Eat your Kimchi! Zwei Wochen Korea im Herbst 2018

  • Wieder ein toller Tag! Gut, für die Fische vermutlich weniger... ;)


    Solche Marktstände liebe ich ja, wo man einfach mal gucken kann, was es so gibt, ohne dass man es dafür auf dem eigenen Teller liegen haben muss.


    Und sehr schön, auch mal die Wirklichkeit hinter einem influencertauglichen Fotospot zu sehen. Trotzdem: Tolle Farben und tolle Lichtstimmung, sogar mit den vielen Menschen ringsherum. Hast du das obere Foto ohne Menschen selbst machen können oder blieb da nur der Rückgriff auf ein Fremdfoto aus dem Internet?

  • Ich sehe schon: Südkorea macht sich für mich bereit. Das ist ein Zeichen! =)

  • Es hat sich da offenbar einiges verändert, auch in Bezug auf das Angebot der verschiedenen Tempel.


    Irgendwie habe ich gerade schon im Kopf begonnen, eine Route rund um einen Templestay im Beopusa zu planen, der 2018 zu weit ab vom Schuss lag, den ich aber gerne noch besuchen würde.

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Wieder ein toller Tag! Gut, für die Fische vermutlich weniger... ;)


    Solche Marktstände liebe ich ja, wo man einfach mal gucken kann, was es so gibt, ohne dass man es dafür auf dem eigenen Teller liegen haben muss.


    Und sehr schön, auch mal die Wirklichkeit hinter einem influencertauglichen Fotospot zu sehen. Trotzdem: Tolle Farben und tolle Lichtstimmung, sogar mit den vielen Menschen ringsherum. Hast du das obere Foto ohne Menschen selbst machen können oder blieb da nur der Rückgriff auf ein Fremdfoto aus dem Internet?

    Letztlich führten dort abgesperrte Wege hindurch. Und nein, irgendwann fand sich eine Perspektive ohne Menschen. Es war ja auch Sonntag Nachmittag.


    Am nächsten Tag war ich morgens früh nochmals da. Es war ganz leer. Ohne Menschen hatte das Ganze dann echt gewonnen.

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • 29.10.2020 Gyeongju “und umzu”


    Ui ui ui, heute geht es rund, und zwar rund um die Stadt zu verschiedenen Orten des Nationalparks! Heute sind verschiedene Tempel dran, die sich im Gyeongju-Nationalpark befinden. Der Tag hat echt viel sehr unterschiedlichen Input zu bieten! Aufgrund der Bedeutung der Stadt, gilt diese mit den vielen Sehenswürdigkeiten rund um die Stadt herum als “Museum ohne Mauern”.


    Auf dem Weg zu meiner Tour zu insgesamt 4 Tempeln möchte ich mit mehr Einsamkeit als gestern nochmals das Pink-Muhly-Feld erleben. Es ist in der Morgenstimmung fast ohne Menschen viel schöner als gestern. Nur ein paar Fotofans mit imposanter Ausrüstung sind ansonsten noch unterwegs.



    Die Tempel führe ich nun einfach mit einem kurzen persönlichen Eindruck auf. 4 Tempel zu besuchen bedeutet heute, dass ich am Ende des Tages nicht mehr wirklich wissen werde, welcher Tempel welcher war. Die Tempel liegen alle nicht weit auseinander, allerdings muss man schon fahren. Wer mehr Zeit hat, kann, soweit ich mich erinnere, auch einige der Tempel durch eine Wanderung miteinander verbinden.


    Bulguksa, der bekannteste, bedeutendste und beeindruckendste Tempel heute, großzügig angelegt, blumengeschmückt und mit sehr freundlicher Atmosphäre und viel Aktivität mit Zeremonien in der Morgensonne.






    Seokguram Tempelgrotte. Zu der Grotte mit der Buddha-Statue darin muss man durch ein Waldstück laufen. Hier wird es schon voller. Buddha darf nicht fotografiert werden, ich tue es dennoch heimlich. An dieser Anlage lohnt in erster Linie der Weg, der zum Tempel führt. Und natürlich ist ein Tempel in einer Grotte etwas Besonderes im Gegensatz zu den vielen überirdisch in den Bergen erbauten Anlagen.




