Die Zeit zwischen Galungan und Kuningan und der Pura Besakih

  • Hallo ..


    Wie ich schon schrieb, wohne ich oft zusammen mit einer balinesischen Familie in Karangasem / Selat. Ich buche nur die Fluege und geplant wird bei mir nichts. Totzdem ist jeder Tag, jede Stunde, ja jede Minute ein Highlight und ich verbringe nie einen ganzen Tag in meiner "Huette".


    Galungan / Kuninganzeit ..


    Es ist 4:30 Uhr und ich beschliesse, ueber den Hof in die Kueche zu gehen, wo sich auch ein kleines Mandi befindet. Ich beeile mich, denn das Wasser in dem Mandibecken, welches ich mir ueber die Haare giesse, ist schon recht kalt :( In meinem "Bungalow" mit der Energiesparlampe von nur wenigen Watt sehe ich fast nichts, um mir meine Haare zu kaemmen. Dann bekleide ich mich mit den typischen Balisachen, gehe ueber den Hof und trete auf die Strasse. Mein Ziel ist der nahegelegene Pura Desa.


    Welch eine herrliche, frische Luft. Ich begegne einigen Balinesen und auch diese tragen ihre Festtagsgewaender.
    Mit " Om Swastyastu " werde ich von allen Dorfbewohnern begruesst. Oft sogar mit meinem Namen. Oft werde ich gefragt "lunga kija" ( wohin ) ? Meine Antwort : " Tiyang jagi mamargi ring Pura Desa " ( Ich moechte zum Pura Desa gehen ).


    Viele Touristen meinen dass man, wenn man einen Tempel gesehen hat, keinen weiteren Tempel gesehen haben muss. Bei mir ist das nicht so. Sogar der gleiche Tempel zeigt bei verschiedenen Tageszeiten, - Nachtzeiten und bei verschiedenen Zeremonien seine verschiedenen "Gesichter".


    So trete ich durch den Vorhof des Tempels duch das Candi - Bentar ( Tor ) in den inneren Bereich des Tempels. Viele Balinesen sind hier, um ihre Opfergaben und Raeucherstaebchen auf die verschiedenen Schreine abzulegen und zu beten. Pemangkus ( sind Tempelpriester, aber keine Pedandas ), raeumen die alten Opfergaben ab, um Platz fuer die neuen Canangs zu schaffen, welche die neuen Tempelbesucher bringen. Auch hier ist die Begruessung mit " Om Swastyastu " an mich gerichtet. Ich fuehle mich sehr, sehr gut und eine solche Stimmung gibt es eben nur in den Tempeln von Bali.


    Als ich so die Stimmung genoss und dachte, dass es keinen besseren Platz auf dieser Erde geben koenne, trat ein Balinese an mich heran und gab mir eine seiner Opfergaben und ein Raeucherstaebchen und zuendete es an. Aus der Sicht der Balinesen war es ja klar, dass man einen Tempel besucht, um zu Gott zu beten. Vorgesehen war es jetzt nicht von mir, aber nun musste ich .. ob ich wollte oder nicht .. Entsorgen konnte ich die Goettergaben nicht, denn viele balinesische Augen ruhten auf mir ..


    Also liess ich mich in den Schneidersitz nieder, legte die Goettergabe vor mich in das Gras und steckte das Raucherstaebchen so in den Boden, dass der Rauch die Es­senz der Goettergabe gen Himmel tragen moege .. Die naechsten Minuten tat ich gar nichts. Ich genoss einfach nur .. Die Sonne ging jetzt auch auf und tauchte den Gunung Agung, welcher nicht in weiter Ferne war, in ein dunkeles Rot. In Gedanken dachte ich so bei mir, dass ich nach all den vielen Fernreisen die ich bisher unternahm, nun zu Hause sei. Dann nahm ich ein Bluetchen zwischen die gefalteten Haende und tat es den anderen Balinesen gleich. Dies geschah 3 X. Ein Bluetchen kam hinter das rechte Ohr. Eins hinter das linke Ohr. Eins auf den Kopf ( oder wird hinter den Destar / Udeng ( Kopfbedeckung )) geklemmt. Danach bekommt man vom Pemanku Weihwasser ( Tirtha ), welches man 3 x mit der rechten, hohlen, offenen Hand trinkt. Aus einem Schaelchen nimmt man sich Reiskoerner, welche man sich auf die Stirn oberhalb der Nasenwurzel klebt. Ausserdem legt man sich einige Koerner auf die Zunge und einige Koerner werden auf die Brust geklebt. ( Es gibt abweichende Variationen )


