Eat your Kimchi! Zwei Wochen Korea im Herbst 2018

  • Angeregt von den anstrengenden, aber schönen Tagen in Seoul Anfang November 2017, brenne ich darauf, mehr vom Land zu sehen. KIA, Hyundai und Samsung, den Konflikt zwischen Nord- und Südkorea, ein paar diffuse Bilder von den olympischen Winterspielen 2018 und der Fußball-WM vor vielen Jahren, eventuell den Begriff “K-Pop”, mehr kennt man nicht von Korea, sofern man nicht wie ich ein Lieblings-Bibimbap-Bistro in Erfurt hat, wo eine der beiden resoluten Inhaberinnen einem irgendwann mal das Material der koreanischen Touristeninformation auf den Tisch legt, als sie erfährt, dass ich Seoul kennengelernt habe. Korea sei so schön und vielfältig. Da gebe es so viel zu sehen. Nur 3 Tage in Seoul, das sei aber schade. Mich muss sie nicht überzeugen, schließlich habe ich den Plan mehr sehen zu wollen schon seit meinem ersten Besuch in Seoul im Herbst 2017.


    Im März 2018 ist wieder in einer Bauchentscheidung der Flug gebucht, derselbe Flug mit Asiana wie letztes Jahr.


    Weil Korea zumindest von uns Europäern als Reiseziel noch nicht so wirklich entdeckt wurde, gibt es noch nicht so viele Blogs und Foren und Facebook-Gruppen, aber es gibt schon einige Youtube-Videos, die inspirieren und einige sehr gute Informationsquellen, sodass ich durch das Jahr 2018 hindurch gut zu tun habe, mir meine Koreareise zusammenzustellen.


    Super wertvoll bei der Vorbereitung sind die extrem informativen und zudem zu einem Großteil auch deutschsprachigen Seiten von “Visit Korea”, der Touristeninformation Koreas, die auch gerne einen großen Umschlag mit Infomaterial per Post versendet. Es gibt wohl kein Thema, zu dem dort keine Auskunft gegeben wird. Sucht man nach einem Korea-Thema bei Google, findet sich auf “Visit Korea” immer etwas dazu. Die Suche auf den Seiten selbst allerdings ist (war es zumindest 2018) mühsam und bringt nicht immer den gewünschten Erfolg.


    Neben verschiedenen Reiseführern habe ich auch gern “Korea 151” gelesen. Das ist eine Buchreihe, in der in 151 kleineren Artikeln verschiedenes erklärt wird zu Geschichte, Gesellschaft, Jugendkultur, Esskultur und anderen Themen im jeweiligen Zielland. Zum Einlesen über Geschichtsdaten und Öffnungszeiten hinaus kann ich die Reihe sehr empfehlen.


    Ich mache mich auf, einige der über 300 “National Treasures” in Korea zu entdecken. Diese werden seit den 60er Jahren in einer Liste geführt, die immer wieder erweitert wurde. Sie umfasst verschiedene Artefakte, beginnend mit kleineren Kunstgegenständen, die in einem großen Tempel gar nicht so ins Auge fallen, bis hin zu ganzen Dörfern.

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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • 20./21.10.2018: Frankfurt - Seoul - Busan


    Nun bin ich wieder auf dem Weg nach Frankfurt, nachdem ich zuvor gespannt die Koreakarte verfolgt habe, die Auskunft gibt zur erwarteten Herbstlaubfärbung und verspricht, dass ich wohl genau zur richtigen Zeit wiederkomme. Der Plan: Flug nach Seoul, dann mit dem Zug nach Busan (hoffentlich ohne Zombies im “Train to Busan”), dort 2 Nächte, dann mit dem Auto durch den Süden des Landes, Auto in Busan wieder abgeben und mit dem Zug zurück nach Seoul.