    Golgulsa ist bekannt für Tempelkampfkunst. Leider gibt es bei meinem Aufenthalt keine Vorführung, die Sonne scheint nicht mehr, es ist kühl und windig. Man kann hier auch einen Templestay buchen. Ohne Vorführung ist der Tempel nicht unbedingt ein Muss.




    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Girimsa ist der erholsamste Tempel mit sehr freundlicher Ausstrahlung, sehr familiär und sehr “remote”. Er wirkt in seinem fast bäuerlich anmutenden Holzdesign eher bescheiden als beeindruckend. Die Mönche aus dem angegliederten Kloster verrichten ihre Dienste. Ich sitze hier lange, lasse die ruhige Atmosphäre auf mich wirken und fühle mich sehr wohl.






    Die Tour finde ich anstrengend und brauche dringend ein Kontrastprogramm ohne laufen und Adressen suchen zu müssen. Vom Start morgens am Hotel bis zur Rückkehr dorthin bin ich etwa 7 Stunden unterwegs gewesen, ein straffes Programm! Zudem wird es heute im Verlauf des Tages kühl und windig, sodass ich nicht nur erledigt bin, sondern mich auch ein bisschen verfroren fühle.


    Das Hotel besitzt eine koreanische Sauna, ein “Jimjilbang”. Hiervon hatte ich schon gelesen und will es unbedingt ausprobieren. Dieses ähnelt einem japanischen Onsen, ist aber insgesamt handfester. Hier wird entspannt, aber nicht ganz so schweigend wie in Japan. Es wird auch ein wenig geschwatzt und gelacht. Man schrubbt sich gegenseitig freundschaftlich den Rücken (mir natürlich zum Glück nicht), entspannt in den verschiedenen Becken und Saunen, nimmt eventuell eine Massage und verlässt das Jimjilbang anschließend bis in die letzte Pore gereinigt und tiefenentspannt. Eine Frau schaut streng und bedeutet mir, dass die zur Verfügung gestellten Handtücher und andere Badeutensilien nicht in die Becken gehören.


    Ich mache mich auf in die Stadt und finde zwei interessante Läden: Einen Selbstbedienungsladen ohne Aufsicht, in dem man ein Paar Socken erstehen kann, das man mittels einer Kasse des Vertrauens zahlt. Und ich finde einen buddhistischen Laden mit Tempelzubehör, Büchern und vor allem hochwertigen Räucherstäbchen zu Apothekenpreisen, Hiervon wechselt eine Packung den Besitzer. Nebenbei gesagt: Die Socken im gerade erwähnten Laden dürfen bleiben.



    Weil es gestern so schön und besonders war, gehe ich wieder lecker in die Markthalle essen.



    Anschließend besuche ich noch den Donggung Palace und Wolji Teich, ein Teil der ehemaligen Palastanlage, der nun bei Dunkelheit mit viel Licht in Szene gesetzt wird.




    Morgen geht es zurück nach Busan um das Auto abzugeben und dann mit dem erstbesten Zug nach Seoul um dort noch ein wenig mehr zu entdecken. Ich gehe also ins Hotel und packe meine Sachen so, dass ich diese schnell aus dem Auto nehmen kann und so, dass ich nicht mit noch etlichen Tüten und Taschen über die Bahnhöfe und durch Seoul laufen muss.

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Es wird auch ein wenig geschwatzt und gelacht. Man schrubbt sich gegenseitig freundschaftlich den Rücken (mir natürlich zum Glück nicht)...

    :D:D:D


    Ich glaube, das war gerade mein Lacher des Tages.



    Ansonsten laufe ich zwar Gefahr, mich auf höchst langweilige Art und Weise zu wiederholen, aber: Einfach wieder richtig schöne Eindrücke. Vieles von dem, was du zeigst, erinnert mich an Japan, aber dazu scheint fast überall eine gewisse Leichtigkeit zu kommen: hier mal ein paar cremige Farben, da mal eine goldene Statue, nicht übertrieben protzig oder kitschig, aber auch nicht so streng und reduziert wie in Japan.


