Lisl Steiner

  • Letzte Woche hatten wir das unbeschreibliche Vergnügen, der Fotografin Lisl Steiner zu lauschen. Die 89-jährige Reportagefotografin wurde im Kunsthaus Wien von Gerald Matt interviewt, das Interview mit fünf Kameras für's TV aufgezeichnet.


    Steiner erzählte unaufgeregt, bescheiden und klug aus ihrem privaten und beruflichen Leben. Geboren 1927, verließ sie 1938 mit ihrer Familie Österreich. Nein, geflohen seien sie nicht, Hitler war ja noch nicht an der Macht, sie seien bloß zu Verwandten abgereist. Und sie habe auch kein Kunststudium in Buenos Aires absolviert, sondern sei bereits nach ein paar Monaten von der Universität abgegangen, weil es ihr dort zu langweilig war. "Aber man wird halt von den Biographen immer überhöht dargestellt."


    1960 ging Lisl Steiner nach New York und arbeitete als Freelancerin für New York Times, Life und Associated Press. Mit ihren Fotos von Fidel Castro bei den Vereinten Nationen oder Kennedys Beerdigung gelangen ihr Ikonen der Fotogeschichte. Lisl Steiner fotografierte berühmte Persönlichkeiten von Norman Mailer über Pele, Martin Luther King, Louis Armstrong, Miles Davis, Indira Ghandi und Leonard Bernstein. Lisl Steiners Buch "Lisl Baby" erschien soeben in der Edition Lammerhuber.


    Sätze, die ich mir gemerkt habe:


    "Die Mutter von Robert Capa hat mir die Leica ihres verstorbenen Sohnes geschenkt. Die ist jahrelang bei mir rumgelegen. Dann hab ich sie verkauft. Sowas brauch ich wirklich nicht."


    "Eisenstaedt hat mich mal bei einem Bild gefragt, mit welcher Blende ich es aufgenommen habe. Ich hab geantwortet: Alfred, frag mich nicht solche Sachen, ich hab von Technik keine Ahnung."


    "Fotojournalismus ist tot."



    Es gibt ja kaum etwas großartigeres, als klugen Menschen zuzuhören, die aus ihrem bewegtem Leben erzählen!