    Am Samstag sitze ich abends im Flieger, am Sonntag lande ich am späten Vormittag in Seoul. Es ist ein bisschen wie Heimkommen. Fast schon routiniert finde ich den richtigen Zug zum Bahnhof in Seoul, dort den Fahrkartenschalter und ergattere dort eine Fahrkarte nach Busan. In Korea muss man zwingend einen Sitzplatz buchen, was mir ganz recht ist so. Ich kaufe noch schnell ein paar Kimbap und Getränke für unterwegs, finde das richtige Gleis und meinen Platz und kann unbesorgt die Fahrt verschlafen, da ich bis zur Endstation fahre. Das kleine Land ist mit dem schnellen Zug schnell durchquert.


    Meine T-Money-Card vom letzten Jahr ist schnell aufgeladen, mit der U-Bahn geht es einige Stationen zum Hotel Stanford Inn, wo ich ein ordentliches Zimmer beziehe. Etwas von Sinnen suche ich mir noch einen ATM und habe auf Anhieb Glück mit dem Geldeinkauf und finde ein Lokal, in dem ich leider nicht das Richtige zu essen finde. Es gibt eine sehr farblose wässrige Suppe, sodass ich mich gezwungen sehe, anschließend in einem der vielen Convenience Stores noch etwas aus der Frische-Theke und etwas Süßes zum Trost auszuwählen.


    Aber habe ich das eigentlich schon beschrieben, wie Essengehen in Korea funktioniert? Am Platz ist eine Klingel, die man drückt, wenn man einen Wunsch hat. Man muss also nicht angestrengt versuchen, den Blick der Bedienung aufzufangen. Nach dem Essen zahlt man grundsätzlich an der Kasse am Eingang, alles ohne Trinkgeld. So einfach… Das will ich immer so haben!


    Ich glaube, heute war ich auch noch auf dem Jagalchi Fischmarkt, zumindest sagen mir das ein paar Bilder, aber ich bin eigentlich zu müde um hier noch wirklich etwas aufzunehmen…






    EDIT: Oh verdammt, ich stelle gerade fest, dass ich auf dem Jagalchi Fischmarkt wohl nochmals gewesen bin vor der Abreise aus Busan ein paar Tage später und hier die falschen Bilder eingestellt habe. Am Anreisetag war es schon dunkel, ansonsten stimmt es, also lasse ich die Bilder drin... :confused:

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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

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  • Ach super, es geht schon los! Ich bin sehr gespannt auf die Reise.


    Das Gefühl, in der Fremde "heimzukommen" ist wirklich was schönes. Die anschließende Zugfahrt durchs Land klingt im Bericht eher unproblematisch. War es so, oder war das das Ergebnis ausführlicher Planung und Vorbereitung?


    "Konbinis" scheint es hier ja auch zu geben, schon mal sehr symphatisch. Und an eine Klingel im Restaurant könnte ich mich auch gewöhnen.

  • Das mit den Konbinis ist wirklich an jeder Ecke so. Das sind 7-11, CU, GS25, eben alles ähnlich wie in Japan. Anders als in Japan aber ist leider, dass es nicht an jeder Ecke einen Getränkeautomaten gibt.


    Das Zugfahren war völlig easy. Fahrpläne kann man einsehen. Es gibt sogar ein Pendant zum Japan Railpass, den Korailpass.

    https://german.visitkorea.or.kr/ger/TR/TR_GE_2_6_1.jsp


    Der Zug zwischen Seoul und Busan fährt mehrfach pro Stunde und ist teilweise (je nach Fahrtstrecke) weniger als 2,5 Stunden unterwegs. Das Land ist ja klein, die Entfernung von Seoul im Norden bis Busan ganz im Süden beträgt ja nur etwa 350 km oder so.


    Edit: Fährt man mit dem Auto, sind es von Soul nach Busan etwa 410 km (habe es gerade bei Bing Maps nachgesehen)

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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

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  • 22.10.2018


    Heute habe ich den ganzen Tag Zeit, Busan zu erkunden. Ich habe lange überlegt, ob ich überhaupt hierhin will, aber der Tempel direkt am Meer (Haedongyonggungsa) und das Gamcheon Culture Village locken zu einem Besuch.