    Mir gefällts immer besser. Schade, dass der Roadtrip sich schon dem Ende nähert.

  • Ich kann das aufgrund meines Ultra-Kurz-Trips nach Japan, (zu dem du ja viel beigetragen hast) nicht so wirklich beurteilen. Ich habe ja nur Tokio und Kyoto gesehen außer der einen Nacht am Fuji.


    Aber ja, Korea ist irgendwie etwas "geerdeter", direkter und etwas weniger zurückhaltend auf den ersten Blick.

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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Exkurs Jimjilbang:


    Hier ein Spolier: In Seoul werde ich ein “richtiges” großes Jimjilbang aufsuchen. Und da ich gestern im Hotel schon die Sauna aufgesucht habe, hier die Gebrauchsanweisung dazu:


    Jimjilbangs sind koreanische Saunen. Aber es sind nicht nur einfach Saunen, sondern Aufenthaltsorte zur Entspannung, in die manch ein Koreaner auch das ganze Wochenende abtaucht. Die großen Saunen sind 24/7 geöffnet und bieten viel mehr als nur einen sauberen Körper.


    Es gibt nach Geschlechtern getrennte Sauna- und Badebereiche, und es gibt andere Bereiche, in denen man zusammen den lieben Gott einen guten Mann sein lassen kann.


    Aber wie funktioniert ein Besuch? An der Rezeption bekommt man ein großes und ein kleines Handtuch und eine Art Schlafanzug (Shorts und Shirt). Man bringt seine Pflegeprodukte mit, bekommt aber oft kleine Proben Shampoo und Seife. Im ersten Raum schließt man seine Schuhe ein oder man gibt sie gleich an der Rezeption ab. In der eigentlichen Umkleide bekommt man einen Schrank zugewiesen wie in jedem beliebigen Schwimmbad. Dann entscheidet man sich, ob man in den Badebereich oder in den Unterhaltungsbereich gehen will.


    Der Kern eines Jimjilbang ist der Badebereich. Hier finden sich verschiedene Becken und Saunen sowie Waschplätze, man kann auch Massagen buchen. Sinn des Aufenthaltes ist, sich blitzeblank zu schrubben mit rauen Waschlappen und inklusive Haarewaschen und Zähneputzen und dann in den verschieden temperierten Becken und den Saunen weich zu kochen und sich anschließend in Tauchbecken abzuschrecken.


    Der Sauna- und Badebereich ist nach Geschlechtern getrennt und wird vollkommen nackt betreten. Außer seinem Waschzeug in einem Beutel nimmt man die Handtücher mit, die man sich auf den Kopf legt, allerdings rollt man die Enden knotenartig ein, die dann lustig über den Ohren sitzen, während in Japan das Handtuch eher auf dem Kopf balanciert wird. Wasser nimmt man aus den Wasserhähnen oder schöpft es mit Schüsseln aus den Becken.


    Ansonsten herrschen ähnliche Regeln wie in japanischen Onsen, allerdings geht es etwas lebhafter zu. Ein Jimjilbang ist ein Begegnungszentrum, und so sitzt man nicht immer schweigend, sondern manchmal auch schwatzend in der Sauna neben den riesigen Stiegen voller Eier, die dort gegart werden, denn Eier sind der klassische Snack im Jimjilbang.


    Solche Jimjilbangs findet man auch in Hotels, allerdings natürlich kleiner.


    Die größeren 24/7 geöffneten Center hingegen sind mehrstöckig und haben noch sehr viel mehr Räume: Man geht dazu in dem netten Dress in den Gemeinschaftsbereich, wo sich etliche Angebote finden:


    Hast du Hunger oder Durst? Es gibt Restaurants.

    Willst du dich bewegen? Besuche den Tischtennisraum oder den Fitnessraum.

    Neue Frisur gefällig oder eine Maniküre? Besuche den Kosmetiksalon.

    Langeweile? Es gibt einen Computerraum und einen TV-Raum.

    Müde geworden? Lege dich in einen der vielen abgedunkelten Schlafräume in eine Koje zum Schlafen, gerne auch die ganze Nacht.

