Nachhaltiges Reisen

  • Eine Frage in die Runde, ohne gleich eine grosse Umfrage zu starten:
    Man hört immer öfter den Ausdruck "Nachhaltiges Reisen".
    Was versteht Ihr darunter?
    Ist nachhaltig mit authentisch gleich zu setzen oder ganz was anderes?

  • Ich verstehe darunter, daß man eher mal zuhause bleibt anstatt mehrere Male im Jahr durch die Gegend zu jetten. Reisen kostet der Natur und den Menschen viel Ressourcen, die sind leider sehr ungleich verteilt und nicht jeder hat Zugang zu allen Möglichkeiten. Uns geht es diesbezüglich sehr gut, nur manchmal ist weniger eben mehr.


    Es gibt natürlich viele Menschen, denen ist es egal und dazu stehen die auch. Das ist dann authentisch.

  • Bist auch über die Umfrage von LIHO gestolpert, gell :P


    Genau das hab ich mich nämlich gestern auch gefragt - studiert "nachhaltigen Tourismus" und dann eine total Städtereise bzw-Paris-lastige Umfrage....


    Ich hätte mir vorgestellt, dass Nachhaltigkeit bedeuten KÖNNTE:


    Ein weitestgehend energiefreundliches Hotel zu buchen - also nur Miefquirl statt AC - in dem die Handtücher nur einmal pro Woche gewechselt werden, es zum Frühstück weder in Plastik verpackte Butter noch Fleischprodukte aus Massentierhaltung gibt und man nur einen Teller bekommt, den man wieder auffüllt, anstatt 3 frische zu holen.
    Dazu dürfte es eigentlich auch nicht über einen Pool verfügen und müsste seinen Mitarbeitern faire Löhne zahlen . :rolleyes:


    Hm. Ich überlege gerade, welche Unterkunft die genannten Kriterien als Werbung für sich nutzen würde ?????


    Außerdem - weder fliegen noch mit den Umweltdreckschleudern Kreuzfahrtschiff verreisen, also am Besten nur Bahn oder Hybrid-PKW oder am Allerbesten - Fahrrad.


    So gesehen - wahrhaft nachhaltig reisen wahrscheinlich nur Wi&Gi (Grenzenlos) - allerdings müsste dann auch der nächste Besuch bei den Enkeln in Neuseeland gestrichen werden :confused:


    VG

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    Heaven is where the police British, the cooks Thai, the mechanics German, the lovers Italian and it is all organised by the Swiss.
    Hell is where the cooks are British, the mechanics Thai, the lovers Swiss, the police German and it is all organised by the Italians.

  • Bist auch über die Umfrage von LIHO gestolpert, gell :P


    Genau das hab ich mich nämlich gestern auch gefragt - studiert "nachhaltigen Tourismus" und dann eine total Städtereise bzw-Paris-lastige Umfrage...

    Da hätte man mich auch gern persönlich ansprechen können. :)

  • Hallo,

    Was versteht Ihr darunter?

    "Nachhaltiger Reisen" ist mir - Asche auf mein Haupt - so eigentlich noch gar nicht begegnet. Ab und zu hört man mal was vom "sanften Tourismus". "Nachhaltiges Reisen" scheint wohl eine Spielart oder Unterart davon zu sein, wobei der Fokus auf die Energiebilanz einer Reise gelegt wird und alles andere Wichtige als weniger wichtig angesehen wird. Aber ich kann mich da auch täuschen.


    Grüne Gedanken haben mir den Begriff etwas zu sehr vereinnahmt. Unter dem Begriff "Nachhaltigkeit" verstehe ich so etwas wie "Beständigkeit". Also etwas, das seine Wirkung noch lange zeigt, nachdem die akute Phase vorüber ist. "Ressourcen schonen" greift mir etwas zu kurz. Energie ist da ein Punkt unter tausend anderen. Insofern würde ich ganz blauäugig eine Reise dann als nachhaltig bezeichnen, wenn sie dauerhaften Einfluss auf mein Leben nimmt. Und das ist bislang schon oft passiert. Energetisch waren die meisten natürlich ein einziges Desaster.


    Komplett unklar ist mir derzeit jedoch, in wie weit der Begriff "nachhaltiges Reisen" selbst nachhaltig ist. Ob er eine generelle Trendwende einläutet (und wenn ja, wie geht das, solange die Flugzeuge noch Kerosin verbrennen) oder ob das einfach ein kurzlebiger Werbegag ist um sich vom Wettbewerb abzuheben.