    Und nicht, dass ihr glaubt, der Name Haedongyonggungsa wäre mir einfach so wieder eingefallen. Ich habe ihn mühsam Buchstabe für Buchstabe abgeschrieben...


    Den Weg zum Tempel kann ich nur ein Stück weit mit der U-Bahn zurücklegen, der Rest geht mit dem Taxi, zum Laufen ist es zu weit, und wie das Busfahren geht, habe ich noch nicht herausgefunden. Zum Glück sind Taxis in Korea sicher und vor allem erschwinglich.


    In der Bahn erlebe ich jetzt, recht früh am Morgen, zum ersten Mal und gleich mehrfach, wie junge Koreanerinnen die Fahrt hemmungslos nutzen um den Out of Bed Look in den Businesslook zu verwandeln.


    Frauen in Korea sind anscheinend einem Schönheitswahn verfallen und erfüllen überdies offensichtlich in jeder Lebensphase das ihnen zugedachte Klischee. Jedenfalls gibt es eine Vielzahl von Kliniken für plastische Chirurgie in Korea, eine Nasen-OP ist fast obligatorisch, und in den U-Bahnen sitzen die jungen Frauen von ihrem Vorort bis kurz vor dem Aussteigen mit Lockenwickler im Pony und gestalten mit etwa 20 flüssigen, cremigen und pudrigen Produkten in etwa 10 Nude-Tönen ihren Porzellan-Teint, der ihr Gesicht weiß, schmal und gut konturiert erscheinen lassen soll.


    Sie bleiben lange jung mit lieblicher femininer Ausstrahlung, bis sie dann - vermutlich mit dem ersten Enkelkind oder so - eine andere Rolle einnehmen und beginnen, unförmige Hosen und gesteppte Jacken zu tragen und sich eine praktische Dauerwelle zuzulegen und anfangen, sich mit Einsatz der Ellenbogen und mit grimmiger Miene energisch durch die Menge zu boxen und offenbar sehr damit beschäftigt sind, die nachfolgenden Generationen zu managen… Und ja, das ist nun schamlos übertrieben, aber tatsächlich als Besonderheit gut beobachtbar, zumindest sofern man noch nicht aufgrund näherer Einblicke weiter differenziert in der Wahrnehmung der Menschen, die einem auf der Straße begegnen.


    Nun, wie auch immer: Die meisten Tempel in Korea liegen in den Bergen, da hier der koreanischen, von verschiedenen Glaubensrichtungen beeinflussten, Mythologie nach die Götter sitzen. Ja, denn in Korea gibt es nicht nur den Buddhismus, auch Konfuzianismus hat das Land geprägt. Schamanismus ist weit verbreitet. Taoismus spielt auch eine Rolle. Und hier und da findet sich eine muslimische oder auch christliche Gemeinde, wie wir alle spätestens nach dem ersten Ausbruch von Corona in Korea im Zusammenhang mit einer Sekte wissen.


    Dieser Tempel jedoch liegt an der Küste mit schönen Blicken über das Meer, wenn denn nur der Himmel etwas blauer wäre.









    Mit dem Taxi geht es zurück zur U-Bahn und von dort aus zum Haeundae Beach, dem beliebtesten Stadtstrand von Busan. Hier ist tatsächlich ein bisschen Badeort-Stimmung. Es finden sich einige Restaurants und Shops hier, außerdem ein Aquarium. Dummerweise verliere ich hier meine T-Money-Card, die ich einfach in der Jackentasche hatte. Wie ärgerlich, nachdem ich gestern erst umgerechnet 30 Euro draufgeladen habe.




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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Es geht wieder quer durch die Stadt, ich will das Gamcheon Culture Village besuchen. Das ist ein kunterbuntes malerisches Künstlerviertel am Hang mit viel Streetart und tollen Ausblicken. Hier ist es erst einmal Zeit mich wiederum an einem der zahlreichen Essensständen mit einem Snack zu versorgen. Es gibt an der Info eine extra Karte, aber ohnehin macht es mehr Spaß, die ganzen Einblicke und Ausblicke selbst zu entdecken.


