen kann.


    ja, ist aber eine gefährliche Angelegenheit. Man muss sich immer vergegenwärtigen: Die Unterschiede, die wir in der Fotografie im Gegensatz zum realen Motiv erkennen (und die wir durch Photoshop oder Lightroom korrigieren wollen), sind nicht als willkürliches Ärgernis vom Himmel gefallen, sondern sie entstanden aus klaren mathematischen und physikalischen Zusammenhängen, die man einfach nur umgekehrt erneut anwenden muss, um zu dem gewünschten neutralen Ergebnis zu kommen.


    Beispiel: Jede Art von "Profilierung", wie wir das in der Fotografie immer wieder finden (Kameraprofil, Monitorprofil, Druckerprofil) funktionieren nach diesem Prinzip: Man misst aus dem Zwischenergebnis (z. B. dem unprofilierten Druckerbild) den Ist-Zustand, vergleicht ihn mit dem Soll-Zustand (z. B. Test-Target) und berechnet daraus einen "Zusammenhang", um vom Ist- zum Soll-Zustand zu kommen, nennt diesen Zusammenhang das "Profil" (z. B. Druckerprofil) und wendet es einfach jedesmal an, wenn ein Bild gedruckt werden soll.


    Ähnlich ist es bei den stürzenden Linien. Unsere Kamera hat in der fokussierten Ebene (senkrecht zur optischen Achse des Objektivs bzw. parallel zum Sensor) alles perfekt rechtwinklig abgebildet, nur leider wurde das Motiv (durch die schräg nach oben/unten gehaltene Kamera) aus dieser Wohlfühl-Ebene heraus geschwenkt. Alles was wir tun müssen ist, das Abbild des Motivs wieder zurück zu schwenken. Dadurch verschwinden nicht nur die stürzenden Linien, sondern auch die Proportionen stellen sich automatisch wieder so ein, wie wir sie gesehen haben und wie wir sie als subjektiv "richtig" interpretieren.


    Das Problem von Lightroom und Photoshop ist, dass es da wirklich viele Schieberegler gibt, an denen man stundenlang herum zuppeln kann. Das kann man mal für ein Bild machen, aber irgendwann wird es mühsam und das Ergebnis willkürlich und man lässt es dann lieber ganz sein. Ich weiß nicht wie viele Stunden ich damit verbracht habe, Hauttöne oder Pastellfarben von Brautkleidern zurecht zu biegen mit dem Ergebnis, dass es hinterher schlimmer ausgesehen hat als vorher. Dabei wäre es so einfach: Fehler messen und den Kehrwert davon einrechnen.


    Wenn es um stürzende Linien geht, empfehle ich, nicht herum zu probieren und bei jedem Bild was neues zu erfinden, sondern einfach das (wichtig) noch nicht zugeschnittene Bild (a) anhand z. B. einer senkrechten Linie in der Bildmitte ausrichten und (b) mit z. B. dem oben genannten Lightroom-Regler zurückkippen, bis es gut aussieht ... also entweder bis die stürzenden Linien komplett gerade sind oder soweit reduziert sind, dass es gefällig aussieht. Und fertig. Seitenverhältnisse müssen da keine mehr angepasst werden. Es zeigt sich dann sofort, ob man bei der Aufnahme alles richtig gemacht hat, oder ob man unten an den Seiten zu geizig war mit dem Platz.


    Ciao
    HaPe