    Ciao
    HaPe

  • Da hätte man mich auch gern persönlich ansprechen können.


    Nun, das war ja keine Kritik - schließlich bestimmst Du, um was es in Deiner Umfrage gehen soll und mir ist klar, dass der Inhalt des Studiums sicher breiter gefächert sein wird.


    Nein, ganz ehrlich - ich hab tatsächlich gestern erstmals über diesen Begriff - im Zusammenhang mit Reisen - ernsthaft nachgedacht. Damit hast Du doch schon was erreicht.


    Aber vielleicht möchtest Du Dich selber auch zum Thema äussern- als "Fachfrau" sozusagen?
    Was beinhaltet der Begriff tatsächlich?
    Und was können / sollten wir - realistisch gesehen - an unserem Reiseverhalten ändern?


    VG

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  • Das freut mich wirklich aufrichtig, denn darum geht es schließlich. Den Dialog öffnen und schauen, wie sieht es denn aus in der Realität, und welche Rolle spiele man selber darin.
    Der ökologische Aspekt ist sicher der prominenteste, der wurde hier bereits ja auch sehr gut angesprochen.
    Was haltet ihr in dem Zusammenhang von CO2-Kompensationsprogrammen? Bzw. sind euch da mal welche begegnet? :)


    Kurzum geht es wirklich darum, wie bereits von kiki schon angesprochen, dass die zur Verfügung stehenden Ressourcen gemäß ihrer Definition bereits begrenzt sind, und man versucht diese zwar für sich zu nutzen aber genauso für die nachfolgenden Generationen zu erhalten, so dass jene ebenso ohne Einschränkungen leben können.


    Aber auch der soziale und der ökonomische Aspekt spielen im nachhaltigen Tourismus eine Rolle. Hattet ihr damit irgendwelche Berührungspunkte auf euren Reisen?

  • Genau genommen:
    1) Zuhause bleiben und sich alles im TV/Internet anschauen
    Wer von uns - hier im Forum - will das schon?!
    Ich nicht, aber erfreulicher Weise gibt es viele Menschen, die das tun.
    2) Oder eben wie Wi&Gi reisen
    Das kann ich leider nicht, wäre auch meine bevorzugte Reiseart.


    redfloyd hat alle Punkte, die mir einfallen angesprochen.
    Bei der Unterkunftsauswahl schauen wir,

    • dass wir immer privat wohnen können (bei, mit Einheimischen - dort werden nicht jeden Tag die Handtücher gewechselt) Das Frühstück machen wir uns fast immer selbst.
    • dass nach Möglichkeit kein Swimmingpool vorhanden ist
    • wir mindestens 1 Woche an einem Platz bleiben.

    Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung?


    Die persönlichen Erfahrungen sind so nachhaltig, dass ich am liebsten allen jungen Menschen empfehlen würde:
    Geht mal "richtig" auf Reisen. Man hat die Möglichkeit seine Einstellungen und sein Verhalten zu ändern und bekommt oft eine ganz andere Sichtweise. Aber wem sag ich das ;)

    Schöne Grüße von Annette

  • Das ist ein interessantes Thema. Man fragt sich natürlich schon manchmal, wie es sich mit der Umweltverträglichkeit der Reisen verhält. Wenn ich nicht fliege, bleibt der Sitz dann frei :rolleyes:
    Von CO2-Compensationsprogrammen habe ich vor Kurzem auch etwas im Radio gehört. Hier ist eine informative Seite, wo man sich z. B. mal die CO2-Belastung eines Fluges berechnen lassen kann.
    https://www.atmosfair.de
    Ich habe das mal mit unserem letzten Flug nach Bali berechnen lassen.

  • Die persönlichen Erfahrungen sind so nachhaltig, dass ich am liebsten allen jungen Menschen empfehlen würde:
    Geht mal "richtig" auf Reisen. Man hat die Möglichkeit seine Einstellungen und sein Verhalten zu ändern und bekommt oft eine ganz andere Sichtweise.

    Das gefällt mir! Durch's reisen verändern wir unbestritten die Welt auf vielfältige Weise zum Negativen. Umweltbelastung ist nur ein Aspekt davon. Aber vielleicht gelingt es uns dadurch auch, unser Weltbild zu erweitern und ein kleines Stückchen "bessere" Menschen zu werden. Nachhaltig! Also nicht nur während des Reisens, sondern auch im Alltag.