    Ich laufe an Skulpturen und bunt bemalten Mauern vorbei, laufe über noch buntere Treppen. Es ist viel los. Einheimische und internationale Touristen stehen an prägnanten “Selfiepunkten” an, um DAS Foto ihren Erinnerungen und ihrem Instagram-Account hinzufügen zu können.









    Nicht weit von meinem Hotel liegt der Busan Tower. Und auch auf diesen lasse ich mich mit einem bunt beleuchteten Fahrstuhl fahren.





    Abends möchte ich zum Gwangalli Beach um von dort aus die Gwangdandaegyo-Brücke zu bewundern, die nachts beleuchtet ist und auch, weil es hier ein nettes Ausgehviertel geben soll. Ich vertraue Google Maps und traue mich, den Bus zu nehmen. Google Maps zeigt keine Routen über Straßen und Wege innerhalb Koreas an, wohl aber, wie man mit öffentlichen Verkehrsmitteln sein Ziel erreicht. Die Haltestellen werden angegeben und auch, welche Busnummern zum Ziel führen und wie oft diese fahren. Alles ein Kinderspiel, zumal man die T-Money-Card (ja, ich besitze inzwischen eine neue) einfach beim Einsteigen und Aussteigen scannt und der Fahrpreis dann automatisch kassiert wird.


    Es muss auch in Korea nicht immer koreanisches Essen sein. Und so sitze ich in einer Cocktailbar mit mexikanischem Essen und lasse den Abend ausklingen. Morgen geht es ins Abenteuer, dann beginnt mein Roadtrip!




    Fazit Busan: Nett, wenn man die Zeit hat. Aber Busan ist kein Muss. Das Culture Village ist sehr nett, das habe ich so in Korea nirgendwo anders gesehen. Aber sooo einzigartig ist der Meerestempel nicht, einen Badeurlaub würde man hier ohnehin nicht verbringen und Großstadt kann Seoul besser.

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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Das sieht doch nach einem schönen und abwechslungsreichen Tag aus, auch wenn der Funke bei dir nicht so ganz übergesprungen ist.


    Städtebaulich scheinen sich in Japan und Korea allerdings zu gleichen. Das wird dann auch nicht schöner, wenn man eimerweise bunte Farbe über die Häuser kippt.

  • Ach doch. Ich fand es schon schön in Busan und habe mir gerne angesehen, was ich gesehen habe. Es war nur auch der typische erste Tag, an dem man sich gerne mal zu viel vornimmt und noch etwas verpeilt ist von der Anreise und dem Jetlag.


    Dass ich erst jetzt, mehr als 2 Jahre später, darüber schreibe, bedeutet leider auch, dass die kleinen Ereignisse am Rande, die eine Reise besonders machen, nicht mehr so präsent sind, und dass das Staunen im Geschriebenen nicht so rauskommt.


    Aber du hast schon Recht: Busan ist sicherlich eine Stadt, die am Ende einer Landpartie Kontrast bieten kann mit Shopping und schicken Ausgehvierteln. Aber im Vergleich zu Seoul ist sie eher unspektakulär. Ich war von Busan nicht über alle Maßen begeistert und muss nicht nochmal hin, wenn es sich nicht zufällig noch einmal anbietet als Ausgangspunkt für weitere Entdeckungen oder so.

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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Kenne ich. Man startet in die Reise, hat sich bestimmte Dinge vorgenommen und findet es auch alles ganz schön, aber man ist noch nicht ganz ankommen und auch nicht wirklich in der Lage, sich auf alles einzulassen. Und der zeitliche Abstand radiert dann auch noch viel von dem aus dem Gedächtnis, was man nicht auf Fotos festgehalten hat.