    Die Zeit in diesem Tempel verging so schnell aber die Knie zwicken schon etwas .. Auf dem kurzen Weg zu meiner balinesischen Familie faellt mir im Dorf wieder die Freundlichkeit der Balinesen auf. Im " Gehoeft " meiner balinesischen Familie angekommen, stuerzen sich die 4 Kinder meiner balinesischen Tochter auf mich und begruessen mich stuermisch und fallen mir um den Hals. " Meme ", die Schwiegermutter meiner balinesischen Tochter fargte mich, wo ich gewesen sei. Ein befriedigendes Laecheln huschte um ihren Mund, als ich es ihr sagte. Nun bekam ich das Fruehstueck. Pisang goreng und Nangka goreng. Dazu eine grosse Tasse kopi tubruk.


    Nun klingelte mein Handy und mein Freund und Motorradfahrer fragte nach, ob er zu mir kommen koenne. Mir schoss es durch den Kopf, dass es eine gute Idee sein koenne, den Pura Besakih zu besuchen. Zumal mir meine balinesische Tochter ankuendigte, dass sie im Besakih eine Tanzauffuehrung mit den Kindern vom Kindergarten haette.


    Schnell kam dann auch mein Freund und ohne Helm ( ist keine Pflicht wenn man balinesische Kleidung traegt ), fuhren wir auf Schleiwegen zu dem kleinen Parkplatz am Besakih, welchen ich in einem anderen Beitrag schon erwaehnte.


    Schon von weitem hoerte ich im Pura Basukian / Besakih Gamelanklaenge und so war klar, dass ich diesen Tempel besuchte. Rechts vom Candi Bentar befand sich das Bale mit dem Gamelan. Links ein kleineres Bale mit 2 Personen, welche alte, traditionelle Gesaenge ( Sinom, Pupu, Ginade, Palawakya, Kawin .. ) vortrugen. Worueber ich mir Gedanken machte, war der Balinese, welcher mit seiner grossen Reisetasche nicht an diesen Ort passte. So erfreute ich mich an den Gesaengen und den Klaengen des Gamelan.


    Dann wurde der geheimnisvolle Balinese aktiv. Es stellte sich heraus, dass dieser ein Topengtaenzer war. Er schluepfe mit seinen diversen Masken aus seiner Reisetasche in verschiedene Charaktere. Ich hatte sehr, sehr viel Freude an seinen Vorfuehrungen, zumal die Taenze mit dem Gamelan und den Gesaengen der 2 Balinesen harmonierten.