  • Hallo!
    Vielleicht sollte man eher sagen "nachhaltig leben". Natürlich ist das schwierig, und wir tun es wahrscheinlich alle nicht richtig (Ich nehme mich da nicht aus!) Aber wenn sich jeder immer wieder selbst daran erinnert und immer wieder versucht sich in verschiedenen Lebenssituationen für die "nachhaltigere" Variante zu entscheiden, dann leben wir insgesamt alle "nachhaltiger" - auch auf Reisen.


    Es sind ja nicht nur die extremen Beispiele, die hier schon genannt wurden. Manchmal gehts ja auch im Kleinen. Beispiel Klimaanlage - wir hatten z.B. auf den Seychellen in Mahe einen sehr schönen Bungalow - Klimaanlage mit Aufpreis. Die Besitzerin meinte, probieren Sie es aus, Sie werden sehen ,sie brauchen sie nicht. - Und wirklich, das Haus war so gut gebaut, das hatte eine natürliche Belüftung. Es war immer angenehm im Haus. Und so kalt, wie es oft mit manchen Klimaanlagen wird, braucht man das ja auch nicht immer. Vielleicht fängt es schon damit an - wie man eine Klimaanlage einstellt?


    Ich finde z. B. den Satz - "wenn ich nicht fliege bleibt der Platz im Flugzeug leer" - das ist die falsche Entscheidung - wenn ich es nicht mache - machts ja doch ein anderer - so sollte man nicht denken. Denn - wie oft im Leben - wenn viele sich nicht in das Flugzeug setzten, dann fliegt eines in der Woche weniger. - Ganz aktuell z.B. jetzt Türkei - bei uns in Linz flog letzten Sommer noch jeden Tag ein Flugzeug nach Antalya - jetzt sinds nur drei in der Woche. Wenn auch hier aus einem ganz anderen Grund.


    Ich fliege auch gern weit fort, und werde auch in Zukunft nicht ohne Flugzeug auskommen. Aber man kann ja dann daheim am Wochenende sich vielleicht für einen Ausflug ohne Auto entscheiden, oder lieber die Bahn nehmen, oder nur eine kurze Anfahrt. Allein schon zum Flugzeug - oft gehts mit der Bahn genauso schnell, oft auch bequemer. Und nach einer langen Heimreise ists vielleicht auch sicherer sich nicht selbst ins Auto ans Steuer zu setzen. - Kommt natürlich immer auf Begebenheiten an.


    Nachhaltig Reisen ist für mich auch: Wieder das Beispiel Seychellen. Das Traumhafte dort sind ja diese menschenleeren Strände, unglaublich, wirklich. ABER: muss sich denn dazu jeder Reisende ein Leihauto nehmen, um nur ja an jedem Strand gewesen zu sein, überall ein Foto zu machen. Es gibt dort ein tolles Bussystem - wieso fährt man (generell im Urlaub) nicht auch mal öfter mit den Öffis. Ja, man kommt vielleicht nicht an jeden Strand, sieht nur einen Teil der Insel, weils einfach ein bisschen zeitaufwendiger ist.


    Wir hatten da noch eine zweite Unterkunft, da war die Klimaanlage unbedingt nötig, weils ganz anders gebaut war, und richtig heiß wurde. Dafür hatten die dort einen großen 5l-Trinkwasserbehälter, den sie selber immer wieder ausgetauscht haben. So gibts dann weniger Müll, ist ja auch nicht schlecht.


    Vielleicht muss man die Hoteliers auch für ihre guten Beispiele loben, gleich vor Ort und das auch in die Hotelbewertungen einfließen lassen. - Mit gutem Beispiel voran gehen sozusagen. Umso mehr darüber geschrieben wird, umso mehr wird es Thema und der ein oder andere wird hellhörig drauf.