  • Exkurs: Autofahren in Korea


    Über das Fahren eines Mietwagens in Korea fand ich vor der Reise fast nichts im Internet. Für die mit Hawaii verglichene Insel Jeju südlich der Hauptinsel wird definitiv zu einem Mietwagen geraten. Ansonsten findet man mit schnellen und komfortablen Zügen und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln auch immer zum Ziel.


    Ich aber bin das Autofahren im Urlaub gewöhnt und will es auch nicht anders. Ich möchte anhalten können, wo ich will und auch mal Pause in einem unbekannten Kaff machen können. Den einen oder anderen einsamen Tempel hätte ich sicher nicht zu sehen bekommen, wäre ich auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen gewesen, denn umgekehrt sucht ja jeder, der mit öffentlichen Verkehrsmitteln reist, die bequem zu erreichenden Ziele heraus, und die nicht so wichtigen Tempel brauchen hingegen auch keine regelmäßigen Verbindungen.


    Ich ging also auf Recherche und fand bei einem seriös wirkenden Vermittler ein Angebot von Lotte Cars, dem Vertragspartner von Hertz, ab und bis Busan, bei dem sichergestellt war, dass hier Navis mit englischer Sprache zur Verfügung gestellt werden. Zum Thema Navi empfehle ich unbedingt, ein solches Angebot zu nehmen, denn eine App (MapsMe) findet nicht alles. Und vor allem kann man in Korea mit Hilfe der Telefonnummer des Ziels dieses auf der Navi sicher identifizieren: Man gebe also die Telefonnummer des Hotels ein und wird zur richtigen Adresse geleitet.


    Google Maps übrigens findet zwar alle Ziele und lokalisiert sie auf der Karte, was bei der Orientierung in der Stadt super ist. Allerdings gibt Google Maps keine Routen über Straßen aus, was mit der politischen Situation Süd-Koreas begründet wird und der Angst davor, dass die Nordkoreaner dann leichter zu potenziellen Angriffszielen finden.


    In Korea finden sich wirklich alle paar Kilometer Geschwindigkeitsmessungen, teilweise wird auch über die Strecke von mehreren Kilometern die Durchschnittsgeschwindigkeit gemessen. Auch das ist ein Grund, ein Navi mitzumieten, denn die Messstellen werden darauf allesamt zuverlässig angezeigt.


    Ansonsten herrscht Rechtsverkehr, und das Fahren funktioniert einwandfrei. Schilder sind in Hangeul (koreanische Schrift) und Englisch ausgeschrieben, die Straßen sind gut, die Leute fahren nach meiner Erinnerung unauffällig.


    Beim Tanken erinnere ich mich an keine Besonderheiten. Ich glaube, alle Tankstellen haben Service. Es finden sich überall ausreichend viele Tankstellen. An horrende Spritpreise oder so erinnere ich mich nicht.


    Problematisch ist das Parken, nicht wegen Parkplatzmangels, sondern wegen teilweise undurchschaubarer Bezahlsysteme, bei denen man beispielsweise die Autonummer eingeben muss, und das auf Koreanisch oder bei denen man irgendwelche Unterlagen an einer Kamera an der Ausfahrt scannen und ein sprachgeleitetes Menu auf Koreanisch befolgen muss. Ich erinnere mich, einmal auf einem beschrankten Parkplatz gewesen zu sein und beim besten Willen nicht kapiert zu haben, wie ich diesen bezahle. Nach misslungener Kommunikation über eine Gegensprechanlage wurde mir schließlich die Ausfahrt ohne Bezahlung gewährt.


