Noch etwas Text zum Vulkanausbruch 2021 Tajogaite.
Wir sahen ihn fast jeden Morgen im Sonnenlicht, Rauch stieg aus 3 Stellen auf; kuckten wir abends nach ihm, hatte er das Rauchen eingestellt. Nur langsam erschloss sich uns das Ausmaß der Eruption, wir googelten, suchten Online-Zeitungsausschnitte, fuhren mit dem Bus auf einer neu angelegten Straße durchs Lavafeld. Wir sahen schwarz: Links und rechts Lava, am Straßenrand Berge von schwarzem Gries, immer mal wieder Bagger und andere schwere Fahrzeuge. Die Neugestaltung des verschütteten Gebietes hatte nach Erkalten der Lava und dem Abzug schädlicher Gase sofort begonnen … eine Mammut-Aufgabe.
Aus Wikipedia: „Die von den Lavaströmen zerstörten Flächen, Gebäude und auch Straßen wurden täglich vom Copernicus Emergency Management Service publiziert. Die Copernicus-Daten zu zerstörten Gebäuden sind nur Rohdaten und wurden von der Inselregierung regelmäßig durch Abgleich mit den Katasterdaten stark nach unten korrigiert. Nach einem Abgleich am 8. November waren bis dahin 1452 Gebäude zerstört oder beschädigt, davon 1177 Wohngebäude. Insgesamt zerstörten die Lavamassen nach Angaben des Katasteramtes mehr als 1600 Gebäude, 1300 davon waren Wohnhäuser. Die Lava hat zudem mehr als 70 Kilometer Straßen und 370 Hektar Bananenplantagen unter sich begraben.“
Zum provisorischen Mirador hinab, hatte man einen Betonweg angelegt. Linker Hand, und vielleicht 10 Meter vom Weg entfernt, Lavamassen, davor die Baum-Überlebenden und eine neue Generation Büsche. Ein paar einfache Hölzer kennzeichneten das Ende des Betonwegs, wo man freie Sicht auf das Lavafeld hatte. Hin und wieder ein Haus dazwischen - neu gebaut oder von La Virgen beschützt? - Bagger baggerten, Bohrhämmer waren zu hören, weiter unten könnte eine neue Straße gebaut werden, mit Fantasie war ein möglicher Kreisel zu erkennen. Vorzustellen, dass unter der Lava Häuser Straßen, Plätze für immer begraben sind – mir fällt´s schwer; Menschen waren damals nicht zu Schaden gekommen, sie waren rechtzeitig gewarnt und evakuiert worden. Leider lag der Tajogaite im äußerst ungünstigen Gegenlicht. Der ganze Berg war von der Sonne überstrahlt und nur mit Mühe konnte ich durchs Fernglas einen unklaren Blick in den Krater werfen. Hatten wir uns ein bisschen anders gewünscht, aber heute war es am Meer genau so diesig wie in den Bergen … vielleicht Calima.
Einem Teil jener, die ihr Haus und Hab und Gut an die Lava verloren hatten, wurde Soforthilfe versprochen. Es wurde ihnen Wohnraum auf der anderen Seite der Insel zur Verfügung gestellt, aber niemand wollte auf die Ostseite der Insel ziehen. Innerhalb einer gestellten Frist sollten die Betroffenen ihre Container-Wohnungen verlassen ...
Dazu stand in den La Palma News vom 15.1. folgende Meldung: "Die 42 sanierten Wohnungen in der Finca Amado (Breña Baja, im Ostteil der Insel), die ursprünglich für Betroffene des Vulkanausbruchs vorgesehen waren, werden nun an andere Antragsteller für sozialen Wohnraum vergeben. Laut Sergio Rodríguez, Präsident des Cabildo von La Palma, haben keine der betroffenen Familien aus den Containerunterkünften in Los Llanos de Aridane die Möglichkeit genutzt, in die Wohnungen zu ziehen. Rodríguez erklärte, dass die Frist für die Prioritätsvergabe an die Vulkanbetroffenen abgelaufen sei. „Jetzt ist es an der Zeit, die Wohnungen gemäß der Liste des Kanarischen Wohnungsinstituts (Icavi) zu vergeben“, so Rodríguez. Als Hauptgrund für die Ablehnung nannte er die Distanz zwischen Los Llanos de Aridane auf der Westseite der Insel und Breña Baja auf der Ostseite. Tatsächlich könnte ein Umzug für viele Betroffene nicht nur eine räumliche Veränderung bedeuten, sondern auch eine Herausforderung für ihr soziales Leben darstellen. Auf der Westseite haben sie ihre Familien, Freunde, Schulen und ihr gewohntes Umfeld. Nach den Belastungen des Vulkanausbruchs wäre ein solcher Einschnitt für manche sicherlich eine zusätzliche Hürde. Die Wohnanlage (Breña Baja, im Ostteil der Insel ),wurde 2022 von der öffentlichen Gesellschaft Visocan für 2,1 Millionen Euro im unfertigen Zustand erworben. Nach umfangreichen Umbauarbeiten, bei denen die ursprünglichen 40 touristischen Apartments in 42 Einzimmerwohnungen umgewandelt wurden, darunter eine barrierefreie Einheit. Sie wurden im Oktober 2024 dem Cabildo übergeben."
Heute, nach über 3 Jahren, leben alle Betroffenen noch in den Containerunterkünften. Wir sahen auch Wohnwagenfamilien, die in alten und uralten Wohnwägen leben, die entlang einer abseitigen Straße stehen. Man muss kein Camper sein, um sich den beengten Raum vorzustellen wo täglich wegen Nahrung, Essen, Wasser, Toilette, Waschen, Duschen improvisiert werden muss.
Fotos dazu: https://shorturl.at/Dzjuz