Fotografieren mit dem Rüssel

  • Moin Moin!
    Angefangen hat ja alles vor ein paar Jahren mit dem Lensbaby. Seit Anfang diesen Jahres ist nun auch die Squeezerlens dazu gekommen und jetzt hat meine Kamera quasi einen "Rüssel". So wird das Ding meistens auch bezeichnet. Im Grunde ist es eine einfache Konstruktion, es wird nur zwischen Objektiv und Bajonett ein Wabbelbalgen eingebaut, das war's. Pfiffige Bastler bauen sowas am besten selber. :thumbup:



    Warum macht man das?
    Es ist eigentlich ganz einfach, bei einem starren Objektiv verläuft die Schärfeebene immer parallel zum Sensor, baut man jetzt diesen Wabbelbalgen dazwischen, dann kann man den Schärfeverlauf dort hinbiegen, wo man ihn haben möchte. Das gibt dann eben einen ganz speziellen Bildlook. In meinen Reiseberichten hab ich schon einige Bilder dazwischen geschummelt und nun hab ich einfach gedacht, ich stelle das Ding mal vor. Bildlich natürlich...


    Neulich bin ich bei schönster Wintersonne in HB durch den Park geschlendert.






    Böse Zungen behaupten gerne, wenn einem nix mehr einfällt, dann macht man halt was mit Tilt. Solche Bemerkungen perlen allerdings an mir ab, ich mag Tilt und werde es immer wieder mit großer Freude einsetzen :thumbsup:
    Im Prinzip kann man mit dem Lensbaby Edge80 ähnliche Ergebnisse erreichen, allerdings ist der Übergang zur Unschärfe da oft etwas aprupt. Die Squeezerlens ist da wesentlich gefälliger, hat auch die schönere Zeichnung im unscharfen Bereich. Ist allerdings auch noch etwas fummeliger.





    Der Vorteil des Lensbaby ist halt die Kompaktheit und die Möglichkeit des Linsenwechsels. Daher wird es bei Fernreisen immer den Weg in die Fototasche finden.


    LG kiki

  • Hi,


    finde ich sehr cool ... auch dass Du das mit optischen Mitteln vor Ort machst und nicht per Photoshop in das Bild hinein mogelst. Interessant ist sicher, den Effekt nicht nur als Selbstzweck zu nutzen, sondern ihm einen Sinn bzw. eine gestalterische Aufgabe (z. B. Blickführung) zu geben. Bei den beiden Waldbildern sehe ich das schon gut gelungen, bei dem Pferdebild sieht es etwas willkürlich aus. Dass den Effekt der Herr Scheimpflug entdeckt hat, weißt Du sicher schon und auch, dass er unter "Scheimpflug-Effekt" oder "Scheimpflug-Regel" beschrieben ist, sicher auch. Mit der Beschreibung dort wird klar, entlang welcher Geraden sich Sensor- und Motivschärfeebene schneiden und Du kannst den Effekt planen.


    Ciao
    Hans-Peter

  • Moin Moin
    ich bin, trotz Digitalkamera, beim Fotografieren immer noch irgendwie analog geblieben. Für mich bedeutet es Entspannung, wenn ich direkt vor Ort die Dinge ausprobieren kann. Für den Computer fehlt da irgendwie die Kreativität, obwohl der vieles auch einfacher macht. Scheimpflug kenne ich, weil es ist ja das erste was einem beim Thema "tilt" begegnet. Die Formeln hab ich mir aber nicht angeschaut ;)
    Neu angestachelt wurde ich durch den New York Bildband des Stilpiraten, wo eben sehr schön dieser Effekt bei einigen Bildern eingesetzt wird und ich eben auch erkennen konnte, daß da kein Lensbaby- Tilt am werkeln war.
    Nach ein wenig Recherche war dann auch klar, was der gute Mann da verwendet hat.
    Es gibt in Verbindung mit diesen Objektiven auch immer wieder Artikel zum Thema "Neuer Piktorialismus".
    Ich häng mal einen Artikel aus der DOCMA hier ran.
    https://www.docma.info/blog/der-neue-piktorialismus-vi
    Da kann man sehr schön sehen, daß es auch bei Portraits einen sehr guten Effekt bring. Seit langem verfolge ich auch die Arbeit des Fotografen Chris Friel, der ebenfalls coole Aufnahmen mit einem Tilt/Shift Objektiv zustande bringt. Ich hab wohl einen Hang zum abstrakten, daher sind diese Geschichten immer wieder interessant für mich. Gerade durch die Digitalkamera ist das Ausprobieren auch leichter geworden ;)
    Letztendlich ist es ja auch nur eine bestimmte Form der Blickführung durch Freistellung und für mich eine zusätzliche Alternative zur starren Offenblende.