Am 29. Juli hat Äthiopien sein Devisenhandelsystem von einem durch Regierung und Nationalbank festgelegten Wechselkurs seiner Landeswährung Birr auf einen marktbasierenden Handel umgestellt. Seither (eine Woche) hat der Birr gegenüber dem Dollar um 57% abgewertet.
Das Land leidet seit Jahren an chronischem Devisenmangel. Für Privatpersonen und auch Gewerbe war es praktisch unmöglich, auf legalem Wege an „harte Währung“ zu kommen. Dementsprechend blüte der Schwarzmarkt im Devisenhandel.
Ende letzten Jahres geriet ET dann noch in einen Zahlungsverzug, weil es seine Auslandsschulden nicht begleichen konnte und wurde daraufhin von den Ratingagenturen auf Ramsch herabgestuft. In Verhandlungen mit IWF und Weltbank über neue Kredite über 10,7 Mrd. US$ musste ET seinen Devisenhandel freigeben. IWF und Weltbank erklärten, sie werden in den nächsten drei Jahren auf verschiedene Weise mehr als 16 Mrd. US$ aufbringen, um die äthiopische Wirtschaft zu unterstützen.
Die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit im Wechselkurs hat sich durch starke Abwertung des Birr verkleinert. Lag der Preis für einen US$ vor einer Woche in Banken noch bei 57 Birr, liegt er jetzt be 91 Birr. Auf dem Schwarzmarkt wird ein US$ für 146 Birr verkauft.
Premier Ahmed äußerte dazu, er glaubt, dass die Öffnung des von der Regierung festgelegten Wechselkurses zur Festlegung durch Marktteilnehmer dem Birr helfen werde, seine wahre Kaufkraft zu entfalten und eine angemessene Rolle in der Wirtschaft zu spielen.
Was soll man sagen, die Kaufkraft des Birr hat sich entfaltet. Die Preise für alles, von Grundnahrungsmittel bis hin zu Baumaterialien sind innerhalb einer Woche in die Höhe geschossen. Im folgenden einige Preise von gestern, Freitag 2. Aug.:
1kg Zwiebeln von 40-50 auf 70 Birr
1kg Tomaten wurden um 10 Birr teurer und kosteten 50 Birr
5 l Speisöl von 1100 Birr auf 1500 Birr
1 Doppelzentner Teff-Getreide verteuerte sich von 16.500 auf 19.000 Birr
1 Doppelzentner Zement ist von 1400 auf 2000 Birr gestiegen
Baustahl von 130 Birr/kg auf 170 Birr/kg
Es wird berichtet, das der Preis für Fahrzeuge um Hunderttausende gestiegen ist.
Menschen im Großhandel und im Baugewerbe sagten, sie könnten nicht arbeiten, weil es schwierig sei, vorherzusagen, was mit dem Wechselkurs zwischen Dollar und Birr passieren würde.
Ein Bauexperte sagte, er könne weder mit der Privatwirtschaft noch mit der Regierung eine Preisliste für den Abschluss eines Bauvertrags vorlegen. Es sei schwierig, die Kosten abzuschätzen und ein Ausschreibungsdokument einzureichen, da es unmöglich sei, zu wissen, wie viel der Dollar morgen wert sein werde.
Ein Einzelhändler, der ein kleines Geschäft besitzt, sagt, dass er, selbst wenn der Preis der Waren gestiegen wäre, nicht die gewünschte Ware vom Großhändler bekommt. Der Grund dafür sei nicht der Mangel an Waren, sondern das Verstecken der Waren durch die Händler, da der Birr in den kommenden Tagen fallen und die Warenpreise weiter steigen könnten.
Quellen:
https://www.bbc.com/amharic/articles/cg3j3y2vg2lo
https://www.bbc.com/amharic/articles/cl4y4g6dpx8o
https://www.bbc.com/amharic/articles/cye0ekpg53xo
https://www.bbc.com/amharic/articles/cw9yz8ewxzeo