    Das Beispiel Handtücher ist hier auch gefallen - Ich weiß, das ist schwierig, das Reinigungspersonal tauscht die trotzdem oft unaufgefordert auf. Aber manchmal klappt es ja dann doch, und dann sollte man das auch nutzen. Daheim nehm ich mir auch nicht jeden Tag ein frisches Handtuch. Einfach das Personal drauf ansprechen, wenn man es sieht?
    Dazu fällt mir noch was ein: extremes Beispiel meiner Meinung nach war heuer das Hotel in Koh Lanta. Die Handtücher waren dort am Pool zur freien Entnahme - die meisten Touristen haben sich dann 2 Handtücher genommen - muss das denn sein? Reicht mir nicht ein Badetuch pro Tag? Es gab welche, die nahmen sich sogar noch ein drittes, zusammengerollt als Kopfpolster. Die Frechheit dran war dann, dass ab 11 Uhr Vormittags keine Handtücher mehr da waren. Wenn man also später kam, bekam man gar keines - daneben liegt dann einer - der hat drei! Vielleicht sollte sich da jeder wirklich ein bisschen selber bei der Nase nehmen.


    Was für mich auch dahinein fällt: ich mag keine All Inklusiv-Hotels. Ich mag weder die Plastikbecher (wegen dem Müll, aber auch weil sie einfach hässlich sind), ich muss auch nicht dauernd was trinken. Wenn ich Durst hab, hol ich mir was. Ich geh auch, wenn irgendwie möglich, gerne außerhalb essen, mag nicht alles in einem Hotel konsumieren. - Möchte auch mal ein einem kleinen einheimischen Lokal essen.


    Oder eine für mich Negativ-Variante - nach Afrika nehm ich meine alte Kleidung mit, da tu ich was Gutes und bin meine alten Sachen los? Wenn ich mir daheim weniger kaufe, brauch ich auch nicht so viel wegschmeißen und das auch nicht in Afrika entsorgen.


    Wie hier schon geschrieben - kleine Schritte in die richtige Richtung - nicht nur auf Reisen, sondern auch im Leben.


    Ich glaube auch, Menschen die sich die Welt ansehen u. andere Kulturen, andere Menschen kennen lernen haben einen besseren Blick für die Welt.


    LG Quaxi

  • Hi,


    das Dilemma komplexer Zusammenhänge ist: Wenn man sie vereinfacht, sind sie zwar verständlich, aber nicht mehr umfassend. Wenn man sie dagegen komplex lässt, sind sie umfassend, aber keiner kann sie wirklich komplett verstehen.


    Quaxi´s Erweiterung von "nachhaltiges Reisen" in "nachhaltiges Leben" wird LIHO nicht gefallen, ich finde es aber trotzdem sinnvoll. Jeder von uns wäre ein anderer Mensch, wenn wir nicht so viel von der Welt gesehen hätten. Nicht dass Globetrotter die besseren Menschen wären, aber sie tun sich wahrscheinlich etwas leichter bzgl. anderer Kulturen, Toleranz gegenüber anderen Menschen und einer gewissen Gelassenheit im Leben. Leichter als andere, die nie hinter dem Ofen vor gekommen sind und die zwar nachhaltiger gelebt, aber weniger von der Welt gesehen und gelernt haben. Insofern halte ich einen gewissen Schatten auf unserer Ökobilanz für gerechtfertigt, wenn wir im Gegenzug etwas Weltoffenheit in unser Heimatland bringen. Oder ist Weltoffenheit für Euch nichts wert ;) ?


    Ciao
    HaPe

  • Quaxi´s Erweiterung von "nachhaltiges Reisen" in "nachhaltiges Leben" wird LIHO nicht gefallen

    Das ist aber ein springender Punkt. In 50 Wochen Alltag kann man sicher mehr Nachhaltigkeit leben, als in 2 oder 3 Wochen Urlaub.


    Wobei ich glaube, dass jemand, der sich im Alltag nicht so sehr für Nachhaltigkeit interessiert und engagiert, dies im Urlaub auch nicht groß zum Thema machen wird. Noch dazu, wo - so mein persönlicher Eindruck - das meiste erheblich teurer wird, sobald an der Hoteltür oder der Veranstalter-Webseite ein Etikett "Eco-Tourism" oder ähnliches klebt. Ein wenig ist das auch ein Modethema unserer Wohlstandsgesellschaft. Wie der Tesla vor der Haustüre.

  • Aber auch der soziale und der ökonomische Aspekt spielen im nachhaltigen Tourismus eine Rolle. Hattet ihr damit irgendwelche Berührungspunkte auf euren Reisen?