    Und willst du weiter entspannen, findest du eine Eisgrotte, eine Salzgrotte und verschieden temperierte und aromatisierte Entspannungsräume, bis hin zu sehr heißen Saunen, in denen man beispielsweise mit Lichttherapie auf heißen Steinen oder erhitztem Salz liegen und sich den Rücken wärmen lassen kann.

    Bist nicht du selbst müde, sondern dein Handy? Kein Problem, schließe es einfach für 2 Stunden in ein Fach mit Steckdose zum Laden ein.



    Wenn du wieder bereit bist für das schnelle und anstrengende koreanische Leben, tauchst du einfach wieder auf, ziehst dich um, föhnst dir die Haare nett und tauschst den merkwürdigen Anzug und die gebrauchten Handtücher an der Rezeption gegen deine Schuhe ein. Ich finde Jimjilbangs toll und werde sicher wieder eins besuchen, wenn ich wieder in Korea bin.


    Die folgenden Bilder sind aus der Siloam Sauna in Seoul, natürlich nicht aus dem Badebereich, sondern aus dem gemeinsam genutzten allgemeinen Unterhaltungsbereich, den man bekleidet nutzt. Die Höhlen in der Mauer aus Backsteinen sind übrigens keine Backöfen, sondern Schlafkojen...






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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Na, das ist doch mal eine ausführliche Beschreibung, Danke! Gerade an einem Tag wie heute, an dem es bei uns die ganze Zeit geregnet hat und der Wetterbericht für die nächsten Tage noch mehr Regen im Angebot hat, sehnt man sich doch geradezu an einen solchen Ort.

  • Ich war an dem Tag, als ich dort war, extrem viel unterwegs und fand die vielleicht 3 Stunden in der Siloam Sauna sehr erholsam und entspannend!


    Und ich hatte mir vorher viele Gedanken gemacht, wie das wohl funktioniert, genau wie zuvor mit dem Onsen in Japan.

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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • 30.10. Gyeongju - Seoul


    Die Züge von Busan nach Seoul gehen häufig, da muss ich nun nicht hetzen. Ich habe nur etwa 80 km nach Busan vor mir und stürze mich auf die letzte Strecke.


    Ein wenig stresse ich mich mit der Notwendigkeit, vor der Abgabe des Autos noch zu tanken und irre ein wenig durch die große Stadt. Nun ja, da war die Sorge wieder völlig unberechtigt, direkt vor der Mietwagenstation ist eine Tankstelle, die mir bei der Abfahrt hier gar nicht aufgefallen ist. Das Abgeben des Autos ist völlig unproblematisch, im Nu stehe ich am Fahrkartenschalter im Bahnhof, ergattere ein Ticket für einen KTX, also einen der schnellen Züge, der schon in wenigen Minuten abfährt und lasse mich auf meinen Platz fallen.


    In Seoul angekommen, muss ich erst mit der U-Bahn fahren und dann ein wenig suchen. Das Hotel Nafore ist wieder nahe Myeongdong, aber ein wenig zurückgesetzt in zweiter Reihe. Wieder mal wirkt Seoul auf mich, als ob es hier zwei Welten gibt, ähnlich wie bei Harry Potter. Zum Hotel muss ich durch enge Gassen mit Teeständen und kleinen Werkstätten, was mir in manch anderem Land vielleicht sogar zumindest abends bei Dunkelheit ein wenig unheimlich wäre. Offene garagenartige Werkstätten befinden sich wieder direkt gegenüber der modernen Glitzerwelt. Im sicheren Seoul jedoch habe ich keine Bedenken und finde es wieder einmal spannend. Die Gegensätze zwischen den kleinen hutzeligen Buden und dem Großstadtglitzer faszinieren mich mal wieder.





    Das Hotel ist deutlich einfacher als das Lotte City Hotel. In der Lobby wirkt es ein bisschen wie die neuen stylishen eher günstigen Ketten wie Motel One, das Zimmer ist nochmal eine Spur schlichter. Aber das macht nichts: Die Lage stimmt, der Preis stimmt, und dieses Mal ist sogar das Frühstück inklusive.