    Auf den Autobahnen herrscht Mautpflicht. Die Autobahnen zu benutzen, ist für längere Strecken empfehlenswert, weil es wirklich hilft, Kilometer zu fressen. Allerdings habe ich erst sehr spät gemerkt, wie das funktioniert. Oh Gott, was für einen Stress gab es da immer an den Mautstellen. Die Mitarbeiter sprechen kein Englisch. Ich habe bis zum Schluss nicht kapiert, dass es eine Kennzeichenerfassung gibt und hatte gedacht, ich brauche ein Ticket, das immer wieder mal jemand vor mir zog, aber eben auch nicht jeder. Und weil ich an Mautstellen immer und überall Angst habe, nicht durchgelassen zu werden und auf der Autobahn verhungern oder verdursten zu müssen, bewegte ich mich an der Stelle, wo manche Karte gezogen wurde, nicht weiter, bis mir eine solche Karte in die Hand gedrückt wurde, offenbar jedoch nur, um mich zu beruhigen und mich zur Weiterfahrt zu bewegen. Die Maut an sich ist erschwinglich, und nächstes Mal werde ich sicher mit mehr Gelassenheit an den Mautstellen auch ohne Ticket vorbeifahren.

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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Hallo Birgit,


    Danke für die Einladung ins Forum! Hab‘s geschafft mich anzumelden, das war gar nicht so einfach, es scheint schon etliche Paulas hier zu geben ^^

    Korea war 2005 meine erste echte Auslandsreise, vorher ging es nie weiter als Frankreich, Italien oder Holland.

    Ich habe damals noch keine Reiseberichte geschrieben und vieles vergessen, aber es scheint sich doch einiges geändert zu haben. Z.B. war damals die Kaffeeversorgung echt schwierig außerhalb vonSeoul und ich hatte definitiv einen Koffeinentzug.

    Und an das Drama am Geldautomaten kein Geld zu bekommen erinnere ich mich noch gut. Erst ein Anruf bei der deutschen Botschaft hat uns damals weitergeholfen. Es gab sage und schreibe 3 (DREI) Geldautomaten im ganzen Land an denen man mit einer deutschen Karte Geld bekam. Seither habe ich immer mehrere hundert Euro im Geldbeutel auf Reisen =)

    Smartphones hatten wir damals noch nicht und an Schilder mit englischer Beschriftung kann ich mich auch nicht erinnern, wir waren allerdings meist in kleineren Ortenund nur am Schluss noch in Seoul.

    Ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzung, wäre nett wenn du öfter schreibst wie das Wetter war. Wir waren damals im Juni unterwegs und haben bisher auch Frühling 2022 für die Koreareise geplant, aber vielleicht nehmen wir doch den Herbst?


    Viele Grüße!

  • Liebe Paula,


    wie schön, dass du angekommen bist!


    2005 schon in Korea, schade, dass es über die Zeit so wenige Berichte gibt!


    Zum Wetter: Es gab 2017 in Seoul 2 etwas trübe und zugige Tage, die beiden anderen Tage waren schönstes Herbstwetter.


    2018 war es überwiegend sehr schönes Bilderbuchherbstwetter: Strickjacke oder eine leichte Jacke reichten meistens, in Bewegung in der Sonne ging auch kurzärmelig. An einem Tag hat es allerdings gegossen ohne Ende. Der Herbst ist toll und hat wenig Regen, gilt als die beste Reisezeit. Ab Ende September zieht die Herbstlaubfärbung bis in den November hinein vom Norden des Landes in den Süden herunter.


    Das Frühjahr zur Kirschblütenzeit soll auch legendär sein, aber teuer. Und Kirschblüte ist immer nur ein paar Wochen. Diese Zeit abzupassen, ist dann ja ähnlich schwer wie in Japan.


    Ich glaube, ab Juni muss man schon ziemlich aufpassen, weil es dann schwül wird und die Regenwahrscheinlichkeit steigt, das ist aber auch eher aufgeschnappt beim Einlesen.

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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Allerdings habe ich erst sehr spät gemerkt, wie das funktioniert. Oh Gott, was für einen Stress gab es da immer an den Mautstellen. Die Mitarbeiter sprechen kein Englisch. Ich habe bis zum Schluss nicht kapiert, dass es eine Kennzeichenerfassung gibt und hatte gedacht, ich brauche ein Ticket, das immer wieder mal jemand vor mir zog, aber eben auch nicht jeder. Und weil ich an Mautstellen immer und überall Angst habe, nicht durchgelassen zu werden und auf der Autobahn verhungern oder verdursten zu müssen, bewegte ich mich an der Stelle, wo manche Karte gezogen wurde, nicht weiter, bis mir eine solche Karte in die Hand gedrückt wurde, offenbar jedoch nur, um mich zu beruhigen und mich zur Weiterfahrt zu bewegen.