    Ja hatte ich schon öfter. Ein Beispiel: vor Jahren lagen wir im Liegestuhl am Strand in Kenia und mein Mann hatte so einen Gameboy mit und hat Tetris gespielt. Da kam der Kellner vom Hotel und hat ihm zugesehen und das auch recht lustig gefunden. Dann hat er gefragt was denn dieses Spiel kostet. Und meinem Mann ist die Antwort fast im Hals stecken geblieben. Der hat damals etwa 70 € gekostet. Unvorstellbar für diesen Mann sowas als Spielzeug zu haben. Heutzutage tragen wir noch viel teurere Gegenstände auf Reisen mit uns herum, angefangen vom Handy, Tablett, Kamera, usw... Was für ein Bild machen wir auf die Menschen in den vielen armen Ländern?


    Gerade in Kenia, am Strand - da wird man ganz schnell damit konfrontiert, wie viele arme Menschen es gibt. Immer wieder wird man angesprochen. Und in Mombasa bekommt man es hautnah zu sehen: Klebstoff schnüffelnde Straßenkinder


    Wir versuchen daher immer auch im Land was zu kaufen, Andenken usw.. Gerade in so armen Ländern wie Kenia gibts ganz viele Schnitzereien, bunte Tücher, Steinfiguren zu kaufen. Teilweise kann man direkt in einer Schnitzerei zusehen, wie die Dinge gemacht werden. Wir haben immer beim Heimfliegen das ganz schwere Gepäck, mit unseren Einkäufen.


    Wir haben auch schon mehrmals vor der Reise nach Kenia bei Freunden gefragt ob sie z.B. alte Sonnenbrillen daheim haben. Wir kennen da eine Augenklinik die brauchen solche Brillen für die Patienten, die an grauem Star operiert wurden. Es ist unglaublich wie viele Brillen man da bekommt. Das gleiche funktioniert auch mit Blei- u. Malstiften. Wir besuchen immer wieder Schulen in Kenia und die Kinder freuen sich über die Stifte. Wenn man da unter Bekannten oder Kollegen fragt, die Kinder haben, die schon ein bisschen älter sind - im Nu hat man 10 kg Übergepäck zusammen. Natürlich ist es besser vor Ort was zu kaufen, haben wir dann auch teilweise gemacht, mit Schulheften, die wir dann zu den Stiften dazu gegeben haben. - Denn Papier wäre sowieso zu schwer für den Koffer.


    Wir haben unsere Safaris die letzten Jahre bei einem kleinen Familienunternehmen gebucht. Und da haben wir auch erlebt, wie schlecht in diesen Ländern die Krankenversorgung ist. Ein Fahrer, der uns vom Flughafen abgeholt hat, war eine Woche später leider gestorben. Er hatte Malaria und dazu kam ein Herzproblem, er lag tagelang im Krankenhaus ohne das ihn jemand angesehen hat.


    Und da stimme ich HaPe wieder zu. Gerade durch das Reisen sehen wir, wie es auf der Welt zugeht und wie schön wir es hier in Mitteleuropa haben. Und dass man sich nicht verschließen darf und offen sein muss für andere Kulturen u. deren Probleme.


    Was man gerade in Städten wie Mombasa, Bangkok, Kuala Lumpur, Colombo sieht: viele Kulturen die miteinander leben. Das finde ich schön, und das macht auch die Eindrücke auf einer Reise aus.


    LG Quaxi

  • Hi,

    Wobei ich glaube, dass jemand, der sich im Alltag nicht so sehr für Nachhaltigkeit interessiert und engagiert, dies im Urlaub auch nicht groß zum Thema machen wird.

    bei uns ist es genau umgekehrt: Beim Bau unseres Hauses war es uns enorm wichtig nachhaltig zu denken und (z. B.) ausschließlich regenerativ zu heizen (CO2 neutral mit Primärenergie aus dem eigenen Wald), aber bei Reisen nach Bangkok haben wir überhaupt keine Skrupel mal eben anteilige 2000 Liter Sprit zu verbrennen. Damit könnte man auch den Winter über das Haus heizen ... hätte dann aber den Wat Pho nie gesehen 8) .


    Der Mensch ist ein gespaltenes, inkonsequentes Wesen und in diesem speziellen Fall ... ganz ehrlich ... stehen ich sogar dazu.


    Ciao
    HaPe

  • Quaxi´s Erweiterung von "nachhaltiges Reisen" in "nachhaltiges Leben" wird LIHO nicht gefallen, ich finde es aber trotzdem sinnvoll.