    Den Aufenthalt in Seoul kann ich nur schwer rekonstruieren, denn ich bin kreuz und quer mit Bussen durch die Stadt gefahren. Dieses Mal sehe ich einiges wieder, stürze vor allem auch mal mehr auf und in die Märkte, erkenne einiges wieder und lasse mich daher treiben und lasse mir insgesamt mehr Zeit mit allem, was ich schön und interessant finde.


    Heute möchte ich mir Samcheongdong ansehen, ein Viertel, von dem ich im Podcast einer Deutschen erfahren habe, die als Frau eines US-Militärangehörigen in Seoul lebte. Hierzu nehme ich zunächst für einige Stationen die U-Bahn. Da der Ausgang bei Mc Donalds liegt und ich die ganze Zeit im koreanischen Outback nichts Westliches gegessen habe, zieht der mich magisch an.


    Weiter nach Samcheongdong fährt ein Bus. Und da es in Busan so gut geklappt hat, plane ich nun nicht mehr nur mit der U-Bahn, sondern werde für die verbleibenden Tage in Seoul öfter mal den Bus nehmen, was Zeit und Schuhsohlen spart.






    Samcheongdong besteht aus westlich wirkenden, netten kleinen Lädchen, hat etliche Cafés und Lokale. Mit schönen gepflegten Hanoks, viel Streetart und viel Grün ist das Viertel einladend und lädt zum Bummeln ein. Durch den Bus habe ich “oben” angefangen und arbeite mich durch bis zum Jogyesa, wo sich das hochmoderne Seoul wieder einmischt und tolle Kontraste zwischen Moderne und Geschichte erzeugt.



    Beim Jogyesa kann man immer mal vorbeischauen, zumal ich den Tempel letztes Jahr nur vor wolkigem Himmel erlebt habe, wohingegen heute klare Herbstsonne vor leuchtend blauem Himmel scheint.




    Wie ihr vom Bericht aus Seoul letztes Jahr noch wisst, geht es dann vom Tempel aus durch Insadong wieder zurück in Richtung Zentrum.

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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Ich nehme mir ein wenig Zeit um auszuruhen im Hotel. Bei Dunkelheit gehe ich wieder los und fahre zur Dongdaemun Design Plaza. Hier will ich mal etwas tiefer in all die Märkte und das Shopping-Erlebnis einsteigen, das der Reiseführer bis mitten in die Nacht verspricht, quasi rund um die Uhr.



    Auch das Streetfood kommt hier nicht zu kurz, sodass ich meinen Rundgang nicht hungrig starten muss.



    Ich gehe zunächst ein wenig durch die traditionellen Märkte. Hier sind von außen unscheinbare Hallen, die sich gefühlt über Kilometer geradeaus erstrecken, wo es auf mehreren Etagen kilometerweit durch endlose Gänge geht, in denen Kleidung, Möbel, Kochutensilien, Schmuck, Kunst und Kitsch verkauft wird.


    Den lustigen Socken mit Motiven aus allen Lebensbereichen kann ich nicht widerstehen. Ich kaufe einige Paare als Mitbringsel für Freunde daheim. Diese wiegen fast nichts und sind schon 2017 gut angekommen.



    Rund herum befinden sich noch etliche Shoppingcenter im westlichen Stil. Eins davon haut mich um. Hier ziehen die Menschen mit riesigen Koffern durch die Gänge, gekaufte Ware wird in großen Tüten abgestellt. Vor der Tür stehen Großraumtaxis, in die einige Leute Koffer und die riesigen Tüten verstauen, als ob sie aufbrechen zu einer 4-wöchigen Reise zu sechst. Ich will einen Mantel anprobieren und bekomme gesagt, das sei nicht möglich. Hääää???? Im Nachhinein bekomme ich mit, dass das hier ein Großhandel für Wiederverkäufer ist. Uppppps? Das erklärt natürlich einiges, und ich muss ein bisschen lachen bei dem Gedanken, dass ich tatsächlich gedacht habe, dass sich hier Einzelpersonen in solchen Massen mit der neuen Wintermode eindecken.




    Die Dongdaemun Design Plaza selbst ist bei Dunkelheit fast noch spannender und beeindruckender als letztes Jahr bei Tageslicht. Erst spät am Abend bringt die Metro mich wieder sicher zurück in die Nähe des Hotels.







