Hi Annette,
danke für dein Willkommen.
Und natürlich hallo Erhard,
ja, ich denke auch, mit einem Fahrer für die ganze soooo lange Reise wird man dann irgendwann arm. Das muss ja nicht sein. Nur hättest du dann eben den Nachteil, dass du immer andere um dich herum hättest und dass du dir den erstmal organisieren müsstest und nicht wüsstest, wer oder was auf dich zukommt. Da gibt es durchaus welche, die sich definitiv nicht in der Region auskennen und trotzdem so tun. Das ist dann ärgerlich.
Vielleicht wäre ein mittelschnelle Rundreise mit Fahrer für 3 Wochen gut und dann ein gezieltes Aufsuchen von "Lieblingsorten" nochmals per Taxi um länger zu bleiben und weitere Ausflüge vor Ort spontan zu organisieren?
Die Bedenken mit der ständigen Begleitung hatte ich auch zuerst. Bin eben am liebsten unabhängig. Und auch halten zu können, wo ich will, war mir immer wichtig. Der Clou an Shekhar diesbezüglich:
Er bemerkt Interessantes schon lange bevor es dir selbst aufgefallen ist, legt da auch mal eine Vollbremsung an abenteuerlichen Stellen ein und spaziert mit größter Selbstverständlichkeit mit seinen ca. 1,62 Metern vor dir her in irgendeine Fabrik und übersetzt, wenn dir dann dort erklärt wird, wie der Ton zu Schalen gemacht oder wie die Dächer aus den Bananenblättern geflochten werden.
Er legt eine Vollbremsung ein und sagt dir, die tanzende laute Gesellschaft da drüben sei eine Trauerzeremonie, geh halt hin für ein schnelles Foto, aber sei diskret, wenn man dich nicht will.
Er steht an den Salzgewinnungsanlagen mit dem Fuß schon über dem Gaspedal, da die Arbeiterinnen, die auf dich zukommen, dich sonst nicht vor Zahlung eines horrenden Trink(löse)geldes weglassen.
Er fährt im Schritttempo neben dir her in den Hills zwischen den Teeplantagen, sodass du entscheiden kannst, ob du zum nächsten sensationellen Ausblick alle 100 Meter laufen willst oder lieber wieder einsteigst.
Meine Hotels hatte ich selbst gebucht. Shekhar war da immer wissbegierig um weitere Kunden beraten zu können, wie das Hotel gewesen sei. Und wenn er mir vorher gesagt hat, ein von mir gebuchtes Hotel sei super gut oder "OK but not fancy" oder habe ein gutes Restaurant, dann hat es immer zu 100% gestimmt.
Er ist extra nochmal losgedüst um mir Mangos zu besorgen oder meinen Termin fürs Horoskop mit dem Priester zu machen. Und er war mein Seelsorger, wenn etwas nicht funktioniert hat und wusste gleich, welchen Tempel wir da nochmals anfahren würden um eine Puja zu machen (OK, das Laptop hatte dann indische 8 Tage Verspätung, bevor es dann doch wieder ansprang...) und wo ich nun das Opfer für den Priester mit dem Horoskop kaufe und wieviel ich ihm maximal fürs Horoskop geben solle.
Du kannst im Auto vor dich hinpennen, ab und zu gibt es einen Kontrollblick im Rückspiegel von ihm, ob es dir noch gut geht. Er hat kein bisschen genervt - und ich bin schnell genervt von anderen, reise deshalb ja auch gern allein. Das einzige, was du ertragen musst, sind tägliche Jasminblüten, die er dir fürs Haar kauft.
Er ist ein super feinfühliger und traditioneller Mensch mit einem sehr reinen Kinderglauben, der nicht raucht, nicht trinkt, keine Betelnüsse kaut. Er ging auch einmal mit mir shoppen bei "Ram Raj", damit ich den Laden finde. Er hat nicht viel Privates erzählt, ist aber super stolz auf seine Söhne und scheint unglücklich verheiratet zu sein mit einer Frau, der er am Telefon bei ihrem Kontrollanruf nicht sagen mochte, dass er Fleisch gegessen habe. Ich verstand neben Kauderwelsch auf Tamil dann nur "no, no, no! Vegetarian, vegetarian!" nachdem er mit mir essen war und "Chicken 65" gegessen hatte.
Er ist ein so dermaßen weicher, in sich ruhender, überhaupt nicht flirtender und gleichzeitig sensibler Mensch, dass mein heimlicher Verdacht ist, dass er möglicherweise gar nicht auf Frauen steht, da er mir einmal schon gestand, dass er auch mal geliebt habe. Oder er hat da einfach abgeschlossen mit dem Thema, was ja gut ist, weil wirklich so gar nichts Übergriffiges in der Luft liegt.
Erhard, auch dir kann ich ihn nur allerwärmstens ans Herz legen. Ich habe ihn mal gebeten mir ein Foto des Autos zu schicken. Er hatte bei mir noch einen Tata und sich dann 2015 einen neuen Toyota gekauft. In jeder freien Minute hat er am Auto herumgewienert und war manchmal etwas verzweifelt, wenn ich früher als erwartet wieder da war, weil er noch Zeit gebraucht hätte. Wahrscheinlich schickt er ein grausiges Foto. Ich sende es dir dann weiter.