    :D:D:D


    Ach du liebe Güte, ich glaube, das wäre mir ähnlich gegangen! Aber vermutlich haben sie von dir in den Mautstellen schon Plakate aufgehängt: Achtung, schwierige Kundin!

  • Kriegt man hier eigentlich Provision, wenn man neue Mitglieder anwirbt? ^^

    Vielleicht in Form eines Reiseberichts 8-)

    Ich hatte 2005 noch keine Digitalkamera, aber 2008 für die Japanreise habe ich mir eine gekauft und da habe ich auch jeden Tag aufgeschrieben was wir gemacht haben, mal schauen ob ich mich aufraffen kann...

  • 23.10.2018 Busan nach Yeosu


    Ich habe das Auto erst recht spät angemietet und habe in Ruhe Zeit, meine Sachen zu packen und die Vermietstation von Lotte Cars zu finden. Diese liegt irgendwo in Bahnhofsnähe und ist eine der wenigen Adressen, die ich bei Google Maps nicht identifizieren kann.


    “Lotte” begegnet uns somit schon zum zweiten Mal Es wird Zeit, Lotte vorzustellen. Lotte ist ein inzwischen riesiger Konzern, gegründet von einem Koreaner: Supermärkte, Shoppingcenter, Hotels, Autovermietung, ein Freizeit-Park und die Vertretung des japanischen Asahi-Bieres und mehr finden sich unter diesem schönen deutschen Namen, den auch meine Oma trug. Deutsch? Ja, tatsächlich: Der Gründer begeisterte sich für “Die Leiden des jungen Werther”, sodass er der Firma in Anlehnung an Goethes Charlotte den schönen Namen Lotte gab. Und hier traf ich sie in Seoul am gleichnamigen Kaufhaus:



    Nun denn, ich irre etwas verzweifelt mit meinem Köfferchen durch die Gegend und finde einfach die Vermietstation nicht. Schließlich frage ich an der Pförtnerloge einer Firma. Kein Problem: Der Pförtner sieht kurz in der Kakao-Map nach (in Korea allgegenwärtige App), schließt sein Kabuff ab und begleitet mich zu Lotte Cars, während er mit mir über Deutschland spricht.


    Schließlich sitze ich in der recht großzügigen Limousine und mache mich mit dieser erstmal vertraut. Dann geht es los. Ich wäre vielleicht doch besser gleich über die Autobahn zu meinem Ziel Yeosu gefahren, das Gegurke über die Nebenstraßen ist unübersichtlich für den Anfang und nervt. Ich komme nicht so schnell vorwärts. Zudem ist die Fahrt von Insel zu Insel über viele Brücken leider nicht so idyllisch wie erhofft. Ein freier Blick aufs Meer oder Landschaft bietet sich fast nie, anhalten kann ich ohnehin nicht. Und wenn sich mal ein Blick bietet, dann ist er sicher versperrt durch riesige Industrieanlagen und Containerverladestationen am Meer, auf denen in riesigen Lettern Namen bekannter koreanischer Marken wie Hyundai prangen.



    Mittags lege ich einen Stopp in Tongyeong am Meer ein, laufe ein bisschen herum, finde es aber nicht so spannend, zumal mir die Situation mit dem Auto und dem Parken noch ein kleines bisschen unheimlich ist.




    Dann geht es weiter an mein heutiges Ziel, Yeosu. Das Hotel ist dank der allwissenden Navi schnell gefunden. Da es schon ziemlich spät ist, bleibt mir nicht mehr allzu viel Zeit, die Überreste der Expo 2012 zu entdecken. Ich laufe ein bisschen auf der durch einen Damm angebundenen Insel Halllyeohaesang herum, gehe durch den Bambuswald und genieße einige Ausblicke in der schönen Oktoberspätnachmittagssonne.