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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • 31.10. Seoul


    Das Hotel hat eine Dachterrasse. Ich bin neugierig und begrüße am Morgen als erstes Seoul von dort oben. Good morning, Seoul!



    Mein erstes Tagesziel ist der Haneul-Park. Meine Recherchen hatten ergeben, dass es von hier aus zum einen einen guten Blick über die Stadt geben soll, der zum anderen insbesondere im Herbst lohnt aufgrund des Silver Grass, das hier wächst. Und das herrliche Wetter lädt tatsächlich dazu ein. Ich kann mit dem Bus hinfahren und steige in der Nähe des Stadions aus.


    Ich muss zunächst über viele Treppen nach oben, wo eine freie Fläche mit Aussichtsturm über und über mit Silver Grass bewachsen ist, durch das Wege angelegt sind. Die Sonne flirrt in dem feinen Gras.


    Ich genieße die Zeit dort sehr, auch wenn das auf den Bildern vielleicht gar nicht so gut herauskommt.









    Ähnlich wie in Japan gibt es auch in Seoul alle Arten von Themencafés. Es fällt mir ein wenig schwer, das nun zu schreiben, denn im Ergebnis meiner bisherigen Themencafébesuche habe ich mich entschlossen, Themencafés dieser Art nicht mehr aufzusuchen. Also gebe ich mir nun einen Ruck und verrate mein Ziel: Mein nächstes Ziel liegt in der Nähe der Hongdae-Universität. Es ist ein Raccoon-Café, in dem ich versuche, das eine oder andere Selfie mit den Tieren zu schießen.



    Und nun steht “Meerkat Friends” auf der Liste: Hier kann man sich zu Erdmännchen setzen und hoffen, dass eines davon sich einem zuwendet. Außerdem hüpft hier ein kleines Känguru herum. So, nun ist es raus.


    Ich war in Japan schon im Schlangencafé und im Eulencafé, damals noch nicht mit so einem schlechten Gefühl. Aber hier merke ich ganz deutlich, dass vielleicht Katzen oder Hunde glücklich damit sind, sich zwischen Menschen aufzuhalten, Waschbären und Erdmännchen sind es jedoch definitiv nicht. Und insbesondere sind sie dann nicht glücklich, wenn ihnen gleich mehrere Zweibeiner auf Schritt und Tritt folgen. Und das arme Känguru, das einen albernen Schlabberlatz trägt, hat sich den Job sicher auch nicht ausgesucht. Also betrachte ich das Kapitel “Tiercafé” für mich als geschlossen.


    Nun denn, noch durch ein paar Straßen in Hongdae, dann in die nächste Bahn zurück zum Hotel. BIs zur Dämmerung kann ich mich ein wenig ausruhen.


    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Ich breche wieder auf, denn den N Seoul Tower habe ich ja letztes Jahr nur bei Tageslicht besucht, und ich möchte auch den Blick über die Stadt bei Nacht noch genießen. Vom letzten Jahr schlau geworden, gehe ich nun gleich zur Station, ab der die Bahn nach oben fährt. Der Blick über das weite Lichtermeer der Zehn-Millionen-Stadt ist beeindruckend…




    Ich bahne mir meinen Weg zurück durch Myeongdong, schaue noch in verschiedene Läden wie Uniqlo und weiterhin in Schnickschnackläden, Papeterien und Parfümerien bis ich am Kanal lande, wo ich wieder beeindruckt bin von den vielen erleuchteten Skulpturen, die entlang des Wasserlaufes aufgebaut sind.




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    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Wow, hier gehts jetzt aber Richtung Reiseende ganz schön zügig zur Sache!


    Traumhaftes Wetter, super schöne Fotos und toll beschrieben!


    Das Busfahren ist immer eine Angelegenheit, die ich etwas respekteinflößend finde. Wie bist du das in Seoul angegangen? Sonderliche Probleme scheinst du ja nicht gehabt zu haben.

