Japaner diskutieren über die strenge Ausbildung zum traditionellen Schwertschmied

  • Ich weiß, es ist kein explizites Reisethema. Aber wer nach Okayama oder Seki kommt, sollte unbedingt die dortigen Schwertschmiede-Museen besuchen. Teilweise kann man auch mit eigenen Augen am Fertigungsprozess bei einem Schwertschmied oder Messermacher teilhaben. Wer in Bizen, Seki oder in der Kappabashi-Straße in Tokio nach einem netten Küchenmesser Ausschau hält, oder sich die Ausstellungen des Nationalmuseums in Tokio oder dem Schwertmuseum in Ryugoku anschaut, für den ist der unten beigefügte Link vielleicht interessant.


    In Bizen/Okayama hat das Schwertschmieden nun schon fast eine tausendjährige Tradition, und in Seki zu mindestens ab Mitte des 14. Jahrhunderts.

    Der Beruf des Schwertschmieds hat wie manch anderer traditioneller Handwerksberuf einen hohen kulturhistorischen Stellenwert. Neben dem Juwel und dem Spiegel ist das Schwert eine der drei Gaben der Sonnengöttin Amaterasu an ihrem Enkel Ninigi no Mikoto für dessen Erdenherrschaft. Für die Japaner ist das Schwert eine Göttergabe und von hohem symbolischem Wert.


    Das Nihonto, also jap. Schwert darf nur so genannt werden, wenn es von einem lizenzierten Schmied mit traditioneller Ausbildung und der überwiegenden Verwendung von trad. hergestellten Rohstahl (Tamahagane) gefertigt wurde. Der Kaji (Schmied) muss regelmäßig seine Arbeiten bei Wettbewerben bewerten lassen, um die Lizenz zu behalten. Dieses System soll einen hohen Qualitätsstandart mit der Erhaltung dieses Handwerks sichern. Hat ein Schmied eine gewisse Anzahl erster Platze und wichtiger Sonderpreise erhalten, erhält er den Status Mukansa und muss fortan nicht mehr an Wettbewerben teilnehmen. Einige Schmiede erhalten auch den Titel eines wichtigen Kulturgutes ihrer Region. Den Titel Ningen Kokuho, also lebender Nationalschatz erhalten einige wenige sehr um das Handwerk verdiente Schmiede am Ende ihrer Kariere.


    Um den Artikel von Sumikai etwas zu erklären und zu ergänzen, was nicht erwähnt wird:

    Vielen traditionellen Berufen, nicht nur bei den Schwertschmieden, fehlt mittlerweile schlicht der Nachwuchs. Es ist vor allem auch die traditionelle Methode, den Beruf zu vermitteln. Der Lehrling wird Teil der Familie. Er lebt dort, isst dort, er kümmert sich um den Haushalt, er arbeitet, wann immer gearbeitet werden muss. Die Lehrzeit beträgt mindestens 5 Jahre, durchaus geht die Ausbildung auch deutlich länger. Nicht selten übernehmen talentierte Lehrlinge später die Firma und sogar den Familiennamen. Es ist also wirklich ein lebenslanger Weg, der sehr anachronistisch wirkt. Das größte Problem was ich sehe ist, später vom Beruf zu leben. Ein Schwert eines Mukansa mag 15.000, auch 20.000 oder gar 30.000 Euro kosten, aber die Gesellschaft auch in Japan ändert sich und das Interesse auch an uralten Handwerken und deren Produkten schwindet immer mehr.

    Viele Schwertschmiede verlegen sich teilweise auf die Produktion von traditionellen Küchenmessern, welche momentan sehr gefragt sind. Aber deswegen herrscht auch hier eine sehr hohe Konkurrenz. Keine rosigen Aussichten also.

    https://sumikai.com/nachrichte…en-schwertschmied-312913/

  • Auf Amazon Prime gab es eine sehr interessante Serie, die sich mit verschiedenen Aspekten der japanischen Kultur befasste. Neben einer Folge über die traditionelle Schwertschmiedekunst gab es unter anderem auch Folgen über Ramen, Schreine, Tee und die Ryokan (Badeanstalten).


    Die Serie heißt "Japan Prime", vielleicht kann man sie ja noch abrufen.

  • Auf Amazon Prime gab es eine sehr interessante Serie, die sich mit verschiedenen Aspekten der japanischen Kultur befasste. Neben einer Folge über die traditionelle Schwertschmiedekunst gab es unter anderem auch Folgen über Ramen, Schreine, Tee und die Ryokan (Badeanstalten).


    Die Serie heißt "Japan Prime", vielleicht kann man sie ja noch abrufen.

    Es gibt sehr viele ganz gute Dokus zum Thema.


    Hier ist eine Doku der NHK (Nippon Hoso Kyokai) welche ich zu oben genannten Thema wärmstens ans Herz legen möchte. Sasaki-Sensei ist einer der besten Togishi (Schwertpolierer) Japans und die Doku gibt einen wunderbaren Einblick hinter die Kulissen in den Alltag eines traditionellen Handwerks. Er zeigt seine beiden Angestellten Sagara Yuichi und Akita Yuki bei der Vorbereitung auf einen Wettbewerb, um über ein erfolgreiches Bestehen nach mehr als 10 Jahren Ausbildung den Sprung in die Selbstständigkeit zu schaffen.


    Ich liebe Sasaki-Sans schwarzen und trockenen Humor, der für Japaner eher unüblich ist. Das Video ist in englisch vertont, aber auch für ungeübte an sich gut verständlich.

    https://www.youtube.com/watch?v=DCThse3hhrk

  • Was mir an der Sache in erster Linie gefällt, ist nicht die Schwertschmiedekunst an sich, sondern die Akribie, mit der sich Japaner Dingen widmen. Egal ob Gartenarbeit, Essen, Tee trinken, Papier falten oder verschiedenstes Kunsthandwerk.

    Was ich noch vergaß ist, dass gerade im traditionellen Bereich ein Meister wenig erklärt. Lehrlinge müssen hinsehen lernen. Das sieht man auch im Video gut. Sie schreiben sich ihre Beobachtungen auf. Ist für uns sehr ungewohnt. Aber wie auch speziell beim Schwertpolieren muss man mit allen Sinnen arbeiten. Man muss hören und fühlen, wie ein Stein auf den Stahl reagiert. So etwas kann man schwer vermitteln.


    Was mir in jedem Fall in Japan aufgefallen ist, dass Japaner ihre Jobs sehr ernst nehmen. Egal ob der Beruf sie erfüllt, oder ob sie nach Feierabend aus dieser Rolle rausschlüpfen. Ganz nach dem Motto: mein Beitrag ist wichtig, sonst funktioniert das Gesamte nicht. Deswegen wird man auch vom Rentner, welcher sich damit seine Pension etwas aufbessert, mit Warnweste und Leuchtstäben mit voller Aufmerksamkeit um eine Mini-Baustelle auf dem Gehweg lanciert, obwohl man selbst nicht mal ansatzweise in den "Gefahrenbereich" gelangen würde.^^