    Dann verwandelte sich der Topengtaenzer in einen Touristen. Er hatte einen Touristenhut auf und zuendete sich eine Zigarette an. Ich war dabei fuer ihn ein willkommenes " Opfer " und er wollte mich so richtig " durch den Kakao ziehen ". Was er nicht wusste war, dass ich verstand, was er ueber mich sagte. Er fragte also auf bahasa bali alus, woher ich kaeme und er beantwortete sich seine Frage damit, dass ich wohl aus Australien sei. Er fragte nach meinem Clantempel ( Kawitan ) und meinte zu sich, dass ich wohl Christ sei usw. Dann konnte ich mich nicht mehr zurueckhalten und beantwortete alle seine Fragen auch auf bahasa alus. Die vielen Balinesen, welche zum Beten in den Tempel kamen blieben stehen und lauschen unserer Konversation. Ich sah ein breites Grinsen auf den Gesichtern der Gamelanspieler und die Unterhaltung dauerte wohl ueber 30 Minuten. Geschickt lenkte ich das Gespraech zB. auch auf das balinesische Essen, denn die Vokabeln habe ich gut drauf .. Der Topeng ging mit Freude darauf ein. Wir hatten so einen riesen Spass .. Anschliessend lud mich das Gamelan ein, dass ich mit unter ihnen sitzen solle. Frueher waren mir oft Einladungen von Balinesen jedwelcher Art von Balinesen peinlich. Seit einigen Jahren nicht mehr ! Es wurde viel herumgealbert. Mir wurden Zigaretten angeboten ( aber ich rauche nicht ). Dann kam eine Balinesin zum Gamelanbale und brachte balinesischen Kuchen und Kaffee. Das war mir sehr willkommen. Zum Abschied ging ich dann nochmals zum " Gesangsbale " und fragte, ob sie " Rajani " kennen wuerden. Und so kam es, dass ich noch in den Genuss meines Lieblingsliedes kam.


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    Mit " Titiyang mepamit. Benjang malih wawanin. Om Santih, Santih, Santhi Om " verabschiedete ich mich.
    Vielstimmig die Antwort aus dem Tempel .. " Ngiring, ngiring " ..


    Nun schaute ich nach meiner balinesische Tochter mit den Kindergartenkindern. Tatsaechlich trafen sie vor wenigen Minuten ein. Die Kinder sollten balinesische Taenze auffuehren und deren Eltern sassen auf dem Boden rund im Kreis in diesem grossen Kommunikationsbale. Ich setzte mich dazu, aber zuvor fragte ich .. : " Tiyang dados malinggih " ? ( Darf ich mich setzen ) ? Antwort " Inggih .. dados, dados " .. Dann kam meine balinesische Tochter sehr vertraut und nah zu mir ( fuer mich etwas unverstaendlich, da in der Oeffentlichkeit ) und gab mir Kaffee, Wasser, Kuchen und Suessigkeiten. Daraufhin wurden wir mit Fragen der umsitzenden Balinesen bestuermt. Dann fingen die Taenze der Kindergartenkinder an. Nun liess es sich mein Motorradfahrer und Freund, welcher sich laengere Zeit unsichtbar machte, es sich nicht nehmen, mir eine Flasche Pocari zu bringen. Nach der Beendigung der Tanzvorfuehrung hatte ich meine Betrachtung der Expresstouristen, welche keine Zeit hatten, sich die Taenze anzusehen, wohl aber im Schnelldurchgang die Kinder in ihren Tanzkostuemen zu fotografierten. Na ja ..


    So, nun war es spaeter Nachmittag geworden. Oh je, wie schnell der Tag verging. Nur keine Hektik. Morgen ist auch noch ein Tag und wenn ich will, komme ich wieder. Wie ich diese Gummiezeit " Jam karet " liebe !


    Kurz vor Sonnenuntergang traf ich dann mit meinem Freund und seinem Motorrad " zu Hause " ein und ich gab ihm seinen Lohn fuer den Tag von 7 Euro. Daraufhin fuhr er zu seiner Familie in 3, 4 oder 5 Km Entfernung.


    Wieder kamen die Kinder meiner balinesischen Tochter und begruessten, umarmten und kuessten mich.
    Gegen 19:00 Uhr gab es das balinesische Essen mit der Familie. Natuerlich stilecht. Essen mit der rechten Hand. Um 20:00 Uhr war " Feierabend ". Ab in's Bett.


    Es war ein wunderschoener Tag. Die vergangenen Tage waren wunderschoen und die kommenden Tage werden wunderschoen sein.

    MfG .. Surya


    Bild .. Meine Huette bei meiner balinesischen Familie
    Bild .. Pura Desa Selat - Wates - Tenggah .. Der Tempel in " meinem " Dorf
    Bild .. Pura Besakih .. Der Topeng - Taenzer
    Bild .. Pura Besakih .. Der Topeng - Taenzer