    Lieber HaPeRieger,
    das hätte ich gern erläutert bekommen, warum ausgerechnet mir das misfallen würde? ;)


    Natürlich geh es um einen ganzheitlichen Ansatz, die betreffenden Ausführungen fand ich klasse.
    Das mir Einstellungen unterstellt werden jedoch weniger, da würde ich mich über weniger "Voreingenommenheit" freuen.
    LG


    PS: @Bernhard atmosfair ist klasse, das ist mit eine der besten Adressen sich dies bezüglich zu informieren.

  • Ich finde es gut, wenn man sich Gedanken über die Ressourcen in der Welt macht, wie man reist, wie man lebt und was man man gewillt ist für sich, seine Mitmenschen, die anderen Lebewesen und die Umwelt zu tun.


    Im Moment müsste ich ein schlechtes Gewissen haben, denn wir sind sogar mit 2 Motorrädern unterwegs, nicht gerade sehr nachhaltig. Dafür werde ich im nächsten Jahr 4 Wochen zu Fuß gehen, ob das dann ein Ausgleich ist?


    Viele Grüße
    Petra

  • Das ist aber ein springender Punkt. In 50 Wochen Alltag kann man sicher mehr Nachhaltigkeit leben, als in 2 oder 3 Wochen Urlaub.
    Wobei ich glaube, dass jemand, der sich im Alltag nicht so sehr für Nachhaltigkeit interessiert und engagiert, dies im Urlaub auch nicht groß zum Thema machen wird. Noch dazu, wo - so mein persönlicher Eindruck - das meiste erheblich teurer wird, sobald an der Hoteltür oder der Veranstalter-Webseite ein Etikett "Eco-Tourism" oder ähnliches klebt. Ein wenig ist das auch ein Modethema unserer Wohlstandsgesellschaft. Wie der Tesla vor der Haustüre.


    Ist schon seltsam, das Thema macht mir Dinge bewusst, die im Grund zwar bekannt, aber doch verdrängt sind.


    Besonders heute ist mir mit wahrhaftigem Erschrecken aufgefallen, wie unglaublich viele fette, große LKW unsere Straßen und Autobahnen vereinnahmen.
    Sonst ärgere ich mich eher nur über diese, da sie meine " freie Fahrt" einschränken und ich 20 Minuten länger für den Weg nach Hause benötige.... Heute hab ich diesen Irrsinn - denn eigentlich ist es das ja - einmal mit ganz anderen Augen gesehen.


    Globalisierung - alles haben wollen/können - egal, ob Schokolade aus Schweden (schmeckt saulecker) oder ein Sideboard aus Indien (tolles Design, Massivholz, Handarbeit - ein Schnäppchen! Das will ich haben! Und nicht die industriell gefertigte 0815-Massenware aus dem Möbeldiscounter....)- im kleinen wie im Großen. Diese Entwicklung können wir nicht stoppen - und wollen wir das denn?
    Hab ich denn nicht trotzdem dem Indischen Möbelschreiner "einen Gefallen getan", wenn ich seine Ware kaufe - über einen globalen Vermarkter mit x% Gewinnmaximierung?
    Kaufe ich das teure Markenshirt, kostet X-Mal mehr als der billige Ramsch bei Kick & Co - wird aber in der gleichen Halle zu unglaublich miesen Bedingungen produziert. Anderes Etikett reingenäht - fertig. Was hab ich damit erreicht?
    Gewissen beruhigt.
    Vielleicht greifen wir im Supermarkt - genau im Gedanken an die LKW's lieber zum Joghurt vom Milchwerk nebenan und zum einheimischen Gemüse - haben spontan ein besseres Gewissen, nicht ahnend, dass der Milchhof wahrscheinlich auch zu einem Konzern gehört und 500km entfernt produziert und der heimische Apfel in einem Kühlhaus gelagert werden muss, welches genauso viel Energie frisst wie ein Transport um die halbe Welt.


    Und dann nehmen wir unsere eigene Plastiktüte zum Einkauf mit, klopfen uns auf die Schuler und sagen "alles nachhaltig".


    ...gut, Lösungen hab ich jetzt grad auch nicht zur Hand...
    ich merke aber an mir, dass das Thema Nachhaltigkeit schon in meinem Alltag so gut wie gar nicht stattfindet. Geschweige denn beim Reisen.
    Und nächste Woche auf dem Weg zur Arbeit ärgere ich mich ganz eingfach nur wieder über die dicken, langsamen Brummer, die die Straße blockieren.


    VG
    Gusti

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