    Die größere Challenge heute ist, hier etwas zu essen zu finden, was mich wirklich erstaunt. Sollte das Land hier so anders aufgestellt sein als die Metropolen? Oder bin ich einfach an der falschen Ecke in dieser etwas zergliederten Stadt? Oh je, erst die etwas unentspannte Fahrt, dann kein schönes Lokal in der Nähe. Sollte der Roadtrip ein Fehler gewesen sein? Nein, war es nicht. Dass Korea ein tolles Land ist, seht ihr dann auf jeden Fall morgen.


    Das einzige Lokal, das ich sehe als Alternative zu Kimbap und Mikrowellengericht aus dem Convenience Store ist winzig, ursprünglich und hat noch einen Tisch frei. Es handelt sich um eine Art Grillrestaurant. Mutig gehe ich hinein. Die Wahl des Essens von der Speisekarte fällt schwer:




    Hangeul. Das ist die Schrift. Im Koreanischen werden aus einzelnen Buchstaben Silben zusammengesetzt, die dann das Schriftzeichen ergeben.

    In Vorbereitung auf die zweite Reise habe ich ein wenig versucht, das Lesen und Sprechen zu lernen, aber das habe ich nicht geschafft. Überhaupt ist Koreanisch eine der Sprachen, die kaum je als Fremdsprache gesprochen wird, da sie außerhalb Koreas keine Rolle spielt und somit nur von denen gelernt wird, die sie für ein Leben in Korea oder wegen der Liebe brauchen. Kann man also mit Englisch durchkommen? Etwas anderes blieb mir nicht übrig. Und meinen “Gesprächspartnern” auch nicht. Das führte oft zu merkwürdigen Situationen, die sich aber alle in meinem Sinne auflösten.


    Oh verdammt, was mag das bedeuten? Es ist auch alles relativ teuer. Warum? Die Gerichte sind keine Einzelportionen, davon werden gleich mehrere Menschen satt. Ich habe also die Wahl, entweder ein Gericht für viele zu nehmen oder mich doch schon wieder dem Kimbap zuzuwenden.Mit Händen und Füßen und Google Übersetzer versucht der wackere Angestellte mir ein Essen zu verschaffen. Ich bestelle das, was mit Seafood verbunden ist.


    Die Mitarbeiter müssen mir alles genau erklären und das mehrfach. Brav esse ich Suppe und meinen rohen Octopus und dann das inzwischen auf der heißen Platte in der Mitte des Tisches gegarte Gemüse und den Fisch, das ich auf Geheiß der Mitarbeiter in Salatblätter wickele. Am Nebentisch gibt es noch den Rest Reis auf der Platte mit viel Fett gebraten, vermischt mit den noch vorhandenen Essensresten. Aber das schaffe ich definitiv nicht mehr, obwohl das einfach nur superlecker sein kann.



    Ich rolle zurück und bekomme noch einen Teil der Lightshow mit, die auf dem Expogelände von 2012 geboten wird, ein nettes Extra zum Abschluss des eher hektischen und nicht so gut geplanten Tages.


    Von heute gibt es irgendwie fast keine Fotos. Das wird morgen anders, fest versprochen!

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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • O je, Oktopus....:cry:


    Dass Lotte tatsächlich der deutsche Name ist, finde ich jetzt echt lustig. Ich hatte beim ersten Lesen weiter oben unwillkürlich spekuliert, was das wohl heißt und wie man es ausspricht. Lot-tee oder so? Aber wie spricht man es denn aus? Deutsch?

  • Keine Ahnung. Ich spreche es deutsch aus... :thumbsup:


    Weil ich es jetzt aber auch ganz genau wissen will, habe ich es gegoogelt und fand das:


    "Basically, it's "low" "ten" without the "n" and with emphisis on the "t". Hope this helps."

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