  • Das Busfahren ist superleicht, sofern du ein Smartphone, Netzempfang und Google Maps hast. Google Maps zeigt dir alle Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Ziel an. Du siehst ganz genau, wo der Bus hält. Dir wird die Nummer angezeigt, wann und in welchen Abständen der Bus kommt, die Fahrtzeit und du verfolgst live die Fahrt.


    Rein praktisch hältst du zum Bezahlen einfach beim Einsteigen deine T-Money-Card an einen Scanner und beim Aussteigen wieder.


    Ohne dieses Hilfsmittel wäre ich aber tatsächlich in keinen einzigen Bus eingestiegen. Ich hätte niemals begriffen, woher ich einen Fahrplan bekomme und wie ich zum Ziel komme.

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • 01.11. Seoul


    Mein erstes Ziel ist das National Museum of Korean Contemporary History neben dem Gyeongbokgung Palast.


    Doch zuerst habe ich wiederum zufällig die Gelegenheit, den Wachwechsel am Palast zu verfolgen, dieses Mal bei schönstem Wetter im Gegensatz zum letzten Jahr.


    Es ist ganz gut, gerade mal hier auf dem Gelände zu sein, denn dann kann ich gleich mal nachsehen, wie es mit den Tickets funktioniert, die es nur in begrenzter Zahl für einen abendlichen Besuch des beleuchteten Palastgeländes gibt. Ich schaue genau nach, ab wann die Tickets verkauft werden und nehme mir vor, morgen sehr pünktlich hier zu sein um eines der 500 Tickets zu ergattern.


    Im Vorbeigehen fällt mir wieder der interessante Kontrast zwischen dem historischen Palast und der modernen Stadt auf.




    Ich gehe ins Museum, der Eintritt ist frei. Ich erfahre hier anschaulich aufbereitet viel über die Geschichte Koreas und mache mir bewusst, wie steil der Aufstieg Koreas vom Entwicklungsland zu einer der modernsten Nationen der Welt ist. Es gibt viel zum Koreakrieg zu sehen. Ich erfahre auch, dass es in den 60er und 70er Jahren koreanische Gastarbeiter in Deutschland gab, die im Bergbau tätig waren. Das wusste ich noch nicht.


    Eine besondere Attraktion ist die Dachterrasse, von der aus man einen tollen Blick über die Palastanlage hat.






    Anschließend gehe ich über den breiten Sejong Daero, wo auf den Grünstreifen interessante Installationen locken. Ist das Kunst? Ist das Politik? Wird hier für etwas geworben oder gegen etwas demonstriert? Worauf soll hier aufmerksam gemacht werden? Ich weiß es nicht.




    Mein nächstes Ziel bezieht sich auf ein eher dunkles Kapitel der Zeitgeschichte Koreas. MIt dem Bus fahre ich zur Gedenkstätte Seodaemun Prison. Von 1910 bis 1945 war Korea bis zur Kapitulation Japans und der nachfolgenden Spaltung des Landes durch Japan besetzt. Noch heute ist das Verhältnis zwischen Japan und Korea angespannt. Näheres hierzu erfahre ich durch Googeln.


    In diesem Gefängnis waren japanische Unabhängigkeitsaktivisten inhaftiert, Folterungen und Exekutionen inbegriffen. Trotz der strahlenden Sonne läuft es mir eiskalt über den Rücken. Klar, man kann viel über ein Land lesen. Man kann sich mit Kultur, Religion, dem guten Essen und den bunten Herbstblättern befassen. Nur gehört auch dieses Kapitel zu Korea. Die Kombination aus dem Museum heute Morgen und der Gedenkstätte mittags zeigt mir nochmals, wovon die Mentalität der Koreaner geprägt ist.




    Es fehlt hierzu eigentlich noch der Besuch der DMZ, der demilitarisierten Zone an der Grenze zu Nord-Korea, um den Aspekt der Spaltung des Landes besser zu erfassen. Aber einen Besuch dort habe ich angesichts der kurzen Zeit 2017 nicht in Betracht gezogen, dieses Jahr ist ein Besuch wegen militärischer Übungen nicht möglich.

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Ich brauche Ausgleich zu der anstrengenden geistigen Kost und mache mich ins Zentrum auf, um mich wieder mal in einen Markt zu stürzen. Der Namdaemun Markt bietet alles, was das Herz begehrt, Kleidung, Schmuck und schönes Geschirr, Papierwaren, Taschen, Dekoartikel mit und ohne Geschmack. Der Gedanke, ein paar hübsche Schälchen zu kaufen, drängt sich auf. Ich bin aber so überladen von der riesigen Auswahl und könnte alles und nichts kaufen. Zum Vorteil meines Rückens und meines Geldbeutels angesichts des drohenden Übergepäcks auf dem Rückflug entscheide ich mich zum Glück für nichts.





    Doch halt, nachdem ich diesen Markt ausgesucht habe, da er nahe bei der Siloam Sauna ist, die ich gleich besuchen möchte, decke ich mich mit einem Peelingschwamm und einem Massagehandschuh ein, ich will ja angemessen ausgestattet sein.


    Zu Fuß erreiche ich von hier die Siloam Sauna. Zu dem Besuch dort und den vielen Möglichkeiten habe ich ja schon mit Bildern etwas geschrieben. Hier nochmals so viel: Die Entspannung in heißen Becken, verschiedenen Saunen, Wärmekabinen und der Eisgrotte tut gut, sodass ich nach dem Besuch nach einigen Stunden erholt wieder das nicht mehr vorhandene Tageslicht erblicke.



    Um die Ecke ist ein sehr ursprüngliches Restaurant ohne Schnick-Schnack, das den Anschein erweckt, dass hier die Hiesigen nach der Arbeit noch fix etwas essen gehen und Familien eine Alternative zum Selbstgekochten finden. Ich fühle mich wohl. Sorry, schon wieder ein Foto von Bibimbap, dieses Mal mit rohem Ei und dazu Makgeolli aus der Kupferschale.



    Mein letztes Ziel für den Tag erreiche ich ohne Umweg auf dem Weg zum Bus über eine weitere relativ neue Attraktion, den Skygarden Seoullo 7017. Den hatte ich eigentlich gar nicht mehr auf dem Schirm. Es ist purer Zufall, dass ich ihn nutze um zum Bahnhof zu kommen. So wie auch der Kanal freigelegt und zum Naherholungsgebiet gestaltet wurde durch den Rückbau einer großen Straße, so wurde hier eine Hochstraße umfunktioniert zu einem Platz zur Erholung und Entspannung. Der Skypark ist ähnlich wie der Highlinepark in New York, auch dieser entstand durch die Stilllegung eines Verkehrsweges über der Stadt.


    Hier kann man spazierengehen, den Ausblick auf den Bahnhof und die Stadt bewundern. Es gibt große Blumenkübel und Sitzgelegenheiten und, jetzt bei Dunkelheit, eine futuristische blaue Beleuchtung.





    Mein Ziel liegt ein wenig außerhalb und ist wieder mit dem Bus erreichbar, die Banpo-Brücke, die über den Han River führt. Das Besondere an der Brücke ist, dass sie eine Show mit beleuchteten Fontänen bietet. Aber irgendwie habe ich mich bei meinen Recherchen wohl in der Uhrzeit geirrt. Nix da Fontänen, nix da bunte Lichter. Ich hetze dorthin und bange um einen Platz, von dem aus ich das Spektakel beobachten kann, aber das einzige Bunte ist ein in wechselnden Farben beleuchtetes Gebäude. Ansonsten sitzen hier ein paar Menschen, die aufs Wasser gucken, ab und zu ein Jogger oder ein Mensch mit Hund. OK, eine sehr entspannte Seite Seouls, nicht schlecht, aber nicht das, was ich sehen wollte. Aber warum nicht ein kleines Stück daily Life erleben und zwischen den Einheimischen am Fluss einen Abendspaziergang machen?




    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Uff, ich bin schon vom Mitlesen völlig gesättigt mit neuen Eindrücken. Der Besuch der Gedenkstätte hinterlässt einen Schatten auf dem sonst so bunten Tag, aber ein derart zentrales Kapitel der koreanischen Geschichte gehört wohl einfach dazu, wenn man an der Kultur des Gastlandes Interesse zeigt.